Qualifikation Therapeut

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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RosaN
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Qualifikation Therapeut

Beitrag Do., 03.01.2008, 01:24

Hallo!

Ich bin chronisch krank und kann mich nicht damit abfinden.
Also habe ich mich jetzt nach langem dazu durchgerungen
einen Therapie zu versuchen.

Bezüglich des Therpeuten wusste ich niemanden der mir
eine Empfehlung geben kann. Also hab ich einfach in der
Liste jemanden ausgesucht (nur nach Geschlecht und
nach örtlicher Erreichbarkeit). Gestern habe ich angerufen
und auch gleich einen Termin für nächste Woche gekriegt.

Am Telefon klang die Frau schon älter und ich hab mir danach
überlegt, ob sie mir sympathisch war . . .

Unabhängig davon, ob sie mir sympathisch ist oder nicht, stellt
sich ja die Frage der Qualifikation. Woran erkenne ich, dass
ein Psychotherapeut ausreichend qualifiziert ist?

(Vielleicht ist das ja auch eine blöde Frage, bei einem Arzt kann
ich das ja auch nicht feststellen. )

Gruß, RosaN

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igel65
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Beitrag Do., 03.01.2008, 10:43

hallo rosa...

therapeuten müssen in deutschland eine erhebliche menge an aus-, fort- und weiterbildung vorweisen, um überhaupt von den krankenkassen zugelassen worden zu sein.....

aber viel wichtiger ist doch, ob du dich mit der thera wohlfühlst, ob du das gefühl hast : "hier könnte ich mich irgendwann einmal wirklich öffnen.".....dann ists auch richtig....um das auszutesten, sind in der regel die ersten 5 probatorischen sitzungen da....


sicherlich wirst du gemeinsam mit der thera schon zu beginn schauen, ob das verfahren (verhaltentherapie, tiefenpsychologische, analyse) zu deinem problem passt.....
außerdem is ein qualitätsmerkmal, ob die thera selber regelmäßig supervision nimmt...danach kannst du getrost fragen...

also, ich wünsch dir ne gute erste therastunde....


igel
If you prick us, do we not bleed? if you tickle us, do we not laugh? if you poison us, do we not die? and if you wrong us, shall we not revenge?
oder:
Wer sich nicht bewegt, der spürt die Fesseln nicht!!

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Anne1997
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Beitrag Do., 03.01.2008, 14:48

Hallo,

möchte noch etwas anfügen:
entweder haben die Therapeuten
Psychologie und Medizin studiert und danach bzw. berufsbegleitend ihre therapeutische Ausbildung (meist in den drei Richtlinienverfahren Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Therapie, Psychoanalyse) absolviert (manche machen noch weitere Verfahren: systemische Therapie, Gesprächstherapie, Gestalttherapie...), wobei Psychologen oft umfassender ausgebildet sind (ist jedoch nicht pauschal richtig bzw. stimmig, die Qualität des Therapeuten hängt nicht nur von dessen Ausbildung ab)

oder sie sind

Heilpraktiker mit und (!!!) (allerdings seltener, dennoch wäre es möglich) ohne Ausbildung.
Darunter finden sich dann Menschen mit Psychologie-, Sozialpädagogik-, Theologie-, Lehramtsstudium ... oder auch ohne Studium (falls sie zugelassen werden).
Die meisten haben wie Ärzte und Psychologen eine 4 - 5-jährige psychotherapeutische Ausbildung absolviert und stehen i.d.R. unter Supervision. Die häufigsten Therapieverfahren sind hier: systemische Therapie, Gestalttherapie, Gesprächstherapie (alle drei Verfahren sind weltweit sehr geschätzt und ihre Wirksamkeit genügend belegt, werden in Deutschland aber zum Teil aus Lobbyismus nicht als Krankenkassenverfahren anerkannt, gleichwohl aber in der Praxis benutzt, z.B. unter dem Deckmantel von VT, TP etc.).
Deshalb muss man einen Teil oder meist die ganzen Therapiekosten selbst zahlen, die Therapeuten sind aber meist genauso qualifiziert wie obige Gruppe mit Psych.-/Med.-Studium. Sie dürfen aber "nur" auf dem Heilpraktiker-Status arbeiten.

