Aussage der Therapeutin macht mich traurig

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag So., 07.06.2020, 13:55

Trauerbienchen hat geschrieben:Das ist aber auch der Grund, dass ich bis heute nicht nachvollziehen kann, warum mich überhaupt wer anfassen möchte. Trotzdem passiert es, im Gespräch mit Freunden, mit meiner Schwester,... . Sie ekel sich scheinbar nicht.[...] weil ich mir nicht vorstellen kann, das mein Gegenüber meine Berührung als angenehm empfinden würde.
Als würde meine Berührung weh tun. Ich bin da heillos überfordert.
Das kann ich 1:1 nachempfinden, mir gings auch so! :ja:
Und dass dich das jetzt erstmal heillos überfordert, ist ja auch klar. Das taucht grad mal als "Thema" auf und natürlich weißt du da erstmal noch nix mit anfangen. Es war ja bisher "im Verborgenen", auch für dich, da ja so "ursprünglich" und damit gewohnt, dass es einem gar nicht erst als "ungewöhnlich" auffällt.

Trauerbienchen hat geschrieben:Und nein, ich fühle mich von ihr nicht gesehen, aber das liegt daran, dass ich mich bisher nicht getraut habe mich zu zeigen.
Für mich ist es einfach noch zu neu, zu beängstigend.
Und ja, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden ist mir sehr vertraut und bot mir bisher sehr viel Sicherheit.
Auch das kenne ich aus eigenem Erleben. "Erfahrenes" Erleben, wenn ich "nicht gesehen" werde, bleibe ich "verschont", mit was auch immer. :ja:

Aber es hat halt auch diese andere Seite : Da möchte etwas ja aber auch gesehen werden. Endlich mal. Und noch dazu gesehen werden dürfen, also neue Erfahrungen machen dürfen...
So kenne ich das jedenfalls von mir.

Und ja, das ist beängstigend, sich dann trotz aller bisheriger negativer Erfahrungen "rauszugetrauen" und "sichtbar" zu werden.

Das Gute dran ist : Da kann und darf dir keiner dreinreden!
Das ist und bleibt ganz alleine deine eigene Entscheidung, ob du dich "rauswagen" willst oder nicht.
Auch, ob du das jetzt deiner Thera alles erzählst (oder auch nur nen Teil davon oder "darüber berichtest" oder oder oder), oder es so belassen willst, wie es bisher war und ist.

Spürst du denn da irgend eine Intention in dir? Z.B., dich gerne anvertrauen wollen? Oder auf gar keinen Fall, weils einfach noch viel zu gefährlich wäre?
Ich kenne es von mir, dass das zwar immer ein krasses Schwanken zwischen beiden "Polen" und allen Schattierungen dazwischen war, aber "etwas in mir" dennoch die ganze Zeit "wusste", dass es für mich wichtig war, mich "rauszugetrauen", aller Angst und Befürchtungen und v.a. aller Schämerei zum Trotz.

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mio
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Beitrag So., 07.06.2020, 14:18

Trauerbienchen hat geschrieben: Sa., 06.06.2020, 21:55 Und nein, ich fühle mich von ihr nicht gesehen, aber das liegt daran, dass ich mich bisher nicht getraut habe mich zu zeigen.
Für mich ist es einfach noch zu neu, zu beängstigend.
Und ja, dieses Gefühl nicht gesehen zu werden ist mir sehr vertraut und bot mir bisher sehr viel Sicherheit.
Ein "goldener Käfig" gibt auch Sicherheit und doch bleibt er ein Käfig. Für mich liest es sich so, dass Du eigentlich gerne aus diesem "Käfig" mal "rausfliegen" würdest aber noch zuviel "Scheu" hast das zu tun.

Ich meinte Wut übrigens nicht im Sinne von "sauer werden" auf jemanden, nur um das klar zu stellen. Mein "Wutverständnis" ist ein anderes. Wut ist erstmal nichts weiter als ein inneres "Signal" dass da eine "Verletzung" statt gefunden hat. An Verhalten kann daraus unterschiedliches erwachsen. Entweder ein konstruktiver Umgang mit der Wut, zB. indem man sagt: "Neee, so ist es nicht. Oder nicht nur. Es ist nicht so, dass ich mich "damit" toll fühle, vielmehr ist es so und so und so..." oder ein destruktiver Umgang im Sinne von: "Du verstehst mich eh nicht! Du bist doch echt das Letzte, Du bist wie die anderen, ich werde eh nie verstanden, verpiss Dich!" etc..

Meine Thera meinte mal zum Thema "Aggression" dass das im Grunde - wertneutral - erst mal nur bedeutet: An etwas herantreten (nach dem man sich sehnt, das man möchte). Es ist also eine "aktive Handlung" im Gegensatz zur "Trauer" die nichts weiter "kann" als akzeptieren, also eine passivere (depressivere) Komponente hat.

Es geht also um "Spielraum". Dieser Spielraum ist DEIN Spielraum. Was aber eben auch bedeutet, dass Du diejenige bist die diesen Spielraum "nutzen" muss, die also den Mut aufbringen muss "bekannte, sichere Wege" zu verlassen.

Ein goldener Käfig mit einer offenen Tür ist im Grunde kein Käfig. Er kann aber ein Käfig bleiben wenn man sich dafür entscheidet nicht durch die offene Tür zu fliegen. Nur ist das dann eben selbst gewählt.

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 10.06.2020, 22:43

Trauerbienchen hat geschrieben: Mi., 03.06.2020, 11:47 Ich unterstelle der Therapeutin auch nichts Böses. Ich glaube ehrlich, dass sie sich für mich freut. Denn sie weiß ja, dass mich Berührungen erschrecken.


Naja, aber wir leben ja in Deutschland, ist hier ja nicht so, dass man ohne Coronagefahr hier an jeder Ecke angegrapscht wird. Von daher muss man sich da nicht über Corona freuen damit man endlich mal ein paar Wochen Ruhe hat von den vielen körperlich zudringlichen Mitmenschen überall.

Statt solche Kommentare abzugeben, wäre es da nicht besser darüber zu reden warum es dich so belastet?

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Anna-Luisa
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Beitrag Mi., 10.06.2020, 22:58

münchnerkindl hat geschrieben: Mi., 10.06.2020, 22:43 Naja, aber wir leben ja in Deutschland, ist hier ja nicht so, dass man ohne Coronagefahr hier an jeder Ecke angegrapscht wird. Von daher muss man sich da nicht über Corona freuen damit (...)
Ich finde, es hat sich (leider) in den letzten Jahren sehr etabliert anderen auf die Pelle zu rücken. Selbst als Kursteilnehmerin musste ich ab der dritten Stunde mir einige vom Hals halten, die mich zur Begrüßung umarmen wollten.

Jemand, der nach dem Weg fragen will, hat keine Hemmungen mich anzutippen. Und wenn ich mit den Kindern unterwegs war, wollte immer mal jemand "den Kleinen" die Wange tätscheln. Grässlich!

Was mich heutzutage wundert, ist, dass sogar schon bei Fortbildungen dazu aufgerufen wird, sich in einer "Entspannungseinheit" gegenseitig mit einem Igelball zu massieren.

Ich hoffe, dass Corona bald vorbei ist. Aber ich fände es klasse, wenn künftig auch so mehr Distanz gehalten werden würde.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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