Therapie-Ende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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situation
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Therapie-Ende

Beitrag Do., 02.10.2008, 16:52

Hallo, liebe Forumsleser,

ich brauche mal wieder einen Rat von Euch. Ich bin grad in so einem Loch, dass ich durch meine eigenen Gedanken und Anstrengungen nicht vorwärts komme.
Kurz zur Situation: Ich habe bis vor 3 Monaten eine Therapie gemacht. Meine Therapeutin kündigte mir 2 Monate vorher an, dass sie eine Pause machen würde und nicht wüsste, wie es danach weitergehen würde. Ich habe versucht, mich innerlich auf „endgültigen Abschied“ einzustellen, dennoch blieb mein Herz bei dem Wort „Pause“. Nun sind die 3 Monate „Pause“ vorbei und ich kriege mit, dass sie nun aus privaten Gründen wegzieht (Liebe Therapeutin, falls Sie sich hier wiedererkennen, herzliche Grüße!).
Ich komme grad einfach nicht drüber hinweg.
Zum einen freue ich mich für sie, dass sie woanders einen neuen Lebensabschnitt anfangen kann. Aber leider überwiegen die kindlichen Anteile in mir:
Ich fühle mich von ihr im Stich gelassen (obwohl sie schon klar gesagt hat, dass die Therapie bei ihr zum Ende kommt, und dass sie denkt, dass es mir gut tun würde, ohne Therapie bei ihr mein Leben weiterzuleben). Wieso lässt sie mich alleine? Klar, ich kann es auch alleine schaffen, habe durch die 3,5 Jahre bei ihr so viel gelernt, aber ich finde es trotzdem zu früh. Vielleicht wurde diese intensive Verbindung zwischen uns nicht richtig aufgelöst? Oder ich lasse sie nicht los? Ich will sie nicht loslassen? Ich bin grad so traurig, dass ich sie nie wieder sehen werde. Nie wieder. Wie kann ein so wichtiger Mensch in meinem Leben einfach verschwinden? Ich fühle mich ausgeliefert. Eigentlich hatte ich schon drei Monate Zeit mich mit dem Gedanken zu befassen, zwischendurch ging es auch richtig gut, aber als ich jetzt die leere Praxis gesehen habe, ist alles auf mich eingestürmt.
Ich bin auch leider ein Mensch, der sich schnell abhängig macht von anderen. Gut, das wär jetzt mal wieder eine Situation zu lernen, das Leben wieder einmal selbst in die Hand zu nehmen. Aber es tut so weh. Ich bin so überwältigt von meinen Gefühlen, ich kann an nichts anderes mehr denken.

Danke schon mal für jede Antwort.

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Offy
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Beitrag Fr., 03.10.2008, 06:57

Hallo,

ich vermute, dass die "Beziehung" zwischen dir und deiner (Ex-)Therapeutin tatsächlich nicht richtig gelöst wurde. Das liegt in eurer beider Verantwortung, hätte aber von ihrer Seite aus empathisch und rechtzeitig angegangen werden müssen. Deine Thera hätte besser nicht von einer Pause sprechen sollen, wenn gleichzeitig das endgültige Ende thematisiert wird. Damit hängst du dich zu sehr an dieses Wort und kannst nicht abschließen.

Jetzt stehst du da mit deiner Sehnsucht und deinen Ängsten. Es wird nicht leicht, loszulassen. Was kannst du jetzt also tun? Ich denke, es wäre gut, wenn du z.B. den Ort ihrer ehemaligen Praxis meidest, um nicht immer daran erinnert zu werden. Vieles wird auch die Zeit mit sich bringen und du wirst merken, dass du es allein sehr gut schaffst. Mir persönlich hilft oft auch eine gewisse "Bockigkeit". Immer nach dem Motto "Dir werd ich zeigen, dass ich ohne dich klar komme."


Viele Grüße, Offy
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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karlei007
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Beitrag Fr., 03.10.2008, 22:33

Liebe situation,

ich kann dir leider nicht sagen, was dir jetzt helfen könnte, mit diesem Erlebnis umzugehen. Ich war kürzlich in der gleichen Lage wie du jetzt - bin es noch - und ich schaffe es selbst nicht, damit fertig zu werden. Was du geschrieben hast, könnte fast 1:1 von mir stammen.