Also: ganz klar nach Ausbildungen, Ausbildungsdauer und Supervision fragen!
Manche Mediziner haben nur eine Kurzausbildung in Psychotherapie als Allgemeinmediziner.
Mit einer 1-jährigen psychotherapeut. Kurzausbildung kann man nicht ernsthaft als Therapeut arbeiten.

Ein sehr empfehlenswertes Buch über Therapieverfahren und den Überblick in D, A und der CH finden sich in dem Buch:
Psychotherapie Ratgeber - Ein Wegweiser zur seelischen Gesundheit
Autor: Hans Morschitzky
Springer - Verlag (Wien, New York)

Herzliche Grüße und alles Gute,
Anne

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Amazonee
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Beitrag Do., 03.01.2008, 15:17

Anne1997 hat geschrieben:Heilpraktiker ...
Die meisten haben wie Ärzte und Psychologen eine 4 - 5-jährige psychotherapeutische Ausbildung absolviert und stehen i.d.R. unter Supervision.
Es gibt für Heilpraktiker (Psychotherapie) keine festgelegte Ausbildung, schon gar keine 4-5 jährige. Man wird HP Psych durch eine Überprüfung beim Gesundheitsamt. Es gibt ebenfalls i.d.R. keine Supervision. Wer sollte denn die Supervision durchführen?

Liebe Grüße

A.

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stern
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Beitrag Do., 03.01.2008, 16:43

Woran erkenne ich, dass
ein Psychotherapeut ausreichend qualifiziert ist?
Der Begriff "Psychotherapeut" ist in D ein geschützter Begriff. Ein sog. psychologischer Psychotherapeut hat ein Psychologiestudium absolviert (= Dipl.-Psychologe) sowie die mehrjährige Psychotherapeutenausbildung. Eine fundierte fachliche Qualifikation ist also i.d.R. zu unterstellen. Falls bei spezifischen Problemen praktische Erfahrungenswerte fehlen, klärt ein seriöser Psychotherapeut den Patienten darüber auf. Also in Bezug auf 2 Problemstellungen tat das mein Therapeut von sich aus... wobei ich ihn als super-kompetent einschätze, sprich: Liegt wohl eher daran, dass die beiden Problempunkte nicht sooo "gängig" sind .

=> Frag' doch einfach nach der Ausbildung und der Erfahrung mit der Behandlung deiner Schwierigkeiten.

Einen Heilpraktiker würde ich an deiner Stelle nicht vorziehen... denn die Zulassung nach dem Heilpraktikergesetz setzt lediglich folgendes voraus:
Für eine Zulassung nach dem Heilpraktikergesetz (HPG), muss eine Prüfung beim Gesundheitsamt absolviert werden. Um zu dieser zugelassen zu werden, müssen Kandidaten über 25 Jahre alt sein, mindestens die Hauptschule besucht haben und frei von schweren Krankheiten sein. Die berufliche Vorbildung ist nicht von Belang.
http://healthcare.monster.de/14513_de-de_p1.asp
Anna kann ich mich also (ebenfalls) nur bedingt anschließen, vgl. auch hier:
Das Kompetenzgefälle zwischen Psychologischen Psychotherapeuten und Heilpraktikern Psychotherapie lässt immer wieder kritische Stimmen laut werden, die die Wirksamkeit der Methoden von psychotherapeutisch behandelnden Heilpraktikern in Frage stellen. Zum Vergleich: Heilpraktiker Psychotherapie durchlaufen maximal 1300 Stunden, die oft mehrere tausend Euro kosten.

