Unsichtbar in der eigenen Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag Fr., 29.10.2021, 08:04

Darüber hinaus ist es auch möglich, dass man sich durch die Offenbarungen der Therapeutin 'aufgewertet' oder wichtiger fühlt. Oder dass man es (unbewusst) gut findet, dass die gefühlte Asymmetrie der Therapiebeziehung neutralisiert zu sein scheint.
Ich glaube schon, dass es wichtig ist, sich den möglichen 'Nutzen' der aktuellen Situation bewusst zu machen, um ins Handeln zu kommen, dh die eigene Unzufriedenheit anzusprechen.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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chrysokoll
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Beiträge: 3975

Beitrag Fr., 29.10.2021, 08:05

wobei Alicorn ja sehr klar spürt dass da was nicht stimmt und sie auch hier fragt wie sie vorgehen könnte.
Das ist eine ganz fiese Geschichte von der Therapeutin und ich verstehe Alicorn, ihre Angst.
Aber sie sollte ins Handeln kommen wenn sie nicht zwei Jahre Therapie und Leben (!) dort vergeuden möchte

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Shukria
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Beiträge: 1543

Beitrag Fr., 29.10.2021, 08:07

Gewinn wäre:

Ich bin es nicht gewohnt eigene Interessen zu vertreten und würde jetzt damit Neuland betrete, davor habe ich Angst, wenn ich vermeide mich damit auseinander zu setzen kann ich die Angst vermeiden (Gewinn = Angstreduktion)

Ich habe Angst durch eine Konfrontation die Therapeutin zu verlieren, meine Bezugsperson und deren Unterstützung zu verlieren (Gewinn = Bindung/Unterstützung sicher stellen um jeden Preis)

Rechtfertigungsdruck gehört zu obigen...

Fakt ist, wenn man von einer Situation überhaupt nicht etwas wesentliches für sich rauszieht, dann verlässt man sie, also sollte man selber erst einmal verstehen was einen wirklich "hält in einer dysfunktionalen Beziehung D das sind oft sehr starke Emotionen die einer Veränderung im Wege stehen


Jenny Doe
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Beiträge: 5037

Beitrag Fr., 29.10.2021, 08:07

Hallo Alicorn
Wechsel, dafür ist die Hoffnung noch zu groß, dass es wieder wie früher wird.
Kann es je wieder so werden wie es mal war?

Du könntest ihr natürlich sagen, dass sie es unterlassen soll soviel über sich selbst zu reden. Vielleicht hält sie sich daran und nimmt sich wieder mehr zurück.

Aber wäre es dann für Dich wirklich wieder so wie früher, nachdem Du bereits so viel über sie weißt und auch weißt, dass sie jetzt gerne eigentlich über sich selbst sprechen möchte?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Montana
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Beiträge: 3360

Beitrag Fr., 29.10.2021, 10:35

Shukria hat geschrieben: Fr., 29.10.2021, 08:07 Gewinn wäre:

Ich bin es nicht gewohnt eigene Interessen zu vertreten und würde jetzt damit Neuland betrete, davor habe ich Angst, wenn ich vermeide mich damit auseinander zu setzen kann ich die Angst vermeiden (Gewinn = Angstreduktion)

....
Nein, da besteht ein Missverständnis.

Das ist ja kein Gewinn gegenüber der normalen Therapiesituation, wo sich die Therapeutin angemessen verhält.

Unter Gewinn verstehe ich wirklich sowas: die TE könnte es total toll finden, Informationen aus dem Privatleben der Therapeutin zu bekommen und von ihr als seelischer Mülleimer auserwählt zu werden zwecks eigener Aufwertung.
DAS wäre ein Gewinn. Wenn sie denn sowas wollen würde.
Und das wäre nicht vereinbar mit einer richtigen Therapie, was dann zu einem inneren Konflikt führen würde, weil sie eine richtige Therapie eigentlich auch möchte.

Hier verhält es sich aber anders. Die TE möchte die aktuelle Situation ausdrücklich nicht und bräuchte jetzt genau die Fähigkeiten, die sie in der Therapie hätte erwerben wollen.

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Thread-EröffnerIn
Alicorn
Helferlein
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Beiträge: 68

Beitrag Fr., 29.10.2021, 15:42

Hi, danke für eure Gedanken.

