Hallo zusammen,
Ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen: ich bin 30 Jahre alt und seit Februar in psychotherapeutischer Behandlung. Ich mache eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie. Auslöser dafür waren immer wiederkehrende depressive Episoden, vor allem im Winter, aber auch langjährige familiäre Konflikte, die mich an Weihnachten 2020 so sehr belastet haben, sodass ich den Kontakt zu meinen Eltern danach vorerst abgebrochen habe, um die Geschehnisse aus der Vergangenheit mal in Ruhe aufzuarbeiten.
Nun zu meinem Problem: seit ich die Therapie mache, habe ich das Gefühl, wirklich schon viel über mich gelernt zu haben. Manchmal fühlt es sich rückblickend sogar so an, als ob ich früher immer nur eine Maske getragen hätte und gar nicht ich selbst war. Allerdings hab ich auch vermehrt starke Selbstzweifel und Unsicherheiten - vorallem im Umgang mit anderen - an mir bemerkt, die mich phasenweise sehr belasten. Ich hinterfrage alles stark („Wie hat er das jetzt gemeint?“ - „War das auf mich bezogen?“ usw.). Das ist super anstrengend aber ich hab es bisher nicht geschafft, das abzustellen. Das Ganze tritt natürlich stärker in Gruppensituationen auf und bei Menschen, die ich nicht so gut kenne. Früher bin ich allerdings ziemlich selbstbewusst aufgetreten und hatte diese Probleme nicht.
Ist es also normal, dass durch die Aufarbeitungen in der PT so starke Selbstzweifel auftreten? Wie war das bei euch? Würde mich über einen Erfahrungsaustausch freuen, weil es mir schon auch ein bisschen Angst macht… ich will nicht so verunsichert durchs Leben gehen.
Viele Grüße!
Unsicherheiten und vermehrt Selbstzweifel durch PT
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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In der Therapie begegnet man quasi sich selbst und legt so manche Maske ab. Entdeckt einiges an sich, was vorher unbekannt oder unbewusst war.
Ich war immer unsicher und habe alles hinterfragt, ob jemand das so gemeint hat, das hat sich bei mir durch die Therapie gelegt. Aber es ist ein auf und ab. Manchmal funktioniert meine Selbstsicherheit besser und manchmal eben nicht. Durch die Therapie komme ich mit einer anderen Meinung meines Gegenüber besser zurecht, auch ich habe nicht mehr das Bedürfnis allen zu gefallen.
Kann es sein, dass es dir vorher nicht klar war. Du kannst das auch zum Thema in der Therapie machen.
Wenn ich bedenke, dass du den Kontakt zur Familie abbrechen musstest und da großen Belastungen ausgesetzt wurdest, kann da auch an Selbstwertgefühl nagen und zu Unsicherheiten führen. Hast du überlegt, ob das auch daher kommen kann?
In der Therapie begegnet man quasi sich selbst und legt so manche Maske ab. Entdeckt einiges an sich, was vorher unbekannt oder unbewusst war.
Ich war immer unsicher und habe alles hinterfragt, ob jemand das so gemeint hat, das hat sich bei mir durch die Therapie gelegt. Aber es ist ein auf und ab. Manchmal funktioniert meine Selbstsicherheit besser und manchmal eben nicht. Durch die Therapie komme ich mit einer anderen Meinung meines Gegenüber besser zurecht, auch ich habe nicht mehr das Bedürfnis allen zu gefallen.
Kann es sein, dass es dir vorher nicht klar war. Du kannst das auch zum Thema in der Therapie machen.
Wenn ich bedenke, dass du den Kontakt zur Familie abbrechen musstest und da großen Belastungen ausgesetzt wurdest, kann da auch an Selbstwertgefühl nagen und zu Unsicherheiten führen. Hast du überlegt, ob das auch daher kommen kann?
never know better than the natives. Kofi Annan
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Thread-EröffnerIn - sporadischer Gast
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Hallo,
danke für deine Antwort.
Das Merkwürdige für mich ist eben, dass ich früher ziemlich gut für mich einstehen konnte. Wurde immer als besonders tough angesehen. Seit ich mich durch die Therapie besser kennenlerne und mehr auf meine Bedürfnisse achte ist das aber irgendwie nicht mehr so. Nur fühle ich mich dadurch eben so eingeschränkt und denke, dass ich die Dinge enger sehe als sie sind. Ich glaube, ich kann auch meine Unsicherheiten ganz gut überspielen, sodass andere das gar nicht merken, aber in mir brodelt es. Da muss noch nichtmal jemand was sagen, ich bin nur gefühlt ständig in Alarmbereitschaft und hab meine Antennen ausgefahren. Werde das aber morgen auf jeden Fall bei meinem Thera ansprechen. Er meinte schon, dass wir an meinem Selbstwert arbeiten müssen, was mir vor Beginn der Therapie so nicht klar war.
Ich frage mich nur, ob mein „wahres Selbst“ jetzt tatsächlich so unsicher ist oder ob das Teil der Therapie ist? Also dass ich quasi gerade die unterdrückten Gefühle aus der Vergangenheit aufarbeite?
Wie lange warst du denn in Behandlung und hast du auch eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie gemacht?
danke für deine Antwort.
