Erschreckendes psychologisches Gutachten
Erschreckendes psychologisches Gutachten
Hi!
Ich bin schon länger stumme Mitleserin, aber jetzt hab ich ein fettes Problem und muss doch mal posten.
Ich habe eine PTBS, das weiß ich schon lange und da ich ein super Verdränger bin, hab ich trotzdem mein Leben gelebt und hatte zwar zahlreiche Therapien, aber nie Trauma Therapie. Ich weiß nicht, ob man hier den Grund für die PTBS nennen darf, drum lass ich das mal. Wenn es zu heftig wurde in der Thera, hab ich immer abgebrochen. Ende 2017 hatte ich einen schweren Arbeitsunfall (bin/war Fitnesstrainerin) und hab mir eine Schulter zerstört. Ich konnte nicht mehr arbeiten und bin komplett ausgeflippt. Ich hab 2018 Erwerbsunfähigkeit wegen der Schulter beantragt, da ich damals aber auch in Therapie war (und deswegen auch in Psycho Begutachtung) habe ich eine befristetet EU wegen Psychotroubles bekommen.
Ich musste verpflichtend 6 Wochen stationär auf Reha (2019 erst, die Anwort auf meine Antrag dauerte ein Jahr). Das war die Hölle dort. Ich bekam Flashbacks, Alpträume, ich konnte kaum mehr aus meinem Zimmer weil ich so Panik bekommen habe vor den vielen Menschen dort - man wird dann von allem befreit, muss die Zeit aber „absitzen“. Diese 6 Wochen haben alle Monster meiner Vergangenheit aufgeweckt und ich kriege sie nicht mehr los. Es wurde nachfolgend unbedingt Traumatherapie angeraten und Verlängerung der EU. Seit Jänner 2020 hab ich nun einen Traumatherapeuten. Er macht EMDR, was wir bisher zweimal kurz gemacht haben, aber es klappte nicht so richtig. Sonst ist er super, ich vertraue ihm. Mein größtes Problem ist Depersonalisation/Derealisation, ich bin manchmal stundenlang out of me und komme nicht mehr zu mir, ich denke ihr wisst was ich meine.
Mein Psychiater hat mich nun auf Anraten meines Therapeuten zur klinischen Psychologin geschickt, weil die Verlängerung der EU ansteht (November ist Schluss). Ich hab das Gutachten am Freitag bekommen, und bin seitdem quasi in Schockstarre. Ich hab wieder eine neue Diagnose bekommen: F62.0 Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung, „komplexe“ PTBS.
Das Gutachten ist furchtbar, ich bin entsetzt, was da drin steht, ich find mich da nicht wieder und ich verstehe jetzt zwar besser manche Dinge, die mein Therapeut gesagt/gemacht/gefragt hat. Aber ich seh mich nicht als „Fragmente“, ich seh mich als eine Ganzheit die beschädigt ist, aber nicht so wie es hier steht… ich weiß von einem Anteil in mir der mich super nervt, aber ich dachte das wäre Kind-Ich/Eltern-Ich/Erwachsenen-Ich, aber ich glaube dass die Psychologin mir zu sagen versucht hat dass da pathologisch relevante Anteile wären, die schon so eingebaut sind dass ich es nicht bemerke. Ich glaube auch, dass mir mein Therapeut das verklickern wollte bei manchen Gelegenheiten.
Ich hab das ganze Wochenende jetzt damit verbracht, dieses Sch*** Gutachten tausendmal fassungslos zu lesen, herumzugooglen wie man Anteile integriert von denen man nix weiß, ich hab total Schiss vor morgen (Notfalltermin beim Therapeuten weil ich diesen ganzen Mist nicht verstehe), und ich wollt fragen ob noch jemand diese Diagnose hat und was das nun heißt für mich…
Beim letzten Termin sagte mein Thera, dass wir zur Ego State Therapie umswitchen statt EMDR (das war noch vor dem Gutachten) - ich kenne Ego States, aber keine pathologischen, abgespaltenen… ich krieg ich ein bisschen Panik vor mir selber und wie ich das angehen soll.
Und dann noch ein Problem, ich muss dieses schreckliche Gutachten an die Krankenkasse schicken… dann weiß es jeder - ich will das nicht :(((( ich will wieder arbeiten gehen und ein Leben haben. Das was ich jetzt habe ist ein Dahinvegitieren im Panikmodus. Werd ich das je wieder los? Ich bin für jeden Input dankbar, was Ego State Therapie betrifft, Gutachtenpanik, F62.0
Ganz lieb Danke und verzweifelte Grüße aus dem Burgenland - cangaroo
Ich bin schon länger stumme Mitleserin, aber jetzt hab ich ein fettes Problem und muss doch mal posten.
