Siezt oder duzt ihr euren Therapeuten/eure Therapeutin?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Sa., 05.09.2009, 07:12

Ich weiss auch nicht, warum das aufeinmal passiert, aber es kommt dann vor, wenn es ganz heikle Themen sind. Vielleicht will sie dadurch eine andere Ebene bei mir ansprechen, das innere Kind, mehr Verbundenheit... Keine Ahnung, werde sie nicht drauf ansprechen, weil es für mich okay ist.
Habt ihr das auch schon mal erlebt?
So ähnlich habe ich das auch schon manchmal wahrgenommen, wobei ich dann eher mit Vornamen + Sie angesprochen wurde. Teils wurde aus dem Sie dann aber auch mal ein Du. Und das nahm ich dann auch nicht als Versprecher wahr, sondern eher nach einer nicht ganz unbewusst ausgewählten Anrede... zumal das i.d.R. insbes. in solchen Zusammenhängen passierte, in denen mein kindlicher Anteil ziemlich in den Vordergrund rückte . Wenn sich mein "erwachsener Anteil" wieder zu Wort meldete, so wurde dieser meiner Wahrnehmung nach wieder auf einer anderen Ebene (und mit Sie) angesprochen. Damit kann ich natürlich daneben liegen... aber so nahm ich es wahr... bzw. deutete das nachträglich so .

Mein alter Thera hingegen sprach manchmal von der "kleinen [Vorname]"... d.h. er verzichtete da teils auf eine direkte Anrede der "Kleinen", sondern sprach eher über sie.

Und ja, das Duzen fühlte sich dann auch stimmig für mich an... wobei ich auch nicht der Typ bin, der in jedem Fall auf ein Sie pocht (kommt aber darauf an... manchmal ist mir das schon wichtig, insbes. wenn ich Bedenken habe, das bestimmte Ebene verschwimmen könnten).

Teils (insbes. in der Klinik) rutschte ich zu stark in eine Regression (oder wie auch immer man das bezeichnen mag... teils wurde es aber auch explizit (später) so benannt... bzw. indirekt, indem ich gefragt wurde, wie alt ich mich gerade fühle o.ä.). Und aus best. Gründen ging's dann wohl auch teils "direktiver" zu, so dass ich da wieder "rauskomme". Teils wurden mir auch "kindliche Anwandlungen" (direkt) zurückgemeldet. Aber nun ja, dass ich dann in mancher Hinsicht wie ausgewechselt war, entging ja nichtmal mir . Und dass es dann teils auch direkt bis direktiv zuging (und ich gerade nicht auch noch auf einer kindlicher Ebene erreicht werden sollte, sondern da rausgeholt werden sollte), darum bin ich auch froh... und es fühlte sich für mich auch stimmig an (zumindest in jedem Fall später, wenn ich das für mich wieder klarer hatte, was abgegangen ist).

Klingt vielleicht für den Außenstehenden abstrakt... aber besser kann ich's nicht darlegen... und für mich hat das auch eine gewisse Stimmigkeit (in Bezug auf mich zumindest).

Ein paar seltene Male, meinte ich auch, dass es sich schlichtweg um einen Versprecher handelte (vielleicht so wie es mir im RealLife auch manchmal passiert, dass mir ein Du rausrutscht, obwohl ich mit der Person eher per Sie bin. Kann bei mir aus Unkonzentriertheit geschehen oder wenn sich ein gewisses Vertrauensverhältnis zu der Person aufgebaut hat, ich mit der Person ich öfters in Kontakt stehe, und bei der für mich ein Du grds. auch stimmig wäre).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Elena
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weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag Sa., 05.09.2009, 11:07

