Gibt es 'milde' Dissoziationen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 13.04.2022, 10:45

Montana hat geschrieben: Mi., 13.04.2022, 10:17 Gerade Ärzten vertraue ich überhaupt nicht. Und zwar aus sehr, sehr guten Gründen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich ihnen grundsätzlich böse Absichten unterstellen würde. Denn das tu ich nicht. Es werden aber im kleinen und im großen viele Fehler gemacht.


Ärzte haben das Brett ihrer Ausbildung vor dem Kopf das sie nicht mehr den Menschen mit seinem Anliegen sehen lässt sondern ein Ding das in ihrem Reparaturbetrieb wieder flottgemacht werden soll.

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Montana
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Beitrag Mi., 13.04.2022, 10:56

Ja, und allzu oft kommt ein "Das kann überhaupt nicht sein" oder ein "Hat nicht funktioniert? Dann machen wir es nochmal". Oder, auch toll: "Dann warten wir noch mal ab." Dicht gefolgt von: "Wow, das habe ich ja noch nie gesehen. Ich muss das unbedingt sofort Kollege xy zeigen."

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candle.
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Beitrag Mi., 13.04.2022, 10:58

Montana hat geschrieben: Mi., 13.04.2022, 10:56 Ja, und allzu oft kommt ein "Das kann überhaupt nicht sein" oder ein "Hat nicht funktioniert? Dann machen wir es nochmal". Oder, auch toll: "Dann warten wir noch mal ab." Dicht gefolgt von: "Wow, das habe ich ja noch nie gesehen. Ich muss das unbedingt sofort Kollege xy zeigen."
Das sind für mich aber ganz normale Vorgänge. Klar, dass du genervt bist, aber man muß ausprobieren, abwarten, gucken...

candle
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 13.04.2022, 11:00

sehr schön auch: Oh, Sie haben diese und jene Nebenwirkung... hm... das macht nichts

Und der völlig verständnislose Blick wenn ich sagte: Doch, MIR macht das was

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Montana
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Beitrag Mi., 13.04.2022, 12:36

candle. hat geschrieben: Mi., 13.04.2022, 10:58 Das sind für mich aber ganz normale Vorgänge. Klar, dass du genervt bist, aber man muß ausprobieren, abwarten, gucken...
Nein, es ist nicht normal. Und ich bin darüber nicht genervt, sondern in der Regel verzweifelt. Eigentlich gehören Details nicht in diesen Thread, aber zum Verständnis mal ein Beispiel:
Ich hatte einen Harnverhalt, und kam wenige Tage nach der Entlassung (Bauch-OP gehabt) morgens per RTW zurück ins KH. Nach einmaliger Entleerung der Blase durch einen Einmalkatheter wurde mir den ganzen Tag lang, bis tief in die Nacht, immer wieder Hilfe verweigert. Opiate gab es, ja, aber ohne Wirkung. Das waren bis dahin und bis heute die schlimmsten Schmerzen meines Lebens. Die Blase begann zu reißen, so dass irgendwann, als dann endlich ein Dauerkatheter gelegt wurde, eine rote Brühe rauskam. Das war nachts und es war niemand vor Ort, der schonmal einen Katheter in solch einer Situation gelegt hatte. Es gab mehrere Versuche und immer wieder musste steriles Material neu besorgt werden.
Und warum hatte es so lange gedauert? Ich hörte immer wieder den einen Grund: ein Katheter könnte zu einer Harnwegsinfektion führen. Und mal ehrlich: wen interessiert das bei derart starken Schmerzen? Eine HWI hätte ich im Tausch SOFORT genommen. Bekam ich dann auch. Ist aber für mich nichts neues und schon gar nichts schlimmes.
Der Dauerkatheter musste zweieinhalb Wochen bleiben.
Meine Zimmernachbarin, eine Dame um die 80, saß an meinem Bett, streichelte meinen Kopf, klingelte 100mal um Hilfe und rannte schließlich über die Flure um jemanden zu finden. Es kam ja keiner mehr, weil schließlich beschlossen war, so lange zu warten, bis sich das Problem von selbst löst.
Hat es aber nicht und hätte es auch nie. Es gab nämlich einen Nervenschaden.

Dies ist EIN Beispiel. Und ich hätte noch mehrere davon. Und jetzt sag mir bitte, bitte nicht, dass du das normal findest. Normal finde ich, wenn man alles tut, um nie wieder in solch eine Situation zu kommen. Ich war leider irgendwann nicht mehr fähig, irgendetwas zu tun. Hätte selbst nichtmal den Knopf drücken können.

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meersein
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Beitrag Mi., 13.04.2022, 21:41

Jetzt habt ihr mich mit euren vielen Beiträgen etwas abgehängt. ;-)

Interessant, dass ihr von diesen Zuständen zum Thema Vertrauen gekommen seid. Ich habe es bislang eher formuliert, dass ich mich nicht sicher fühlen kann. Aber Sicherheit und Vertrauen hängt natürlich auch zusammen.