Ich habe eine PTBS, das weiß ich schon lange und da ich ein super Verdränger bin, hab ich trotzdem mein Leben gelebt und hatte zwar zahlreiche Therapien, aber nie Trauma Therapie. Ich weiß nicht, ob man hier den Grund für die PTBS nennen darf, drum lass ich das mal. Wenn es zu heftig wurde in der Thera, hab ich immer abgebrochen. Ende 2017 hatte ich einen schweren Arbeitsunfall (bin/war Fitnesstrainerin) und hab mir eine Schulter zerstört. Ich konnte nicht mehr arbeiten und bin komplett ausgeflippt. Ich hab 2018 Erwerbsunfähigkeit wegen der Schulter beantragt, da ich damals aber auch in Therapie war (und deswegen auch in Psycho Begutachtung) habe ich eine befristetet EU wegen Psychotroubles bekommen.
Ich musste verpflichtend 6 Wochen stationär auf Reha (2019 erst, die Anwort auf meine Antrag dauerte ein Jahr). Das war die Hölle dort. Ich bekam Flashbacks, Alpträume, ich konnte kaum mehr aus meinem Zimmer weil ich so Panik bekommen habe vor den vielen Menschen dort - man wird dann von allem befreit, muss die Zeit aber „absitzen“. Diese 6 Wochen haben alle Monster meiner Vergangenheit aufgeweckt und ich kriege sie nicht mehr los. Es wurde nachfolgend unbedingt Traumatherapie angeraten und Verlängerung der EU. Seit Jänner 2020 hab ich nun einen Traumatherapeuten. Er macht EMDR, was wir bisher zweimal kurz gemacht haben, aber es klappte nicht so richtig. Sonst ist er super, ich vertraue ihm. Mein größtes Problem ist Depersonalisation/Derealisation, ich bin manchmal stundenlang out of me und komme nicht mehr zu mir, ich denke ihr wisst was ich meine.
Mein Psychiater hat mich nun auf Anraten meines Therapeuten zur klinischen Psychologin geschickt, weil die Verlängerung der EU ansteht (November ist Schluss). Ich hab das Gutachten am Freitag bekommen, und bin seitdem quasi in Schockstarre. Ich hab wieder eine neue Diagnose bekommen: F62.0 Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung, „komplexe“ PTBS.
Das Gutachten ist furchtbar, ich bin entsetzt, was da drin steht, ich find mich da nicht wieder und ich verstehe jetzt zwar besser manche Dinge, die mein Therapeut gesagt/gemacht/gefragt hat. Aber ich seh mich nicht als „Fragmente“, ich seh mich als eine Ganzheit die beschädigt ist, aber nicht so wie es hier steht… ich weiß von einem Anteil in mir der mich super nervt, aber ich dachte das wäre Kind-Ich/Eltern-Ich/Erwachsenen-Ich, aber ich glaube dass die Psychologin mir zu sagen versucht hat dass da pathologisch relevante Anteile wären, die schon so eingebaut sind dass ich es nicht bemerke. Ich glaube auch, dass mir mein Therapeut das verklickern wollte bei manchen Gelegenheiten.
Ich hab das ganze Wochenende jetzt damit verbracht, dieses Sch*** Gutachten tausendmal fassungslos zu lesen, herumzugooglen wie man Anteile integriert von denen man nix weiß, ich hab total Schiss vor morgen (Notfalltermin beim Therapeuten weil ich diesen ganzen Mist nicht verstehe), und ich wollt fragen ob noch jemand diese Diagnose hat und was das nun heißt für mich…
Beim letzten Termin sagte mein Thera, dass wir zur Ego State Therapie umswitchen statt EMDR (das war noch vor dem Gutachten) - ich kenne Ego States, aber keine pathologischen, abgespaltenen… ich krieg ich ein bisschen Panik vor mir selber und wie ich das angehen soll.
