Gesprächsstoff in der Therapiestunde

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag So., 27.03.2016, 10:14

werve hat geschrieben:
Seelenwichtel hat geschrieben:Das ich nicht gut über meine Gefühle sprechen kann, ist kein Geheimnis.
Ein Sprechen "darüber" ist letztlich auch nur Abwehr. Entscheidend ist es, Gefühle zu erleben im geschützten Raum der Therapie.
Seelenwichtel hat geschrieben: Aber momentan habe ich immer noch kein gutes Gefühl, nach dieser letzten Stunde. Es wird eine große Überwindung für mich.
Überwindung kostet es, weil enorme Gefühle in dir sind ("kein gutes Gefühl" ist eine Verschleierung) und du Angst davor hast. Nicht zur Stunde zu gehen, wäre Flucht vor deinen Gefühlen und somit Selbstsabotage, weil es dich nicht weiterbringt.
Grundsätzlich stimme ich dir zu, werve. Bei mir war damals aber das Problem, dass ich meine Gefühle nicht wirklich erleben konnte, das war keine bewusste Entscheidung meinerseits, sondern Teil meiner Probleme. Und dem war auch nicht mit Überwindung beizukommen, weil meine Abwehrmechanismen zu "gut" funktionierten. Hatte ja immerhin meine ganzen bisherigen 25 Jahre damit verbracht, diese Coping-Strategie aufzubauen und zu "verfeinern"

Meine Therapeutin damals konnte oder wollte mich nicht dort treffen, wo ich damals war. Sondern stand stur an "ihrem" Startpunkt und wartete darauf, dass ich dorthin komme. Aber ich konnte nicht. Mir fehlten die Fähigkeiten dazu. Gewollt hätte ich schon... So haben wir dann gut drei Jahre aneinander vorbei geredet.

Ich hätte Hilfe dabei gebraucht, erstmal zu erkennen, dass da Gefühle sind. Dass das ganz normal ist und kein Grund, in Panik zu verfallen. Ich hätte Hilfe dabei gebraucht, um zu erkennen, was diese Gefühle mir mitteilen wollen, auch ganz normale und banale Alltagsgefühle. Davon war ich komplett abgetrennt. Und ich hätte Hilfe im Umgang mit diesen Gefühlen gebraucht. Weil wenn mal Gefühle da waren, dann war das alles gleich viel zu viel auf einmal, und ich war völlig hilflos in diesem Gefühlsstrudel und hatte das Gefühl, ich ertrinke darin. Was wiederum dazu führte, dass ich noch mehr auf meine Abwehrstrategien setzte.

Außer "ich finde diese Anfangssituation schwierig" konnte ich mich meiner Therapeutin damals nicht mitteilen. Sie hat aber auch nie weiter nachgefragt, wieso und warum. Da hätten wir uns vielleicht dem Problem annähern können.

Ich glaube nicht, dass man die Verantwortung an so einer "Patt-Situation" einer der beiden Seiten eindeutig zuschieben kann. In meinem Fall hat es glaubich einfach nicht so gut gepasst, methodisch und menschlich. Spätere Therapie-Erfahrungen waren da zum Glück anders, aber da war ich auch schon ein ganzes Stück weiter.

Mit dem was ich heute über mich weiß, würde ich mich, wenn sich so eine Situation trotz mehrfacher Versuche überhaupt nicht verändern lässt, nach Alternativen umschauen. Nach jemandem, der mich dort abholt, wo ich gerade stehe. Heute könnte ich mit dieser Therapeutin sicherlich ganz gut arbeiten. Aber ich bin jetzt auch 20 Jahre weiter.
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Speechless
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Beitrag So., 27.03.2016, 11:27

Hallo Seelenwichtel,

ich kann verstehen, dass es gerade schwer für dich ist in der Therapie (ich klinge schon wie meine eigene Thera ).

Ich picke mir jetzt mal eine der Situationen raus, die du beschrieben hast mit der Umarmung, weil ich auch nicht gerade finde, dass sie da wünschenswert reagiert hat.

Zunächst würde ich sagen, dass ich das nicht erwarte, dass das passiert in der Therapie, da das ja auch was Intimes für die Therapeutin ist, man darf es sich aber sehr wohl wünschen.

Und es geht darum, dass gut mit deinen Bedürfnissen umgegangen ist..da hin und her zu springen, erst in Richtung ja, dann nein und dann noch von erzwingen zu reden, finde ich nicht besonders emphatisch. Und dass man dich damit schützt, naja ich weiß nicht.

