Liebe Leute,
das Problem, keine Hilfe annehmen zu können, kennen sicherlich viele, nicht nur mit (k)PTBS. Soll daher kommen, dass wir damals ja auch meist allein gelassen wurden, keine Schwäche zeigen durften und uns evtl. sogar noch um Personen kümmern mussten, die eigentlich hätten helfen sollen. Um Hilfe bitten wurde u.U. hart bestraft (Redeverbot).
Klar ist der Anspruch nach Autonomie da eine logische Schlussfolgerung. Ich könnte ja wieder verletzt werden.
Nun gab es vier Situationen in der Therapie, bei denen ich dachte, ich will das jetzt mal lernen, aber es ging gründlich schief und ich würde gern mal Eure Meinung hören, ob ich oder der/die Thera sich unangemessen verhalten haben:
• Nr. 1: Außentermine bei Expositionsübungen
Der Wunsch dazu ging vom Thera aus, auf dessen Webseite werden begleitete Expositionen im Portfolio genannt. Gleich hinterher hat er sich bei mir auch für die interessanten Stunden bedankt.
Als es mal zum Zoff kam, weil während der Übung nicht alles glatt lief (meine Angst ging nicht runter) beschwerte er sich bei mir, wie undankbar ich wäre und dass er sich so überdurchschnittlich viele Mühe mit mir gegeben hat und die Fahrtzeiten nicht abrechnen könne (wusste ich nicht).
Wäre es in meiner Verantwortung gewesen, zu sagen: „Nee, lassen Sie mal, das ist zu anstrengend für Sie!“?
• Nr. 2: Er bot mir an, in seinem Auto mitzufahren. Ich lehnte ab, weil die therapeutische Beziehung nach der Stunde endet.
Hätte ich ja sagen sollen, damit er die Zeit abrechnen kann = Begleitung zur Exposition? Mir wäre das tatsächlich zu eng gewesen. Ich fahre ja auch nicht bei meinem Zahnarzt mit.
• Nr. 3: Er forderte mich auf, ein Fachbuch zu lesen.
Habe ich prompt gemacht, leider stand über die relevante Frage nichts drin. Er war sauer, dass bei mir nichts ankommt. Dabei hatte er das Buch (nach wie vor in seinem Besitz) auf eigene (!) Kosten gekauft. Hätte ich das gewusst, hätte ich natürlich abgelehnt. Es gibt ja auch noch die Fernleihe.
• Nr. 4: Er fragte einen Kollegen nach diesem speziellen Thema.
Der antwortete aber am Thema vorbei, worüber ich ziemlich sauer war. Klar, ich hätte mich für die Mühe bedanken sollen. Aber am Thema vorbei antworten ohne auf die Frage einzugehen und dann Dank erwarten „Was ich alles für Sie getan habe!“, ist m.E. auch eine Nichtachtung des Gegenübers.
Es handelt sich um 2 verschiedene Therapeuten, so was passiert mir also öfter. Auch in der Beziehung. Hatte vor > 10 Jahren eine on-off-Beziehung mit zig mal Geschenke zurückfordern und um so überschwänglicher wieder zurückgeben (vom anderen, ich war die, die zu lange mitspielte).
Eigentlich wollte ich mich nie wieder verletzlich machen, dachte aber, ich übe mal und prompt…
Wer tickt hier mit falschen Grenzen, ich oder der Thera? Der eine erinnerte mich so ziemlich an meinen Ex (war genau so ein Tanz auf dem Vulkan).
Hilfe nicht annehmen können als Traumafolge
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Die haben sich beide unprofessionell verhalten. Punkt.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
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Das sehe ich auch so. Wenn ich an meine Therapie zurückdenke ...
Das Problem, keine Hilfe annehmen zu können, kenne ich sehr gut.
Aber: Meine Therapeutin hätte nie so ein Drama gemacht bzw. wäre persönlich betroffen gewesen, wenn während einer Expositionsübung nicht alles glatt läuft bzw. ein Fachbuch für mich nichts Relevantes enthält (ich habe beides erlebt). Sie hätte es hinterfragt und sich vielleicht gedacht, dass ich noch nicht soweit bin (war ich auch nicht, wie sich hinterher herausgestellt hat).