Und dann noch ein Problem, ich muss dieses schreckliche Gutachten an die Krankenkasse schicken… dann weiß es jeder - ich will das nicht :(((( ich will wieder arbeiten gehen und ein Leben haben. Das was ich jetzt habe ist ein Dahinvegitieren im Panikmodus. Werd ich das je wieder los? Ich bin für jeden Input dankbar, was Ego State Therapie betrifft, Gutachtenpanik, F62.0
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Hey, erstmal bitte den Panikmodus ausschalten. Dieses Gutachten ist offensichtlich erschreckend, verstehe ich, ich hatte auch schon ein erschreckendes Gutachten. Aber: das dient ausschließlich dazu, dass du die Hilfe und die Zeit bekommst, die du brauchst. Mit diesem Gutachten wird deine Rente verlängert. Und du brauchst die Zeit, denn du bist ja noch gar nicht wieder arbeitsfähig zur Zeit. Wenn du später wieder arbeitsfähig bist, dann wird dich niemand daran hindern, wieder loszulegen. Eine Rente zu bekommen, das ist normalerweise schwer. Sie wieder loszuwerden geht ganz einfach.
Die Krankenkasse muss das Gutachten in höchstem Maße vertraulich behandeln. Das darf nicht irgendein Sachbearbeiter lesen. So etwas bekommen intern auch wieder nur Gutachter, in verschlossenen Umschlägen. Also mach dich erstmal schlau, wie und wo und wer überhaupt das irgendwo hin schicken muss. Das sollte dein Psychiater wissen und sich auch drum kümmern.
Die Krankenkasse muss das Gutachten in höchstem Maße vertraulich behandeln. Das darf nicht irgendein Sachbearbeiter lesen. So etwas bekommen intern auch wieder nur Gutachter, in verschlossenen Umschlägen. Also mach dich erstmal schlau, wie und wo und wer überhaupt das irgendwo hin schicken muss. Das sollte dein Psychiater wissen und sich auch drum kümmern.
Liebe Cagaroo, Das tut mir sehr Leid, dass das Gutachten so erschreckend für dich ist und du solche Panik hast. Super hast du dir einen Notfalltermin besorgt. Ich hoffe an diesem Termin kannst du vieles für dich klären.
Wenn ich deinen Text lese (Stichwort "Fragmente"), bin ich mir nicht sicher, ob du die genannten Diagnosen (F62.0/kPTBS) vielleicht mit der Diagnose F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung (oder im ICD-11: Dissoziative Identitätsstörung oder DIS) verwechselst?
Ich probiere mal kurz den Unterschied zw. den kPTBS und DIS zu erklären:
Eine komplexe PTBS geht zwar auch häufig mit dissoziativen Symptomen einher (du beschreibst ja auch Derealisation/Depersonalisation), doch im Grunde genommen ist sie durch die Kernsymptome der PTBS charakterisiert- Zusätzlich zu diesen müssen bei der kPTBS auch noch schwere Probleme der Affektregulation, andauernde Ansichten über sich selber als vermindert/wertlos/etc. und andauernde Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung vorkommen. Das Vorkommen unterschiedlicher Persönlichkeitszustände oder ein "fragmentiertes Selbst" sind keine Diagnosekriterien der kPTBS oder von F62.0!!
Treten bei jemandem zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeitszustände auf, die jeweils ihr eigenes Muster von Erleben, Wahrnehmen, Erfassen und Interagieren haben, so spricht man von einer DIS. Aber das scheint bei dir ja im Gutachten nicht so diagnostiziert worden zu sein.
Und nun schicke ich einfach noch eine liebe Umarmung!
Wenn ich deinen Text lese (Stichwort "Fragmente"), bin ich mir nicht sicher, ob du die genannten Diagnosen (F62.0/kPTBS) vielleicht mit der Diagnose F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung (oder im ICD-11: Dissoziative Identitätsstörung oder DIS) verwechselst?
Ich probiere mal kurz den Unterschied zw. den kPTBS und DIS zu erklären:
Eine komplexe PTBS geht zwar auch häufig mit dissoziativen Symptomen einher (du beschreibst ja auch Derealisation/Depersonalisation), doch im Grunde genommen ist sie durch die Kernsymptome der PTBS charakterisiert- Zusätzlich zu diesen müssen bei der kPTBS auch noch schwere Probleme der Affektregulation, andauernde Ansichten über sich selber als vermindert/wertlos/etc. und andauernde Schwierigkeiten in der Beziehungsgestaltung vorkommen. Das Vorkommen unterschiedlicher Persönlichkeitszustände oder ein "fragmentiertes Selbst" sind keine Diagnosekriterien der kPTBS oder von F62.0!!
Treten bei jemandem zwei oder mehr unterschiedliche Persönlichkeitszustände auf, die jeweils ihr eigenes Muster von Erleben, Wahrnehmen, Erfassen und Interagieren haben, so spricht man von einer DIS. Aber das scheint bei dir ja im Gutachten nicht so diagnostiziert worden zu sein.
Und nun schicke ich einfach noch eine liebe Umarmung!
