Guten Abend,
Ich bräuchte mal euer Wissen in Bezug auf Kontaktaufnahme zu eurem Therapeuten. Ich hatte nach der letzten Sitzung ein ungutes Gefühl, dass ich nicht greifen kann. Normalerweise haben wir eine gute Basis, ich vertraue ihm und habe das Gefühl ich kann offen über alles reden. Nun war die letzte Sitzung - naja, ich hatte das Gefühl, das wir aneinander vorbei reden. Es ging um eine Thematik, die mich sehr beschäftigt und es tut auch gut, das wir darüber sprechen. Ich möchte ungern genauer ins Detail gehen; es geht um ein Verhaltensmuster, das ich seit 20 Jahren lebe aufgrund bisheriger Prägungen. Ich selbst leide unter diesem Muster und das wurde mir in der Thera nochmal sehr deutlich vor Augen geführt. Nun kam es zu einer kleinen Diskussion diesbezüglich mit meinem Thera. Ich hatte das Gefühl, dass er leicht genervt war bzw auch er diese negativen Vibes gespürt hat, ich weiß es nicht. Ich kann vermutlich auch wieder nur zu viel hineininterpretieren. Jedenfalls würde ich ihm das gerne sagen, aber..... Ich möchte das nicht am Telefon machen (Ich rufe schon zwischen den Terminen immer mal wieder an und mir ist das unangenehm) doch die nächste Sitzung ist erst in 11 Tagen und so lange kann ich nicht warten, .. Bis dahin haben sich meine Gedanken zerstört.
Ich habe mir überlegt ihm einen Brief zu schreiben und einzuwerfen, eine Mail Adresse habe ich nicht von ihm. Ist sowas eher untypisch? Wie geht ihr mit solchen Situationen um?
Unsicherheit nach der letzten Sitzung
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Aufschreiben ist sicher gut. Wenn keine Absprache bezügliches eines Kontaktes zwischen den Stunden besteht, würde ich den Brief aber nur für dich schreiben und das dann in 11 Tagen mit ihm klären. Ich weiß, dass Warten richtig blöd sein kann, aber er wird nicht dafür bezahlt, sich außerhalb der Stunden mit den Patient*innen zu befassen. Schreib doch eine Art Gefühlstagebuch, wie es dir jeden Tag geht. Du kannst all das dann zur nächsten Stunde mitnehmen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
Danke für deine Antwort. Er meinte, dass das kein Problem sei wenn ich anrufe, wenn ein Thema ist,aber ich fühle mich dann oft auf die Uhr gesetzt und kann mich da schriftlich einfach besser mitteilen bzw ausdrücken..Philosophia hat geschrieben: ↑Mo., 14.06.2021, 19:58 Aufschreiben ist sicher gut. Wenn keine Absprache bezügliches eines Kontaktes zwischen den Stunden besteht, würde ich den Brief aber nur für dich schreiben und das dann in 11 Tagen mit ihm klären. Ich weiß, dass Warten richtig blöd sein kann, aber er wird nicht dafür bezahlt, sich außerhalb der Stunden mit den Patient*innen zu befassen. Schreib doch eine Art Gefühlstagebuch, wie es dir jeden Tag geht. Du kannst all das dann zur nächsten Stunde mitnehmen.
Ich dachte eher daran dass er den Brief in der Vorbereitung liest und dann in die Std mit einbaut, weil es mir erleichtern würde direkt die Thematik zu bearbeiten ohne eine weitere Std Zeit zu verlieren bis ich alles erklärt habe und dann die 50 Minuren vorbei sind und ich wieder ungeklärt da stehe, weißt du was ich meine? Und dieses Abwarten fällt mir so so so schwer:(
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einen Brief schreiben finde ich völlig ok.
Der Therapeut kann entscheiden wann er ihn liest.
Und ich seh da auch kein Problem wenn du nicht ständig 20-seitige Briefe lieferst.
Versuch es doch einfach!
Vielleicht genügt es dir schon wenn du den Brief für dich schreibst.
Wenn nicht dann wirf ihn ein bzw. schick ihn ab.
Und sprich am besten in der nächsten Stunde mit dem Therapeuten ab wie ihr in Zukunft mit sowas umgehen könnt.
Der Therapeut kann entscheiden wann er ihn liest.
