Hallo zusammen,
ich befinde mich seit Februar in tiefenpsychologischer Behandlung wegen leichter Depressionen. Ich hab schon viele Erkenntnisse über mich gewonnen und merke auch, dass ein Änderungsprozess im Gang ist… Nur muss ich sagen, dass es mir ungefähr seit Juli/August einfach sehr schlecht geht. Angefangen hat es mit einer starken depressiven Episode in der einfach nichts ging… Ich hab sehr viel geweint, hatte kaum Kraft für einfachste Dinge etc. Außerdem war ich sehr unsicher, auch im Umgang mit anderen. So schlimm ist es mittlerweile nicht mehr, nur empfinde ich einfach keine richtige Freude mehr… auch körperlich geht es mir nicht so gut, ich schlafe schlecht, bin sehr sensibel und hab unreine Haut bekommen, was sich natürlich wiederrum negativ auf meinen Selbstwert auswirkt.
Mit meinem Therapeuten habe ich darüber auch schon gesprochen, zumindest nach der anfänglichen starken depressiven Episode. Es sei normal, anfangs so eine Erstverschlimmerung zu spüren, nur sollte die natürlich nicht allzu lange andauern.
Ich bin aktuell ein bisschen am zweifeln, ob mir die Therapie wirklich gut tut. Ich weiß einerseits, dass ich gewisse Dinge in meinem Leben ändern muss und dass diese Veränderungen ja auch schon im Gange sind… aber dennoch habe ich einfach das Gefühl, gerade im absoluten Chaos zu stecken, ich bin Anfang 30 und hab Angst, dass mein Leben nie wieder gut wird.
Vielleicht kennt das ja einer von euch…?! Ein Erfahrungsbericht würde mir schon helfen. Einfach um zu wissen, dass es sich lohnt diese unangenehme Zeit jetzt durchzustehen.
Viele Grüße
alterego
Verschlechterung durch PT
-
Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
- , 30
- Beiträge: 14
- Werbung
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 44
- Beiträge: 3551
Hi,
als "alter Hase" in Sachen Depression wundere ich mich, ehrlich gesagt, weshalb du wegen "leichter Depression" in eine tiefenpsychologische Behandlung gehst.
Was ist denn in deiner Definition eine "leichte Depression"? Bei dem, was ich persönlich unter "leicht" verstehe, gibt es auch viele andere Wege und nicht gleich die JAHRE-lange Keule und Hammermethode tiefenpsychologischer PT.
Oder anders gesagt: es erscheint mir wie mit Kanonen auf Spatzen geschossen, falls es wirklich nur eine LEICHTE Depression war.
Ich persönlich halte nicht viel vom Mythos der Erst-Verschlimmerung.
Ein Problem bei Therapien aller Art ist ja das, dass der Patient lernen muss, auf sein Bauchgefühl zu hören, was für ihn stimmig ist und was ncht, und der Therapeut ihm das EIGENTLICH nicht abnehmen kann. Eigentlich, denn die Mehrheit der Therapeuten versucht es trotzdem, die (meist ohnehin selbstwertschwachen, verunsicherten) Patienten ihre persönliche Meinung überzustülpen. Zweifel und schlechte Gefühle... - wenn sich etwas nicht gut anfühlt - werden da gerne mal abgetan als "normaler Prozess". Das KANN sein, muss es aber nicht. Wer will, wer kann das entscheiden?! Der Therapeut, der nicht in der Haut des Patienten steckt? Der Patient, der angeschlagen und unsicher ist? Dilemma!
Mein persönlicher Richtwert sieht wie folgt aus:
Ja, Heilung bedeutet sehr oft auch eine Erstverschlimmerung, es kommt vieles hoch, es ist anstrengend, es tut weh, es kostet unglaublich viel Kraft, man wird runtergezogen, und so weiter. Aber wenn es sich um einen ECHTEN Prozess geht, dann ist immer auch ein positives Gefühl mit dabei. Eine Art Bauchgefühl, die einem sagt, dass man "auf dem richtigen Weg ist". Und die Erleichterung um das Loslassen. Das intuitive Wissen: "Das tut zwar jetzt weh, aber es lohnt sich". Oder auch einfach das Gefühl, es LÖST sich was. Oder zumindest eine Spur Vertrauen und Hoffnung, dass es was bringt.
Wenn man nichts dergleichen spürt, so gar nichts, sondern einfach nur Schmerz, Erschöpfung, Zweifel, dann stimmt irgendwas nicht.Dann ist es keine Erstverschlimmerung, dann läuft wirklich was schief!
Das zu unterscheiden kann NUR der Patient selbst, indem er auf sein Bauchgefühl hört, und sich da auch nicht durch den Therapeuten abweisen lässt. Die neigen aufgrund ihrer eigenen, menschlichen Ego nämlich tendiell eher dazu den Fehler beim Patienten als an der bisherigen Therapie zu suchen.