Das Merkwürdige für mich ist eben, dass ich früher ziemlich gut für mich einstehen konnte. Wurde immer als besonders tough angesehen. Seit ich mich durch die Therapie besser kennenlerne und mehr auf meine Bedürfnisse achte ist das aber irgendwie nicht mehr so. Nur fühle ich mich dadurch eben so eingeschränkt und denke, dass ich die Dinge enger sehe als sie sind. Ich glaube, ich kann auch meine Unsicherheiten ganz gut überspielen, sodass andere das gar nicht merken, aber in mir brodelt es. Da muss noch nichtmal jemand was sagen, ich bin nur gefühlt ständig in Alarmbereitschaft und hab meine Antennen ausgefahren. Werde das aber morgen auf jeden Fall bei meinem Thera ansprechen. Er meinte schon, dass wir an meinem Selbstwert arbeiten müssen, was mir vor Beginn der Therapie so nicht klar war.
Ja, das ist auf jeden Fall ein Thema. Ich hab zwei ältere Geschwister die beide schon Familie haben. Auch sie haben den Kontakt zu unseren Eltern abgebrochen, wir untereinander haben aber noch ganz guten, geschwisterlichen Kontakt. Für mich ist es teilweise so schmerzhaft, weil ich das Gefühl habe, kein „Nest“ mehr zu haben und alleine zu sein. Davon kommen sicherlich auch die Selbstzweifel. Zuvor hab ich eben immer versucht die Starke zu sein und die Stimmungen zuhause auszuhalten, teilweise war ich auch die Vermittlerin.Wenn ich bedenke, dass du den Kontakt zur Familie abbrechen musstest und da großen Belastungen ausgesetzt wurdest, kann da auch an Selbstwertgefühl nagen und zu Unsicherheiten führen. Hast du überlegt, ob das auch daher kommen kann?
Ich frage mich nur, ob mein „wahres Selbst“ jetzt tatsächlich so unsicher ist oder ob das Teil der Therapie ist? Also dass ich quasi gerade die unterdrückten Gefühle aus der Vergangenheit aufarbeite?
Wie lange warst du denn in Behandlung und hast du auch eine tiefenpsychologisch fundierte Therapie gemacht?
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- [nicht mehr wegzudenken]
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Hallo alterego,
vielleicht warst du so tough, weil du es einfach sein musstest? Und jetzt darf ein anderer Teil von dir zum Vorschein kommen.
Ich habe im Laufe der Therapie(n) immer mehr zu mir gefunden und stelle fest, dass ich ziemlich anders bin, als ich mich früher gezeigt habe bzw. aus Selbstschutz zeigen musste. Und, ja, so Umbruchphasen sind meistens eher unbequem und verunsichernd.
Falls kein akuter Leidensdruck besteht, ist es natürlich gut abzuwägen, ob jetzt die passende Zeit für eine Therapie ist. Bei mir hat sich die Frage jedoch nie gestellt, weil sie lebensnotwendig war.
Also: Ich finde, es läuft normal bei dir.
Lieben Gruß
Kirchenmaus
vielleicht warst du so tough, weil du es einfach sein musstest? Und jetzt darf ein anderer Teil von dir zum Vorschein kommen.
Ich habe im Laufe der Therapie(n) immer mehr zu mir gefunden und stelle fest, dass ich ziemlich anders bin, als ich mich früher gezeigt habe bzw. aus Selbstschutz zeigen musste. Und, ja, so Umbruchphasen sind meistens eher unbequem und verunsichernd.
Falls kein akuter Leidensdruck besteht, ist es natürlich gut abzuwägen, ob jetzt die passende Zeit für eine Therapie ist. Bei mir hat sich die Frage jedoch nie gestellt, weil sie lebensnotwendig war.
Also: Ich finde, es läuft normal bei dir.
Lieben Gruß
Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.
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Liebe alterego,
als ich deinen Beitrag las, war mein erster Gedanke, dass du auf deinem Weg bist. Ich habe auch meine Schwierigkeiten in der Therapie besser verstanden, und rückblickend denke ich, dass ich die gesamte Zeit in der Therapie hin zu den Erfahrungen gestrebt habe, die mich dort bringen sollten, wo ich hin wollte.
Und solche Verunsicherung, und für dich vielleicht das viele Hinterfragen bezüglich der Aussagen anderer Menschen, gehören auch dazu. So etwas kann ich mir gut vorstellen, dass das ziemlich belastend sein muss, wenn dich das so viel beschäftigt.
Ich denke, dass du das für dich noch gelöst bekommen wirst.
Lieben Gruß,
Fairness
als ich deinen Beitrag las, war mein erster Gedanke, dass du auf deinem Weg bist. Ich habe auch meine Schwierigkeiten in der Therapie besser verstanden, und rückblickend denke ich, dass ich die gesamte Zeit in der Therapie hin zu den Erfahrungen gestrebt habe, die mich dort bringen sollten, wo ich hin wollte.
Und solche Verunsicherung, und für dich vielleicht das viele Hinterfragen bezüglich der Aussagen anderer Menschen, gehören auch dazu. So etwas kann ich mir gut vorstellen, dass das ziemlich belastend sein muss, wenn dich das so viel beschäftigt.
Ich denke, dass du das für dich noch gelöst bekommen wirst.
Lieben Gruß,
Fairness
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.
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