SV beichten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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DieBeste
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SV beichten?

Beitrag Di., 21.09.2021, 17:37

Hallo,
Habe eine Frage an euch.
Bin ja seit ca 1,5 Jahren in einer neuen Therapie, die langsam endet. Wir sehen uns nur noch alle 3-4 Wochen. Morgen ist es wieder so weit.
Mir geht es gut, nur hat mich auf einer Familien Feier am Wochenende etwas getriggert, so dass ich mich selbst verletzt habe.
Mit meiner Therapeutin habe ich eine Art mündlichen Vertrag sowas nicht mehr zu tun. In der gesamten Zeit ist es mir jedoch insgesamt drei mal nicht gelungen. Sie reagiert dadrauf immer sehr direkt und nüchtern indem sie auf unseren Vertrag aufmerksam macht und jetzt weiß ich nicht, ob es lohnt es ihr noch zu sagen. Will mich irgendwie im guten von ihr verabschieden und nicht noch Angst haben, dass sie mich am Ende vielleicht raus wirft weil ich das Versprechen gebrochen habe.

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 21.09.2021, 17:50

SV = Suizidversuch
SVV = Selbstverletzung

ich persönlich finde es nicht gut es zu verheimlichen.
Wieso möchtest Du es nicht sagen, was befürchtest du?
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Beitrag Di., 21.09.2021, 17:58

Mist, ich meinte Selbstverletzung. Gibt es die Möglichkeit das Thema zu korrigieren?
Ich überlege es nicht zu sagen, weil ich Bedenken vor ihrer Reaktion habe. Sie hat schon mal gesagt wenn ich mich nicht daran halte dann bringt alles nichts oder so ähnlich. Ich habe mich nicht an die Abmachung gehalten.

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Pianolullaby
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Beitrag Di., 21.09.2021, 18:16

ja das kann passieren. Viel wichtiger finde ich jetzt eine gute Verhaltensanalyse zu machen, vllt auch schon ohne dass sie Dir das aufgibt, um dann mit ihr dann das vorzulegen.
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 21.09.2021, 18:19

DieBeste hat geschrieben: Di., 21.09.2021, 17:37 Sie reagiert dadrauf immer sehr direkt und nüchtern indem sie auf unseren Vertrag aufmerksam macht und jetzt weiß ich nicht, ob es lohnt es ihr noch zu sagen. Will mich irgendwie im guten von ihr verabschieden und nicht noch Angst haben, dass sie mich am Ende vielleicht raus wirft weil ich das Versprechen gebrochen habe.

Ehrlich gesagt, das ist ein völlig unangemessenes Verhalten. SVV ist eine Sucht, und bei Sucht ist es normal dass es im Prozess des davon loskommens zu Rückfällen kommen kann. Ja, man macht einen Vertrag. Und den versucht man nach bessten Möglichkeiten einzuhalten. Wenn es aber trotzdem zu einem Rückfall kommt ist das KEIN Drama und KEIN Grund brüsk zu reagieren.

Dass es dir in der Zeit nur so wenige Male passiert ist und du dem Impuls bestimmt einige Male erfolgreich nicht nachgekommen bist ist doch super! Ihr Job ist es dir dann zu helfen in Zukunft mit dem "nicht nachgeben" noch erfolgreicher zu werden, mit dir Strategien entwickeln etc.

Diese "Glas halb leer" Attitüde wenn das Glas sogar doch zu 95% voll ist, das ist echt daneben.

Wer weiß geht sie selbst shoppen oder frisst 3 Tafeln Schokolade oder pampt ihren Mann an wenn sie Frust hat anstatt den Frust brav auszuhalten und ihn nicht auszuagieren.

Ich würde es nicht sagen. Das Thema ist bei ihr nicht gut aufgehoben.
Zuletzt geändert von münchnerkindl am Di., 21.09.2021, 18:22, insgesamt 2-mal geändert.

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Lilien
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Beitrag Di., 21.09.2021, 18:19

Hallo dieBeste,

das finde ich aber auch nicht unbedingt so clever von Deiner Therapeutin gelöst, denn Du kannst die Zeit nicht mehr zurückdrehen und es ungeschehen machen. Insofern kann ich ihrer Argumentation da nicht ganz folgen. Es gibt ja Gründe, warum Du Dich nicht an diesen "Vertrag" gehalten hast, sondern in der Situation wieder in alte, für Dich schädliche Muster
gefallen bist.

