Keine Zeit für Veränderung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Max2016
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 15:18

wind of change hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 15:01 Ach so, was ich sagen wollte, ich denke, spätestens wenn du einen Partner hast wird sie dich schon "auf den Pott setzen" wenn du wirklich zu viel und dauerhaft mehr bei der Arbeit als bei Partner bist ;-)
Wahrscheinlich ist das sogar sehr richtig :D - das wird also noch kommen... hoffentlich ;)

Natürlich sind mir in schlaflosen Nächten grausame Vorstellungen von völliger Vereinsamung gekommen, die sich soweit zuspitzen, dass ich mich als völlig "alleine durch die Welt gehend" sehe. Solche Ängste werden in der Nacht wirklich grausam.

Aber auch da sieht die Welt am nächsten Morgen schon völlig anders aus, und wenn ich mir vor Augen führe, wie viele Leute trotzdem noch da sind - vielleicht ist so etwas hin und wieder ja geradezu verhaltenstherapeutisch, das konkret aufzuschreiben - dann bräuchte ich vielleicht auch Dankbarkeit. Natürlich ist das auch eine privilegierte Situation. Auch hier die richtige Mitte zu finden - Dankbarkeit ist ja das Gegenteil von Arroganz und Abgehobensein -, sehr schwierig für mich.

Zum Tipp mit den festen Zeiten: Ich werde es einfach einmal versuchen. Ich muss es tun, auch wenn es mir eben blöd vorkommt. Einfach durch einen Park spazieren und bewusst "nichts" tun. Bin früher sehr viel so ohne Ziel mit dem Rad gefahren - eigentlich tat mir das gut...

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Scars
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 16:13

Max2016 hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 15:18
wind of change hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 15:01 Ach so, was ich sagen wollte, ich denke, spätestens wenn du einen Partner hast wird sie dich schon "auf den Pott setzen" wenn du wirklich zu viel und dauerhaft mehr bei der Arbeit als bei Partner bist ;-)
Wahrscheinlich ist das sogar sehr richtig :D - das wird also noch kommen... hoffentlich ;)
Das kommt aber auch auf dein Beuteschema an. Wenn du dir ein Weibchen suchst, dass dir bloß Anerkennung schenkt und kein Paroli bietet, dann wird datt nix.

Mir kommt die Beschreibung deines Freundeskreises recht einseitig vor. Das ist mir in der Beschreibung deiner Analyse auch schon aufgefallen, als würden dir andere Menschen immer den Hof machen. Bist du dir da sicher? Oder sprecht ihr einfach nicht näher drüber? Vor allem: nimmst du die anderen Menschen ernst? Oder lässt du dir sowieso nur von (körperlich) überlegenen Jungs was sagen? Was wäre denn, wenn einer von denen, die „im Grunde aber sehr wenig verstehen“ mal sagen würde: sag mal, bei dir hakt‘s wohl?!

Man sucht sich die Menschen, mit denen man sich umgibt auch selbst aus...

Hast du einen Mentor, andere Selbstständige, irgendwen, der dich ein bisschen „unter seine Fittiche“ nehmen könnte?

Deine Mutter wirst du wohl nicht überzeugen können. Konntest du das betrauern, dass du keine unabhängige Liebe bekommen hast?
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Scars
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 16:16

Auch hier die richtige Mitte zu finden - Dankbarkeit ist ja das Gegenteil von Arroganz und Abgehobensein -, sehr schwierig für mich.
[/quote]

Ich würde meinen, das Gegenteil von Arroganz sei Demut. Dankbarkeit kann man auch nicht erzwingen, die kommt finde ich, wenn die richtigen Punkte berührt werden und gedeiht mit der Freude am Leben.
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Scars
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 16:38

Stimmt dein Alter im Profil eigentlich, d.h. du hast vor knapp 10 Jahren als Schüler schon gegründet?!
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Max2016
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 17:12

Bin 27, habe mich auch gewundert, dass das hier falsch angezeigt wird. Dachte ich "wachse" im Forum ebenfalls. Vielleicht war das damals auch eine falsche Angabe meinerseits - kann ich heute nicht mehr rekonstruieren. Gründung war aber trotzdem noch während des letzten Jahres am Gymnasium.