War das Ende deiner Therapie denn auch unabhängig von den privaten Plänen deiner Therapeutin schon einmal Thema bzw. in nächster Zukunft geplant? Nicht zu vergessen wäre auch, dass der Abschied vom Therapeuten immer auch ein Teil (nämlich der letzte Teil) einer Therapie ist.

Du hast ja für dich selbst schon erkannt, dass dieses Therapieende auch ganz kindliche Gefühle in dir hervorruft. Die dürfen jetzt auch sein, denke ich. Daneben könnte es evt. hilfreich sein, trotz allem (und ich weiß wirklich, wie schwer das sein kann) auch noch einmal zu schauen, was jetzt noch da ist. Also, was es, obwohl die Therapie und die Therapeutin einen so großen Raum in deinem Leben haben/hatten, sonst noch in deinem Leben gibt, was die große Lücke jetzt ein bisschen verkleinern könnte (z. B. ein Hobby oder Freunde etc.). - komplizierter Satz, sorry.

Wenn das gar nicht geht, könntest du versuchen, die Sache noch einmal mit Hilfe eines anderen Therapeuten etwas zu verarbeiten. Damit habe ich selbst jetzt aber gar keine Erfahrung (weil ich es für mich selbst ausgeschlossen habe). Das ist eben immer eine Frage der Kosten, denn die Krankenkasse übernimmt ja erst nach 2 Jahren eine weitere Therapie. Hat deine ehemalige Therapeutin dir denn gesagt, wie es weitergehen soll, also ob sie dir eine Weiterbehandlung empfiehlt?

LG karlei

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 03.10.2008, 23:02

Ich glaube was hilft wenn so etwas wichtiges zu Ende gegangen ist, bewusst einen neuen Lebensabschnitt anzufangen. Also NEUE Dinge in das Leben zu lassen.

Weil so herrscht dieses Lochgefühl, ich bin jetzt ärmer als vorher.

Aber wenn man bewusst neue Dinge anfängt ist die Leere ein Freiraum für neue Entwicklungen, neue Erfahrungen, neue Chancen also einen Schritt nach vorne auch in ein reicheres Leben.

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Elias Elias
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Beitrag Sa., 04.10.2008, 16:49

Hallo!

Ich setze mich gerade mit deinem thema auseinander, situation. was meinst du mit kindlichen gefühlen? ich finde das sind keine kindlichen gefühle, nur menschliche. stell dir vor, es wäre dir egal, das wäre merkwürdig oder? und würde meiner meinung nach die therapie in frage stellen. schließlich musstest du nähe zulassen und das geht nunmal nicht ohne irgendeine beziehung herzustellen...

Ich weiß auch noch kein rezept... vielleicht kann man irgendeinen ersatz finden? ich denke jetzt nicht unbedingt an eine neue therapie sondern an etwas, das einem stattdessen wärme und energie gibt. erst dachte ich, dass ich vielleicht die beziehungen zu freunden als ersatz nehmen könnte aber ich glaube das geht nicht. es ist irgendwie etwas anderes.
ich finde den vorschlag "hobbys ausleben" auch nicht schlecht. in meinem fall glaube ich aber auch nicht dass das die lücke füllt . vielleicht hilft es einfach traurig zu sein?

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karlei007
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Beitrag Sa., 04.10.2008, 20:38

@ Elias (& situation natürlich): ich meinte mit meinem Vorschlag (falls dein Posting darauf bezogen war) auch nicht, dass Hobbys oder Freunde die Lücke schließen sollen. Das wäre zuviel erwartet, und ich vermute, wie du auch schon meintest, dass dann auch in der Therapie etwas nicht gestimmt hätte, wenn es jetzt so einfach wäre, damit abzuschließen. Es ging mehr darum, die entstandene Lücke und den damit verbundenen Schmerz ein bisschen zu verkleinern. (Das kann in solchen Situationen aber durchaus schwierig sein.)

Man könnte, ganz oberflächlich gesprochen, auch von "Ablenkung" sprechen. Das ist keinesfalls(!) so gemeint, dass die Trauer keinen Platz mehr finden soll, es geht vielmehr darum, es nicht zuzulassen, dass die Trauer einen "auffrisst" und keinen Platz mehr für andere Dinge im Leben lässt. Wobei es auch Menschen gibt, die sich in die Arbeit stürzen, wenn sie Kummer haben, und die dann der Trauer keinen Raum geben (können). - Lange Rede, kurzer Sinn - ich finde, dass beides gleichermaßen sein darf: Trauer, Wut und Enttäuschung über das Ende der Therapie, aber auch die Freude über andere Dinge, die das Leben sonst noch so bieten kann.