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lass dich bitte von diesem Gutachten und von dieser Diagnose nicht so sehr erschrecken und runter ziehen.
In Gutachten stehen immer unschöne Dinge, zumindest empfindet man das so wenns um einen selber geht.
Sehr gut das du sofort einen Notfalltermin beim Therapeuten hast, das ist wichtig.
Wie schon gesagt, das liest bei der KK nicht Hinz und Kunz.
Und DU musst überhaupt nicht wissen wie man Anteile integriert, du musst das nicht machen, nicht selber, nicht allein und schon gar nicht sofort.
Dein Therapeut scheint mir sehr gut wenn er nach wenigen Stunden in denen es mit EMDR nicht klappt umschwenkt.
Das ist wichtig!
Versuch dich draus einzulassen.
Traumatherapie, zumindest wenn sie gut ist, heisst immer auch: Kontrolle, Transparenz
Das geht langsam, das ist aushaltbar! Glaub mir, ich hab eine ähnliche Diagnose, starke dissoziative Anteile und wir arbeiten mit Ego States. Mir hilt das sehr.
In Gutachten stehen immer unschöne Dinge, zumindest empfindet man das so wenns um einen selber geht.
Sehr gut das du sofort einen Notfalltermin beim Therapeuten hast, das ist wichtig.
Wie schon gesagt, das liest bei der KK nicht Hinz und Kunz.
Und DU musst überhaupt nicht wissen wie man Anteile integriert, du musst das nicht machen, nicht selber, nicht allein und schon gar nicht sofort.
Dein Therapeut scheint mir sehr gut wenn er nach wenigen Stunden in denen es mit EMDR nicht klappt umschwenkt.
Das ist wichtig!
Versuch dich draus einzulassen.
Traumatherapie, zumindest wenn sie gut ist, heisst immer auch: Kontrolle, Transparenz
Das geht langsam, das ist aushaltbar! Glaub mir, ich hab eine ähnliche Diagnose, starke dissoziative Anteile und wir arbeiten mit Ego States. Mir hilt das sehr.
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Vielen Dank für deine Antwort! Also das war sicher das letzte Mal, dass ich ein Gutachten an mich auch hab schicken lassen. Weiß nicht was ich mir dabei gedacht habe, man kann das einfach anfordern um 10 Euro.Montana hat geschrieben: ↑Mo., 28.09.2020, 19:32 Hey, erstmal bitte den Panikmodus ausschalten. Dieses Gutachten ist offensichtlich erschreckend, verstehe ich, ich hatte auch schon ein erschreckendes Gutachten. Aber: das dient ausschließlich dazu, dass du die Hilfe und die Zeit bekommst, die du brauchst..................
Ich hab nun mit der Kasse telefoniert und ich muss das Gutachten natürlich hinschicken. Es wurde mir zugesagt dass es nur der Leistungsausschuss sieht, und der zuständige Case Manager, aber dass es natürlich danach in der Akte existiert. Ich komm damit gar nicht gut klar. Ich bin jetzt drei Jahre zuhause und es hat sich nichts gebessert, im Gegenteil. Drum komm ich aus dem Panikmodus so schwer raus grad. Ich versuch's. Liebe Grüße
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 29.09.2020, 08:40, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Fullquoten sind zu vermeiden. Bitte an die Netiquette halten. Danke!
Grund: Fullquoten sind zu vermeiden. Bitte an die Netiquette halten. Danke!
Hallo Cangaroo5,
Es geht im Leben ja nicht nur darum, das Leistungsträger einem (auf Basis falscher Gutachten) weiter die Rente bewilligen. Gerade dann, wenn man selber eigentlich wieder arbeiten gehen will und sich wünscht endlich die richtige Diagose und Hilfe zu bekommen. Das, was im Gutachten steht, sollte auch stimmig sein. Zumal solche Gutachten in Akten landen und es ganz schwer ist, eine einmal gestellt falsche Diagnose wieder los zu kriegen.
Dass das Gutachten jetzt existiert, daran kannst du nichts mehr ändern.
Die Frage ist jetzt, wie Du mit diesem Problem jetzt umgehen könntest.
Du könntest das Gespräch mit dem Erstgutachter suchen und ihn fragen, wie er zu seinen Schlussfolgerungen gelangte.
Du könntest das, was in diesem Gutachten steht, von einem anderen neutralen Gutachter überprüfen lassen und ggf. ein Gegengutachten erstellen lassen.
Du könntest Dir selber sagen: "Dann ist das Gutachten halt falsch. Ich werde die Rentenzeit sinnvoll nutzen um an mir arbeiten, so dass ich wieder abreitsfähig werde".