Aber ja: Du hast natürlich Recht - ich muss mir auch etwas sagen lassen. Das hängt mehr noch als an der Größe damit zusammen, ob jemand authentisch ist, und mir seine Sicht mit etwas Lebensweisheit vermittelt. Eben im Sinne eines Vorbilds, jemand, an dem ich "wachsen" kann. Und vielleicht versuchen das viele Leute in meinem Umfeld auch nicht, weil sie denken, ich würde sie sowieso nicht ernst nehmen. Vorbilder habe ich schon, allerdings sind dies meistens Politiker, Schriftsteller und Musiker, die ebenfalls "wenig greifbar" sind. Dadurch bedingt sind sie über alle Maßen idealisiert.

Das hat aber wieder etwas von dem, was ich schon schrieb. Ich wurde in diese Rolle gesteckt und stehe selbst ambivalent dazu. Würde ich auf einmal in total demokratisierte Strukturen kommen, würde mir dies sicher fehlen. Andererseits hat dies eben einen hohen Preis.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 18:35

Max2016 hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 14:38 Am Gymnasium hatte ich (auch) diese Personen, und das hat mir unglaublich geholfen. Wenn sich jemand vor mich stellte, der mir körperlich erheblich überlegen war und mir - durchaus wohlwollend - sagte: Junge, jetzt reicht es. Im Grunde war das eine Gemeinschaft, der ich ewig nachtrauere, weil ich da tatsächlich ein bisschen als "Nerd" herumlaufen konnte, gleichzeitig Spaß hatte und trotzdem integriert war. Mit dem Abitur wusste ich schon, was ich verlieren werde und ich habe nicht genug darum gekämpft, diese Beziehungen aufrecht zu halten.
Trauerst du wirklich diesen Beziehungen hinterher? Oder einfach nur der Tatsache, dass die für dich die Verantwortung übernommen haben? War ja bequem: Du hattest Spaß, hattest Freunde/Kontakt und brauchtest dich um nichts kümmern, bei Bedarf gabs einen wohlwollenden Tritt in den Hintern. Irgendwann ist das dann vorbei. Heißt Erwachsenwerden in meiner Welt. Nicht in dem Sinne, dass der Spaß vorbei ist, aber das man mal anfängt für sich selbst die Verantwortung zu übernehmen.
Hast du dich mal gefragt, warum dir das so schwerfällt?
Oder überlegt, was du daran in kleinen Schritten (!) verändern könntest?
Max2016 hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 14:38 Wenn es darum geht, mal zu schauen, was ich wirklich brauche, so ist es sicher eine Person, die mich häufiger "auf den Boden der Tatsachen" zurückholt und mir nach vielen Stunden des Aufzählens, was ich alles nicht kann, direkt ins Gesicht sagt: Es reicht, noch ein Wort und du bekommst welche - sorry für diese harten Worte - in die Fresse.
Ganz ehrlich: So ein Partner/Freund, dem ich andauernd Grenzen setzen muss im Sinne von "jetzt reichts aber!" oder dem ich Angst machen muss, weil er zu faul/bequem oder sonstwas dafür ist eigenverantwortlich zu handeln, ist in meiner Welt ziemlich unattraktiv. Damit wälzt du ja alle Verantwortung auf den anderen ab.

Im Grunde soll dir jemand von außen sagen, was du tun und was du lassen sollst. Notfalls mit ein wenig liebevoller Drohung unterfüttert. Hm. ::? Wie du da für Partnerschaft, evtl. Familie, Haus etc. Verantwortung übernehmen willst, bleibt mir ein Rätsel.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Zauberlehrling
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 19:04

Max2016 hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 14:38 Leistung wird belohnt, Nichtstun wird erheblich geächtet - am meisten von meiner Mutter
Max2016 hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 14:38 Ja, das ist ja ein Genießer,

Suchst du in deinem Gegenüber deine Mutter, die nur Leistung belohnt und kommen dir deshalb Freunde, die dir Genuss attestieren, daher suspekt vor?
Novembernacht

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 05.05.2021, 19:50

mir fällt auch noch auf dass du riesige, "totale" Schritte gehen willst:
Also mindestens Haus, toller Beruf, Freunde, Frau, aber auch erfüllte Freizeit - ideales Leben halt.

Das geht aber nicht, schon gar nicht alles immer und gleichzeitig.

Versuch mit einer kleineren, realistischen Veränderung anzufangen
Also z.B. EINE Freundschaft die du hast bewusst ausbauen.
EINEN freien Tag pro Woche und den füllen
Einen bewussten Schritt in Richtung Partnersuche. Sowas halt
Das ganze mit festgelegten Teilschritten, Zeiträumen etc.