Das Problem, keine Hilfe annehmen zu können, kenne ich sehr gut.
Aber: Meine Therapeutin hätte nie so ein Drama gemacht bzw. wäre persönlich betroffen gewesen, wenn während einer Expositionsübung nicht alles glatt läuft bzw. ein Fachbuch für mich nichts Relevantes enthält (ich habe beides erlebt). Sie hätte es hinterfragt und sich vielleicht gedacht, dass ich noch nicht soweit bin (war ich auch nicht, wie sich hinterher herausgestellt hat).
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
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Keine oder schwer Hilfe annehmen können ist das eine. U.a. deswegen bin ich ja in Therapie.
Aber genau damit müssten Therapeuten ja umgehen, da helfen, Strategien aufzeigen. Und natürlich arbeite ich selber dran.
Was deine Therapeuten da gemacht haben ist einfach unprofessionell und weder deine Verantwortung noch Schuld.
Therapeuten müssen klar kommunizieren was sie wollen und brauchen und dürfen nicht hinterher mit "ach übrigens..." und irgendwelchen Vorwürfen ankommen.
Aber genau damit müssten Therapeuten ja umgehen, da helfen, Strategien aufzeigen. Und natürlich arbeite ich selber dran.
Was deine Therapeuten da gemacht haben ist einfach unprofessionell und weder deine Verantwortung noch Schuld.
Therapeuten müssen klar kommunizieren was sie wollen und brauchen und dürfen nicht hinterher mit "ach übrigens..." und irgendwelchen Vorwürfen ankommen.
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Für mich haben diese Beispiele alle weniger mit "Hilfe annehmen können" (oder auch nicht) zu tun, sondern vor allem mit (schlechter) Kommunikation, aneinander vorbeireden, nicht geklärten Erwartungshaltungen.
Das alles kann dazu führen, dass solche Situationen dann aus dem Ruder laufen bzw. anders laufen als erhofft oder erwartet.
Trauma kommt da insofern mit rein, dass Traumatisierte oft einen Hang dazu haben, bei schwierigen (oder als schwierig empfundenen) Situationen den Turbo einzuschalten, was zu weiterer Aktivierung führt und Situationen weiter eskalieren lassen kann auch wenn alle Beteiligten mit den besten aller Absichten hinein gegangen sind. Und oft schon im Vorfeld solche wichtigen Fragen wie "Reden wir hier über dasselbe?" "Haben wir beide verstanden, was xyz beinhalten soll?" "Haben wir beide dieselbe Idee davon, was passieren soll?" ausgeklammert bleiben.
Sowas (Klärung dieser Fragen und auch klare Kommunikation) wäre zB eindeutig Verantwortung des Therapeuten. Das ist hier m.E. nicht passiert.
Ich habe im Laufe der Jahre (auch über viele Fails) gelernt, dass es in für mich heiklen Situationen vor allem wichtig ist, Klarheit zu haben, und dass ich notfalls so lange nachfragen muss bis die Dinge (für mich) geklärt sind. Auch beim Thema "Hilfe annehmen" - was sind meine Erwartungen, was sind die des Gegenübers? Was müssen wir klären (Zeitrahmen, Verfügbarkeit, Dauer, Ort etc.), welche Befürchtungen sind bei mir da, die nicht explilzit sind (könnte der andere mich damit zB "erpressen"?) - wäre es evtl. wichtig auch darüber zu sprechen (in einer Therapie würde ich sagen: durchaus, im Arbeitskontext eher nicht...)
Das ist dann auch meine Verantwortung mir selbst gegenüber. Damit kann auch nicht jeder umgehen, aber vor allem verschafft diese Klärungsschleife mir auch Zeit, es verlangsamt automatisch und das kann in solchen Situationen dann schon auch mal ein wichtiger Faktor sein.
Das alles kann dazu führen, dass solche Situationen dann aus dem Ruder laufen bzw. anders laufen als erhofft oder erwartet.
