Zeit direkt nach der Therapie-Stunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

GuterGeist2019
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Beitrag Mi., 11.03.2020, 22:20

DieBeste hat geschrieben: Mi., 11.03.2020, 20:08 Das hört sich richtig an. Und ging das von dem Therapeuten aus also hast du das Gefühl gehabt dass er das geleitet hat?
Ja, es ging definitiv vom Therapeuten aus. Gerade am Anfang.

Ich war nach der missbräuchlichen Therapie total misstrauisch und verunsichert. Habe auch an mir gezweifelt, was Grenzen anging. Deshalb war das von ihm ausgesprochene Vertrauen, dass ich mit Zugeständnissen umgehen kann, für mich hilfreich.

Wir haben oft im Termin dann darüber gesprochen, warum ich geschrieben habe, wie es mir nach der Antwort ging, was ich zur Ablenkung vorher getan habe... Und was ich zukünftig tun kann...

Und er hat immer wieder nachgehakt, hat das Thema Abhängigkeit angesprochen (eben wegen des Schreibens und meiner Angst vor erneuter Abhängigkeit) und auch deutlich gemacht, dass es jetzt anders läuft als in der schrägen "Vortherapie".

Ich würde das Steuern als sehr "fein" bezeichnen. Anstatt zu sagen, ich darf oder ich darf nicht, kamen immer Fragen oder später auch mal seine Eindrücke. Damit mir klar wird, was ich brauche und warum. Und oft wurde mir dann auch klar, dass ich etwas nicht (oder nicht mehr) brauche.

Was mir auch geholfen hat, war die klare Anerkennung meiner harten Lebensgeschichte, die deutlichen Äußerungen, was er von "Therapeuten" wie meinem früheren hält, die beständige, aber unaufdringliche Begleitung über den Strafprozess hinweg... Mir wurde einfach von Anfang an zugetraut, dass ich die Sicherheit des Schreibens irgendwann nicht mehr brauche. Das hat mich überrascht, gerührt und motiviert.

Auch wenn man geteilte Ansichten haben kann: Ich wurde sehr wohl zu Selbständigkeit und Eigenverantwortung "erzogen", trotz solcher Zugeständnisse. Er hat auch gesteuert, indem er sich immer mehr rausgenommen hat - immer verbunden mit der Botschaft, dass mir etwas alleine zugetraut wird. Und ich bin auch jemand, der alleine klarkommen möchte.

Ich glaube auch, durch die Vorerfahrung war für mich manches besonders wichtig: Vertrauen in mich, dass ich Grenzen einhalten kann, klare Absprachen (die gab es schon auch, besonders in suizidalen Phasen), aber auch Zugeständnisse, damit ich erleben kann, dass diese nicht gleich in Abhängigkeit und Missbrauch führen MÜSSEN. Und Beständigkeit, damit ich überhaupt erst Sicherheit aufbauen konnte.

Jetzt, wo es Richtung Ende geht, würde ich sagen: sehr gut gesteuert und ausgependelt... Für mich persönlich und darauf kommt es (mir) an.

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DieBeste
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Beitrag Do., 12.03.2020, 06:13

Ich frage mich gerade ob es von meiner auch irgendwelche Signale vorher gab und ich dir einfach nicht gemerkt oder gesehen habe.


GuterGeist2019
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Beitrag Do., 12.03.2020, 07:13

Das kann natürlich sein. Ist von außen schwer zu sagen. Wenn es Signale gab, dann kommt NATÜRLICH irgendwann die Abgrenzung der Therapeutin. Kam ja auch. Dennoch: Für mich klingt es einfach so, als hätte sie sich mit ihren Grenzen verschätzt und wohl auch nicht besonders gut mit dir kommuniziert.

Ich hab es schon vorher mal geschrieben: Es muss nichts erklärt werden, der Therapeut hat natürlich das Recht zu sagen "gibt's nicht" und fertig. Aber gerade bei Patienten mit Problemen im Bereich Nähe-Distanz finde ich das nicht sehr glücklich.

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DieBeste
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Beitrag Do., 12.03.2020, 07:39

Ich bin grad so auf den Trip dass ich bestimmt diejenige war, warum es nicht geklappt hat wenn ich das alles so lese kann ich mir nicht vorstellen dass ausgerechnet die T zu der ich ging, das nicht so hinbekommen hat wie eure. Ich hab sicherlich irgendwelche Signale versäumt zu interpretieren und umzusetzen und jetzt tut sie mir leid :(

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GuterGeist2019
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Beitrag Do., 12.03.2020, 08:02

Ungeschicktes Agieren von Therapeuten (und Schlimmeres) gibt es gar nicht so selten. Und es bringt dir ja auch nichts, dich deshalb noch fertigzumachen. Ich glaube nicht, dass du alleine dafür verantwortlich bist, dass es nicht geklappt hat.

Und sie muss dir nicht leid tun - sie ist ja "groß" und auch für sich selbst verantwortlich. Sie hat Grenzen gezogen, du hast die Therapie irgendwann abgebrochen - beides sind Entscheidungen, mit denen jeder von euch klarkommen muss. Und ich denke, der Therapeut kommt meistens klar.

Selbst wenn es noch ein Gespräch gäbe, um Anteile zu klären (Hast du das nicht irgendwo geschrieben, dass du das überlegst?) - was würde es dir bringen? Von außen würde ich eher die Gefahr sehen, Sehnsucht und Abhängigkeit wieder mehr zu schüren. Da wäre ich schon auch eher beim Schreiben eijes Briefes, der erstmal nicht abgeschickt und dann wieder überprüft wird. Mein Eindruck ist, dass du schwankst zwischen Empörung, Trauer und Mitleid - und das finde ich nach so einer "Trennungssituation" völlig normal. Wobei es nicht deine Rolle sein sollte, deine Therapeutin zu bedauern.
Zuletzt geändert von GuterGeist2019 am Do., 12.03.2020, 08:07, insgesamt 1-mal geändert.

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DieBeste
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Beitrag Do., 12.03.2020, 08:06

Sie tut mir leid weil sie immer so unsicher und schüchtern gekommen ist. Und deshalb kam ich ja auch zu dem Entschluss dass sie mir nicht helfen kann obwohl ich sie sehr gerne mag


GuterGeist2019
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Beitrag Do., 12.03.2020, 08:11

Zu diesem Entschluss wäre ich wahrscheinlich auch gekommen, wenn das mit der Unsicherheit so war, wie du es beschreibst.

Ich hab diese Souveränität meines Therapeuten gebraucht, dieses Entspannte mir gegenüber, trotz der schlimmen "Vortherapie".

Mit Unsicherheit hätte ich auch nicht umgehen können.

Es ist traurig, dennoch: Versuch bei dir zu bleiben und zu spüren, was DU jetzt brauchst!

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DieBeste
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Beitrag Do., 12.03.2020, 08:28

Es ist traurig, dennoch: Versuch bei dir zu bleiben und zu spüren, was DU jetzt brauchst!
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Ich weiß gar nicht was mir jetzt helfen könnte... :(


GuterGeist2019
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Beitrag Do., 12.03.2020, 08:32

Dann lass dir Zeit damit, das herauszufinden und setz dich nicht selbst unter Druck.

Ich wünsche dir alles Liebe! Denke, hier ist ja (für mich) zum eigentlichen Thema schon länger alles gesagt.

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