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Elias Elias
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Beitrag So., 05.10.2008, 08:55

Hallo Karlei, du hast das schön beschrieben. Ja, man sollte es zulassen traurig zu sein und trotzdem nicht vergessen sich abzulenken oder ablenken zu lassen und neues zu entdecken. schwierig ist (für mich), das richtige maß zu finden und vor allem die kurve zu kriegen wenn man sich zu sehr verliert... ich denke man muss sich auch einfach zeit geben, damit die lücke langsam "zuwachsen" kann.

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situation
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Beitrag Fr., 17.04.2009, 16:11

Hallo nochmal,

6 Monate später und fast an der gleichen Stelle ... ich versteh mich nicht.
Jetzt ist fast ein Jahr vergangen, in der ich keine Therapie hatte, aber meine Therapeutin nimmt immer noch einen immensen emotionalen und mentalen Raum in mir ein.
Natürlich ging es zwischendurch besser, aber momentan bin ich wieder in einer Phase, wo ich sie so sehr vermisse. Aber ich vermisse ja eigentlich nicht sie, weil ich sie als Person ja eigentlich gar nicht kenne, sondern nur sie als Therapeutin.
Wie viele hier schreiben würde ich sie aber gerne *richtig* kennen. Das geht aber nicht.
Vom Kopf her weiß ich, dass mich die Beschäftigung mit ihr nicht weiterbringt. Aber irgendwas zieht mich immer zu ihr, zu unseren Gesprächen, zu ihrem Lächeln, ... zurück.

Ich komm nicht an mich ran, ich kenn die tieferliegenden Sehnsüchte nicht. Wie gesagt, ich versteh mich nicht. Wenn ich die Sehnsüchte kennen würde, was würde ich dann machen? Lernen, sie woanders zu stillen? Geht das überhaupt?

Meine ganz praktische Frage, weswegen ich in meinem Thread nochmal poste:

Soll ich nochmal Kontakt mit ihr aufnehmen und ihr davon erzählen? Vielleicht um eine Telefon-Beratung bitten? (Sie ist weggezogen, deswegen könnte ich keinen erneuten Termin bei ihr ausmachen)

Wie seht Ihr das?
Es könnte mich zumindest in die Realität zurückholen...

Ich würde mich sehr über Antworten von Euch freuen.

LG situation

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situation
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Beitrag Fr., 17.04.2009, 16:45

ach so, ich hab noch was vergessen:

wir hatten, nachdem die "Pause" nun doch endgültig geworden war (siehe erster Beitrag), noch ein persönliches Abschlussgespräch, was wirklich sehr gut war, wo ich viele Fragen loswerden konnte und mit einem, von ihr unabhängigen Gefühl gehen konnte.

Das hielt vielleicht 2 Monate an, und seitdem "begleitet" sie mich wieder täglich und das zieht soviel Energie.

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Laura13
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Beitrag Fr., 17.04.2009, 16:48

Hallo Situation,

dann ruf sie doch einfach an. Was spricht denn dagegen?
So, wie sich das anhört, hattet ihr wohl immer ein gutes Verhältnis, warum also nicht?
Vielleicht kann sie dir weiterhelfen oder, es berhigt dich einfach mit ihr zu reden.
Das wird ihr sicher nicht das erste Mal passieren, dass es einer Klientin so ergeht.

LG Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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karlei007
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 16:42

Entweder das, oder du suchst dir im Anschluss noch eine Möglichkeit der Beratung (muss ja nicht Therapie sein), um den Abschied ein bisschen aufzuarbeiten bzw. herauszufinden, wonach du dich wirklich sehnst.

Denn die Lücke, die die Therapeutin hinterlassen hast, könnte auch eine solche Lücke sein, die in Wirklichkeit etwas ganz anderes braucht, das sie füllt.

Was gibt dir die Therapeutin, das du im Leben nicht finden kannst? Ein Gefühl, dass du sicher bist? Eine Sicherheit, dass dein Vertrauen dort gut aufgehoben ist? Zuwendung, die dir sonst fehlt?