Hallo Stern,
stern hat geschrieben:Und das nahm ich dann auch nicht als Versprecher wahr, sondern eher nach einer nicht ganz unbewusst ausgewählten Anrede... zumal das i.d.R. insbes. in solchen Zusammenhängen passierte, in denen mein kindlicher Anteil ziemlich in den Vordergrund rückte . Wenn sich mein "erwachsener Anteil" wieder zu Wort meldete, so wurde dieser meiner Wahrnehmung nach wieder auf einer anderen Ebene (und mit Sie) angesprochen. Damit kann ich natürlich daneben liegen... aber so nahm ich es wahr... bzw. deutete das nachträglich so .
Ich hab mal recherchiert und auch einen Artikel darüber gefunden, den ich leider weder kopieren noch verlinken kann, aber darin steht beschrieben, dass Therapeuten, die mit dem inneren Kind arbeiten, ganz bewusst das Du benutzen, wenn sie das innere Kind ansprechen wollen.
Also, haben wir uns doch nicht getäuscht
stern hat geschrieben:Und ja, das Duzen fühlte sich dann auch stimmig für mich an..
Genau, so geht es mir auch! Es passt einfach in dieser Situation.
stern hat geschrieben:Teils (insbes. in der Klinik) rutschte ich zu stark in eine Regression (oder wie auch immer man das bezeichnen mag... teils wurde es aber auch explizit (später) so benannt... bzw. indirekt, indem ich gefragt wurde, wie alt ich mich gerade fühle o.ä.). Und aus best. Gründen ging's dann wohl auch teils "direktiver" zu, so dass ich da wieder "rauskomme". Teils wurden mir auch "kindliche Anwandlungen" (direkt) zurückgemeldet. Aber nun ja, dass ich dann in mancher Hinsicht wie ausgewechselt war, entging ja nichtmal mir . Und dass es dann teils auch direkt bis direktiv zuging (und ich gerade nicht auch noch auf einer kindlicher Ebene erreicht werden sollte, sondern da rausgeholt werden sollte), darum bin ich auch froh... und es fühlte sich für mich auch stimmig an (zumindest in jedem Fall später, wenn ich das für mich wieder klarer hatte, was abgegangen ist).
Diese Gefühl der Regression kenne ich in der Therapie auch, dies wird ganz bewusst herbeigeführt, damit bestimmte Situationen wieder nachgefühlt werden können. Ich fühle mich dann manchmal auch wie vier oder fünf Jahre, meine Therapeutin redet dann auch wie zu einem kleinen Kind mit mir. Aber ich bin ganz schnell wieder aus der Regression draussen, meine Therapeutin sorgt sorgt schon dafür, dass ich ins Hier und Jetzt finde. Bin zumindest noch nie aus den Sitzungen raus, und hatte den Eindruck "hängengeblieben" zu sein.
Mir persönlich tut diese Methode ganz gut, um Zugang zu meinen verschüttenten Bedürfnissen zu bekommen, besser, als nur darüber zu reden.
In dem Moment kommt es mir auch so vor, dass ich zu meiner Therapeutin eine Abhängigkeit habe, wie ein kleines Kind, dass seine Mutter braucht. Ich kann das aber geniessen, weil ich mich von ihr beschützt fühle und spüre, dass sie es einfach gut mit mir meint. Nach den Sitzungen gehe ich immer (bis auf einmal) mit einem angenehmen Gefühl heim und kann meinen Alltag leben, ohne diese starke Abhängigkeit zu spüren, die von so vielen beschrieben wurde.

LG Elena

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Carry
Forums-Insider
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weiblich/female, 48
Beiträge: 346

Beitrag Sa., 05.09.2009, 13:03

Hallo Stern und Elena,
Ich hab mal recherchiert und auch einen Artikel darüber gefunden, den ich leider weder kopieren noch verlinken kann, aber darin steht beschrieben, dass Therapeuten, die mit dem inneren Kind arbeiten, ganz bewusst das Du benutzen, wenn sie das innere Kind ansprechen wollen.
Also, haben wir uns doch nicht getäuscht
Ich hab mich halt auch irgendwann einmal gewundert, daß sie mich geduzt hat. Aber das war genau in so einer Situation als wir mit meinem inneren Kind gearbeitet haben.
Und eigentlich macht es ja auch Sinn, denn im real life würde ich ein Kind auch nicht siezen.

Aber grundsätzlich siezen wir uns und das ist auch gut so!


Ganz,ganz liebe Grüße an euch
Carry
Es gibt Leute, deren Geist immer Ferien hat.
Peter Sirius

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 827

Beitrag Sa., 24.10.2009, 10:03

Hallo Miss_Understood,
Miss_Understood hat geschrieben:Herr Fellner - Sie Siezen hier in Ihrem Heimatboard ja auch alle SchreiberInnen - auch wenn das Internet ja überwiegend ein Duz-Raum ist - inwieweit ist das für Sie ein wichtiger Aspekt?
ich bin darauf als "Admin" gerade hier ein wenig eingegangen.

Aber auch in meiner Eigenschaft als Therapeut bin ich zunächst einmal mit meinen KlientInnen per "Sie", biete das "Du" jedoch gerne an, wenn es jemand dem "Sie" gegenüber bevorzugt, sich wohler damit fühlt.
Die Systemischen Therapeuten sind da vielleicht allgemein ein wenig eigen - ich habe es bisher v.a. in der Systemischen Therapie und der Verhaltenstherapie erlebt, daß in der Therapie zumeist gesiezt wird. Ich erkläre mir das mit dem eher pragmatischen und viel weniger beziehungsorientierten therapeutischen Ansatz: man geht sehr "normal" und respektvoll miteinander um, und der Therapeut ist keine wie immer geartete "Vaterfigur" (die man entweder ehrfürchtig Siezt oder zu der man mit einem rasch eingeführten "Du" vordergründig Beziehungsgefälle nivelliert).

Herzliche Grüße,
R.L.Fellner

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