Ein Psychologiestudium umfasst dagegen mehr als 8000 Stunden und schließt Klausuren, mündliche Prüfungen und eine wissenschaftliche Abschlussarbeit mit ein. Fredi Lang, Diplom-Psychologe im Referat Fach- und Bildungspolitik beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen: "Die meisten Heilpraktiker hätten gar nicht die Voraussetzungen für ein solches Studium."
Quelle: s.o.
Anna1997 hat geschrieben:Heilpraktiker...
Die meisten haben wie Ärzte und Psychologen eine 4 - 5-jährige psychotherapeutische Ausbildung absolviert
Kann ich so nicht stehen lassen, denn Heilpraktiker haben eine gesetzlich nicht geregelte Ausbildung zum Heilpraktiker (ggf. für Psychotherapie) absolviert... während bspw. ein psychologischer Psychotherapeut nach seinem Psychologiestudium noch folgende Ausbildung "genossen" hat:
Die Ausbildung kann als dreijährige Vollzeit-Ausbildung oder als fünfjährige berufsbegleitende Ausbildung absolviert werden. Beide Möglichkeiten gliedern sich u.a. in: 600 Stunden Theorie; 1800 Praktische Tätigkeit in 1 1/2 Jahren, davon 1 Jahr in einer Psychiatrischen Klinik, 1/2 Jahr in einer psychosomatischen Klinik, Psychiatrie oder in der Praxis eines Psychotherapeuten oder eines Facharztes für Psychotherapeutische Medizin; 120 Stunden Selbsterfahrung; 600 Stunden Patientenbehandlung in einer Ausbildungs-Instituts-Ambulanz oder in einer Lehrpraxis; 150 Stunden Supervision. Insgesamt werden über 4000 Stunden in den drei bis fünf Jahren Ausbildung absolviert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Psychologi ... otherapeut
Zuletzt geändert von stern am Do., 03.01.2008, 17:35, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Stöpsel
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Beitrag Do., 03.01.2008, 17:29

Hallo RosaN,

das mit dem sympathisch-sein ist schon sehr wichtig (hat hier zwar auch mal jemand gesagt, daß ihm das in seiner Therapie nicht wichtig wäre, aber für die Mehrheit ist es wohl schon wichtig).
Wegen der Qualifikation nehm ich mal an, daß Du meinst, für Dein Problem qualifiziert. Denn wenn Du eine Therapie beginnst, die von der Krankenkasse finanziert wird, wovon ich mal ausgehe, haben die kassenfinanzierten Therapeuten damit schon eine allgemein ausreichende fachliche Qualifikation. Wie gut sie für Dein Problem qualifiziert sind, ist zum einen von der Therapieform, die sie anbieten, bestimmt, zum anderen daher, wieviel Erfahrung sie mit solchen oder ähnlichen Problemen haben. Neben den Therapieformen, die von der Krankenkasse bezahlt werden, können Therapeuten auch Zusatzausbildungen in anderen Therapieformen machen, deren Möglichkeiten sie auch oft einfließen lassen. An den Therapieformen alleine kann man es aber auch nicht festmachen, denn es ist eben auch stark abhängig von den Vorlieben und den Erfahrungen des jeweiligen Therapeuten, wie er arbeitet. Ich würde die Therapeutin danach fragen, wie sie arbeitet und wie sie sich Deinem Problem nähern würde und mir überlegen, ob Du Dir das vorstellen kannst. Und ich würde fragen, wieviel Erfahrung sie mit Problemen wie Deinen hat. Wobei auch das nichts heißen muß. Manche haben viel Einfühlungsvermögen und sind sehr engagiert und können damit mangelnde Erfahrung wettmachen. Andere haben zwar Erfahrung, aber so wenig Einfühlungsvermögen, daß man sich da auch nicht aufgehoben fühlt. Ist halt nicht so einfach, man muß schon auf die Summe der Eindrücke achten.

Hast Du mal mit Deinem Arzt gesprochen, der Dir diese Diagnose gestellt hat? Ich vermute, daß der Dich schon länger kennt und weiß, wie einen so eine Krankheit belastet und vielleicht kann er Dir was hilfreiches dazu sagen (bzw. für den Fall, daß es bei der Therapeutin dann doch nicht klappt, hat er einen Tip, wohin Du Dich sonst wenden kannst. Allerdings würde ich solche Empfehlungen nicht absolut nehmen, Dein eigenes Gefühl dabei ist wichtiger).

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Anne1997
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Beitrag Do., 03.01.2008, 19:19

Hallo Amazonee, hallo Stern und natürlich RosaN,

unsre Beiträge widersprechen sich kaum: klar gibt es für Heilpraktiker ("kleiner Heilpraktiker" Psychotherapie) keine geregelte, sprich "keine" Ausbildung (was meiner Meinung nach nicht zu verantworten ist), jedoch haben die meisten - so schrieb ich es auch in meinem Beitrag - psychotherapeutisch tätigen Heilpraktiker eine mindestens vierjährige Ausbildung in einem geregelten Verfahren (Gesprächstherapie, Psychoanalyse, systemsiche Therapie, Gestalttherapie etc.) absolviert. Darunter sind übrigens sehr viele Psychologen ohne Kassenzulassung (wegen der Gebietszuteilung und aus anderen Gründen, z.B. weil sie als systemische Therapeuten arbeiten wollen).

