@sigrdrifa: Ja, wenn das Stresslevel so hoch ist, dann ist es völlig richtig, die Gesundheit absolut in den Vordergrund zu stellen.
Gab es denn für deine Krise zu Weihnachten einen bestimmten Auslöser? Bei mir fängt es immer mit Grübelei über einen ungelösten (/unlösbaren) Konflikt an, oder mit Bilanzziehen über mich, die Welt und meinen Platz darin - teils aus reiner Langeweile. Oder ich verknalle mich "hoffnungslos"
ukp01Tacitus hat geschrieben:Wenn es bestimmte Themen gibt die dich einfach zu sehr belasten, wirst du selbst merken, dass es besser ist diesen vorerst aus dem Wege zu gehen.
Das ist ein guter Rat, dem schwer zu folgen ist. Denn zuerst muss man wissen (wollen), worin der Konflikt besteht, und meistens mache ich mir lieber mit einer "Alles oder nichts"-Situation das Leben zur Hölle, gefolgt von absolutem Den-Kopf-in-den-Sand-stecken.
Ich schätze, wir in diesem Thread haben ein negatives Selbstbild, weil wir uns als Versager fühlen. Dabei bauen wir uns die Grube selbst, und schubsen uns selbst rein. Wenn man das begreift, ist es peinlich und kömisch zugleich. Nicht hinsehen wollen, persönliche Probleme mit epischen Menschheitskonflikten mischen, nicht erwachsen/desillusioniert werden und sich angreifbar machen wollen - das sind bis zu einem bestimmten Grad ganz normale Verteidigungs-Reaktionen. Nur wenn man sein Leben davon beherrschen lässt, schießt man sich selbst ins Bein.
Vielleicht hattet ihr als Kinder auch ein dominantes Elternteil oder eine sonstige Autoritätsfigur, von der ihr euch in eurem innersten Wesen bedoht gefühlt habt? Jemand, der einen so richtig in die Enge treibt, so dass man das Gefühl hat, sich nicht wehren zu können? So eine Erfahrung kann einem tiefsitzende Ängste einpflanzen, die ein Grundgefühl der Hilflosigkeit bewirken.
Angst hat im Grunde jeder, aber auf Hilflosigkeit programmierte Menschen blasen jede Kleinigkeit auf. Und es fällt einem unheimlich schwer, diese Grundeinstellung zu ändern - sie durchdringt die Denkstrukturen. Sich hilflos zu fühlen ist auch eine (total kindische) Methode, Aufmerksamkeit und Liebe zu fordern. Unglücklicherweise erfährt man in der Therapie - abhängig von der Person des Therapeuten, es gibt auch andere - auch noch Bestätigung für dieses Verhalten: Als Belohnung dafür, seine Probleme nicht selbst zu lösen, kann man sich bis in alle Winkel analysieren und "verstehen" lassen. Bei mir jedenfalls sind die vordergründigen Probleme eigentlich Ausreden, wenn mir das Leben mit der Grundangst unerträglich scheint.
Lebenswichtig ist, zu erkennen, dass man nicht hilflos ist und woher diese Ängste kommen - die realen, angstmachenden Herausforderungen im Jetzt und das diffuse Hintergrundrauschen - und das eine vom anderen zu trennen.
Ich hab auch so Momente in denen ich einfach nur glücklich bin... Doch dann gehts halt meist andersrum, wo einfach alles nur negativ ist, und wo es mir sehr schlecht geht.Weder ich noch der Therapeut sind jemals drauf gekommen woran das liegt.
Ganz einfach - bei mir sind das Momente, in denen ich vergesse, mich hilflos, gestresst und überfordert zu fühlen. Solche Selbstvertrauens- und Gute-Laune-Schübe erleben wir alle hin & wieder.
Gegen das Hilflosigkeits-Trauma hilft nur die Erfahrung des Gegenteils: Erfahrung der eigenen Stärke, Erfolg und Glücklichsein. Leider gibt's kein Patentrezept außer einem: 1) Aktives Problemlösen, ohne sich dabei verrückt zu machen, b) sich die kostbaren Erfolgs-/Glücksmomente in allen Einzelheiten zum späteren Erinnern einprägen, auch wenn einem der Sieg leichtgefallen ist. Das fällt mir oft ziemlich schwer - schließlich kann es genausogut reines Glück gewesen sein! Interessant, wie erfolgsgewohnte Menschen es genau umgekehrt halten, oder?
Beim Umgang mit Therapeuten sollte man IMHO eins nicht vergessen: Wenn sie nicht selbst heimliche Leiden haben oder in ein Loch gefallen sind (für viele ein Grund, überhaupt Psychologie zu studieren!), dann haben sie unter Garantie weniger Ahnung davon, was in euch vorgeht, als ihr selbst. Die Erwartungen, die an die armen Leutchen gestellt werden, sind schlicht unrealistisch. Sie können uns allerhöchstens bei der Arbeit helfen, die
wir erledigen müssen.
Das Problem ist auch, daß ich mich dann wenns mir schlecht geht auch schuldig fühle, quasi ich muss was *falsch* gemacht haben, daß es mir wieder schlecht geht
Da jubeln die inneren Dämonen! Ja, so geht's uns wohl allen, wenn wir wieder mal gescheitert sind.
S*c*h*e*i*ß auf die Gesellschaft und fühl dich nicht schuldig - die Gesellschaft ist schlicht und ergreifend dumm! Das verkürzt die Zeit, in der du dich richtig mies fühlst, erheblich.