Ist meine persönliche Meinung, nachdem ich aus meinem letzten Therapieversuch eindeutig depressiver/kränker rausgekommen bin als ich rein bin. Kaum hatte ich angefangen, lieber AUF MICH und mein Bauchgefühl als auf die Thera zu hören, ging es mir von Tag zu Tag wieder besser. Bin immer noch sauer deswegen, sobald ich an diese blöde Ziege denke...
als "alter Hase" in Sachen Depression wundere ich mich, ehrlich gesagt, weshalb du wegen "leichter Depression" in eine tiefenpsychologische Behandlung gehst.
Was ist denn in deiner Definition eine "leichte Depression"? Bei dem, was ich persönlich unter "leicht" verstehe, gibt es auch viele andere Wege und nicht gleich die JAHRE-lange Keule und Hammermethode tiefenpsychologischer PT.
Oder anders gesagt: es erscheint mir wie mit Kanonen auf Spatzen geschossen, falls es wirklich nur eine LEICHTE Depression war.
Ich persönlich halte nicht viel vom Mythos der Erst-Verschlimmerung.
Ein Problem bei Therapien aller Art ist ja das, dass der Patient lernen muss, auf sein Bauchgefühl zu hören, was für ihn stimmig ist und was ncht, und der Therapeut ihm das EIGENTLICH nicht abnehmen kann. Eigentlich, denn die Mehrheit der Therapeuten versucht es trotzdem, die (meist ohnehin selbstwertschwachen, verunsicherten) Patienten ihre persönliche Meinung überzustülpen. Zweifel und schlechte Gefühle... - wenn sich etwas nicht gut anfühlt - werden da gerne mal abgetan als "normaler Prozess". Das KANN sein, muss es aber nicht. Wer will, wer kann das entscheiden?! Der Therapeut, der nicht in der Haut des Patienten steckt? Der Patient, der angeschlagen und unsicher ist? Dilemma!
Mein persönlicher Richtwert sieht wie folgt aus:
Ja, Heilung bedeutet sehr oft auch eine Erstverschlimmerung, es kommt vieles hoch, es ist anstrengend, es tut weh, es kostet unglaublich viel Kraft, man wird runtergezogen, und so weiter. Aber wenn es sich um einen ECHTEN Prozess geht, dann ist immer auch ein positives Gefühl mit dabei. Eine Art Bauchgefühl, die einem sagt, dass man "auf dem richtigen Weg ist". Und die Erleichterung um das Loslassen. Das intuitive Wissen: "Das tut zwar jetzt weh, aber es lohnt sich". Oder auch einfach das Gefühl, es LÖST sich was. Oder zumindest eine Spur Vertrauen und Hoffnung, dass es was bringt.
Wenn man nichts dergleichen spürt, so gar nichts, sondern einfach nur Schmerz, Erschöpfung, Zweifel, dann stimmt irgendwas nicht.Dann ist es keine Erstverschlimmerung, dann läuft wirklich was schief!
Das zu unterscheiden kann NUR der Patient selbst, indem er auf sein Bauchgefühl hört, und sich da auch nicht durch den Therapeuten abweisen lässt. Die neigen aufgrund ihrer eigenen, menschlichen Ego nämlich tendiell eher dazu den Fehler beim Patienten als an der bisherigen Therapie zu suchen.
Ist meine persönliche Meinung, nachdem ich aus meinem letzten Therapieversuch eindeutig depressiver/kränker rausgekommen bin als ich rein bin. Kaum hatte ich angefangen, lieber AUF MICH und mein Bauchgefühl als auf die Thera zu hören, ging es mir von Tag zu Tag wieder besser. Bin immer noch sauer deswegen, sobald ich an diese blöde Ziege denke...
"Auch andere Wege haben schöne Steine. "
Liebe alterego,
ich finde, solche Erkenntnisse, sind ein Balancieren zwischen den Wünschen, Möglichkeiten und Grenzen, welche jeder irgendwo hat. Und es gibt verschiedene Lebensentwurfe und unterschiedliche Menschen, welche konkreten Lebensaspekt leben. Was sind die, welche du für dich in deiner Zukunft mittel- und langfristig siehst? Und wenn ein davon mehr zur Realität wird, wie würdest du dir deine Zukunft in dieser vorstellen, damit es dir in dem Durchschnitt gut geht? Was kannst du dafür tun, damit die Realität auch möglichst so wird, die Wahrscheinlichkeit höher wird?
Du bist immer noch relativ jung, es stehen dir mehrere Möglichkeiten offen, welche du berücksichtigen könntest, für einen Weg wirst du dich jedoch selber entscheiden müssen.
Lieben Gruß,
Fairness
ich finde, solche Erkenntnisse, sind ein Balancieren zwischen den Wünschen, Möglichkeiten und Grenzen, welche jeder irgendwo hat. Und es gibt verschiedene Lebensentwurfe und unterschiedliche Menschen, welche konkreten Lebensaspekt leben. Was sind die, welche du für dich in deiner Zukunft mittel- und langfristig siehst? Und wenn ein davon mehr zur Realität wird, wie würdest du dir deine Zukunft in dieser vorstellen, damit es dir in dem Durchschnitt gut geht? Was kannst du dafür tun, damit die Realität auch möglichst so wird, die Wahrscheinlichkeit höher wird?