Das alles sind Dinge, die man bei Therapeuten finden kann. Man zahlt aber eben immer den Preis dafür, dass die Beziehung sowohl zeitlich als auch von den Möglichkeiten der Gestaltung her begrenzt ist.

Nicht aufgeben, ja? Ich kann deine Lage sehr gut nachvollziehen.

Liebe Grüße

karlei

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Thread-EröffnerIn
situation
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Beitrag So., 19.04.2009, 22:04

Vielen lieben Dank für Eure Antworten!!
Laura13 hat geschrieben:Vielleicht kann sie dir weiterhelfen oder, es beruhigt dich einfach mit ihr zu reden.
Das wird ihr sicher nicht das erste Mal passieren, dass es einer Klientin so ergeht.
...na, das denkt ich halt immer, dass ich die einzige bin, die sich so abnormal verhält, dass ich sie nicht loslassen kann.

...wenn ich sie kontaktieren sollte, dann wird sie wahrscheinlich nicht auf meine emotionale Ebene "herunter"kommen, was ich mich aber so sehr wünschen würde, sondern mich wieder professionell therapeutisch-distanziert behandeln. Davor hab ich solche Angst. Eigentlich wünsch ich mir die paar Male wieder herbei, wo sich in der Therapie eine innige (natürlich "geistige"!) Berührung ergeben hat. Sozusagen ein Austausch von Herz zu Herz. Ich hasse dieses distanzierte Art, die sie an den Tag legt oder wegen meiner immensen Abhängigkeitsgefahr an den Tag legen muss. Gerade das ist es, was ich am wenigsten brauche und mich am meisten verletzt. Zumindest fühlt es sich so an.
karlei007 hat geschrieben:Das alles sind Dinge, die man bei Therapeuten finden kann.
Ja, darüber werde ich mir noch ein paar Gedanken machen, was ich so bei ihr gefunden habe. Vielleicht ist es wirklich der Punkt, den ich oben beschrieben habe.
Laura13 hat geschrieben:dann ruf sie doch einfach an. Was spricht denn dagegen?
Dumme Frage, aber "darf" ich das denn? Ich hab halt die Angst, dass sie mich kalt abserviert, weil unsere therapeutische Beziehung zuende ist.

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht, wenn Ihr nach langer Zeit wieder Kontakt aufgenommen habt?

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 20.04.2009, 16:55

Hallo situation,

ich kenne das Gefühl des Ausgeliefertseins nach Trennungen sehr gut, habe es mehrfach in meinem Leben durchgemacht. Ich stehe noch am Beginn meiner Therapie, habe aber jetzt schon Vorahnungen und werde phasenweise ganz traurig, wenn ich an das Ende denke, das sich nicht vermeiden lassen wird.

Bislang habe ich unterschiedliche Wege gefunden, mit diesen an der emotionalen Substanz zehrenden Gefühlen umzugehen.

Aussitzen, Schreiben und ganz wichtig: REISEN.

Zitat aus "Shakespeare in Love" (kann ich dir in deiner Lage nur wärmstens empfehlen!!!):

Lord Wessex: How is this to end?
Queen Elizabeth: As stories must when love's denied: with tears and a journey.


Auch wenn der Aufbruch zunächst unmöglich erscheint (schließlich entfernt man sich ja von den lieb gewonnenen Erinnerungen), letztendlich bringt der Tapetenwechsel und die Distanz die nötige emotionale Stärke, Altes aufzugeben und Neues zuzulassen.

Zu deinen neuen Fragen:
dann wird sie wahrscheinlich nicht auf meine emotionale Ebene "herunter"kommen, was ich mich aber so sehr wünschen würde, sondern mich wieder professionell therapeutisch-distanziert behandeln. Davor hab ich solche Angst.
Seit Beginn meiner Therapie habe ich das Gefühl eigentlich zwei Therapeuten zu kennen. Den aus den Gesprächssitzungen (professionell-distanziert zum größten Teil) und den "internalisierten", mit dem ich außerhalb der Therapiestunden die inneren Gespräche weiterführe. Der internalisierte Therapeut ist das, was du als "innig" und "herzlich" beschreiben würdest. Er ist nicht der reale Therapeut.