...
Ich kann Deine Panik sehr gut verstehen. Ging mir bei jedem Gutachten, in dem ich mich nicht wiederfand, auch so.Das Gutachten ist furchtbar, ich bin entsetzt, was da drin steht, ich find mich da nicht wieder (...) Es wurde mir zugesagt dass es nur der Leistungsausschuss sieht, und der zuständige Case Manager, aber dass es natürlich danach in der Akte existiert.
Es geht im Leben ja nicht nur darum, das Leistungsträger einem (auf Basis falscher Gutachten) weiter die Rente bewilligen. Gerade dann, wenn man selber eigentlich wieder arbeiten gehen will und sich wünscht endlich die richtige Diagose und Hilfe zu bekommen. Das, was im Gutachten steht, sollte auch stimmig sein. Zumal solche Gutachten in Akten landen und es ganz schwer ist, eine einmal gestellt falsche Diagnose wieder los zu kriegen.
Dass das Gutachten jetzt existiert, daran kannst du nichts mehr ändern.
Die Frage ist jetzt, wie Du mit diesem Problem jetzt umgehen könntest.
Du könntest das Gespräch mit dem Erstgutachter suchen und ihn fragen, wie er zu seinen Schlussfolgerungen gelangte.
Du könntest das, was in diesem Gutachten steht, von einem anderen neutralen Gutachter überprüfen lassen und ggf. ein Gegengutachten erstellen lassen.
Du könntest Dir selber sagen: "Dann ist das Gutachten halt falsch. Ich werde die Rentenzeit sinnvoll nutzen um an mir arbeiten, so dass ich wieder abreitsfähig werde".
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Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.
Danke für deine Antwort und die Infos! Ich hab jetzt nochmal rumgesucht. Du hast recht, ich hab das verwechselt!! Aber es klingt ganz ähnlich, was ich über strukturelle Dissoziation lese. Das ist bei mir der Fall, hat der Therapeut vermutet, der Psychiater bestätigt und das war auch der Auslöser das Gutachten zu machen. Wir haben auch über Anscheinend Normale Persönlichkeiten und Emotionale Persönlichkeiten gesprochen, aber ich hab das so bei mir nicht feststellen können. Deswegen hab ich mir keine weiteren Gedanken gemacht darüber. Im Gutachten steht Dissoziative Symptomatik fassbar > Essener Trauma Inventar > beide Werte klinisch auffällig und Anhaltende Dissoziation iS.clueda hat geschrieben: ↑Mo., 28.09.2020, 22:03 Wenn ich deinen Text lese (Stichwort "Fragmente"), bin ich mir nicht sicher, ob du die genannten Diagnosen (F62.0/kPTBS) vielleicht mit der Diagnose F44.81 Multiple Persönlichkeitsstörung (oder im ICD-11: Dissoziative Identitätsstörung oder DIS) verwechselst?
Ich probiere mal kurz den Unterschied zw. den kPTBS und DIS zu erklären:
Und nun schicke ich einfach noch eine liebe Umarmung!
Oh Mann ich versuche jetzt aufzuhören mit Rumgeheule und geduldig bis 12 auszuhalten. Dann gibt’s ein Loch im Bauch für den Therapeuten vor lauter Fragen. Ich hab schon eine Liste. Ganz liebe Grüße und danke für die Umärmelung C5
chrysokoll hat geschrieben: ↑Mo., 28.09.2020, 23:11 lass dich bitte von diesem Gutachten und von dieser Diagnose nicht so sehr erschrecken und runter ziehen.
Das geht langsam, das ist aushaltbar! Glaub mir, ich hab eine ähnliche Diagnose, starke dissoziative Anteile und wir arbeiten mit Ego States. Mir hilt das sehr.
Vielen Dank für deine Antwort, das gibt mir große Hoffnung dass dir das hilft! Und du hast recht, ich finde den Therapeuten auch wirklich super. Ich hatte bisher nur zahlreiche Gesprächstherapien, die kein Vergleich sind mit dem wie er die Stunden aufbaut. Und ich habe das Gefühl dass er erkennt, was in mir vorgeht, manchmal fast erschreckend wenn er etwas fragt, und genau so fühle ich mich gerade - könnte es aber nicht beschreiben.
Ich bin jetzt also mal froh einen guten Thera zu haben und versuche runterzukommen… danke nochmal!! Grüße C5
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Hey
Also es gibt ja quasi 3 Grade der strukturellen Dissoziation. Und das was du beschreibst gehört zum Grad 2. Also eine normale Persönlichkeit und mehrere emotionale Anteile.
