Privater Kontakt zur Therapeutin nach Therapieende

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 29.12.2022, 22:47

lisbeth hat geschrieben: Do., 29.12.2022, 19:53 Ja, ist schon schöner, sich eine Scheinwelt zu erträumen als sich mit der harten Realität auseinander zu setzen.
letztlich ist die Realität aber viel schöner und bereichernder?

Und klar: Vermutlich alle oder fast alle Patienten träumen mal von einer Freundschaft mit dem Therapeuten. Oder von ihm/ihr adoptiert zu werden. Oder eine Beziehung zu haben. Oder Sex.
Das ist soweit normal und gehört dazu, sollte aber eben gerade NICHT Realität werden.
Und auch nicht vom Therapeuten befeuert werden und keinen zu großen, andauernden Raum einnehmen

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Solage
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Beitrag Do., 29.12.2022, 22:58

Ist jetzt die TE die Böse, oder die Therapeutin?
Das ist mir hier eben nicht klar. Einmal so und einmal so.
Die TE begreift es nur nicht versus die Therapeutin verwirrt.

Was ist denn jetzt tatsächlich Sache?

Hier schreiben User, die die Abhängigkeit durchaus verstehen können, verurteilen aber gleichzeitig, dass die TE nicht erwachsener damit umgeht.

Ich frage mich, ob da in der Verurteilung nicht vielleicht auch immer die eigene ungelöste Abhängigkeit mitschwingt?

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reddie
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Beitrag Fr., 30.12.2022, 00:04

Also ich verurteile niemanden. Ich weiß, wie es sich anfühlt und wie viele Jahrzehnte ich damit "verschwendet" habe.

Die Therapeutin ist auch nicht die Böse, aber sie verhält sich unprofessionell, indem sie die Möglichkeit einer späteren Freundschaft nicht klar ausschließt. So ein Übertragungsgeschehen sollte bestenfalls IN der Therapie bearbeitet und aufgelöst werden, in der es entstanden ist.

Und nein, chrysokoll, die Realität fühlt sich erstmal nicht besser an, als die Scheinwelt. Das ist ja das Problem. Natürlich weiß ich, was du meinst. Bei mir zumindest stand eine übermächtige Angst vor Nähe echten, gleichberechtigten Beziehungen lange im Wege.

reddie

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Oceansky007
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Beitrag Fr., 30.12.2022, 11:19

sunny87 hat geschrieben: Do., 29.12.2022, 16:42 [
Wie viel Gespräche hast Du denn schon mit der Neuen gehabt, um beurteilen zu können, dass sie sehr streng ist?
Bisher hatte ich 4 Gespräche. In 2 Wochen dann den 5. wo denke ich dann der Antrag an die Kasse gestellt wird

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Oceansky007
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Beitrag Sa., 31.12.2022, 17:26

reddie hat geschrieben: Do., 29.12.2022, 20:29
Kannst dich ja mal selbst fragen: waren deine Eltern in der Erziehung wischi waschi? Keine klaren Regeln, die wurden jeden Tag neu verhandelt und nichts GALT? Musstest du um Anerkennung kämpfen?

Grüsslis
reddie
Ja das war in der Tat so. Klare Regeln/ Grenzen gab es nicht, es war total unbeständig, dass ich nie wusste wie reagieren meine Eltern jetzt und was ist in 1 Stunde?
Auch das mit dem “um Anerkennung kämpfen” stimmt und gilt teilweise bis heute, obwohl ich vom Kopf her weiß, dass ich erwachsen bin und kein Kind mehr, was lieb sein muss oder gar sich anpassen muss um ein Stückchen Liebe , Anerkennung etc zu erhalten. Aus freien Stücken, ohne “kämpfen” oder gar BESTÄNDIG gabs das nicht