Ich vermute, dass deine innere Therapeutin seit Beendigung deiner Therapie nicht mehr vom professionellen Kontakt gefüttert wird. Du brauchst diese Fütterung aber noch, um gestärkt den letzten Abschnitt deiner Therapie durchziehen zu können. Deshalb wird dich auch die professionell-distanzierte Haltung deiner Therapeutin am Telefon nicht umhauen. Ich würde sie anrufen, an deiner Stelle, und um Rat fragen, wie du diesen letzten Schritt gehen könntest, dass du dich zur Zeit mit der Situation etwas allein gelassen und überfordert fühlst.
Dumme Frage, aber "darf" ich das denn? Ich hab halt die Angst, dass sie mich kalt abserviert, weil unsere therapeutische Beziehung zuende ist.

Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht, wenn Ihr nach langer Zeit wieder Kontakt aufgenommen habt?
Ich habe damals wieder telefonisch Kontakt zu meinem Ex aufgenommen, weil ich einfach noch nicht durch war mit dem Trennungsschmerz. Er hat mich NICHT kalt abserviert, sondern wir stehen immer noch in Email-Kontakt, was für mich ganz wichtig ist, damit ich das Gefühl habe, er ist nicht ganz aus der WElt und ich kann in meinem eigenen Tempo die Ablösung vollziehen.

Liebe Grüße
sandyp.

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situation
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Beitrag Di., 21.04.2009, 09:56

Vielen, vielen Dank! Ich bin so froh, dass mich jemand versteht, allein das ist schon Balsam für die Seele. Vielen Dank, liebe SandyP.!
SandyP. hat geschrieben:Lord Wessex: How is this to end?
Queen Elizabeth: As stories must when love's denied: with tears and a journey.
Well, so I'm gonna cry and I'm gonna go...

Ich bin (schon vor einiger Zeit) umgezogen, das hat wirklich etwas gebracht, bis ich durch einen kleinen Auslöser wieder so tief an sie erinnert wurde und seitdem bin ich wieder drin im Endlos-an-sie-denken.
Also, ich werd jetzt nicht nochmal umziehen, sondern überleg mir mal, ob 'ne Woche woanders mir vielleicht helfen könnte...danke für den Tipp.
SandyP. hat geschrieben:when love's denied
Ja, aber ... es ist ja gar keine "richtige" Liebe. Es steht mir ja eigentlich gar nicht zu, mich so zu fühlen. Ich muss doch jetzt endlich mal drüber hinweg kommen, dass das keine Freundschaft ist, die immer tiefer und tiefer werden kann (so mal ich mir das manchmal aus), sondern eine therapeutische Beziehung, die distanziert abläuft, und irgendwann ein Ende hat. Mein Kopf weiß das. Aber alles in mir sträubt sich dagegen.
SandyP. hat geschrieben:Seit Beginn meiner Therapie habe ich das Gefühl eigentlich zwei Therapeuten zu kennen. Den aus den Gesprächssitzungen (professionell-distanziert zum größten Teil) und den "internalisierten", mit dem ich außerhalb der Therapiestunden die inneren Gespräche weiterführe. Der internalisierte Therapeut ist das, was du als "innig" und "herzlich" beschreiben würdest. Er ist nicht der reale Therapeut.
Danke, danke, danke - für diese wunderbare Erklärung!!! Ja, die Therpeutin lebt weiter in mir. Ich hab auch oft imaginäre Therapiestunden und das hilft mir immer sehr.

Aber...('tschuldigung)...eigentlich hält mich das ja in dem Bezug zu ihr. Und sie war ja auch oft den Therapiestunden einfach empathisch und auffangend, halt, wenn aufwühlende Themen meiner Seele zu schaffen machten oder endlich mal zur Sprache kamen bzw. ich mich traute, endlich mal über wunde Punkte zu sprechen.

Vielleicht ist es das, was ich weiter suche (kommt mir grad so). Jemanden, der mir zuhört, mich versteht, bei dem ich echt sein kann, der mich nicht ablehnt. Sie war die erste Person, die kontinulierlich für mich da war (klar, ist ja auch ein Kennzeichen von Therapie). Was ich gelernt hab, ist, dass ich mir selber der verstehende Teil sein kann, aber vielleicht reicht mir das (momentan) nicht aus? Hmmm, da werd ich nochmal in mich gehen. Aber ich kann doch nicht ewig Therapie machen, irgendwann muss ich das doch gelernt haben.
karlei007 hat geschrieben:Nicht aufgeben, ja? Ich kann deine Lage sehr gut nachvollziehen.
Vielen Dank und alles Gute Euch!!!!

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