Und ich seh da auch kein Problem wenn du nicht ständig 20-seitige Briefe lieferst.
Versuch es doch einfach!
Vielleicht genügt es dir schon wenn du den Brief für dich schreibst.
Wenn nicht dann wirf ihn ein bzw. schick ihn ab.
Und sprich am besten in der nächsten Stunde mit dem Therapeuten ab wie ihr in Zukunft mit sowas umgehen könnt.
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Ja, gut, chrysokoll, stimmt, der Therapeut kann entscheiden, was er mit einem Brief macht. Wenns ne Ausnahme bleibt, sollte das eigentlich kein Problem sein. Und ja, Cloud20, ich denke auch, dass ihr unbedingt besprechen solltet, wie ihr künftig mit solchen Dingen umgeht.
Dein Gedanke, dass er den Brief in Vorbereitung auf die Stunde liest, ist natürlich aus deiner Sicht nachvollziehbar, aber grundsätzlich gehört das nicht zu seinen Aufgaben, sich zusätzlich mit Patient*innen außerhalb der Stunden zu befassen - dafür wird er nicht bezahlt. Deswegen muss so was auch ne Ausnahme bleiben, die die Regel bestätigt. Ich weiß, dass das hier einige anders sehen - aber es ist einfach mal Fakt, dass es eben nicht geht, dass Therapeuten zusätzlich zu den Stunden ihren Patient*innen viel Zeit widmen - das geht eben von ihrer Freizeit ab. Klar, das können sie selbst bestimmen, wie sie diese Freizeit gestalten. Ich persönlich halte es aber nicht für besonders professionell, wenn sie da nicht drauf achten. Wie gesagt - Ausnahmen bestätigen die Regel. Frag ihn, wie ihr mit solchen Situationen umgeht in Zukunft. Vielleicht gibt es dir auch Werkzeuge in die Hand, wie du dich selbst halten kannst, in der Zeit, wo ihr euch nicht seht. Ich weiß, dass Warten schrecklich sein kann - aber ich weiß auch, dass in der Wartezeit viel in einem selbst passieren kann, was man nicht spürt, wenn man es gleich bei wem auslagert. Kommt immer darauf an, um welches Problem es sich handelt.
Dein Gedanke, dass er den Brief in Vorbereitung auf die Stunde liest, ist natürlich aus deiner Sicht nachvollziehbar, aber grundsätzlich gehört das nicht zu seinen Aufgaben, sich zusätzlich mit Patient*innen außerhalb der Stunden zu befassen - dafür wird er nicht bezahlt. Deswegen muss so was auch ne Ausnahme bleiben, die die Regel bestätigt. Ich weiß, dass das hier einige anders sehen - aber es ist einfach mal Fakt, dass es eben nicht geht, dass Therapeuten zusätzlich zu den Stunden ihren Patient*innen viel Zeit widmen - das geht eben von ihrer Freizeit ab. Klar, das können sie selbst bestimmen, wie sie diese Freizeit gestalten. Ich persönlich halte es aber nicht für besonders professionell, wenn sie da nicht drauf achten. Wie gesagt - Ausnahmen bestätigen die Regel. Frag ihn, wie ihr mit solchen Situationen umgeht in Zukunft. Vielleicht gibt es dir auch Werkzeuge in die Hand, wie du dich selbst halten kannst, in der Zeit, wo ihr euch nicht seht. Ich weiß, dass Warten schrecklich sein kann - aber ich weiß auch, dass in der Wartezeit viel in einem selbst passieren kann, was man nicht spürt, wenn man es gleich bei wem auslagert. Kommt immer darauf an, um welches Problem es sich handelt.