Ich selbst mache meine Therapie bei solch einem Heilpraktiker und bin mehr als zufrieden.
Alle diese Heilpraktiker haben regelmäßig Supervision, da es diese Verfahren / Dachorganisationen verlangen - es also schlichtweg verantwortungslos wäre, wenn sie keine Supervision hätten.
Da ich auch eine Ausbildung bei drei Psychotherapeuten mache (zwei Dipl. Psych. / ein Med.) kann ich sagen, dass es überhaupt kaum Unterschiede gibt (auch was neurobiologische Erkenntnisse etc. angeht), bezüglich der Arbeit in einer psychiatrischen Klinik natürlich schon.

Die Ausbildungen in diesen Verfahren verlangen in der Regel einen Hochschulabschluss - mein Therapeut ist z.B. Theologe, d.h. er hat von seinem Grundberuf wesentlich mehr Kontakt mit Menschen gehabt, als ein Psychologe. Er bildet darin auch aus - auch Psychologen, Ärzte, Lehrer etc. -
Ich kenne eine Lehrerin (systemische Therapeutin), die darin Ärzte / Psychologen ausbildet und die eine Praxis hat, aber halt als Basis diesen "dummen" voraussetzungslosen Heilpraktiker braucht (der übrigens gar nicht so leicht zu erwerben ist (etliche Psychologen fallen bei dieser Prüfung auch durch, weil es v.a. um psychiatrische Krankheitsbilder, Pharmakologisches geht), um die Zulassung zu haben. Eigentlich ist das eine "Degradierung" (siehe Literaturhinweis oben).
Hier gehört dringend was geändert, da sich manche "schwarze Schafe" - trotz allem - auf diesem Markt tummeln.
Ein psychotherapeutisch tätiger Heilpraktiker muss momentan in D mindestens 1450 Stunden absolvieren, um die Anerkennung in Dachorgansationen zu erhalten bzw. um das europäische Psychotherapie-Zertifikat zu erreichen.

In Österreich gibt es andere Probleme, aber wenigstens können hier auch Menschen mit anderen berufsnahen Studiengängen ( v.a. Soz.päd., Pädagogik, Theologie) als Psychotherapeuten fungieren.

Das Psychologiestudium umfasst zwar ca. 8000 Stunden - ein Theologiestudium noch mehr (wobei das immer von der Schwerpunktbildung abhängig ist). Beide bieten keine therapeutische Ausbildung an, sondern - v.a. natürlich im Psychologiestudium als Schwerpunkt klinische Psychologie (- wenn man ihn den wählt! -) - grundlegendes über Therapieverfahren, klinische Verfahren, Störungen etc.
Klarer "Vorteil" - aber nicht unbedingt ein Zeichen für einen guten Therapeuten.
Und ganz klar: bei einem kassenzugelassenen Therapeuten bekommst Du die Therapie entweder komplett oder zumindest zum Teil erstattet - das spricht schon allein für einen psychologischen / ärztlichen Psychotherapeuten.
Insofern würde ich Dir, RosaN, empfehlen, die Therapie bei einem psychlog. oder ärztl. Psychotherapeuten zu machen!!!

Psychotherapeutisch arbeitende Heilpraktiker können nicht oder nur einen kleinen Teil der Therapie über die Kasse abrechnen.
(Vgl.: In Italien müssen alle Therapien - auch bei Med./Psych.- fast komplett selbst bezahlt werden.....)
Übrigens: nur in Deutschland ist Psychotherapie so eingeschränkt - das hat eben Vorteile und Nachteile (die vielen nicht so bewusst sind).

