Psychologe berichtet von Dingen, die nicht stattgefunden haben

[münchnerkindl]

Gegen etwas in der Praxis treten oder so gucken als würde man das gerne tun macht ja einen gravierenden Unterschied. Auch in den Aufzeichnungen.

Wie kann man denn aus dem Gesichtsausdruck schliessen dass jemand gerne gegen irgenwas treten wollen würde? Angesäuert gucken, a bisserl agitiert sein bedeutet ja überhaupt nicht automatisch, dass man das mit physischer Gewalt ausagieren will. Er hätte ja zB auch gerne was richtig böses sagen wollen können und sich das verkniffen haben. Machmal findet man auch gernerves Schweigen als völlig angemessen.

Was ist das? Glaskugel? Hellsehen? Ratespiel?

Ich habe den Eindruck der Therapeut versucht nur sich da jetzt rauszureden weil sein Aufzeichnungsfehler oÄ jetzt rausgekommen ist und er auf Biegen und Brechen was konstruieren will dass er nicht zugeben muss zB einfach ein Blatt mit Aufzeichnungen falsch einsortiert zu haben.

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[Sonnenblumenblau]

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure zahlreichen Rückmeldungen.

Ich denke, in einer ruhigen Minute rede ich mit meinem Partner nochmal darüber und vielleicht ist auszuklamüsern, was ich womöglich falsch verstanden, er womöglich falsch wiedergegeben oder wo der Psychologe sich womöglich tatsächlich in Widersprüche verwickelt hat. Das wird dann vor allem mein Partner für sich herausfinden müssen.

Im Moment nehme ich ihn tatsächlich so wahr, dass er ganz unsicher ist, ob er in Stresssituationen "richtig" reagiert und woran er da noch arbeiten muss. Wir hatten im Pfingsturlaub eine Situation, wo ich meinen Kindern erlaubt habe, auf einen Felsvorsprung zu klettern - was er als zu gefährlich befand. Er stand allerdings in einem Winkel, in dem er gewisse Dinge nicht sehen konnte, die ich gesehen habe (die Zugänglichkeit des Vorsprungs und dass sich 2 Meter darunter ein Teich befand und nicht etwa weiterer Felsenboden o. ä.). Er hat dann ob meines "Leichtsinns" ruppig reagiert, wütende Worte sind gefallen und er ist weggegangen, bevor ich ihm meine Entscheidung näher erklären konnte, weil er emotional überfordert war.

Ich wusste, dass ich bei ihm die Erinnerung an ein schlimmes Erlebnis angetriggert hatte und bin ihm dann hinterher. Wir haben in Ruhe gesprochen, anschließend die Situation gemeinsam betrachtet und die Kinder sind geklettert.

Im Nachhinein hat er länger gegrübelt und sich Vorwürfe gemacht, er hätte mir gegenüber zu harsch reagiert usw.

Ich fand seine Reaktion aber überhaupt nicht schlimm und wir konnten es ja schließlich auch alles konstruktiv klären. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er auf seinen Emotionen zu lange und wertend rumdenkt.

Ob das jetzt genau die Sache ist, die therapiewürdig ist oder ob die Therapie das gerade noch verstärkt, kann ich nicht beurteilen. Das bleibt abzuwarten.
Auf jeden Fall steht dieses Ereignis im Widerspruch zur These, mein Partner würde seine Emotionen zu sehr unterdrücken. Mal schauen.

LG Sonnenblumenblau

[lisbeth]

Hallo Sonnenblumenblau,

Hm. Das ist ja ein munteres Stille-Post-Spiel hier und damit kann man nur mutmaßen was wohl dahintersteckt. Vielleicht hakt es in der Kommunikation gar nicht zwischen dem Therapeuten und deinem Partner, sondern zwischen deinem Partner und dir selbst?

2.) Mein Partner erzählte mir bisher von jeder Therapiesitzung, legt mir jedes Mal seine Erkenntnisgewinne dar und die Äußerung "Das bringt mir hier alles gar nichts" passt dazu überhaupt nicht, allein von der Logik her passt es nicht.

Wie andere schon weiter oben schrieben, finde ich das eher seltsam. Zum einen gehts da um sehr sehr sehr persönliche Dinge, die man vielleicht auch nicht (unmittelbar) mit Partner/Partnerin besprechen möchte, jedenfalls nicht ständig und in aller Ausführlichkeit. Zum anderen gibt es - auch in einer gut laufenden Therapie - sehr viele Stunden, die erstmal keinen unmittelbaren Erkenntnisgewinn bringen, sondern wo auch erstmal scheinbar 'nur' Stillstand herrscht.

Vielleicht irre ich mich, aber so wie du hier dich, deinen Partner und eure Beziehung beschreibst, wirkt es auf mich so als ob du der dominierende Part bist, der die Richtung vorgibt. Du scheinst auch immer ziemlich genau zu wissen, was dein Partner will, was gerade in ihm vorgeht, was seine Beweggründe sind. Kannst du wirklich in seinen Kopf reinschauen? Was passiert denn, wenn dein Partner mal anderer Meinung ist als du? Passiert das überhaupt? Und wenn ja, wie tragt ihr die Konflikte dann aus?

Kann es sein, dass dein Partner sich unter Druck gesetzt fühlt, dir irgendwas Berichtenswertes aus der Therapie aufzutischen, dass er dir einfach *irgendwas* erzählt? Nach dem Motto "du hast dein Recht - ich hab meine Ruh"...
Und ja, es kommt auch gar nicht so selten vor, dass Menschen (auch Erwachsene) zB aus Scham oder zur Konfliktvermeidung Dinge erzählen, die so nicht den Tatsachen entsprechen. Und wenn die Geschichte erstmal in der Welt ist, und ein Eigenleben entwickelt, wird es immer schwieriger, sich da wieder herauszuziehen...

Das ist jetzt alles wilde Spekulation, aber da alles andere hier genauso wild spekuliert ist, finde ich, hat es diese Seite auch verdient etwas genauer beleuchtet zu werden.

VG

[Sonnenblumenblau]

Hallo lisbeth,

ja, du hast Recht, das Ganze geht sehr ins Spekulative. Vielleicht hätte ich die letzten Fragen deshalb auch gar nicht mehr beantworten sollen, da die ursprüngliche ja jetzt soweit ausdiskutiert wurde, wie das eben ging.

Deinen Spekulationen über unsere Beziehung würde ich jetzt nicht zustimmen. Ich schaue nicht in seinen Kopf, sondern er hat es mir größtenteils kommuniziert. Ich möchte daraus jetzt aber aus den gleichen Gründen nicht wieder neue Diskussionen entfachen.

Dass die Eingangsfrage so weit beleuchtet wurde, wie das eben möglich war, war für mich sehr hilfreich und deshalb danke ich allen, die sich hier die Mühe gemacht haben!

LG Sonneblumenblau

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