Mir hat es damals sehr gut getan und ich habe mich danach so sicher gefühlt, dass ich wirklich alles noch loswerden konnte.

Wenn sie der Meinung ist, sie muss euch beide schützen ist das ja ok und vllt hat sie ja auch sogar recht, aber man könnte damit einfach besser und vorsichtiger umgehen. Gar nicht unbedingt konkret werden und fragen, wie du dir das vorstellst (finde ich auch seltsam die Frage), sondern das Bedürfnis anerkennen, Verständnis zeigen und ganz sanft erklären, warum sie das nicht möchte oder denkt, dass es für dich nicht gut ist. Sodass du trotzdem erleichtert sein kannst, es gesagt zu haben und du dich nicht schlecht dabei fühlst. Ich weiß ja nicht ob es so ist, aber ich hätte damit auf diese Art nicht umgehen können, wenn es bei mir so gelaufen wäre.

Und dabei geht es nicht so sehr darum, ob der Wunsch erfüllt wird oder nicht (da hatte ich Glück) sondern, dass du dich mit dem Wunsch angenommen fühlst, auch wenn er nicht erfüllt wird

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Seelenwichtel
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Beitrag So., 27.03.2016, 20:26

Ich bin meinen Gefühlen, wenn ich überhaupt davon sprechen kann, Zuhause wohl noch näher als in der Therapiestunde. Daher würde ich es nicht unbedingt als Flucht sehen, wenn ich die nächste Stunde nicht wahrnehme. Eher ein meiner Therapeutin zeigen wollen, dass ich verzweifelt bin, dass es mir schlecht damit geht und ich verärgert bin und mich für mein Verhalten schäme. Vielleicht will ich sie dadurch auch ein bisschen abstrafen! Mir ist klar, dass sie das durch mein Fernbleiben nicht wissen kann, was ich ihr damit sagen will. Abgesehen davon, dass dies auch nicht die Lösung sein kann. Ich weiß ja! Trotzdem.

Die Frage „was fühlen Sie dabei“ oder ähnliches wurde ich so auch noch nie konkret von meiner Therapeutin gefragt. Sie fragt eher, „wie geht es ihnen heute?“ oder manchmal „wie ist es ihnen nach/seit unserer letzten Stunde ergangen?“ Zielen die Fragen auf das gleiche ab ??
Außer ein „geht so“, „ganz gut“ oder im besten Fall mal „ich war verärgert“ bekomme ich auch hier wieder nicht heraus. Ich weiß, dass ich sprechen muss, damit sie mir helfen kann. Das ist das Schlimme! ICH WEIß ES! Und ich kann es trotzdem nicht ändern!

Menschlich glaube ich zu meinen, dass es schon sehr gut passt. Ich bin schon sehr sehr lange bei ihr. Würde das nicht passen, wäre ich wahrscheinlich nicht so lange bei ihr. Vielleicht stimmt es methodisch nicht, so wie Lisbeth schreibt. Aber dadurch (dass ich der Meinung bin) ,dass es menschlich passt, kann ich mir nicht vorstellen von ihr weg zu gehen. Außerdem hatte ich bis zur letzten Stunde, mal wieder eine längere Phase, in der es ganz gut ging. Zwischendurch gibt es das ja auch.

Zum Thema Umarmung: Ich muss es akzeptieren, wenn Sie das nicht will. Das steht außer Frage. Allerdings stehe ich mit diesem Thema jetzt etwas alleine im Regen. Wie soll ich weiter damit umgehen? Ich habe meinen Wunsch (mit sehr großer Überwindung) ausgesprochen und eine Antwort (leider nicht die erhoffte) dazu bekommen. Thema abgehakt?! Als ich das Thema zum Dritten mal ansprach, hatte ich schon den Eindruck, wie wenn sie genervt wäre, dass ich schon wieder damit ankomme. Wie gesagt, sie hat mir erklärt, dass es zu ihrem und meinem Schutz wäre. Und das sie keine gute Therapeutin wäre, wenn sie es tun würde. Außerdem, die Frage, wie und wann ich mir das vorstellen würde. Jedes mal zur Begrüßung oder zur Verabschiedung??? Sie meinte ich wäre dann jedes mal enttäuscht, wenn es wieder nicht passieren würde. Eine Umarmung jedes mal zur Begrüßung oder Verabschiedung war natürlich nicht in meinem Sinne! Naja, soll vielleicht nicht sein in meinem Leben. Vielleicht strahle ich auch unbewusst etwas ablehnendes aus, weil ich gleichzeitig auch große Angst davor habe.