Irving Yalom, Freud, Jim Simkin, Watzlawick (ein großer Therapeut; er war weder Arzt noch Psychologe) und Co. wiesen alle darauf hin, dass Psychotherapie mehr ist als "nur" im medizinisch oder psychologischen Bereich anzusiedeln. Hier ein Text - von psychologischen Psychotherapeuten bzw. einem ärztl. Psychotherapeuten verfasster Text (die alle als Verhaltens-, tiefenpsychologische, integrierte Gestalttherapeuten bzw. syst. Therapeuten arbeiten):
Psychotherapie ist (...) ein vielschichtiges Feld. Neben dem kurativen Bereich ist Psychotherapie auch eine soziale Wissenschaft (...) in der wir den Bedingungen seelischer und körperlicher Gesundheit und Krankheit auf den Grund gehen. Sie ist eine Grenzwissenschaft, in der Fragen nach Lebenssinn und Lebensziel gestellt werden. Sie schöpft aus den (...) Künsten, denn die künstlerischen Medien (...) öffnen für die therapeutische Arbeit eine Dimension, die den verbalen Methoden weitgehend verschlossen bleibt. Insofern ist Psychotherapie ein höchst eigenständiges Gebiet, das aber gleichzeitig Aspekte aus verschiedenen Bereichen integriert - aus der Medizin, der Psychologie, der Philosophie und Religion, der Naturwissenschaft, der Sozial- und der Erziehungswissenschaft und den (...) Künsten. Jeder Versuch, psychotherapeutische Forschung und psychotherapeutische Praxis auf einen oder wenige dieser oben genannten Bereiche einzuengen und zu reduzieren, bedeutet einen substantiellen Verlust und schadet der Weiterentwicklung der Psychotherapie.
Eine wesentliche Aufgabe der Psychotherapie ist es, sich als Disziplin den gesellschaftlichen Herausforderungen von heute zu stellen. Sie soll, über die Grenzen des individuellen Leidens hinaus, auf die psychischen Hintergründe gesellschaftlichen Leidens sowie die systemischen / gesellschaftlichen Hintergründe psychischen Leidens aufmerksam machen.


Sorry, dass ich jetzt den Inhalt des Threads "sprenge", liebe RosaN, aber ich halte diese Diskussion für sehr wichtig!
Und für Deine Therapie, RosaN: Einfühlungsvermögen und "Verständnis" im doppelten Sinne für Deine Anliegen, dass Du Dich verstanden fühlst und er Dir eine für Dich kompetente Rückmeldung geben kann, halte ich für ganz wichtig!
Kann Stöpsels Beitrag nur zustimmmen!

Herzliche Grüße,
Anne

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Amazonee
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Beitrag Fr., 04.01.2008, 09:06

Hallo Anne,
Anne1997 hat geschrieben: Basis diesen "dummen" voraussetzungslosen Heilpraktiker braucht (der übrigens gar nicht so leicht zu erwerben ist
so ganz leicht ist der kleine Heilpraktiker wirklich nicht zu erwerben, aber es gibt, wie schon gesagt, keine geregelte Ausbildung.
Anne1997 hat geschrieben:Ein psychotherapeutisch tätiger Heilpraktiker muss momentan in D mindestens 1450 Stunden absolvieren, um die Anerkennung in Dachorgansationen zu erhalten bzw. um das europäische Psychotherapie-Zertifikat zu erreichen.
Gut, dass du das nun genauer erläutert hast. Im Gegensatz zu dir kenne ich so einige HP Psyh, die keiner Dachorganisation angeschlossen sind und die auch nicht das europäische Psychotherapie-Zertifikat haben, das mir auch bisher völlig unbekannt war. Ich zweifel nicht an der Befähigung, aber das, was du erwähnst, ist nicht Grundlage bei allen HP Psych, so dass man sich wirklich genau erkundigen muss, welche Ausbildung sie haben.

Liebe Grüße

A.

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Amazonee
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Beitrag Fr., 04.01.2008, 09:33

Hallo Anne,
Amazonee hat geschrieben:...die auch nicht das europäische Psychotherapie-Zertifikat haben, das mir auch bisher völlig unbekannt war.
so, jetzt habe ich mir das mal etwas genauer angesehen. Der EAP ist ein Dachverband von einigen Dachverbänden europäischer Länder. Aber dieser europäische Dachverband schließt nicht alle deutschen Dachverbände ein. Weiterhin gibt es noch den europäischen Verband für Naturheilkunde, der ebenfalls Psychotherapie-Ausbildungen für Heilpraktiker anbietet.