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Oceansky007
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Beitrag Sa., 31.12.2022, 17:35

chrysokoll hat geschrieben: Do., 29.12.2022, 22:47

Und klar: Vermutlich alle oder fast alle Patienten träumen mal von einer Freundschaft mit dem Therapeuten. Oder von ihm/ihr adoptiert zu werden. Oder eine Beziehung zu haben. Oder Sex.
Das ist soweit normal und gehört dazu, sollte aber eben gerade NICHT Realität werden.
Und auch nicht vom Therapeuten befeuert werden und keinen zu großen, andauernden Raum einnehmen
Da hast du recht und da merke ich deutlichst, wie viel Raum nicht nur das grade sondern die gesamte Therapiebeziehung eingenommen hatte und einnimmt. Klar, dass ich mich da auch nicht mehr auf das Wesentliche = meine Problematiken konzentrieren konnte.
Ich bin wirklich echt kurz vor dem Punkt zu sagen sie soll mir den Abschlussbericht in den Briefkasten werfen und das war’s dann.
Weil ich merke schon, dass ich leide, weil nicht wirklich Klarheit ist und ich um “Ehrlichkeit” förmlich bettel weil dieses Wischi waschi mit absolut nicht gut tut.
Alleine schon (wieder) , dass sie letztes Jahr so hinter war von wegen “hat Herr X Ihre Karte eingelesen wo Sie den nochmal nach Therapieende bei dem in der Praxis waren? Ansonsten wäre das ja Privatkontakt gewesen (Ja hatte er)
Und 2 Tage später “ich würde Ihre Karte nicht einlesen, müssen Sie ja nicht an die große Glocke hängen.”

So von wegen: Was soll das? Vor allem soll meine neue Thera das dann aufarbeiten, den Scheiß den sie scheinbar auf dem besten weg ist zu verbocken oder ggf verbocken wird?
Ich habe keine Ahnung was das evtl mir ihr selbst zu tun hat und ich kann ihr nur wünschen, dass sie mit neuen Patienten klarer wird, damit die gar nicht erst in so eine verstrickte Situation geraten und Vorallem nicht so leiden.

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Nutriaa
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Beitrag Sa., 31.12.2022, 19:08

sondern die gesamte Therapiebeziehung eingenommen hatte
DAS werdet ihr in der neuen Therapie hoffentlich ganz bestimmt aufarbeiten, sofern du es ansprichst.
Weil ich merke schon, dass ich leide, weil nicht wirklich Klarheit ist und ich um “Ehrlichkeit” förmlich bettel weil dieses Wischi waschi mit absolut nicht gut tut.
Du hast doch nun Klarheit! Warum jetzt noch darauf beharren, dass sie dir eine ganz deutliche Abfuhr erteilt? Andererseits hättest du ihr diese Klarheit, dass es keine Freundschaft geben wird, genauso übelgenommen, als es dir mit dem Abschied schlecht ging, und es klar war, dass du abhängig bist.
Vor allem soll meine neue Thera das dann aufarbeiten, den Scheiß den sie scheinbar auf dem besten weg ist zu verbocken oder ggf verbocken wird?
Ob da wirklich Scheiß laufen wird, steht doch noch gar nicht fest. Warum schon die Zukunft schwarz malen?
"A slave is one who waits for someone to come and free him." Ezra Pound

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Shukria
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Beitrag So., 01.01.2023, 08:45

Beziehung IST dein Problem und daran arbeitete ihr, auch deine schwarz oder weiß Sicht. Das wird in der nächsten Therapie wenn es gut läuft auch der Anfall sein.

Das es Graubereiche gibt zwischen extremer Nähe von Freundschaft/Aufwertung (weis)und nur noch Bericht in den Briefkasten werfen und sie verbockt es/Abwertung(schwarz)

Dazwischen liegen zig emotionsärmere und Dich weniger quälende Varianten zu denen du zur Zeit noch keinen Zugang hast


Marvel Stella
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag So., 01.01.2023, 17:35

Das Patienten mit ihren TherapeutInnen näheren Kontakt wünschen, sich oft Abhängigkeiten bilden, ist relativ normal. Ein kompetenter Therapeut weiß das, es ist immerhin auch Thema in der Ausbildung.
Es ist ein NoGo, darauf einzusteigen bzw. die Türen dafür offen zu lassen und Hoffnungen zu übertragen.

Für viele Patienten ist der Abschied ein elementarer Bestandteil der Therapie. Damit hängen sehr viele Verlassens- und Verlustängste zusammen. Es liegt (einzig!) in der Verantwortung der TherapeutInnen, damit souverän umzugehen und zu vermitteln, dass ein Abschied niemals bedeutet, dass man danach ins Bodenlose stürzt, sondern dass sich neue Türen öffnen und man sich Schritt für Schritt in Richtung Selbstständigkeit und somit auch Autonomie entwickeln kann.
Die Aufmerksamkeit des Menschen auszubeuten, ist des Menschen nicht würdig!

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