Therapeut in der Vaterrolle sehn?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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malerin
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Therapeut in der Vaterrolle sehn?

Beitrag Mo., 10.08.2020, 11:05

Hallo,

mein Thera ist der Meinung, dass ich auf ihn die Vaterrolle übertrage (ich hab den Tod meines Vaters und die damaligen Umstände noch immer nicht verarbeitet).

In mir scheinen sich die verschiedenen Anteile seitdem zu streiten, denn in mir tobt regelrecht ein dafür und ein dagegen, da mir ja bewußt ist, dass er mein Thera ist und meinen Vater niemals ersetzten könnte.
Kann es sein, dass man unbewußt die Vaterrolle auf den Thera überträgt? Ist euch schonmal sowas passiert oder hattet ihr so ein Thema schon mal in eurer Therapie? Ich weiß im Moment gar nicht wie ich damit umgehen soll.

malerin

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Candykills
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 11:09

Ach, ich hab so ziemlich alles und jeden auf meine Therapeutin übertragen. War eine schlimme Zeit und ist eigentlich etwas völlig normales in der Therapie.
Hat er dir denn signalisiert, dass es ein Problem in der Therapie werde? Normal kann man mit Übertragungen gut an den ureigensten Problemen arbeiten und sich anschauen, was da warum wie übertragen wird.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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malerin
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 11:36

Zitat: Hat er dir denn signalisiert, dass es ein Problem in der Therapie werde?

Nein, das hat er nicht, er ist davon überzeugt, dass es so ist. Ich hab aber erstmal abgestritten, dass das so ist und er meinte, das ich doch mal drüber nachdenken solle. Er ist der Meinung, dass uns das in der Therapie weiterbringen könnte.

Mittlerweile bin ich nicht mehr so sehr davon überzeugt, dass ich es auf ihn übertrage. Einige erwachsene Anteile sind absolut dagegen, doch ein paar kindliche Anteile scheinen es für möglich zu halten.
Es ist aber auch die Angst da, ob er die Therapie dann weiterführt oder ob er dann sagt, dass ich zu einem anderen Thera muss. Eigentlich weiß ich aber auch, dass diese Angst unbegründet ist.

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Candykills
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 11:45

Es kann ja auch sein, dass ein paar Anteile übertragen und andere nicht.
Bei mir war es so, dass im Grunde jeder Anteil seine eigene Übertragung gefahren ist - einer übertrug also diese Person, ein anderer eine andere und so weiter.

Ich weiß nicht, welche Form der Therapie du machst, ich kann nur aus der eigenen Erfahrung sprechen, dass das kein Grund zum Abbruch ist, solang der Patient nicht enorm darunter leidet und keine Aussicht auf Besserung besteht.
In manchen Therapien wird die Übertragung sogar gezielt herbeigeführt, um an diese Grundproblematik zu kommen.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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stern
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 12:22

malerin hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 11:05 Kann es sein, dass man unbewußt die Vaterrolle auf den Thera überträgt? Ist euch schonmal sowas passiert oder hattet ihr so ein Thema schon mal in eurer Therapie? Ich weiß im Moment gar nicht wie ich damit umgehen soll.
Es ist recht üblich (auch außerhalb von Therapien), dass Beziehungserfahrungen (verschiedener Art) auf andere Menschen übertragen werden.

Wenn das massiv ist, sag' ich mal, so dass die Therapie dadurch zum Stillstand kommt oder der Zustand sich zunehmend und nachhaltig verschlechtert, kann das ein Grund sein, die Therapie zu überdenken. Beispiel: Patient kommt nicht weg davon, dass der Therapeut den Patienten (wie der Vater) missbraucht oder Patient ist verliebt und akzeptiert Abstinenz nicht, etc.

Aber darum geht es bei dir ja nicht. Sich sowas bewusst zu machen, ist dann (oft, nicht bei jedem) auch "automatisch" wieder eine Distanzierung davon. Sowohl der Patient kann das nutzen als auch der Therapeut.

Allerdings gilt es durchaus kritisch zu sein... man reagiert ja auch direkt auf den Therapeuten (und ist nicht nur Produkt der Erziehung). Das zu unterscheiden ist nicht immer leicht. Für den Therapeuten vllt. etwas leichter, denn er sollte ein Gespür dafür haben, was er signalsieren wollte.... und wenn der Patient das komplett anders empfindet (und sich das öfters zeigt) kann das Hinweise für ein starres Erlebensmuster des Patienten sein. Oder auch aus Patientensicht kann man drauf achten, ob es bei unterschiedlichen Menschen starre Erlebensmuster gibt. Kann ein Hinweis sein, muss nicht.

Ich würde mir jetzt nicht so viele Sorgen machen... normal kann man damit umgehen.
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malerin
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 13:39

Ich mache eine Verhaltenstherapie (ich habe eine komplexe PTBS). Nein, ich leide nicht darunter, bisher ist es für mich ja nicht mal sicher, ob es so ist.
Therapeuten verhalten sich ja sehr Empathisch und natürlich entsteht eine gewisse therapeutische Nähe, was ja auch gewollt ist, damit man vertrauen zum Thera bekommt. Doch es fällt mir schwer zu sagen, ob es bei mir darüber hinaus so ist, dass ich auf ihn die Vaterrolle übertrage (also z.B. trost, usw. von ihm erhoffe).