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Solage
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Beitrag So., 27.03.2016, 20:45

Seelenwichtel hat geschrieben:IZum Thema Umarmung: Ich muss es akzeptieren, wenn Sie das nicht will. Das steht außer Frage. Allerdings stehe ich mit diesem Thema jetzt etwas alleine im Regen. Wie soll ich weiter damit umgehen? Ich habe meinen Wunsch (mit sehr großer Überwindung) ausgesprochen und eine Antwort (leider nicht die erhoffte) dazu bekommen. Thema abgehakt?! Als ich das Thema zum Dritten mal ansprach, hatte ich schon den Eindruck, wie wenn sie genervt wäre, dass ich schon wieder damit ankomme. Wie gesagt, sie hat mir erklärt, dass es zu ihrem und meinem Schutz wäre. Und das sie keine gute Therapeutin wäre, wenn sie es tun würde. Außerdem, die Frage, wie und wann ich mir das vorstellen würde. Jedes mal zur Begrüßung oder zur Verabschiedung??? Sie meinte ich wäre dann jedes mal enttäuscht, wenn es wieder nicht passieren würde. Eine Umarmung jedes mal zur Begrüßung oder Verabschiedung war natürlich nicht in meinem Sinne! Naja, soll vielleicht nicht sein in meinem Leben. Vielleicht strahle ich auch unbewusst etwas ablehnendes aus, weil ich gleichzeitig auch große Angst davor habe.
Ich arbeite in der jetzigen Therapie die missbräuchliche Therapie auf, in der es auch zu Umarmungen kam
Der jetzige Therapeut sagt, dass Umarmungen zwischen erwachsenen Personen immer auch eine Erotisierung zur Folge haben können. Dass er, wenn so Wünsche an ihn herangetragen werden, das im Gespräch klärt, aber niemals in einen Körperkontakt geht.

Dass Deine Therapeutin Dich fragt, wie Du Dir das vorstellst, das finde ich seltsam und nicht so abgegrenzt. Sie sagt Dir, dass du dann enttäuscht wärst, was die Vorstellung nähren kann, dass da doch was gehen könnte, wenn nicht Du, wenn nicht Du so gewisse Vorstellungen hättest....liegt dann an DIR! Kann verwirrend für Dich sein.

Dabei finde ich es besser zu sagen, dass so etwas überhaupt nie in ihrer Therapie vorkommt, aus ihrer Sicht! Du strahlst nix Ablehnendes aus! Umarmungen in Psychotherapien sind nicht professionell, bringen nicht weiter, können sehr verwirren, sexualisieren, gierig machen, abhängiger machen....

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Broken Wing
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Beitrag So., 27.03.2016, 21:48

In der Tat. Umarmungen in der Therapie sind ein Unding. Arbeitet Thera generell damit ist es nichts wert, macht sie eine Ausnahme öffnet es Tür und Tor für Missbrauch. Dann wäre es nämlich eine private Angelegenheit und hätte in der Therapie nichts verloren.

Ich hatte so eine Therapeutin, die mich gefragt hatte, sobald mir Tränen in die Augen gestiegen waren. Es wirkte so unpassend. Sie war wohl unfähig, mich anders zu halten. Es kann natürlich bequemer sein, einfach mal den Arm zu reichen. Oder sie hatte mich wirklich gern, k.a. Die Therapie war jedenfalls fürn Hugo.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Speechless
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Beitrag So., 27.03.2016, 22:06

Eure Pauschalisierungen sind so dämlcuh das gibt's gar nicht

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lisbeth
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Beitrag So., 27.03.2016, 22:41

Seelenwichtel hat geschrieben:Ich bin meinen Gefühlen, wenn ich überhaupt davon sprechen kann, Zuhause wohl noch näher als in der Therapiestunde. Daher würde ich es nicht unbedingt als Flucht sehen, wenn ich die nächste Stunde nicht wahrnehme. Eher ein meiner Therapeutin zeigen wollen, dass ich verzweifelt bin, dass es mir schlecht damit geht und ich verärgert bin und mich für mein Verhalten schäme. Vielleicht will ich sie dadurch auch ein bisschen abstrafen! Mir ist klar, dass sie das durch mein Fernbleiben nicht wissen kann, was ich ihr damit sagen will. Abgesehen davon, dass dies auch nicht die Lösung sein kann. Ich weiß ja! Trotzdem.
Hallo Seelenwichtel,
wäre es eine Möglichkeit, die Stunde nicht abzusagen und hinzugehen und deiner Therapeutin dann das was du geschrieben hast mitzuteilen? Dass du überlegt hast abzusagen, weil du verzweifelt bist, weil es dir schlecht geht, du verärgert bist usw... Davon hättest du vielleicht mehr und es wäre eine Chance, deiner Therapeutin direkt zu sagen, wie du dich fühlst (anstatt durch Telepathie ). Und es könnte sich ja vielleicht auch ein anderer Zugang für Eure Zusammenarbeit daraus entwickeln...

