Falsches Verhalten gegen Therapeut, Schuldgefühle

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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chrysokoll
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Beitrag Sa., 11.07.2020, 22:14

malerin, ich finde es sehr gut wie du differenzieren und über dich nachdenken kannst!
Ich finde du bist da sehr weit, das sage ich anerkennend und durchaus mit (freundlichem !) Neid.

Du kannst z.B. für dich klar herausfinden dass der Therapeut nichts gegen dich hat.
Das ist doch eine sehr gute Basis um das mit ihm zu klären.

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Montana
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Beitrag Sa., 11.07.2020, 22:54

Pianolullaby hat geschrieben: Sa., 11.07.2020, 19:50 Für mich ist ein Notfall, wenn ich gerade vgw. werde, oder akute Suizidgedanken habe, und bereits vorkehrungen getroffen habe.
Das sind zwar Notfälle, aber das ist nicht die Art von Notfall, bei der ein ambulanter Therapeut helfen kann. Das eine ist (zunächst) ein Fall für die Polizei und das andere für eine Klinik mit Rund-um-die-Uhr-Betreuung.
Mir fällt es schwer, mir einen Notfall vorzustellen, für den sich ein Therapeut zuständig fühlen könnte. Darum bietet es sich durchaus an, den Therapeuten nach Beispielen zu fragen, wie so ein Notfall aussehen könnte.

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malerin
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Beitrag So., 12.07.2020, 09:16

Danke Chrysokoll :) . Mein Problem ist, dass wenn ich vor ihm sitze und weiß, dass ich Dummheiten gemacht habe, immer ganz verlegen :red: werde und mein Kopf dann plötzlich ganz leer ist und mir nichts gescheites mehr einfällt. Aber jetzt ist erstmal Urlaubspause und ich werde mir alles Aufschreiben, was ich ihm sagen möchte (und das herauszufinden, habt ihr mir hier sehr geholfen)
und dann hoffe ich, dass wir das Problem zusammen klären werden und wir die Therapie wie gewohnt fortsetzen können.


@Montana: Doch, für solche Notfälle ist er telefonisch "immer" erreichbar. Er möchte, dass bevor sich jemand was antut, sich bei ihm meldet. Natürlich würde er dann die notwendigen Maßnahmen wie Polizei oder Notarzt einleiten oder er würde je nach Situation die Person dazu bewegen, sich an eine Klinik oder Notfallambulanz zu wenden oder wenn es zu Sprechstundenzeiten ist, die Person vielleicht dazu überreden zur Praxis zu kommen (keine Ahnung) aber er möchte in so einem Fall für seine Patienten begleitend da sein.

Aber die Defination "Notfall" bezieht sich bei ihm nicht nur auf solche Fälle, wo man ihn anschreiben oder anrufen kann, es gibt ebend auch noch ein paar ander Gründe, warum er es akzeptiert, dass man ihn kontaktiert (in diesem Fällen nur zur Dienstzeit), natürlich nur, wenn man es nicht zu oft macht und da habe ich seine Grenze überschritten, das sehe ich auch ein.

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Fairness
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Beitrag So., 12.07.2020, 09:48

Liebe malerin, ich wünsche dir viel Glück und Erfolg bei der Umsetzung deiner Entscheidung. :)
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.

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DieBeste
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Beitrag So., 12.07.2020, 09:53

Vermisst du ihn bzw seine Aufmerksamkeit zwischen den Stunden und schreibst ihm deshalb ?
Das war zumindest bei mir so und ich wurde nach einem Jahr auch gebeten, zu versuchen damit aufzuhören.

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malerin
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Beitrag So., 12.07.2020, 10:45

Nein, ich denke nicht, dass es damit was zu tun hat, dass ich ihn vermisse. Es ist so, dass mein Kopf nach der Sitzung Dinge die besprochen wurden weiterverarbeitet, ohne dass ich groß einfluss darauf habe. Diese Dinge kreisen dann ständig in meinem Kopf und dieses Gefühl ist für mich sehr schwer auszuhalten bis zur nächsten Sitzung.

Ich habe mir angewöhnt, diese Sachen aufzuschreiben aber manchmal reicht das nicht und ich teile es ihm per Mail mit. Ich muss aber lernen, es auszuhalten, denn sonst riskiere ich, dass er von sich aus die Therapie abbricht, was ich auch nachvollziehen kann.
Ich muss mir wohl eher Gedanken darüber machen, warum es für mich so schwer auszuhalten ist, was da in mir vorgeht, wo die Ursache liegen kann. Ich denke, dass das Themen für die nächsten Sitzungen werden.

In letzter Zeit waren besondere Situation für mich. Durch die Sitzungen sind in den letzten Monaten sehr viel Erinnerungen hoch gekommen, mein Körper hat teilweise sehr heftig darauf reagiert, was auch viele Ängste in mir ausgelöst hat, dann kam Corona dazu, einige Pausen auch wg. Urlaub des Therapeuten u. im Privatleben im Hier und Jetzt einige belastende Probleme. Ich denke, das dies zu meinem Verhalten dazu beigetragen hat.

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Shukria
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 07:19

Malerin hat geschrieben:
Die Konfrontation mache ich Zuhause alleine als Hausaufgabe, in der Sitzung besprechen wir dann, wie es mir dabei gegangen ist, was ich empfunden habe usw..
Mir fiel dazu noch ein - vielleicht ist diese Methode der Traumakonfrontation (Exposition) nicht für dich geeignet.

Es gibt ja viele Formen. Die Exposition alleine zu Hause als Hausaufgabe zu machen und in der Stunde nachzubesprechen ist nur eine. Wenn Da soviel an Material und inneren Zuständen hochgespült wird wäre es eigentlich die Aufgabe deines Therapeuten Dir eine andere, begleiendere Methode anzubieten wie Narration oder Imaginatives Nachtleben In der Sitzung MIT ihm zusammen.