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Philosophia, es kann aber auch genausogut eine Chance sein, auf der Beziehungsebene mal gemeinsam (!) auszuloten, wo die Grenzen liegen, und das ist ja auch nix Statisches und kann von Situation zu Situation variieren. Das Ausloten passiert aber nicht, wenn man sich vorauseilend ständig selbst beschränkt, aus der Angst heraus, dem anderen zu nahe zu treten. Ich kann deine Haltung in großen Teilen nachvollziehen, und ich komme selbst aus einer ähnlichen Ecke, und eine meiner größten Ängste ist es, dem anderen zur Last zu fallen.Philosophia hat geschrieben: ↑Di., 15.06.2021, 07:37 Dein Gedanke, dass er den Brief in Vorbereitung auf die Stunde liest, ist natürlich aus deiner Sicht nachvollziehbar, aber grundsätzlich gehört das nicht zu seinen Aufgaben, sich zusätzlich mit Patient*innen außerhalb der Stunden zu befassen
Aber inzwischen merke ich, dass es kein Super-GAU sein muss, wenn ich hin und wieder mal beim anderen an die Grenze stoße. Der kann mir das sagen, ich kann das berücksichtigen und es ist trotzdem weiterhin zwischen uns ok. Eigentlich ein ganz normaler Vorgang. Dass der für viele von uns so angstbehaftet ist, hängt ja auch mit den Dysfunktionalitäten zusammen, die viele von uns in der Kindheit erlebt haben. Aber wenn ich es gelernt habe, mir die "Erlaubnis" zu geben, dass ich auch mal "anstoßen" darf, dann gewinne ich dadurch auch viel mehr Freiräume - auch gemeinsame - , als wenn ich mich von vorneherein selbst an die kurze Leine nehme. Denn durch die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle) geht ja auch im Miteinander ganz viel verloren bzw kommt gar nicht erst zustande. Weil ich mich vor lauter Angst, dass ich die Grenzen des anderen berühren *könnte* kaum aus der Erstarrung heraus wage.
Von daher würde ich schon sagen, @cloud20, schreib ihm ruhig den Brief. Vielleicht merkst du schon beim Schreiben, dass dich das beruhigt und dass es dir hilft, deine Gefühle zu sortieren, dann musst du ihn vielleicht gar nicht abschicken und es reicht, wenn du ihn in der Stunde vorliest oder sogar, dass du ihn selbst vor der Stunde nochmal liest und darüber erzählst. Ansonsten, wenn es für dich grade wichtig ist, dass er diesen Brief im Vorfeld schon gelesen hat, dann schicke ihn ruhig ab (solange er keine 25 Seiten lang ist...). Denn das ist ja auch wichtig zu erkennen, *warum* das für dich grade so wichtig ist, und wie du in solchen Situationen mit dir und deinen Bedürfnissen einen anderen Umgang finden kannst.
Wenn das für den Therapeuten zu viel ist, dann wird er dir das in angemessener Form sagen. Und auch das ist kein Weltuntergang. Und gemeinsam schauen, wie du zukünftig mit solchen Emotionen im Nachgang der Stunde umgehen kannst, das ist so oder so eine gute Idee.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Hast Recht, lisbeth, die Grenzen auszuloten, ist in jedem Fall einen Versuch wert. Ich glaube, meine Sorge rührt halt daher, dass sich die Therapeut*innen meiner Erfahrung nach oft in was verwickeln lassen, was letztlich nicht gut ist, anstatt eben wirklich gute Grenzen zu setzen. Aber gut, wenn sie das tun, dann sagt das auch was über sie aus. Ich habe von solchen Verwicklungsgeschichten mehr als die Schnauze voll - die ich im übrigen eher bei anderen als bei mir selbst erfahren habe. Dass der Patient/Die Patientin ein großes Mitteilungsbedürfnis hat, dürfte eher der Normalfall sein - aber wie wird damit verantwortungsvoll umgegangen?!
Jedenfalls nützt es aber auch nichts, das vorwegzunehmen, indem man sich "vorbildlich" verhält - denn dann kriegt man ja nie raus, was wirklich passieren würde, wenn... das stimmt schon. Die Verantwortung, die Grenzen da ordentlich zu setzen, liegt beim Therapeuten. Und, wie ich oben sagte, ich könnte mir vorstellen, dass das, wenn es ne Ausnahme bleibt, sogar ok sein könnte, bzw. hilfreich. Darüber reden, wie ihr künftig verfahrt, solltet ihr trotzdem.
Jedenfalls nützt es aber auch nichts, das vorwegzunehmen, indem man sich "vorbildlich" verhält - denn dann kriegt man ja nie raus, was wirklich passieren würde, wenn... das stimmt schon. Die Verantwortung, die Grenzen da ordentlich zu setzen, liegt beim Therapeuten. Und, wie ich oben sagte, ich könnte mir vorstellen, dass das, wenn es ne Ausnahme bleibt, sogar ok sein könnte, bzw. hilfreich. Darüber reden, wie ihr künftig verfahrt, solltet ihr trotzdem.
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