Zur Umarmung: Da finde ich ihre Frage, wie du dir das vorstellst, auch eher schräg. Und auch sehr wertend... Hilfreicher fände ich in so einer Situation, wenn sie sich mit dir zusammen anschaut, was dahinter steckt, welche Wünsche und Bedürfnisse da auftauchen. Du hast dich da sehr verletzlich gezeigt und ich glaube dir gern, dass das richtig Überwindung gekostet hat, und sie bügelt dich ziemlich forsch ab. Nicht gut.
Speechless hat das super auf den Punkt gebracht, dass unabhängig davon ob und wie sie das in ihrer therapeutischen Arbeit einbaut (wobei sie da ja keine klare Haltung zu haben scheint, sie kommt da ziemlich ambivalent rüber) man das Ganze auch anders und akzeptierender kommunizieren kann und sollte, gerade auch wenn man dem Wunsch nach einer Umarmung nicht erfüllen kann/möchte.
Speechless hat geschrieben: Wenn sie der Meinung ist, sie muss euch beide schützen ist das ja ok und vllt hat sie ja auch sogar recht, aber man könnte damit einfach besser und vorsichtiger umgehen. Gar nicht unbedingt konkret werden und fragen, wie du dir das vorstellst (finde ich auch seltsam die Frage), sondern das Bedürfnis anerkennen, Verständnis zeigen und ganz sanft erklären, warum sie das nicht möchte oder denkt, dass es für dich nicht gut ist. Sodass du trotzdem erleichtert sein kannst, es gesagt zu haben und du dich nicht schlecht dabei fühlst.
Liebe Grüße, L.
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Lockenkopf
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Beitrag So., 27.03.2016, 23:01

Speechless hat geschrieben:Eure Pauschalisierungen sind so dämlcuh das gibt's gar nicht
Sehe ich genau so.
Es gibt Psychotherapiemethoden welche ganz bewust mit Köperkontakt arbeiten.

Und ich meine mich erinnern zu können, von meiner VT auch mal umarmt worden zu sein, in der Sitzung um mich zu trösten.

Und zum Abschied am Ende der letzten Sitzung hatte meine V-Therapeutin mich und ich sie ebenfalls umarmt.
Es war nichts schlimmes dabei.

Aber, ich hatte sowas nie erwartet oder eingefordert.

Ich glaube aber, das mein jetziger Psychotherapeut mich niemals umarmen würde. Das finde ich vollkommen in Ordnung so.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 28.03.2016, 11:13

Es gibt Theras, die es nicht nötig haben, zum Trösten zu umarmen. Das ist natürlich nicht so einfach, wirkt aber viel langfristiger. Wer bei einem Analytiker das bedürfnis nach einer Umarmung verspürt ist ohnehin falsch dort oder bei einem schlechten Therapeuten. Mit Klärung o.ä. bekommt man dieses Verlangen nicht weg.
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Tränen-reich
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Beitrag Mo., 28.03.2016, 12:29

Der Wunsch nach einer Umarmung ist legitim.
Was ich mich ja frage ist (vielleicht steht das hier ja schon und ich habs überlesen...), ob du das aushalten könntest.
Dass quasi der Wunsch schon fast real nach Erfüllung schreit, dir aber ein anderer (vielleicht unbewusster) Teil sagt, dass du diese Nähe vielleicht sogar nicht aushalten könntest.
Ein unerfüllter Wunsch (und die damit evtl. verbundene Phantasie dessen) ist ja total "ungefährlich", kann dir ja nichts anhaben.
Seelenwichtel hat geschrieben:Außerdem, die Frage, wie und wann ich mir das vorstellen würde.
Ich verstehe das etwas anders. Muss aber nicht zu dir passen...
Wenn es so wäre, würde es dir bei einer reichen? Oder wäre es, wenn du ganz doll in dir gehst, das Prinzip "erst der kleine Finger, dann die Hand, dann der ganze Arm"?
Die Frage nach deiner Vorstellung verstehe ich lediglich, das Ganze aus deiner Sicht zu betrachten, wenn XY eintreten würde, OHNE dabei deinen Wunsch zu erfüllen und dich selbst dort besser betrachten zu können. Zu erkennen, wie und wo du derzeit selbst Grenzen setzen kannst, sprich, deinen derzeitigen IST-Zustand abzuklopfen. Vor der Veränderung kommt zunächst die Erkenntnis. Einfach nur zu sagen "das geht nicht" hilft nicht wirklich weiter innere Aha-Effekte in dir auszulösen.