Trauma kommt da insofern mit rein, dass Traumatisierte oft einen Hang dazu haben, bei schwierigen (oder als schwierig empfundenen) Situationen den Turbo einzuschalten, was zu weiterer Aktivierung führt und Situationen weiter eskalieren lassen kann auch wenn alle Beteiligten mit den besten aller Absichten hinein gegangen sind. Und oft schon im Vorfeld solche wichtigen Fragen wie "Reden wir hier über dasselbe?" "Haben wir beide verstanden, was xyz beinhalten soll?" "Haben wir beide dieselbe Idee davon, was passieren soll?" ausgeklammert bleiben.
Sowas (Klärung dieser Fragen und auch klare Kommunikation) wäre zB eindeutig Verantwortung des Therapeuten. Das ist hier m.E. nicht passiert.
Ich habe im Laufe der Jahre (auch über viele Fails) gelernt, dass es in für mich heiklen Situationen vor allem wichtig ist, Klarheit zu haben, und dass ich notfalls so lange nachfragen muss bis die Dinge (für mich) geklärt sind. Auch beim Thema "Hilfe annehmen" - was sind meine Erwartungen, was sind die des Gegenübers? Was müssen wir klären (Zeitrahmen, Verfügbarkeit, Dauer, Ort etc.), welche Befürchtungen sind bei mir da, die nicht explilzit sind (könnte der andere mich damit zB "erpressen"?) - wäre es evtl. wichtig auch darüber zu sprechen (in einer Therapie würde ich sagen: durchaus, im Arbeitskontext eher nicht...)
Das ist dann auch meine Verantwortung mir selbst gegenüber. Damit kann auch nicht jeder umgehen, aber vor allem verschafft diese Klärungsschleife mir auch Zeit, es verlangsamt automatisch und das kann in solchen Situationen dann schon auch mal ein wichtiger Faktor sein.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Hallo Charlie Foxtrott,
ich habe selber sehr große Schwierigkeiten Hilfe anzunehmen.
Bei mir geht dies leider nur sehr schwer bis gar nicht.
Und ich habe meinen Therapeuten dabei bestimmt schon des öfteren ziemlich vor den Kopf gestoßen. Er bleibt dabei jedoch immer unglaublich geduldig und drängt mich zu nichts, was ich nicht kann oder möchte. Auch unterbricht er diesen Prozess, wenn er merkt, daß ich zu sehr mit mir selber Kämpfe. Wenn überhaupt, dann “stupst“ er mich hin und wieder mal vorsichtig in die richtige Richtung, aber mehr auch nicht.
Was Deine Therapeuten da gemacht haben, oder erwartet haben ist auch in meinen Augen unprofessionell und vor allem empathielos.
Aber es stimmt schon was Lisbeth sagt. Deine Beispiele haben nichts direkt mit Hilfe annehmen zu tun, sondern für mein Empfinden eher etwas von Dankbar sein.
Mein Therapeut hat zu mir mal einen sehr bedeutsamen Satz gesagt, den ich nie vergessen werde und der mir sehr viel gegeben hat...
“Der Patient (Klient) ist nicht dazu da, um die Erwartungen des Therapeuten zu erfüllen.“
L.G. Tobe
ich habe selber sehr große Schwierigkeiten Hilfe anzunehmen.
Bei mir geht dies leider nur sehr schwer bis gar nicht.
Und ich habe meinen Therapeuten dabei bestimmt schon des öfteren ziemlich vor den Kopf gestoßen. Er bleibt dabei jedoch immer unglaublich geduldig und drängt mich zu nichts, was ich nicht kann oder möchte. Auch unterbricht er diesen Prozess, wenn er merkt, daß ich zu sehr mit mir selber Kämpfe. Wenn überhaupt, dann “stupst“ er mich hin und wieder mal vorsichtig in die richtige Richtung, aber mehr auch nicht.
Was Deine Therapeuten da gemacht haben, oder erwartet haben ist auch in meinen Augen unprofessionell und vor allem empathielos.
Aber es stimmt schon was Lisbeth sagt. Deine Beispiele haben nichts direkt mit Hilfe annehmen zu tun, sondern für mein Empfinden eher etwas von Dankbar sein.
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Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
Einsamkeit mit Schicksal verbindest,
Traurigkeit dein Leben hüllt,
weisst du, wie sich meiner einer fühlt.