Ich möchte eigentlich schon gerne anderen Menschen vertrauen (lernen).
Und habe auch für mich erkannt, dass damit auf jeden Fall das Thema mir selbst vertrauen zu können ganz eng einhergeht.
Ich würde es so sagen:
Ich möchte mir selbst am meisten vertrauen können.
Und dann kann ich vermutlich auch anderen Menschen besser vertrauen. Weil ich es dann verkraften kann, wenn das Vertrauen enttäuscht wird (weil ich dann immer noch mich selbst habe).
Einfach alles alleine hinbekommen, um niemandem vertrauen zu müssen war bislang meine Strategie - war aber sehr anstrengend und hat mich an den erschöpften Punkt gebracht, an dem ich jetzt bin.

Vermutlich geht es darum, das immer wieder auszutarieren: wann möchte ich nur mir vertrauen und z.B. für mich einstehen/kämpfen, wann kann ich es mir leisten, anderen zu vertrauen - und wann muss ich mir eingestehen, dass ich keine andere Wahl habe, als auf andere zu vertrauen (in ganz hilflosen Situationen z.B.).

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Seepferdchen_
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Beitrag Do., 21.04.2022, 08:29

Hallo meersein,

ich kann zwar nichts Hilfreiches hinzufügen, aber ich kenne die von dir beschriebenen Zustände sehr gut. In der Gegenwart von anderen Menschen Emotionen zulassen zu können, ist wohl auch mein Thema. Und das mit Vertrauen auch :roll:
Du bist jedenfalls nicht alleine!

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Thread-EröffnerIn
meersein
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Beiträge: 23

Beitrag Do., 21.04.2022, 12:34

Danke Seepferdchen, es ist auf jeden Fall entlastend zu hören, dass es anderen auch so geht!
Was ja schon zeigt, dass dieses "Problem" für mich sehr aufgeladen ist - mit Gefühlen wie "ich bin komisch/anders", "als erwachsene Frau sollte ich ein Mittagessen in einer Gruppe (um die Situation ging es aktuell konkret) doch locker bewältigen können"...

Es fällt mir wohl noch schwer, diese negativen Bewertungen abzubauen. Wobei mir im Grunde schon klar ist, dass genau das wohl der nächste Entwicklungsschritt ist: dass ich einfach wertfrei beobachten kann, wann und wie stark diese Zustände auftreten und wie ich damit umgehe. Bislang meistens mit "Hauptsache ich falle nicht auf/die anderen merken nichts". Die Option "Hauptsache es geht mir gut, egal was ich dafür tun muss/was die anderen dann denken" scheint noch recht weit entfernt.
Aber das so klar zu erkennen, fühlt sich schon mal wie ein erster Schritt an.

Ich freue mich jederzeit über einen Austausch - also von Erfahrungen, Beobachtungen beim Ausprobieren, Dinge die auf dem Weg helfen könnten etc. von dir und anderen zu lesen (hier oder per PM).

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Seepferdchen_
sporadischer Gast
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Beitrag Do., 21.04.2022, 13:52

:lol: :lol: :lol:
Gerade "Mittagessen in der Gruppe" empfinde ich, je nach Gruppe, megaschwierig. Vor allem wenn es um erzwungene Gruppen im Arbeitssetting geht. Ich mag nur mit Menschen essen, die ich gut kenne, denen ich vertraue, und die ich mag.
Also was mich betrifft bist du nicht anders und komisch, sondern völlig normal. :-D

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Sandra1205
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Beitrag Di., 26.04.2022, 22:29

Hi meersein, ich kann deine Beiträge 1:1 nachvollziehen, mir geht es in den gleichen Situationen genauso. Bei mir wurde eine Soziale Phobie diagnostiziert. Ich habe leider bisher noch keinen Weg gefunden mit den Situationen anders umzugehen, Expositionen haben bisher nicht funktioniert, weil ich mich in solcheb Gruppensituationen jedes Mal so blockiert gefühlt habe, dass ich mich nicht anders verhalten konnte bzw. das Gefühl hatte keine wirkliche Kontrolle über mich zu haben. Hast du Somatic Experiencing oder andere Körperübungen inzwischen eigentlich ausprobiert und hat es etwas verändert?
Viele Grüße :)

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Thread-EröffnerIn
meersein
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Beiträge: 23

Beitrag Do., 28.04.2022, 23:20

Hallo Sandra1205,
es tut weiter gut zu hören, dass es anderen Leuten ähnlich geht.
Bis vor Beginn meiner Therapie habe ich gedacht, ich müsste solche Situationen endlich mal besser "hinbekommen" - alle anderen "schaffen" das ja auch. Jetzt kann ich etwas besser annehmen, dass es ein komplexeres Thema ist, mit dem ich mich noch eine Weile beschäftigen werde.

Ich habe noch keine Körpertherapie ausprobiert, ich habe noch nichts gefunden in meinem Wohnort, was mich anspricht. Schaue mich aber weiter um.
Aktuell habe ich einen Kletterkurs gemacht und habe beim Klettern manchmal ein kleines Stück weit (noch sehr minimal :-D)die Erfahrung, mehr "im Körper" konzentriert zu sein.
Ich teste weiter und gestehe mir auch zu, dass ich aktuell solche Gruppen-Situationen auch etwas meiden "darf", solange ich noch nicht gut damit umgehen kann.

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