Nachwirkungen nach Therapieende?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 15:00

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 13:57
Ja, aber überleg mal. Nehmen wir mal an einem Drittel hilft das, einem Drittel hilft es nicht, es schadet aber auch nicht, und einem Drittel schadet es nachhaltig.
was du machst geht einfach nicht. Du nimmst das an. Aha. Hast du irgendwelche Belege für deine Zahlen, Untersuchungen, Daten? Also jenseits von "ich hab da drei Bekannte und einen Cousin der Nachbarin..."
Ich kann auch alles mögliche "annehmen" oder erfinden oder raten.

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Montana
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 15:25

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 14:55 Im Grunde sollte man zuerst eine Diagnose plus kompetente Empfehlung
Daran scheitert es doch schon. Kennt ein Therapeut dissoziative Störungen nicht, ERkennt er sie auch nicht. Oder ordnet sie als unwichtig ein und bescheinigt einem eine Depression, obwohl die nur das offensichtlichste von vielen Symptomen ist. Was dann ungefähr so sinnvoll ist, wie wenn ein Arzt das Fieber zwar erkennt, aber es mit fiebersenkenden Mitteln behandelt, woraufhin der Patient leider an seiner Sepsis verstirbt. Diagnose korrekt, aber unvollständig, kann katastrophal sein.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 15:31

eine fachlich korrekte Diagnostik wäre natürlich absolut Grundvoraussetzung.
Meine Therapeutin hat darauf mehrere Stunden verwendet, mit Interviews und mit Fragebögen die ich selbst ausfüllen musste. Erst dann stellte sie die Diagnose und natürlich kann auch erst auf dieser Basis ein Behandlungsplan erstellt werden.
Ich wusstse davor gar nicht was Dissoziation ist, beim FDS erreichte ich dann beeindruckende Werte.
Ich wünschte wirklich ich hätte das schon früher gewusst, mir wäre vieles erspart geblieben.

Und ja, das werfe ich meinem früheren Analytiker vor, er hat nicht diagnostiziert, nicht hingeschaut, einfach immer weiter gemacht. Das war übel und nicht hilfreich.
Ich als Patientin kann und muss doch nicht vorab wissen was los ist. (ok, jetzt wüsste ich es)

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Philosophia
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 16:02

Ich möchte einwerfen, dass es eben in jeder Richtung (z.B. VT, TfP, AP) von Psychotherapie auch Leute gibt, die ihre Methode als die einzig Wahre ansehen. Und dann gibts in jeder dieser Richtungen Therapeut*innen, die einfach schlecht sind. Dann gibts aber auch Patient*innen, für die eine oder mehrere dieser Richtungen nicht passen. Und dann gibt es innerhalb dieser Therapierichtungen auch noch unterschiedliche Arten der Ausführung. Bei Analytischer Therapie gibts u.a. die klassische Analyse oder intersubjektive Analyse. Alle über einen Kamm zu scheren, ist nicht hilfreich und nicht gerechtfertigt. Es wäre wichtig, dass eben aber gewisse Behandlungsgrundsätze wie Transparenz und Diagnostik in jedem Verfahren gelebt werden.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Montana
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 16:35

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 16.03.2022, 15:31 eine fachlich korrekte Diagnostik wäre natürlich absolut Grundvoraussetzung.
Meine Therapeutin hat darauf mehrere Stunden verwendet, mit Interviews und mit Fragebögen die ich selbst ausfüllen musste. Erst dann stellte sie die Diagnose und natürlich kann auch erst auf dieser Basis ein Behandlungsplan erstellt werden.
Ich wusstse davor gar nicht was Dissoziation ist, beim FDS erreichte ich dann beeindruckende Werte.
So eine Diagnostik mit Fragebögen habe ich auch mitgemacht. In einer Klinik für Psychotraumatologie. Aber der FDS kam z.B. nicht zum Einsatz. Auch nichts anderes, was zur Diagnostik einer dissoziativen Störung hätte beitragen können. Dementsprechend wurde auch keine diagnostiziert. Was ich nicht wusste: die waren spezialisiert auf akute Traumatisierungen und blendeten alles andere systematisch aus. Der Psychiater, der mich dorthin geschickt hatte, hatte das aber nach bestem Wissen und Gewissen getan. Es war ja im Umkreis die einzige Klinik, die überhaupt einen Schwerpunkt auf Traumafolgestörungen hatte.

Das Angebot ist einfach sehr überschaubar. Leider stehen einem falsche Erstdiagnosen später im Weg. Gar keine zu haben erscheint mir fast besser, weil man dann mit einem neutralen Blick beurteilt wird.

Ich habe im Laufe der Zeit so einiges gelesen, auch über diese diagnostischen Interviews. In drei ambulanten Therapien und drei stationären Aufenthalten (Akutpsychiatrie nicht mitgerechnet), ist mit mir aber niemals eines gemacht worden. Das ist für mich so ähnlich wie unrealistische Werbeversprechen im Fernsehen: "Kommen Sie und machen Sie eine gute Diagnostik" und dann ist man da und es heißt: "Nee, nee, sowas machen wir nicht. Das wäre viel zu aufwendig." Ich hätte furchtbar gerne sowas mal gemacht und kenne auch privat einige Leute, denen diverse Fehldiagnosen angeheftet wurden, die loszuwerden Jahre gedauert hat.

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 17:09

oh ja das kenne ich leider auch so, aus Kliniken aber auch ambulant.
Du glaubst gar nicht was ich schon alles als Diagnosen hatte, teils einfach auf "Zuruf" oder nach kurzem Gespräch zugeteilt.
Am einfachsten war dann "Borderline" - wenn man sich selbst verletzt ist das für manche ja praktisch schon der Beweis, da wird das Label angeheftet und keiner schaut mehr hin. Ich hatte jetzt wohl einfach Glück

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Thread-EröffnerIn
räven
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Beitrag Mi., 16.03.2022, 18:43

Ich finde es wäre sinnvoll, wenn die Psychoanalyse aus dem Katalog der Kassenleistungen verschwindet
Ihr habt ja alle schon super viel geschrieben, dem ich nur zustimmen möchte, aber auch nochmal kurz von mir: Psychoanalyse ist evidenzbasiert, wirkt in vielen Fällen und ist für viele, viele Menschen genau das richtige Verfahren. Ich habe auch schon super schlechte Erfahrungen mit Allgemeinmediziner*innen gemacht und finde offensichtlich weiterhin, dass diese zur Kassenleistung gehören MUSS. Gleiches gilt für die Psychoanalyse. Ich für mich möchte mich mit meiner Erfahrung nicht für so eine Aussage instrumentalisieren lassen.

Im Leben ist nicht alles schwarz und weiß.

Ansonsten wollte ich kurz zurückmelden, dass mir der Austausch mit euch sehr geholfen hat, um meine Erfahrungen über die letzten beiden Tage bereits etwas mehr anzuerkennen und einzuordnen. :)

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