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Hallo Ihr,
ja danke für das Feedback. Ihr habt Recht, es ist wohl eher ein Problem von Dankbarkeit und Aneinander Vorbeireden. Wobei das Nachfragen bei einem cholerischen Therapeuten, der den Eindruck macht, er habe ADHS, recht schwierig ist.
Und im folgenden habe ich das dann wohl generalisert und hatte vor den anderen auch Angst.
Wobei mir andere oft rückmelden, dass ich hilfsbedürftig wirke. Wenn ich dann die Opferrolle ablehne, werden sie aggressiv.
ja danke für das Feedback. Ihr habt Recht, es ist wohl eher ein Problem von Dankbarkeit und Aneinander Vorbeireden. Wobei das Nachfragen bei einem cholerischen Therapeuten, der den Eindruck macht, er habe ADHS, recht schwierig ist.
Und im folgenden habe ich das dann wohl generalisert und hatte vor den anderen auch Angst.
Wobei mir andere oft rückmelden, dass ich hilfsbedürftig wirke. Wenn ich dann die Opferrolle ablehne, werden sie aggressiv.
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Das kann ich sehr gut verstehen. Andererseits ist es wichtig, die negativen Erfahrungen hinter sich zu lassen, um sich nicht selbst im Weg zu stehen (aber das ist allgemein bekannt).Charlie Foxtrott hat geschrieben: ↑Do., 14.03.2024, 17:41 Hallo Ihr,
ja danke für das Feedback. Ihr habt Recht, es ist wohl eher ein Problem von Dankbarkeit und Aneinander Vorbeireden. Wobei das Nachfragen bei einem cholerischen Therapeuten, der den Eindruck macht, er habe ADHS, recht schwierig ist.
Und im folgenden habe ich das dann wohl generalisert und hatte vor den anderen auch Angst.
Ja ... Ich will mich nicht wiederholen, aber ich bin der Meinung, dass viele einfach nicht für Helferberufe taugen, weil sie das in erster Linie machen, um sich selbst wichtig zu fühlen, und es ihnen nicht ums Gegenüber geht. Auf der anderen Seite muss man sich auch helfen lassen wollen, damit die Hilfe wirkt.Wobei mir andere oft rückmelden, dass ich hilfsbedürftig wirke. Wenn ich dann die Opferrolle ablehne, werden sie aggressiv.
Ich mache viel, um im Alltag nicht hilfsbedürftig zu wirken.
Meine Erfahrung ist, dass kompetente Psychotherapeuten immer die Autonomie respektieren werden, und sei es, um nicht noch mehr Schaden anzurichten.
"Charakter zeigt sich in der Krise."
(Helmut Schmidt)
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Klingt plausibel. Ich arbeite ja auch mit Menschen (Kunden). Und wenn ich für ein Thema brenne, dann passiert es auch, dass ich mich überfordere. Und nein, ich darf keine Dankbarkeit bei Kunden einfordern und es kann auch mal schiefgehen und nicht zum gewünschten Ergebnis führen. Dann muss ich ganz allein bei mir gucken und darf meine Groll nicht bei anderen abladen.
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Ja. Ich denke, man kann anderen nur kompetent helfen, wenn man davor Selbstfürsorge gelernt hat.
Wobei ich nach Erfahrung mittlerweile denke, dass es einen Unterschied zwischen Therorie und Praxis gibt.
Ich habe auch mit Menschen gearbeitet. Das ist inzwischen anders, weil ich theoretisch viel von meinem Fach verstehe, es mir in der Praxis aber zu viel wird und ich Dankbarkeit für meine Mühe erwarte (in meinem Umfeld können das alle, auch nicht-psychisch Erkrankte, nachvollziehen). Du kriegst das hin.
Wobei ich nach Erfahrung mittlerweile denke, dass es einen Unterschied zwischen Therorie und Praxis gibt.
Ich habe auch mit Menschen gearbeitet. Das ist inzwischen anders, weil ich theoretisch viel von meinem Fach verstehe, es mir in der Praxis aber zu viel wird und ich Dankbarkeit für meine Mühe erwarte (in meinem Umfeld können das alle, auch nicht-psychisch Erkrankte, nachvollziehen). Du kriegst das hin.
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