Wie gesagt, muss alles nicht zu dir (und deiner Thera) passen, ansonsten verwerfe es...

LG Tränen-reich

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Solage
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Beitrag Di., 29.03.2016, 01:00

Speechless hat geschrieben:Eure Pauschalisierungen sind so dämlcuh das gibt's gar nicht
Verstehe die Abwertung jetzt nicht! Schreibt doch jeder hier aus seinem Erfahrungsschatz.

Mag sein, dass es da mal eine tröstende Umarmung gibt, oder zum Abschied eben auch mal...

Wünsche ich mir so etwas in der Psychotherapie, sollte dies meiner Meinung nach besprochen werden, geguckt werden, was dahintersteckt und eben nicht befriedigt werden.
Es gibt körpertherapeutische Psychotherapien, die nicht kassenfinanziert sind, in denen es auch nicht zu Körperkontakt kommen muss. Sondern, dass man auf seinen Körper achtet, in sich hineinspürt.
Habe ich regelmäßige Umarmungen mit dem Therapeuten und wir kuscheln uns intensiv aneinander...habe ich ja hinter mir....da geht es dann nicht mehr nur um mich, sondern da vermischt sich was. Wo fängt es an und wo hört es auf. Ich habe als erwachsene Frau einen fremden Mann (Therapeuten) umarmt und er mich und dann ging es immer weiter und weiter ......Meine Erfahrung, meine Meinung und die ist sicher nicht dämlich!
Und übrigens keine Ausnahmeerscheinung, kommt doch öfter vor, als ich dachte.

Mich hat dieser intensive, sich steigernde Körperkontakt immer abhängiger und kränker gemacht. Zu mir finden, wurde dadurch verunmöglicht! Wollte der Therapeut auch nicht!

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Lockenkopf
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Beitrag Di., 29.03.2016, 17:42

Das Bad Herrenalber Model ist kassenfinanzierte Psychotherapie, keine Körpertherapie . Nach dieser Methode kommt es regelmäßig zu Körperkontakt zwischen den Pat., aber auch zwischen Th. und Pat.
Und ich habe in einer Dokumentation, einen nach diesen Model in einer niedergelassen Praxis, in Einzeltherapie arbeitenden Therapeuten gesehen. Er nahm seine Pat. tröstend in den Arm, regelmäßig, ganz offiziel, nach der genannten Methode.

Die Methode ist anerkannt, zugelassen und somit nicht besser oder schlechter als Therapiemethoden ohne vorgesehenen Körperkontakt.

Was schädlich ist, ist mißbräuchlicher Kontakt! Der ist hier in diesem Faden aber nicht Thema.

Das der Wunsch nach Körperkontakt in der Sitzung geklärt werden sollte, sehe ich auch so.
Das der Kontakt an die Methode gebunden ist, schrieb ich schon. Und das es Indikationen und Kontraindikationen gibt, sollte man auch bedenken.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Circles
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Beitrag So., 16.02.2020, 15:29

Naja, also ich hatte letztens Geburtstag und ich hatte mich schon gewundert warum mein Therapeut mich nicht umarmt hat (Ich bin das so gewöhnt), sondern mir nur die Hand gereicht hat. Ich bin erst seit kurzem bei ihm. Aber ja, es ergibt SInn, jeglichen Körperkontakt (bis auf das Hände reichen) zu vermeiden. Ist wohl ein wenig unangebracht.

Ich habe generell ein wenig Probleme mit Körperkontakt. Fühle mich da oft unwohl. Vielleicht wäre das auch mal ein Thema für die nächste Stunde.

Ich habe auch das Problem, dass mir langsam die Themen ausgehen, bzw. eigentlich gehen sie mir nicht aus nur es gibt gewisse Themen über die ich es einfach noch nicht geschafft habe zu reden. Ist echt belastend.