Du bist immer noch relativ jung, es stehen dir mehrere Möglichkeiten offen, welche du berücksichtigen könntest, für einen Weg wirst du dich jedoch selber entscheiden müssen.
Lieben Gruß,
Fairness
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.
Zum einen gehört zu jeder psychischen Erkrankung eine gründliche körperliche Anamnese und Untersuchung. Ist das geschehen? Eine schwere depressive Symptomatik nach einem halben Jahr ist ganz sicher keine "Erstverschlimmerung", könnte sein, dass es eine Nebenwirkung der Therapie ist, so etwas sollte schnellstens erkannt werden. Oder aber es besteht eine deutliche endogene Komponente, die sich in schweren Symptomen zeigt (die durchaus persistieren und sich wiederholen können) und gehört medikamentös (mit)behandelt.
- Werbung
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 45
- Beiträge: 3983
Wer hat denn die "leichte Depression" diagnostiziert und wie?alterego90 hat geschrieben: ↑Fr., 03.12.2021, 09:38
Ich bin aktuell ein bisschen am zweifeln, ob mir die Therapie wirklich gut tut. Ich weiß einerseits, dass ich gewisse Dinge in meinem Leben ändern muss und dass diese Veränderungen ja auch schon im Gange sind… aber dennoch habe ich einfach das Gefühl, gerade im absoluten Chaos zu stecken, ich bin Anfang 30 und hab Angst, dass mein Leben nie wieder gut wird.
Wurde da am Anfang der Therapie ordentliche Diagnostik gemacht?
Es gibt nicht den Königsweg Depressionen zu behandeln, aber möglicherweise ist diese Art von Therapie und / oder dieser Therapeut nicht richtig für dich.
Meine aktuelle Therapie habe ich, obwohl es wirlich ans "Eingemachte" geht (Trauma...) zwar immer wieder als sehr anstrengend empfunden, aber mir ging es nie schlechter, im Gegenteil. Das ist allerdings jetzt nicht vergleichbar, bei mir war nie Depression im Spiel.
Wenn es dir über längere Zeit wirklich deutlich schlechter geht, dann reicht es jedenfalls nicht aus wenn der Therapeut da was von Erstverschlimerung und "wird schon wieder" sagt und weiter macht wie gehabt
Depressionen sind meiner Erfahrung nach eigentlich ein Zeichen von Überforderung. Was ist denn im Juli/August passiert? Gab es vielleicht einen Auslöser (in der Therapie oder deinem Leben)? Fühlst du dich vom Therapeuten verstanden oder ist im Laufe der Zeit eine ungünstige Beziehungsdynamik entstanden?
-
- [nicht mehr wegzudenken]
- , 38
- Beiträge: 9792
Nimmst du dazu irgendwelche Psychopharmaka? Die können nämlich auch negative Auswirkungen auf die psychische Befindlcichkeit haben.
Geht es in der Therapie auch um irgendwelche traumatischen Erlebnisse aus deiner Vergangenheit? Was macht ihr in der Therapie so, welche Themen werden behandelt. Und gibt es auch ressourcenorientiertes Vorgehen oder nur Gegrabe in unangenehmen ollen Kamellen?
Um das ganze einschätzen zu können müsstest du etwas genauer berichten was mit deinem Leben vor der Therapie war, was ihr in der Therapie genau macht. Weil ja, hirnloses und planloses Ausgraben von unangenehmem Zeugs aus der Vergangenheit kann massiv destabilisierend wirken. Und das Anschauen von Problemen kann auch defizitorientiert geschehen, was absolut nicht gesund ist. Und NEIN, das Reden über traumatisches Zeugs ist NICHT automatisch therapeutisch wertvoll und hilfreich. Es kann zB auch sein, dass es besser ist das nicht im Detail auszugraben und im Hier und Jetzt zu blieben und daran zu arbeiten.
Geht es in der Therapie auch um irgendwelche traumatischen Erlebnisse aus deiner Vergangenheit? Was macht ihr in der Therapie so, welche Themen werden behandelt. Und gibt es auch ressourcenorientiertes Vorgehen oder nur Gegrabe in unangenehmen ollen Kamellen?
Um das ganze einschätzen zu können müsstest du etwas genauer berichten was mit deinem Leben vor der Therapie war, was ihr in der Therapie genau macht. Weil ja, hirnloses und planloses Ausgraben von unangenehmem Zeugs aus der Vergangenheit kann massiv destabilisierend wirken. Und das Anschauen von Problemen kann auch defizitorientiert geschehen, was absolut nicht gesund ist. Und NEIN, das Reden über traumatisches Zeugs ist NICHT automatisch therapeutisch wertvoll und hilfreich. Es kann zB auch sein, dass es besser ist das nicht im Detail auszugraben und im Hier und Jetzt zu blieben und daran zu arbeiten.
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 26 Antworten
- 4391 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von grasgrün
-
- 3 Antworten
- 3311 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Dampfnudel
-
- 5 Antworten
- 3345 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Fabio92
-
- 15 Antworten
- 3770 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Haferflocke
-
- 10 Antworten
- 1465 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von Phoebe_Buffay