Auch würde ich diesen "Vertrag" hinterfragen, inwiefern hilft er Dir wirklich? Tust Du es für Dich oder nur, um sie nicht zu enttäuschen? Dazu würde nämlich auch die Sorge passen, dass Du Dich ihr da nicht anvertrauen möchtest, obwohl Du es innerlich ja vielleicht doch loswerden wollen würdest.

Also doch, ich würde mir, mit ihr gemeinsam, diese "Trigger" anschauen und vielleicht eher versuchen, Konzepte zu erarbeiten, die es Dir in solchen Momenten ermöglichen, nicht sofort darauf zurückgreifen zu müssen. Da sollte es doch gerade von Vorteil sein, dass ihr euch schon etwas länger kennt und miteinander arbeitet.

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Beitrag Di., 21.09.2021, 18:29

Danke für eure Antworten. Sie hat mit mir viele Dinge erarbeitet die ich dagegen tun kann. Helfen mir nixjt so wirklich. Den trigger kenne ich ganz genau, und ich bin danach dann auch nicht gefährdet es nochmal zu machen oder so. Ich hätte es fast einen Tag vorher ankündigen können weil ich so genau wusste dass es mir da passiert.
Ich habe mich an den Vertrag versucht zu halten, weil mir die Therapie wichtig ist, und ich sie nicht nochmal vermasseln will. Das letzte mal habe ich es ihr auch gesagt aber sie hat es bemerkt. Ich denke dieses Mal würde sie es nicht bemerken und es spielt momentan für mich auch keine Rolle mehr, deshalb bin ich mir unsicher ob ich es überhaupt erwähnen soll.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 21.09.2021, 18:32

Naja, wenn die Gegenmittel ja garkeine Wirkung haben, dann kann man dir auch nicht vorwerfen dass du das SVV gemacht hast. Weil ja nur ein wirkendes Gegenmittel eben dagegen wirkt und dich in die Lage versetzen würde es dann nicht zu tun.
Das wäre so wie wenn mir der Arzt gegen die Kopfschmerzen Aspirin gibt, das hilft aber nicht, und dann macht mich der Arzt dumm an weil ich berichte dass ich immer noch Kopfschmerzen habe.

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alatan
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Beitrag Di., 21.09.2021, 18:36

Seltsame Therapie, in der das symptomatische Verhalten vertraglich ausgeschlossen werden soll. Genauso gut könnte man auch in einen Vertrag schreiben, sich zu verpflichten, nicht mehr depressiv zu fühlen, keine Ängste mehr zu haben usw.

Das Entscheidende an Therapie ist doch, nach Hintergründen usw. zu forschen und zu verstehen, zu verstehen, und nochmals zu verstehen?!

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~~~
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Beitrag Di., 21.09.2021, 20:41

DieBeste hat geschrieben: Di., 21.09.2021, 17:37
Mir geht es gut, nur hat mich auf einer Familien Feier am Wochenende etwas getriggert, so dass ich mich selbst verletzt habe.
Naja, es hat ja einen Grund, warum du dich letztendlich dazu entschieden hast dich selbst zu verletzten als etwas weniger schädliches zu tun, was dir in der Situation vielleicht auch geholfen hätte.

Klar, ist eine Art Sucht. Aber letztendlich ist es man es doch selbst, die sich dann dazu entscheidet, das zu tun.

Du wist ja gute Gründe haben, warum du das gemacht hast.

Scheinbar sind die dir nicht im Detail bewusst?

Woran lag es denn dass du dich für das selbstverletzende Verhalten entschieden hast? Finde sowas sollte man erarbeiten in der Therapie... und dann eben individuelle Alternativen für sich suchen...?

Ein Vertrag mit der Therapeutin ist doch nur ne zusätzliche Motivation.... eine Stütze, dass es einem am Anfang leichter fälllt, sich dagegen zu entscheiden.

Trotzdem muss man sich doch in der Therapiestunde genau anschauen, warum du dieses Verhalten gewählt hast oder warum du das vielleicht gerade noch brauchst... und was dir helfen könnte, das loszulassen Stück für Stück.

Rückfälle sind einfach überhaupt nicht schlimm.