Eine Verhaltenstherapie kann dir da natürlich helfen, da man da in der Regel strukturiert arbeitet, die Therapeuten eher direktiv sind und mit dir klare Ziele festlegen, Hausaufgaben geben.
Und klar, auch darauf muss man sich einlassen.
Aber es ist sehr viel konkreter als das was offenbar mal so halb in der Analyse versucht wurde.
Dadurch unterscheiden sich diese Therapierichtungen ja auch sehr.

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Max2016
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Beitrag Mo., 10.05.2021, 23:47

lisbeth hat geschrieben: Mi., 05.05.2021, 18:35
Ganz ehrlich: So ein Partner/Freund, dem ich andauernd Grenzen setzen muss im Sinne von "jetzt reichts aber!" oder dem ich Angst machen muss, weil er zu faul/bequem oder sonstwas dafür ist eigenverantwortlich zu handeln, ist in meiner Welt ziemlich unattraktiv. Damit wälzt du ja alle Verantwortung auf den anderen ab.

Im Grunde soll dir jemand von außen sagen, was du tun und was du lassen sollst. Notfalls mit ein wenig liebevoller Drohung unterfüttert. Hm. ::? Wie du da für Partnerschaft, evtl. Familie, Haus etc. Verantwortung übernehmen willst, bleibt mir ein Rätsel.
Danke für die ehrlichen Worte. Ich möchte das - entgegen meinem sonst so üblichen schwarz-weiß-Denken - aber selbst auch etwas relativieren. Die hier angesprochene "Verantwortungslosigkeit" findet sich im beruflichen Kontext, auch gegenüber "Partnern" im Kontext einer Zusammenarbeit, überhaupt nicht. In diesem "geschäftlichen" Bereich bin ich sicher wesentlich selbstständiger als viele Leute, die ich kenne.
Ich will nicht sagen, dass der "Preis" dafür nun im Privatleben eine Verantwortungslosigkeit ist, aber ich habe irgendwie das Gefühl, dass dieses "Auf der Stelle treten" im Privaten einfach damit zusammenhängt, dass ich mich damit selbst schützen muss, weil sonst alles irgendwie "weglaufen" würde. Ich weiß nicht, ob das überhaupt jemand nachvollziehen kann, wenn ich sage, die einzige Konstante ist, dass sich hier eben "nichts ändert".

Ich danke euch aber auch für das Plädoyer für eine Verhaltenstherapie, für ein "schrittweises" ändern. Ich denke es ist ganz wichtig, dass ich das richtige Maß aus Veränderung, eigenem Ansporn und eigener Einsicht finde.

Im Grunde fühle ich mich wie in einem Tunnel aus Arbeit, der dazu führt, dass die Zeit "gefühlt" rennt und rennt. Die letzten 5 Jahre kommen mir vor wie 1-2 Jahre, eine Woche ist kaum noch greifbar. Ich habe nicht gesagt, dass ich eine Person brauche, die mir ständig sagt: Es reicht, sondern vielleicht viel mehr ein Mensch der mich (derzeit noch - auch das muss ja nicht immer so sein) mit den richtigen Prioritäten verbindet.
Das Resultat der Analyse war jedenfalls (das wird mir jetzt mit etwas Abstand klar) ein Mehr, Mehr, Mehr. Ich konnte noch so verzweifelt sein, ich wurde ständig dazu beflügelt, beruflich noch mehr zu geben. Natürlich nur deshalb, weil ich die Analytikerin mit meiner ganzen Überzeugungskraft davon überzeugte, dass ein weiteres Hochfahren "genau jetzt so wichtig für mich ist".
Mittlerweile kommt mir das fast vor wie eine Art Arbeitssucht.

Positiver kleiner Schritt: Ich hatte mir am Sonntag vorgenommen, 2 Stunden ganz bewusst nur zu entspannen und mit dem Rad durch die Gegend zu fahren. Es hat geklappt. Es kam mir zunächst zwar unsinnig vor, aber als ich zurück kam, war mein Kopf leer, irgendwie wie ein kleiner Neustart. Ich werde das zum Anlass nehmen, immer mehr "Inseln" einzubauen, weil es so nicht weitergehen kann! Es kann so einfach nicht weitergehen, weil es überhaupt nichts nützt, wenn die materiellen Ziele des Lebens erreicht sind, ich dafür aber völlig ausgebrannt bin.

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