Meine Kritik an diesen ganzen Dachverbänden ist, dass es keine verbindliche, also gesetzliche Grundlage gibt. Alle Dachverbände wählen ihre Qualifikationskriterien selbst aus. Es gibt mit Sicherheit welche, deren Ansprüche höher sind als die Anforderungen anderer Verbände.

Nun ist man also als Nutzer sozusagen in der Pflicht, die Qualität der Dachverbände zu prüfen, um einen Therapeuten mit guter Ausbildung zu finden.

Aber nicht einmal diese gute Ausbildung kann sicherstellen, dass dieser Therapeut auch genau der richtige Therapeut für mich ist. (Sofern überhaupt ein Therapeut des qualitativ hochwertigen Dachverbandes in örtlich erreichbarer und zeitlich angemessener Nähe liegt.)

So far

A.

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Anne1997
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Beitrag Fr., 04.01.2008, 15:06

Hallo Amazonee ,

nur kurz: danke für den Austausch!
Klar, diese fehlende Einheitlichkeit bez. Anforderungen ist zu kritisieren. Stimme Dir in allen Punkten zu!
Ein weiteres Problem:
auch Psychoanalyseausbildungsstätten oder solche für Verhaltenstherapie setzen unterschiedliche Schwerpunkte (... insofern sind auch Ärzte / Psychologen z.T. unterschiedlich ausgebildet, bis auf Sachwissen während des Grundstudiums).
Das drückt sich evtl. auch in den finanziellen Forderungen der Ausbidlungsinstitute aus! Hier haben es meiner Meinung nach Psychologie-Studenten im Verhältnis zu Medizinern äußerst schwer, da sie im Prinzip kaum nebenher in ihrem Beruf arbeiten können und oft nichts verdienen.
Verschiedene Dachverbände von VT / TP / PA setzen ebenfalls unterschiedliche Schwerpunkte usw. usf.

Und wie schon erwähnt und wie Du auch richtig schreibst: ein HP mit einer knapp 1-jährigen Ausbildung genügt nicht. Man muss mindestens eine Lehrtherapie, Supvervision und "geregelte" (nach Institutskriterien... - die sich auch alle von einander unterscheiden...) Ausbildung durchlaufen.
Deshalb würde ich mich heute sehr genau nach der Ausbildung der Therapeuten erkundigen, egal ob Arzt, Psychologe oder Heilpraktiker (hier natürlich besonders wichtig! )!!!
[Muss gestehen, dass ich mich selbst damals überhaupt nicht bei meinem Therapeuten darüber erkundigt habe, es war mir so egal (sprich: mir ging's so schlecht / ich konnte damals nichts fragen), aber ich hatte einen persönlichen Tipp für diesen Therapeuten, von einem älteren, erfahrenen Menschen, den ich sehr schätze - und nach wie vor ist solch eine Empfehlung, der ich so vertrauen konnte, auch etwas Gutes (ich wäre von allein kaum zu einem Psychotherapeuten marschiert; wusste nur, dass ich selbst bezahlen wollte (aus div. Gründen). Glücklicherweise ging das gut, ich hatte wirklich keine Ahnung.]

Ist schon alles etwas vertrackt und verwickelt in der Psychotherapie....
Liebe Grüße,
Anne

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RosaN
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Beitrag Fr., 04.01.2008, 23:12

Hallo!

Erstmal vielen Dank für die vielen Antworten.

Die von mir ausgewählte Therapeutin ist Dipl.-Psychotherapeutin.
Ihren Namen habe ich von einer Liste der Krankenkasse. Mein
behandelnder Arzt ist ein ganzes Stück von meinem Wohnort weg,
wesswegen er mir keinen Therpeuten empfehlen kann.

Ich weiss halt auch jetzt schon, dass die Therapie meine organische
Erkrankung nicht heilen können wird. Bin halt irgendwie verunsichert,
war noch nie in Therapie. Weiss nicht ob das der richtige Weg ist ...

Werde jetzt den Termin nächste Woche auf mich zu kommen lassen.
Falls es mit der Therpeutin nicht klappt, frage ich mal bei meinem
Hausarzt nach.
Gruß, RosaN

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