Komische Therapiesituation

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Do., 30.12.2021, 14:15

lisbeth hat geschrieben: Do., 30.12.2021, 10:13 Sie hat als Therapeutin versagt.
Und das ist erstmal mega ernüchternd.
Und macht wütend.
Und sprachlos.
ja, das seh ich auch so. Und das macht zu recht !!! fassungslos und wütend, aber auch ratlos, verwirrt.
Und es macht Menschen wie uns leider auch Schuldgefühle.
Man hätte so gerne eine Antwort, eine Erklärung. Die es einfach nicht gibt, die nicht kommt. Und das macht die Sache nicht besser.

Manchmal muss man aber auch einfach hinnehmen und benennen: Es gibt sehr schlechte Therapeuten, verantwortungslose Therapeuten, solche die nur sich sehen

Denn selbst WENN diese Therapeutin durch eine andere Patientin total aus der Bahn geworfen wurde, selbst wenn sie viel weniger arbeiten konnte (was womöglich vorkommen kann) hätte sie die Verantwortung gehabt eine andere Patientin nicht einfach in eine monatelange "Pause" zu schicken und allein zu lassen. Da muss sie zusehen dass Kollegen einspringen, dass es ein Netz gibt das auffängt (sie selber und die Patienten)

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 30.12.2021, 18:12

Das Problem ist, Therapeuten können sich fast alles leisten, die Kohle für die Stunden eineschieben und damit davonkommen.

Weil erstens passiert alles unter 4 Augen, man müsste grobes Fehlverhalten oder totale Unfähigkeit erst mal beweisen, und dann steht da halt Aussage gegen Aussage.

Und dann sind Menschen mit psychischen Problemen da halt nicht so wehrhaft oder glauben sogar dass sie Schuld sind dass die Therapie scheisse gelaufen ist.

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Shukria
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Beitrag Mo., 03.01.2022, 14:17

Habt erstmal ganz vielen Dank für eure Denkanstöße.
Ich sortier mir das die nächsten Tage noch einmal in Ruhe. Schreib vielleicht auch noch mal was zu einzelnen Punkten....

Ich merke aber das wohl der zentrale Punkt ist, das sie es geschafft hat das oder besser ich mir es auf die Kappe damals genommen, das ich ihr Problem lösen muss. Und überhaupt so gar nicht bei mir war.

Und ja das extrem verwirrende, das sie ja oberflächlich da war aber eben Themen abblockte, keine Kritik zuließ, den Rahmen änderte... Pausen einbaute wie es ihr grad zugute kam... Also zu Begreifen... Sie war inhaltlich zeitweise so gar nicht da und hat mich streckenweise damit ziemlich ins allein/ins leere laufen lassen. Das macht es irgendwie viel stimmiger. Das macht die Angst vor ihr (er unberechenbaren Rkt.) stimmiger und auch meine Dynamik, mehr Kontrolle haben zu wollen und weniger ihr zu vertrauen. Und es ist die Dynamik, die kenn ich schon von meiner Mutter.

Vielleicht schreib ich wirklich noch mal für mich einen Brief, wie ich es damals wahrgenommen habe und einen wie ich es heute anders lösen könnte.

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Shukria
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Beitrag Mo., 03.01.2022, 17:52

lisbeth hat geschrieben: Was genau meinst du mit "eingeordnet"?
Und: Ich finde eigentlich, dass du dich hier in Bezug auf DICH sehr klar liest, du fühlst dich von ihr verraten und verkauft, sie sagt das Gegenteil von dem was sie dann tut (bzw. umgekehrt)
Ich FÜHLE rein gar nichts dazu, außer Verwirrung. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer diese Situationen einzuordnen. Also ich bin nicht traurig oder wütend 3Monate von ihr quasi auf dem Abstellgleis geparkt worden zu sein.

Wie gesagt der Begriff : ins Leere laufen lassen trifft es daher sehr gut.

Auch was du beschreibst kommt mir total bekannt vor :
- Ankündigungen (oder sogar Versprechen) die nicht eingehalten werden.
- Diese sprunghaften Themenwechsel. Und sie gibt vor, was Thema zu sein hat
- Sie passt den Rahmen an und verändert ständig die Regeln.
- Sie schreibt mir vor, wie ich in bestimmten Situationen (emotional) zu reagieren habe... Sie definiert, was angemessene Reaktionen sind und was nicht.