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malerin
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 13:49

Zitat von Stern:Aber darum geht es bei dir ja nicht. Sich sowas bewusst zu machen, ist dann (oft, nicht bei jedem) auch "automatisch" wieder eine Distanzierung davon. Sowohl der Patient kann das nutzen als auch der Therapeut.
Ja, das würde ich dann wohl tun.
Ich hatte aber irgendwie das Gefühl, dass es ihn diagnostisch weiterhelfen würde und was ahnt , was mir noch nicht klar ist und er deshalb mit mir darüber sprechen will.

Vielleicht hat er ja recht, mit seiner Vermutung und ich mich nur nicht traue, mir das selbst einzugestehen.

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Montana
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 13:56

Das hängt so sehr mit der Rolle des Therapeuten zusammen, dass du das ohnehin in eine andere Therapie mitnehmen würdest. Die Person des Therapeuten ist nicht wichtig, er ist austauschbar. Du brauchst m.E. keine Angst haben, dass er die Übertragung als Problem sehen könnte oder gar die Therapie mit dir beenden könnte.


Bluemoon123
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 14:23

Woran macht denn dein Therapeut fest, dass du ihn angeblich in der Vaterrolle siehst? Das wäre für mich die spannende Frage. Nur dann kannst du ja verstehen, ob du das tust oder nicht. Und ob es kritisch ist oder nicht. Wie bereits gesagt wurde, kann das ja während der Therapie durchaus auch positiv sein, solange es nicht in eine ungute Abhängigkeit umschlägt.

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malerin
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 15:07

Zitat Bluemoon:Woran macht denn dein Therapeut fest, dass du ihn angeblich in der Vaterrolle siehst?

Ich hatte hier einen anderen Thread eröffnet (falsches Verhalten gegenüber dem Therapeuten, schuldgefühle), den finde ich bei mir nicht mehr (kann sein, dass ihr ihn noch seht), darum hab ich hier einen neuen erstellt (es ist ja auch ein anderes Thema). Ich habe meinem Thera öfters E-Mails geschickt und er hatte mich vor einigen Wochen darauf angesprochen, dass er das nicht möchte. Es war dann jetzt eine Zeit lang Pause (Urlaub) und beim letzten mal, haben wir dann über das Thema gesprochen und da kam dann diese Vermutung von ihm raus, dass ich auf ihn die Vaterrolle übertrage.

Zitat Montana:Du brauchst m.E. keine Angst haben, dass er die Übertragung als Problem sehen könnte oder gar die Therapie mit dir beenden könnte.

Wahrscheinlich hast du recht und ich seh mal wieder Gespenster ;)
Sicher ist jeder Therapeut austauschbar aber es ist schwer einen guten zu finden und es ist schwer für mich, wieder vertrauen zu ihm zu fassen.

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stern
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 15:38

Auch Trost zu erhoffen, ist ja auch nicht automatisch Übertragung, würde ich sagen. Soweit hört sich das aus meiner Sicht nicht problematisch an. Wahrscheinlich in dem Fall auch kaum trennscharf zu unterschieden. Geht es denn um diese Gefühle?

Eine Fixierung wäre problematisch... bzw. wenn der Therapeut sich zunehmend in eine Rolle gedrängt sehen würde vielleicht (z.B. in die des Trostspenders, "Versorgers").

Vielleicht nimmt er es so wahr, dass es etwas über eine vertrauensvolle Beziehung hinausgeht. Gepaart mit den Mails vllt. Mails sind natürlich auch nicht automatisch problematisch. Wenn es zu viele (für den Therapeuten) werden, dann schon eher. Aber er hat ja einen Cut gezogen und macht den Eindruck, sich notfalls abgrenzen zu können.

Also ich sehe keinen Grund zur Beunruhigung.
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Montana
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 15:41

Austauschbar meinte ich auch nur insofern, als dass du immer wieder eine Vaterübertragung entwickeln kannst. Denn der Grund für die Übertragung liegt in dir, nicht in der Person des Therapeuten. Und dich selbst nimmst du zu jedem Therapeuten mit. ;)

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malerin
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 16:19

@Montana
Ok, hatte ich falsch verstanden :)

@ Stern
Ich bin im Moment wirklich ratlos, was ich von der ganzen Sache halten soll. Für mich ist er eigentlich nur mein Therapeut und er ist für mich ja so wichtig, weil er eine "neutrale" Person ist und ebend nichts mit meinem Familien oder Freundeskreis zu tun hat.

Ich würde es eher als Wunsch nach Verständnis für manche Sachen bezeichnen, er nennt es trost.

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stern
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 16:41

malerin hat geschrieben: Mo., 10.08.2020, 16:19
Ich würde es eher als Wunsch nach Verständnis für manche Sachen bezeichnen, er nennt es trost.
Hm, und er hat dann Verdacht, dass das eine Vaterübertragung sein könnte? Das wäre für mich nachvollziehbarer, wenn er irgendwelche auffälligen, starren Muster sieht.

Also ich verstehe, dass du dir damit schwer tust.

Aber so würde ich nachfragen, worin er die Übertragung sieht und ob das nicht auch ein verständlicher Wunsch ist... oder ob es nicht beides sein kann. Ich halte es für müßig, das in dem Fall zu trennen. Du wünschst dir von ihm als Therapeut Verständnis (natürlich)... und vielleicht ist dieser Wunsch auch etwas Übetragung (kann sein, muss nicht). Das kann man mMn gar nicht immer scharf trennen.
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Beitrag Mo., 10.08.2020, 20:14

Ich hab morgen einen Termin bei ihm, dann versuch ich zu erklären, was in mir vor geht, hoffe ich krieg das hin.

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