Viel wichtiger finde ich, dass du ganz für dich allein die Entscheidung triffst, ob du versuchen willst, davon wegzukommen und andere Dinge auszuprobieren... oder ob du insgeheim gar nicht davon weg willst.

Ich finde deine Entscheidung, deine innere Einstellung ist das allerwichtigste... du solltest das nicht "nur" wegen dem Vertrag mit deiner Therapeutin machen. Das kannst du als zusätzliche Stütze sehen für deine eigene Entscheidung.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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chrysokoll
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Beitrag Di., 21.09.2021, 21:01

DieBeste hat geschrieben: Di., 21.09.2021, 17:37 Will mich irgendwie im guten von ihr verabschieden und nicht noch Angst haben, dass sie mich am Ende vielleicht raus wirft weil ich das Versprechen gebrochen habe.
allein die Formulierung und damit deine Vorstellung dass du da irgendwas "beichten" musst finde ich wirklich schlimm.
Es ist doch nicht Sinn einer Therapie da Dinge zu gestehen und dann geschimpft zu werden.

Ich verstehe gut dass du dich "im guten" verabschieden willst.
Und du kennst ihre Reaktion ja auch.
Wenn du die Selbstverletzung weitgehend im Griff hast und das nur mal ausnahmsweise vorkommt ist es ja auch nicht schlimm, finde ich. Sei da selbstkritisch und ehrlich zu dir.
Und geh das notfalls nochmal mit einer anderen Therapie an.
Ich finde einen Vertrag für sowas ungeeignet. Und wenn sie dir nur Mittel an die Hand gibt die nicht wirken ist das doch auch sinnlos. Dann müsste sie mit dir was anderes probieren.

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 21.09.2021, 21:20

~~~ hat geschrieben: Di., 21.09.2021, 20:41
Klar, ist eine Art Sucht. Aber letztendlich ist es man es doch selbst, die sich dann dazu entscheidet, das zu tun.

Du wist ja gute Gründe haben, warum du das gemacht hast.

Scheinbar sind die dir nicht im Detail bewusst?


Äh, ne.

Es ist ein Suchtverhalten. Einmal etabliert ENTSCHEIDET man sich bei einer Sucht nicht für die Ausübung. So wie sich der Kaufsüchtige oder der Glücksspielsuchtige nicht für den Besuch der Spielhalle oder der Shoppingmall am 15.9. entscheiden. Der Suchtdruck sagt ihm "das musst du jetzt machen"

Bei einer Sucht hat sich ein craving als Automatismus etabliert.

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Beitrag Mi., 22.09.2021, 19:56

Also ich war heute da und sie hat gut reagiert. Fast als ob sie das hier mitgelesen hat… -VerfolgungswahnAus-.
Sie hat das mit mir genau analysiert und gemeint, dass meine Wut eigentlich gut ist mich aus der Abhängigkeit los zu machen, ich mir das nur klar machen muss und sie nicht gegen mich selber lenken soll.

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Beitrag Mi., 22.09.2021, 22:34

münchnerkindl hat geschrieben: Di., 21.09.2021, 21:20
~~~ hat geschrieben: Di., 21.09.2021, 20:41
Klar, ist eine Art Sucht. Aber letztendlich ist es man es doch selbst, die sich dann dazu entscheidet, das zu tun.

Du wist ja gute Gründe haben, warum du das gemacht hast.

Scheinbar sind die dir nicht im Detail bewusst?


. Der Suchtdruck sagt ihm "das musst du jetzt machen"
Verstehe ich nicht ganz. Man kann sich trotzdem grundsätzlich dafür oder dagegen entscheiden.
Sonst könnte man ja zum Beispiel niemals mit einer Sucht aufhören. Wenn man seine innere Haltung dazu nicht ändern könnte, weil der "Suchtdruck" einem sagt "das musst du jetzt machen", käme ja nie einer aus der Sucht raus
Zuletzt geändert von ~~~ am Mi., 22.09.2021, 22:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Mi., 22.09.2021, 22:40

DieBeste hat geschrieben: Mi., 22.09.2021, 19:56 nur klar machen muss und sie nicht gegen mich selber lenken soll.


Das sich selbst "nur" klar machen, wäre allerdings ein großer Schritt. Aber es ist doch schon mal ein Ansatzpunkt an dem man weiterarbeiten kann.
Vielleicht findest du einen Weg deine Wut anders auszudrücken, die Energie anders loszuwerden...
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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