Grundsätzlich stimme ich dir zu, werve. Bei mir war damals aber das Problem, dass ich meine Gefühle nicht wirklich erleben konnte, das war keine bewusste Entscheidung meinerseits, sondern Teil meiner Probleme. Und dem war auch nicht mit Überwindung beizukommen, weil meine Abwehrmechanismen zu "gut" funktionierten. Hatte ja immerhin meine ganzen bisherigen 25 Jahre damit verbracht, diese Coping-Strategie aufzubauen und zu "verfeinern"werve hat geschrieben:Ein Sprechen "darüber" ist letztlich auch nur Abwehr. Entscheidend ist es, Gefühle zu erleben im geschützten Raum der Therapie.Seelenwichtel hat geschrieben:Das ich nicht gut über meine Gefühle sprechen kann, ist kein Geheimnis.
Überwindung kostet es, weil enorme Gefühle in dir sind ("kein gutes Gefühl" ist eine Verschleierung) und du Angst davor hast. Nicht zur Stunde zu gehen, wäre Flucht vor deinen Gefühlen und somit Selbstsabotage, weil es dich nicht weiterbringt.Seelenwichtel hat geschrieben: Aber momentan habe ich immer noch kein gutes Gefühl, nach dieser letzten Stunde. Es wird eine große Überwindung für mich.
Meine Therapeutin damals konnte oder wollte mich nicht dort treffen, wo ich damals war. Sondern stand stur an "ihrem" Startpunkt und wartete darauf, dass ich dorthin komme. Aber ich konnte nicht. Mir fehlten die Fähigkeiten dazu. Gewollt hätte ich schon... So haben wir dann gut drei Jahre aneinander vorbei geredet.
Ich hätte Hilfe dabei gebraucht, erstmal zu erkennen, dass da Gefühle sind. Dass das ganz normal ist und kein Grund, in Panik zu verfallen. Ich hätte Hilfe dabei gebraucht, um zu erkennen, was diese Gefühle mir mitteilen wollen, auch ganz normale und banale Alltagsgefühle. Davon war ich komplett abgetrennt. Und ich hätte Hilfe im Umgang mit diesen Gefühlen gebraucht. Weil wenn mal Gefühle da waren, dann war das alles gleich viel zu viel auf einmal, und ich war völlig hilflos in diesem Gefühlsstrudel und hatte das Gefühl, ich ertrinke darin. Was wiederum dazu führte, dass ich noch mehr auf meine Abwehrstrategien setzte.
Außer "ich finde diese Anfangssituation schwierig" konnte ich mich meiner Therapeutin damals nicht mitteilen. Sie hat aber auch nie weiter nachgefragt, wieso und warum. Da hätten wir uns vielleicht dem Problem annähern können.
Ich glaube nicht, dass man die Verantwortung an so einer "Patt-Situation" einer der beiden Seiten eindeutig zuschieben kann. In meinem Fall hat es glaubich einfach nicht so gut gepasst, methodisch und menschlich. Spätere Therapie-Erfahrungen waren da zum Glück anders, aber da war ich auch schon ein ganzes Stück weiter.
Mit dem was ich heute über mich weiß, würde ich mich, wenn sich so eine Situation trotz mehrfacher Versuche überhaupt nicht verändern lässt, nach Alternativen umschauen. Nach jemandem, der mich dort abholt, wo ich gerade stehe. Heute könnte ich mit dieser Therapeutin sicherlich ganz gut arbeiten. Aber ich bin jetzt auch 20 Jahre weiter.