Als ich damals die DIS Diagnose bekam, war das für mich auch völlig unglaublich. Ich fühlte mich unendlich alleine damit, weil ich niemanden kannte, der auch diese Diagnose hat, mit dem ich mich hätte austauschen können. Und dann die großen Zweifel, ob das überhaupt stimmen kann. Ich merkte davon ja gar nichts.
Aber ich kann dir versichern: man "wächst rein".
Wir sind heute nicht Eins, aber wir sind uns näher heute, als wir es das ganze Leben sonst waren. Mein System ist viel ruhiger geworden mit der Zeit, die Anteile sind nicht mehr so auffällig und individuell. Ich würde behaupten, dass die meisten Menschen gar nicht mehr checken, wenn da ein anderer Anteile vorne ist.
Früher war das ganz anders. Da haben manche Anteile wirklich komplett ihr eigenes Leben gelebt.
Naja, worauf ich hinaus will: dass es erschreckend für dich ist, kann ich nachvollziehen. Aber es wird besser werden und das Ziel muss nicht unbedingt "Eins werden" sein, sondern oft reicht es schon, wenn das System in ruhigeren Fahrwassern unterwegs ist.
Und die Diagnose ist ja auch nur etwas, was beschreibt, was EH DA IST. Auch wenn dir das in dem Maße bisher nicht bewusst war. Jetzt hat das Ding halt einen Namen und ihr könnt in der Therapie daran arbeiten.
Es ist kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, denn du hast ja Hilfe an deiner Seite.
Also es gibt ja quasi 3 Grade der strukturellen Dissoziation. Und das was du beschreibst gehört zum Grad 2. Also eine normale Persönlichkeit und mehrere emotionale Anteile.
Als ich damals die DIS Diagnose bekam, war das für mich auch völlig unglaublich. Ich fühlte mich unendlich alleine damit, weil ich niemanden kannte, der auch diese Diagnose hat, mit dem ich mich hätte austauschen können. Und dann die großen Zweifel, ob das überhaupt stimmen kann. Ich merkte davon ja gar nichts.
Aber ich kann dir versichern: man "wächst rein".
Wir sind heute nicht Eins, aber wir sind uns näher heute, als wir es das ganze Leben sonst waren. Mein System ist viel ruhiger geworden mit der Zeit, die Anteile sind nicht mehr so auffällig und individuell. Ich würde behaupten, dass die meisten Menschen gar nicht mehr checken, wenn da ein anderer Anteile vorne ist.
Früher war das ganz anders. Da haben manche Anteile wirklich komplett ihr eigenes Leben gelebt.
Naja, worauf ich hinaus will: dass es erschreckend für dich ist, kann ich nachvollziehen. Aber es wird besser werden und das Ziel muss nicht unbedingt "Eins werden" sein, sondern oft reicht es schon, wenn das System in ruhigeren Fahrwassern unterwegs ist.
Und die Diagnose ist ja auch nur etwas, was beschreibt, was EH DA IST. Auch wenn dir das in dem Maße bisher nicht bewusst war. Jetzt hat das Ding halt einen Namen und ihr könnt in der Therapie daran arbeiten.
Es ist kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, denn du hast ja Hilfe an deiner Seite.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Jenny Doe hat geschrieben: ↑Di., 29.09.2020, 08:16 Dass das Gutachten jetzt existiert, daran kannst du nichts mehr ändern.
Die Frage ist jetzt, wie Du mit diesem Problem jetzt umgehen könntest.
Du könntest das Gespräch mit dem Erstgutachter suchen und ihn fragen, wie er zu seinen Schlussfolgerungen gelangte.
Du könntest das, was in diesem Gutachten steht, von einem anderen neutralen Gutachter überprüfen lassen und ggf. ein Gegengutachten erstellen lassen.
Du könntest Dir selber sagen: "Dann ist das Gutachten halt falsch. Ich werde die Rentenzeit sinnvoll nutzen um an mir arbeiten, so dass ich wieder abreitsfähig werde".
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Danke für deine besonnene und hilfreiche Antwort! Die Gutachterin war sehr nett damals, hat mir auch gleich gesagt dass ein Gutachten ein Gutachten ist und dass da nichts zugefügt oder weg gelassen werden darf, da es eine Entscheidungsgrundlage ist.
Ehrlich gesagt ich pfeif auf eine Rente, von der SVS abhängig zu sein ist die Pest und ich möchte einfach wieder eine Job und ein leben haben. Wenn möglich, ein Leben ohne parallel universes.