Ich weiß erst jetzt durch die Bearbeitung in der aktuellen Therapie das es wie eine Wiederholung war, wie ein Flashback auch dieses emotionalen und kognitiven Blackouts wenn sie sowas brachte.
Aber wenn es keinen 'sinnvollen' therapeutischen Kontext gab, weil sie die professionelle Ebene längst verlassen hatte, dann kann man da auch nichts begreifen....

JA wahrscheinlich, wie gesagt meine Mutter hat auch solche Situationen gebracht aber eben im Alltag und da hat mich das auch verwirrt.

Dein letzten Post lisbeth passt so 1:1, da muss ich noch mal länger drüber nachdenken

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Shukria
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Beitrag Mo., 03.01.2022, 18:09

Wenn ich eure Antworten lese dann sehe ich stehen da bei euch Gefühle zu der Situation, aber ich fühle rein gar nichts.

Mein Kopf ist leer, und mein Bauch auch. Ich hab wenn wir in der aktuellen Therapie darüber reden auch keine Emotionen. Später mit viel Verzögerung zu Hause Panikattacken, Angst, Traurigkeit aber immer losgelöst von den Situationen bzgl der alten Therapeutin oder meiner Mutter.

Ich kann es runter erzählen und fühle nichts. Und 1-2 Tage später dann Panik, Angst, Traurigkeit, manchmal Wut aber eben da so verzögert... dadurch fehlt mir irgendwie der Kontext... und dann wieder gar kein Zugang hinterher zu auch nur einer dieser Emotionen.

Vielleicht kommt das ja irgendwann noch das ich Emotionen habe wenn ich drüber rede oder schreibe, nicht nur Verwirrung oder später Panik empfinde. Das wäre glaube... passender

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 03.01.2022, 20:14

Shukria hat geschrieben: Mo., 03.01.2022, 18:09 Wenn ich eure Antworten lese dann sehe ich stehen da bei euch Gefühle zu der Situation, aber ich fühle rein gar nichts.

Mein Kopf ist leer, und mein Bauch auch.

Das könnte was aus der Ecke Depersonalisation/Derealisation sein, etwas das unter Hochstress oder in Triggersituationen auftreten kann. Das kann recht unterschiedlich aussehen bei verschiedenen Betroffenen, und ein Gefühl emotional nicht mehr ganz anwesend zu sein könnte da auch auftreten. Es ist auch typisch dass es dich dann voll erwischt wenn das wieder nachlässt.
Es könnte sein dass sich bei dir diese Reaktion auf wiederholte unaushaltbare Gewalt- und Missbrauchserlebnisse in der Kindheit als Überlebensstrategie, als Muster eingeschliffen hat.

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Alani
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Beitrag Mo., 03.01.2022, 21:37

Ja, ich denke auch dass das so Abspaltungen sind. Soweit ich das mittlerweile verstanden habe sind die Emotionen dann gebündelt "woanders" und nicht mehr so zugänglich.
Ich kenne das auch, ganz seltsame Sache. Zum einen diese Gefühllosigkeit und manchmal aber auch so eine geballte Überflutung. Man weiß halt auch vorher nie wann oder wie das so kommt und wie es wieder verschwindet.
Im Prinzip ist das ja auch praktisch, so vom Grundgedanken her. Wobei es mich ein wenig wundert, dass es bei Dir ganz losgelöst von den Situationen ist.
Auch kenne ich es bei mir z.B. so, dass mich bestimmte Verhaltensweisen z.B. schon sehr irritieren/traurig oder wütend machen, ich aber dann keine Ahnung habe ich damit umgehen kann bzw. es so unangenehm ist, dass ich mir dann extra vornehme, dass es mir egal ist bzw. ich versuche absichtlich alle Gefühle abzustellen. Ich vermute, dass sich sowas dann auch verselbständigen kann...