Ich finde es ist eher ein Behandlungsfehler wenn er da nicht das Verfahren anpasst, das adäquat aufzufangen.

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Mondmann
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 08:54

Was mich bei derartigen Diskussionen irritiert, ist der Satz "ich darf Mails schreiben".

Wir sind erwachsen, wir dürfen grundsätzlich erst mal alles, was nicht im StGB ausgeschlossen wurde.

Wenn man sich das verdeutlicht, kann so was wie Verantwortung überhaupt erst entstehen. Es ist nicht der Therapeut, der entscheidet, ob wir schreiben dürfen; es sind wir selbst - der Therapeut seinerseits ist dann wieder derjenige, der entscheidet, wie er reagiert: lesen, beantworten, ignorieren.

Und wenn klar ist, dass es der Patient ist, der darüber entscheidet, ob er schreibt, dann ist er genötigt, nicht nur als Patient, sondern auch als erwachsener Mensch, sich die Frage zu stellen, ob das okay ist, seinem Bedürfnis nachzugehen oder nicht.

Mit anderen Worten: Wenn es sich stimmig anfühlt, zu schreiben, dann wird geschrieben. Und an diesen Punkt zu kommen, zu fühlen, ob es stimmig ist, wird dem Patienten verunmöglicht, wenn der Therapeut vorgibt, ob und wie oft geschrieben werden darf.

Der Therapeut seinerseits hat die Aufgabe, wenn es ihm zu viel wird oder er es auffällig findet, das Ganze anzusprechen, aber nicht mit Verboten oder Erlaubnissen (wie gesagt: wir sind frei), sondern mit dem Wunsch zu verstehen, warum der Patient das tut:

- Sind die Stunden womöglich ungünstig strukturiert?
- Möchte der Patient mehr / privaten Kontakt?
- Möchte er sich an den Th. besonders eng binden?
- Phantasiert er sich, der Einzige zu sein?
- Usw.

Je nach Ursache wird dann das Problem behoben; man behebt es jedoch nicht, indem man Verbote ausspricht odre sich den Patient sonstwie vom Hals hält. Wenn der Therapeut das Gefühl hat, ihm wird das alles zu viel, ist das erst mal sein Ding, das er analysieren muss (was will der Patient mir damit sagen, dass er mich so überfordert / herausfordert?); das wird aber verunmöglicht durch Verbote und Vorschriften.

Anekdote:

Ich arbeite bei einem Anwalt (mein Therapeut sagt, das ist so was ähnliches wie ein Therapeut für manche Leute), und es gibt tatsächlich - ich hätte das vorher nie für möglich gehalten - Mandanten, die annehmen, sie seien die einzigen oder zu ihnen hätte der Anwalt ein besonderes Verhältnis. Die sagen dann am Telefon, wenn ich ausrichte, dass Herr X nicht zu sprechen sei: "Mich will er bestimmt sprechen" oder: "Dann ist er bestimmt gerade mit meinem Fall beschäftigt" - die können sich schlicht nicht vorstellen, dass er von ihnen (leider ist das so) genauso genervt ist wie von allen anderen.

Aber wenn das so ist und der Therapeut denkt, er soll den "Alleinunterhalter" für den Mailschreiber spielen, dann gehört das angeschaut und ursächlich behoben.

Es ist aber ebenso denkbar, dass die Ursache im Therapeuten selbst liegt, wenn er falsch interveniert oder wenn er Angebote macht, die zu Missverständnissen führen können ("schreiben Sie ruhig, aber nur, wenn es ihnen ganz schlechtgeht").

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malerin
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 12:28

@Shukria
Das ist möglich, kann ich aber nicht beurteilen. Ich vertrau da mal auf den Therapeuten, dass er weiß, was er tut. Er ist ja der Experte in Sachen Psychotherapie und kennt mich und die Situation sehr genau.

@Mondmann
Über die Ursache und Hintergründe meines Handelns und wie er dazu steht werden wir auf jeden Fall in der nächsten Sitzung sprechen.
Das ich nicht die einzige Patientin/Klientin bin ist mir bewußt.

Zitat
Es ist nicht der Therapeut, der entscheidet, ob wir schreiben dürfen; es sind wir selbst - der Therapeut seinerseits ist dann wieder derjenige, der entscheidet, wie er reagiert

Er hat reagiert - er hat das Problem angesprochen - was sein gutes Recht ist!

Danke für eure Rückmeldungen :)

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 17.07.2020, 14:08

Mondmann hat geschrieben: Fr., 17.07.2020, 08:54
Anekdote:

Ich arbeite bei einem Anwalt (mein Therapeut sagt, das ist so was ähnliches wie ein Therapeut für manche Leute), und es gibt tatsächlich - ich hätte das vorher nie für möglich gehalten - Mandanten, die annehmen, sie seien die einzigen oder zu ihnen hätte der Anwalt ein besonderes Verhältnis. Die sagen dann am Telefon, wenn ich ausrichte, dass Herr X nicht zu sprechen sei: "Mich will er bestimmt sprechen" oder: "Dann ist er bestimmt gerade mit meinem Fall beschäftigt" - die können sich schlicht nicht vorstellen, dass er von ihnen (leider ist das so) genauso genervt ist wie von allen anderen.
Natürlich gibt es Leute die so denken, beim Anwalt genaus wie beim Therapeuten oder beim Zahnarzt.

Aber: Wenn ein Anwalt oder ein Therapeut von allen nur genervt ist, dann läuft was falsch.
Dann ist er überlastet oder hat den falschen Beruf und sollte dringend was ändern
(nein, nicht freudig alle Anrufe annehmen natürlich)

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