Ich bin jetzt 3 Jahre fast ohne Job, zwei Jahre in Rente und irgendwie hat sich bisher nix verbessert, im Gegenteil. Die stationäre Reha hat erst so richtig alle Sicherungen rausgehauen. Ich hab aber den tollen Therapeuten erst seit Ende Jänner, und einen fähigen Psychiater erst seit Sommer.
Ich nehm also C: Du könntest Dir selber sagen: "Dann ist das Gutachten halt falsch. Ich werde die Rentenzeit sinnvoll nutzen um an mir arbeiten, so dass ich wieder abreitsfähig werde“.
Ich danke dir! Liebe Grüße C5
Es bessert sich auch nicht von selber und bisher hast du noch gar keine passende Therapie bekommen. Die Reha war der Super-GAU. So langsam näherst du dich ja erst dem an, was es zu bearbeiten gibt. Und das ist (leider) ganz normal, denn niemand kann zum Therapeuten gehen und dem eine fertige und korrekte Diagnose auf den Tisch legen. Oder auch nur seine Probleme korrekt (und vollständig!) benennen. So funktionieren Menschen nicht, denn wir verstehen uns selbst dafür nicht gut genug. Therapie ist nicht die Behandlung einer vor der Therapie festgestellten Erkrankung, auch wenn die Kassen das gerne so hätten.
Ganz lieben Dank für deine Infos noch in letzter Sekunde!! Jetzt habe ich einen super Fragenkatalog und ich bin auch schon bissal ruhiger. Bin jetzt sehr froh dass ich hier gepostet hab, ihr habt mich super über den Vormittag gebracht! Jetzt kann ich halbwegs in Ordnung losfahren und ich hoffe ich bin nach dem Termin wieder etwas normaler, hahaCandykills hat geschrieben: ↑Di., 29.09.2020, 08:48
Also es gibt ja quasi 3 Grade der strukturellen Dissoziation. Und das was du beschreibst gehört zum Grad 2. Also eine normale Persönlichkeit und mehrere emotionale Anteile.
Und die Diagnose ist ja auch nur etwas, was beschreibt, was EH DA IST. Auch wenn dir das in dem Maße bisher nicht bewusst war. Jetzt hat das Ding halt einen Namen und ihr könnt in der Therapie daran arbeiten.
Es ist kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, denn du hast ja Hilfe an deiner Seite.
Danke an euch alle für die super nette Unterstützung <3
Hi Montana und alle anderen lieben Menschen, die mir geholfen haben!
Also es war... seltsam, am Dienstag. Ich hab kaum rausgekriegt, was mir alles Sorgen macht, ich hatte die Fragenliste vergessen, ich hatte Angst und war irgendwie nur auf diese Diagnose fixiert. Ich kann mich kaum erinnern an Dienstag und Mittwoch. Mein thera meinte, es ist okay wenn einem alles nimma einfällt im Therapiesetting, und ich könnte ihm schreiben zwischendurch wenn was ist, was mich fertig macht, damit wir das in der nächsten Einheit besprechen.
Ich hab dann auch viel aufgeschrieben, weil ich das eh immer mach - aber es war mir so peinlich das zu schicken... konnte es nicht schicken. Ich denk mir dann, was denkt sich der, wenn er das liest?! Ich hab ihm einmal ein Flashback geschrieben, weil ich das live einfach nicht rauskrieg... Das hat mich überwindung gekostet, aber ich habs geschickt. Diesmal ging das ned, weil ich kein Erlebnis beschrieben hab sondern eben meine Gedanken, und dafür schäme ich mich oft, weil ich nie weiß wie das ankommt. Donnerstag hatte ich dann normal Therapie Termin und da hat sich jetzt was getan.
Sorry dass ich so spät erst schreibe, ich hab schlichten müssen im Kopf.
Sehr hilfreich war dass er sagte, es gibt kein Falsch oder Richtig im Denken. Ich hab große Probleme mit was ist falsch, was ist richtig, was ist echt, was nicht, was soll ich tun und was lassen.
Am Donnerstag bin ich also hin voller Elan, etwas zu reparieren. Ich hab einige Begebenheiten erzählt, wo mir während dessen aufgefallen ist, wie ich gegensteuern könnte. Ich hab das Gefühl, es tut sich was und ich habe Hoffnung. Die hab ich sehr selten und drum freu ich mich darüber.
Ich hab das Ganze für mich auf sechs Fragen runtergebrochen. Die hab ich ihm Donnerstag abend geschickt und sofort eine Antwort bekommen. Hier sind die Fragen und die Antworten. Jetzt hab ich zwar Schiss, aber trotzdem Hoffnung.