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lisbeth
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Beitrag Mi., 05.01.2022, 06:57

Shukria hat geschrieben: Mo., 03.01.2022, 14:17 Ich merke aber das wohl der zentrale Punkt ist, das sie es geschafft hat das oder besser ich mir es auf die Kappe damals genommen, das ich ihr Problem lösen muss. Und überhaupt so gar nicht bei mir war.
Shukria, wie hättest du "bei dir" bleiben sollen, wenn du nie die Chance hattest, das zu lernen, bzw. immer "bestraft" wurdest, wenn du es mal versucht hattest - als Kind, aber auch bei dieser Therapeutin?
Mach dich bitte nicht dafür verantwortlich und gib dir nicht die Schuld an dem Desaster.
Es wäre die Verantwortung der Therapeutin gewesen. Punkt.
Für dich fühlte sich die Dynamik dort vermutlich anfangs "vertraut" an. Weil du es von früher von deiner Mutter her kanntest. Da "wusstest" du, wie du dich verhalten musst (Unterordnung, Anpassung usw.). Das war der Ausgangspunkt, an dem du dich damals befunden hast, und das ist auch voll und ganz ok so. Wie soll man eine Vorstellung von dem entwickeln, was möglich sein könnte, wenn man nur das Schräge und Verknotete kennen gelernt hat? Das ist so, als ob ein Farbenblinder von sich aus wissen sollte, dass es Farben gibt...
Betrachte es vom Ergebnis her: Du bist draußen. Du erkennst schrittweise, was dort gelaufen ist. Dir wird dasselbe vermutlich so nicht nochmal passieren. Und das sind Erfolge! Und zwar keine kleinen Erfolge sondern mega Lernschritte.
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― Anne Lamott

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lisbeth
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Beitrag Mi., 05.01.2022, 07:03

Shukria hat geschrieben: Mo., 03.01.2022, 18:09 Ich kann es runter erzählen und fühle nichts. Und 1-2 Tage später dann Panik, Angst, Traurigkeit, manchmal Wut aber eben da so verzögert... dadurch fehlt mir irgendwie der Kontext... und dann wieder gar kein Zugang hinterher zu auch nur einer dieser Emotionen.

Vielleicht kommt das ja irgendwann noch das ich Emotionen habe wenn ich drüber rede oder schreibe, nicht nur Verwirrung oder später Panik empfinde. Das wäre glaube... passender
Etwas was ich für mich gelernt habe: Diese zeitverzögerten Reaktionen sind meistens ein Signal, dass ich zu schnell unterwegs bin. Und mir zu viel auf einmal zumute. Dass ich da irgendeinen Teil von mir ignoriere und drüber hinweg gehe.
Es geht nicht nur darum "alles zu erzählen" und zu rekapitulieren. Da bleibst du nur im Kopf und dann ist es kein Wunder, dass du nichts spürst. Es geht darum, das Kognitive und Emotionale zusammen zu bringen, miteinander zu verknüpfen. Stichwort "Integration". Dann ist es meistens auch weniger belastend.

Ich habe nicht die magische Formel, wie das funktioniert. Aber ich kann sagen: Verlangsamung ist da ein ganz wichtiger Faktor. Mach kleinere Schritte. Halte inne. Meine Therapeutin hat mich beim Erzählen immer wieder auf die Gefühlsebene gelenkt. Zwischenstopps. Pausen. Und wenn mir die Worte fehlten, dann fragte sie nach Farben, Bildern, Körperempfindungen, Impulse die auftauchen. Das ergab meistens dann eine Richtung, in die man sich weiter vorantasten konnte.

Und manchmal ist die Panik auch "nur" übergelagert und verdeckt das, was darunter ist, zb Wut. Oder die endlose Traurigkeit angesichts des Verlassenwordenseins.

Vielleicht kannst du damit ja was anfangen?
LG
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― Anne Lamott

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Gespensterkind
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Beitrag Mi., 05.01.2022, 15:08

lisbeth hat geschrieben: Mi., 05.01.2022, 07:03 Es geht nicht nur darum "alles zu erzählen" und zu rekapitulieren. Da bleibst du nur im Kopf und dann ist es kein Wunder, dass du nichts spürst. Es geht darum, das Kognitive und Emotionale zusammen zu bringen, miteinander zu verknüpfen. Stichwort "Integration". Dann ist es meistens auch weniger belastend.
Ich denke, das trifft es ganz gut, Shukria. Und Dich damit erst einmal in Gedanken auseinander zu setzen dass "irgendetwas nicht stimmig war" - das ist auch schon einmal ein emotionaler Anfang. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich Emotionen erst nach und nach einstellen, wenn ich eine Sache schon x Mal durchdacht habe und wieder und wieder denke. In Ruhe - teilweise auch für mich. Und mir die Zeit dafür lasse.

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