Gerade die Themen die eigentlich unangenehm sind empfinde ich als wichtig. Aber gerade bei diesen Themen brauche ich sehr viel Vertrauen, welches ich noch nicht komplett aufbauen konnte. (An der Stelle würde ich auch gerne ansprechen, dass mein Therapeut schon mehr als nur einmal auf die Uhr geschaut hat während der Therapiestunde. Das macht für mich den Eindruck als ob er keine wirkliche Lust auf die Therapie hat bzw. nur die Zeit abwartet bis unsere Sitzung vorbei ist. Das schreckt ab und verunsichert mich.)


pandas
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Beiträge: 4613

Beitrag Mo., 17.02.2020, 10:24

Circles hat geschrieben: So., 16.02.2020, 15:29 (An der Stelle würde ich auch gerne ansprechen, dass mein Therapeut schon mehr als nur einmal auf die Uhr geschaut hat während der Therapiestunde. Das macht für mich den Eindruck als ob er keine wirkliche Lust auf die Therapie hat bzw. nur die Zeit abwartet bis unsere Sitzung vorbei ist. Das schreckt ab und verunsichert mich.)
Das braucht der Therapeut vielleicht, um die Stunde zeitlich gut strukturieren zu können? Z.B. wird er in der letzten Viertelstunde nicht tief auf ein belastendes Thema eingehen, da es dann nicht so rund werden kann, dass er Dich gut aus der Stunde lassen kann ...

... ich selbst hatte in den Therapien eher zu viel, über das ich sprechen wollte als das mir mal die Themen ausgingen ...

Oft war es da auch so, dass Th gegen Ende der Stunde nicht mehr so auf manches eingingen, wie ich es mir gewünscht hätte - jedoch gab es zumeist der freundlichen Hinweis, es in der nächsten Stunde näher anzuschauen.

Ich selbst bin auch ein Mensch, welcher gerne öfter auf die Uhr schaut - aus dem Grund, dass ich gerne weiß, wieviel Zeit ich noch habe - gerade auch bei Dingen, die mir am Herzen liegen.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


Truemmerlotte
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Beitrag Mo., 17.02.2020, 11:19

@Circle
Mein Therapeut umarmt auch nicht. Manchmal würde ich es mir wünschen,dass er dieses tut auf der anderen Seite bin ich mir gar nicht sicher,ob ich das auch wirklich händeln könnte und bin dann doch ganz froh,dass er es so strikt handhabt.
Neulich habe ich mich getraut ihn zu fragen,ob wir unsere Sessel nebeneinander stellen können und er bejahte dies. Und als wir da so nebeneinander saßen war er mir einfach ja so nah,dass es sich für mich schon fast nach einer Umarmung anfühlte.
Was ich sagen möchte,man muss nicht zwingend umarmt werden um Nähe zu spüren.

Umarmt er denn sonst und nur letztens nicht oder kennst du das aus einer anderen Therapie so?
Wenn du Probleme damit hast ist es doch jetzt ganz gut,das dieser Therapeut nicht umarmt?

Zu dem Thema "nicht wissen was man sagen /erzählen soll oder sich (noch) nicht an Themen ran trauen":
Als ich vor ein paar Jahren schonmal bei ihm in Therapie war konnte ich z.B.nicht über Themen reden die in der jetzigen Therapie Thema sind.
Wenn wir nur in die Nähe zu diesen Themen gekommen sind, habe ich geblockt und es ging nichts mehr.
Wie gesagt,heute geht's. Manches braucht Zeit und man muss vielleicht stabiler sein als man gerade ist um an solche Themen ran zu gehen. Setz' dich da nicht unter Druck und versuche nicht es auf Teufel komm raus zu bearbeiten.
Wird wohl so oder so nicht klappen und wenn doch,sicher nicht zufrieden stellend oder nur sehr müßig.

Das mit dem öfters auf die Uhr schauen ist vielleicht etwas "unglücklich", aber wie schon geschrieben wurde, guckt er da vielleicht einfach wie viel Zeit ihr noch habt um nicht noch tiefer in ein Thema zu tauchen,welches dann abrupt beendet werden müsste.

Mein Therapeut hat hinter "meinem" Sessel, wo ein Heizkörper hängt,einen kleinen Wecker hingestellt und kann so ganz unbemerkt mal drauf gucken. Ich habe noch nie wahrgenommen,dass er dort die Zeit abcheckt.
Vielleicht traust du dich ja ihm zu sagen,dass dich das etwas stört/ irritiert?

Liebe Grüße

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