1. Ich habe Probleme, weil Anteile abgespalten sind
Ja. Das Aufspalten in Anteile ist Folge der Traumatisierungen
2. Ich kann diese Anteile jetzt nicht sehen, weil ich sie nicht sehen will (?)
Die Anteile erscheinen noch nicht differenziert. (kommt noch)
3. Ich kann sie sichtbar machen
JA
4. Und so befreien/integrieren (wie integrieren geht, weiß ich nicht, aber das wissen Sie?)
Ja, das ist unser Ziel
5. Wenn ich das nicht tue, bleibe ich krank
Ja, dann bleibt diese Unkontrollierbarkeit
6. Wenn ich es schaffe, verschwinden die parallel universes, weil keiner mehr drin ist (?)
Ja, der Bruch wird immer kleiner.
Ich hab einfach ein Riesenproblem, wenn ich Dinge nicht verstehe. Bin zwar jetzt auch noch nicht sicher ob ich alles irgendwie gecheckt hab - aber ich versuche, Interesse zu haben, statt Panik. Bin zurzeit hoffnungsvoll und versuche es so zu sehen (Therapeuten-Sprech): Das Ding hat einen Namen, und damit kann man es bearbeiten.
Möcht mich nochmal bei euch allen bedanken! Ich hatte selten so eine negative Sicht auf mich, wie nach diesem Gutachten. Das letze Wochenende bin ich so verzweifelt gewesen wie lange nicht. Ich hab keine große Hoffnung ins Posten hier gesetzt, aber ich wurde eines Besseren belehrt - ihr habt es geschafft dass ich doch hingegangen bin und nicht mit komplett eh-alles-scheiße, sondern mit vielleicht-tut-sich-jetzt-was und das ist super.
Kisses and many thanks. Cangaroo5
@candykills ich danke dir nochmals sehr herzlich, das ist genau das, was Sache ist!! Warum findet man die Info so nirgends... also schöne Grüße von meinem Thera und vielen Dank für die Aufklärung! Ich kann von mir nicht als WIR sprechen, weil für mich bin ich immer noch ein einziges kaputtes Ding. Es war für mich beruhigend, dass mein Thera sagte, dass alle ein Problem kriegen wenn sie so ne Diagnose sehen. Ich bin immer sehr super drin, allen anderen zu sagen was sie tun sollen, aber bei mir bin ich betriebsblind und ich hoffe, dass diese Erkenntnis mir zugute kommt.Candykills hat geschrieben: ↑Di., 29.09.2020, 08:48 Hey
Also es gibt ja quasi 3 Grade der strukturellen Dissoziation. Und das was du beschreibst gehört zum Grad 2. Also eine normale Persönlichkeit und mehrere emotionale Anteile.
Als ich damals die DIS Diagnose bekam, war das für mich auch völlig unglaublich. Ich fühlte mich unendlich alleine damit, weil ich niemanden kannte, der auch diese Diagnose hat, mit dem ich mich hätte austauschen können. Und dann die großen Zweifel, ob das überhaupt stimmen kann. Ich merkte davon ja gar nichts.
Aber ich kann dir versichern: man "wächst rein".
Wir sind heute nicht Eins, aber wir sind uns näher heute, als wir es das ganze Leben sonst waren. Mein System ist viel ruhiger geworden mit der Zeit, die Anteile sind nicht mehr so auffällig und individuell. Ich würde behaupten, dass die meisten Menschen gar nicht mehr checken, wenn da ein anderer Anteile vorne ist.
Früher war das ganz anders. Da haben manche Anteile wirklich komplett ihr eigenes Leben gelebt.
Naja, worauf ich hinaus will: dass es erschreckend für dich ist, kann ich nachvollziehen. Aber es wird besser werden und das Ziel muss nicht unbedingt "Eins werden" sein, sondern oft reicht es schon, wenn das System in ruhigeren Fahrwassern unterwegs ist.
Und die Diagnose ist ja auch nur etwas, was beschreibt, was EH DA IST. Auch wenn dir das in dem Maße bisher nicht bewusst war. Jetzt hat das Ding halt einen Namen und ihr könnt in der Therapie daran arbeiten.
Es ist kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken, denn du hast ja Hilfe an deiner Seite.
Hab ein bisschen Angst vor mir selbst, weil unbekannte Anteile sind für mich sehr spooky - aber es erklärt Vieles, drum lass ich das mal so stehen ohne Wertung. Ich hoffe einfach, meine Anteile wollen es auch „richten“.
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