Erwartung nach 200 Std Analyse UND Verlängerung ohne Antrag?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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metropolis
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Beitrag Mi., 16.06.2021, 21:44

Hallo zusammen,

aber ist es letztendlich nicht das Problem der Therapeutin, wenn sie aufgrund der Prokrastination die Sitzungen nicht vergütet bekommt? Sie trägt doch das Risiko.

Ich habe zwar damals auch extrem unter nicht oder spät gestellten Anträgen gelitten, weil ich nicht wusste, wo wir stehen von der Anzahl der Stunden her. Mein Therapeut wusste es anscheinend auch irgendwann nicht mehr. Ich habe hier zu der Zeit auch im Forum um Rat gefragt zu diesem Problem. Man hat mir gut weitergeholfen. Nämlich in der Form, dass ich akzeptierte, dass das sein Problem und sein Risiko ist.

Ich habe es auch nach der Therapie nicht geprüft, ob er von den zahlreichen Stunden, die noch gehalten wurden, welche vergütet bekommen hat. Ich vermute, dass das nicht der Fall war.

Ist nicht ideal und nicht richtig, ich habe versucht es zu klären, er hat immer abgewiegelt, dass alles in Ordnung so ist.

Lg

Metropolis
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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lisbeth
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Beiträge: 4012

Beitrag Mi., 16.06.2021, 21:59

metropolis hat geschrieben: Mi., 16.06.2021, 21:44 aber ist es letztendlich nicht das Problem der Therapeutin, wenn sie aufgrund der Prokrastination die Sitzungen nicht vergütet bekommt? Sie trägt doch das Risiko.
jo, das hat meine damalige Therapeutin auch immer gesagt.
Es wurde aber kompliziert als es immer mehr Konflikte zwischen uns gab. Und irgendwann hatte ich das Gefühl, ich "dürfte" die Konfliktthemen nicht mehr ansprechen. Sie hatte die Konfliktthemen dann immer mehr genauso abgebügelt, wie sie auch das Verlängerungsthema abgebügelt hatte. Klärung war auf der Ebene einfach nicht mehr möglich.

Sie hatte immer gesagt, das sei ihr Problem, und ich solle es dort lassen. Aber was, wenn ihr Problem, wie die Stunden bezahlt werden, dann irgendwann zu meinem Problem wird, dass bestimmte Themen nicht mehr besprechbar sind zwischen uns?

Ich weiß nicht, ob wir es hätten klären können, wenn der Rahmen klar gewesen wäre. Aber zumindest hätte es eine Chance dafür gegeben.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Montana
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Beiträge: 3360

Beitrag Do., 17.06.2021, 11:27

Mir ist aber auch wichtig, dass ich sicher weiß, dass noch Stunden da sind und wie viele ungefähr. Müsste ich ständig Angst haben, dass die Therapie ganz plötzlich vorbei ist, wie könnte ich da überhaupt irgendein wichtiges Thema anfangen? Kurz vor der Verlängerung konnte ich kaum an etwas anderes denken als daran, dass ich nur noch drei, zwei, eine, gar keine Stunden mehr habe. Dann passierten auf einen Schlag drei Dinge. Der Therapeut sagte, nach seiner Rechnung seien da noch zwei Stunden, die Kasse bewilligte die Verlängerung um 20 Stunden und der Fonds hatte mich als unkomplizierten Fall durch das Schnellverfahren geschickt und ich bekam von dort ebenfalls eine Bewilligung. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, dass das nur wenige Monate dauerte. Und der Unterschied, vom Gefühl her, ist gewaltig! Ich habe erstmal Zeit und zwar lange. Dass das so viel ausmacht, war mir gar nicht klar. Aber das tut es. Ich bin jetzt nicht mehr ununterbrochen dabei, mich in Gedanken zu verabschieden und Themen als nicht mehr klärbar in die hinterste Ecke zu schieben.

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saffiatou
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Beiträge: 3633

Beitrag Do., 17.06.2021, 11:31

Montana hat geschrieben: Do., 17.06.2021, 11:27 Dass das so viel ausmacht, war mir gar nicht klar. Aber das tut es. Ich bin jetzt nicht mehr ununterbrochen dabei, mich in Gedanken zu verabschieden und Themen als nicht mehr klärbar in die hinterste Ecke zu schieben.
... und ich dachte schon, ich bin die Einzige, die sich ständig Gedanken um die anstehende Verlängerung macht und was danach kommen mag. Manchmal hat mich das so blockiert und verängstigt. Erst als ich wirklich Vertrauen hatte, daß er mit mir arbeiten will, wurde ich locker, diese Angst vor einer Zurückweisung, nicht wichtig genug zu sein.
never know better than the natives. Kofi Annan

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Ungestümes Pferd
Helferlein
Helferlein
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Beiträge: 102

Beitrag Do., 17.06.2021, 13:32

da find ich das Schweizer und Österreichische System in dem Punkt fast besser:
Da bekommt man einfach eine Honorarnote vom Arzt geschickt und muss die dann dem Arzt überweisen, dadurch kann man genau kontrollieren, welche Stunden (Datum) der Arzt verrechnet. Die Honorarnote reicht man dann selbst per Post bei der Krankenkasse ein und bekommt sie dann bis auf den Selbstbehalt refundiert.

Dafür ist der Selbstbehalt und daher die Kosten für Psychotherapie aber auch viel höher, zumindest in Österreich und in der Schweiz kommts drauf an.

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