Tja, welchen Gewinn ziehe ich aus der aktuellen Situation?
Mir fällt es sehr schwer für meine eigenen Bedürfnisse gerade zu stehen, aus Angst meinem Gegenüber vor den Kopf zu stoßen. Dadurch vermeide ich Konfrontationen eher, oder passe mich so an, dass erst gar keine entstehen können. Das ist einer meiner Muster, die sich jetzt auch wieder zeigt und warum ich auch therapeutische Hilfe brauche.
Daher wäre es wirklich Neuland für mich wovor ich echt Angst habe.
Es ist ein langsamer Prozess gewesen, daher weiß ich gar nicht, wie die Therapeutin das wahrnimmt. Ich vermute, dass für sie die Behandlung gut läuft.
Aber ich brauch was anderes. Ich brauche sie als Kompetentes Gegenüber. Jemand der mich aushält und damit ich nicht alles mit mir alleine ausmachen muss. Und das klappt zur Zeit einfach nicht mehr.
Mein Gewinn ist, wenn ich es so weiter laufen lasse, sie nicht zu verlieren. Doch gefühlt, verliere ich mich selber dabei.
Tatsächlich kann es nicht mehr so werden, wie es mal war. Aber vielleicht, falls ich ein ordentliches Gespräch zustande bringe, kann es sogar besser werden?
Ich weiß einfach nicht, wie gut die Beziehung von ihrer Seite aus ist.
Ich will Fortschritt, Weiterentwicklung, sehr gerne mit ihr. Aber wenn sie das nicht sieht, dann muss ich alleine weiter. Und das wäre so gar nicht mein Wunsch.

Doch was wenn...

Was wenn wir Verbündete sind? Vielleicht hat ihr Verhalten einen therapeutischen sind, den ich nicht erkenne?
Wenn man ähnliches erlebt, schweißt es zusammen und stärkt die Bindung?
Was, wenn sich das, was sich gerade in mir dagegen widersetzt auch was altes ist?
Vielleicht ist es eine Art von Beziehungsaufbau den sie da betreibt?

Ich will nichts übersehen...
Zuletzt geändert von Alicorn am Fr., 29.10.2021, 16:27, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beiträge: 9790

Beitrag Fr., 29.10.2021, 16:27

Shukria hat geschrieben: Fr., 29.10.2021, 08:07 Ich habe Angst durch eine Konfrontation die Therapeutin zu verlieren, meine Bezugsperson und deren Unterstützung zu verlieren (Gewinn = Bindung/Unterstützung sicher stellen um jeden Preis)

Du hast sie ja bereits verloren da sie die für dich nützliche Funktion die sie mal hatte nicht mehr erfüllt sondern im Gegenteil zur Belastung wird.

Fakt ist, sie ist keine jetzt gerade etwas nervig gewordene Freundin, sie ist eine Dienstleisterin die du für eine Leistung bezahlst. Hättest du Lust einen Schreiner dafür zu bezahlen dass er was in deinem Haus repariert und anstattdessen setzt er sich auf dein Sofa und erzählt dir was er so in seiner Freizeit macht?

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Montana
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weiblich/female, 44
Beiträge: 3360

Beitrag Fr., 29.10.2021, 17:21

Alicorn hat geschrieben: Fr., 29.10.2021, 15:42 Vielleicht hat ihr Verhalten einen therapeutischen sind, den ich nicht erkenne?
Hat es nicht. Was wäre das bitte für eine Therapie, in der die Therapeutin sowas macht? Sehr intransparent und ohne eine Chance für dich, das Vorgehen zu verstehen und gutzuheißen oder dem zu widersprechen?

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Lillern
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 26
Beiträge: 534

Beitrag Fr., 29.10.2021, 18:52

Hallo Alicorn,

ich sehe das wie Montana, das ist keine "Therapie-Strategie". Macht gar keinen Sinn. Und mal ganz hypothetisch gesprochen: Selbst WENN sie denken WÜRDE das stärkt irgendeine Bindung tut es das doch offensichtlich nicht, wenn du deine "alte" Therapeutin vermisst und sogar Dinge für dich behalten möchtest weil du nicht nachgeahmt werden willst.
Ich verstehe, dass du dir diese Fragen stellst und ihr Verhalten von allen Seiten beleuchten willst, bevor du sie auf irgendwas ansprichst, aber wie du es drehst und wendest ist das Ergebnis ja für dich nicht positiv und erst recht nicht zielführend.
Wie ich das verstehe sollte Therapie wohl der erste Ort sein, an dem du dich trauen kannst für deine Bedürfnisse gerade zu stehen. Und ganz egal wie sie das meint was sie da tut, hast du ein Recht anzusprechen, dass das für dich so nicht funktioniert.

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