Mit Therapeut/in spazieren gehen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Di., 04.02.2020, 19:54

stern hat geschrieben: Di., 04.02.2020, 19:46 Nun , zumindest im Thread war u.a. von Bewegung als Strategie gegen Dissoziation die Rede.
Das habe ich aber nicht als das Erlernen eines Skills verstanden sondern so, dass der Patient in geschlossenen Räumen schneller dissoziiert als im Freien. Eventuell ja auch, weil er dort "ausgelieferter" ist und nicht so gut flüchten kann.

Macht ja auch Sinn, denn wenn ich potentiell flüchten kann muss ich nicht zum Schutz dissoziieren. Kann ich das gefühlt nicht so leicht, dann tritt das wahrscheinlich schneller ein.
Zuletzt geändert von mio am Di., 04.02.2020, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.

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mio
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Beitrag Di., 04.02.2020, 19:57

Anna-Luisa hat geschrieben: Di., 04.02.2020, 19:50 löst der Alkohol doch bei ihm die Zunge....
Du wirst lachen: In der Schematherapie werden Patienten teilweise tatsächlich aufgefordert dem Therapeuten Abends/Nachts mails zu schreiben, gerne auch nach Alkoholgenuss.

Hab ich mal auf irgendeiner Seite zu Schematherapie gelesen, der Hintergrund ist genau der dass sie sich so stärker öffnen als sie es im "Normalzustand" tun.

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stern
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Beitrag Di., 04.02.2020, 20:47

Es wird kaum eine einheitliche Haltung geben, was Dissoziationen (oder x andere Symptome inkl. Panikattacken) angeht. In manchen Therapien schafft man vllt. eine Atmosphäre, die entgegenwirken soll. In anderen werden Symptome (bis zu einem gewissen Grad) in Kauf genommen und anders gearbeitet. Oder es wird in der Sitzung interveniert und ggf. etwas eingeübt wenn Symptome auftreten. Oder man setzt mehr auf Konfrontation.. und arbeitet damit. Usw.

Daher wird es wahrscheinlich müßig sein, sich zu "beschweren", wenn ein Therapeut nicht spazieren gehen mag. Oder wenn ein Therapeut angeblich starre Rahmenbedingungen hat. Der eine Therapeut lässt sich vielleicht auf eine wunschgem. Änderung ein... der nächste sagt vielleicht: Spazieren zu gehen entspricht nicht meiner Haltung/Vorgehensweise... sondern... Augen auf bei der Therapeutenwahl, würde ich vielmehr sagen. Ich kenne keinen unendlich flexiblen Therapeuten, was die Arbeitsweise angeht... andere haben vllt. andere Erfahrungen, auch was die "Experimentierfreude" angeht.

Wird auch viel Abwägungssache sein... sich zu sehr nach Symptomen auszurichten, wird jedenfalls auch nicht zwingend das therapeutische optimale sein (egal welche Störung). So wäre vielleicht bei Zwangspatienten vorher das Zimmer zu dekontaminieren oder das Bücherregal akkurat nach Farbe zu sortieren, weil der Patient ansonsten dissoziiert... den nächsten triggert das rote Jacket des Therapeuten, usw. Die andere Grenze ist sicherlich, wenn die Belastung tatsächlich so hoch ist, dass kaum mehr gearbeitet werden könnte. Anstelle das Setting an alles mögliche anzupassen , kann es dann vllt. auch mal heißen: Das ist ambulant nicht mehr zu bewerkstelligen.

Bei 1-2 Patient lässt sich (aus rein organisatorischer Sicht) vielleicht noch das ein oder andere einrichten. In einer Klinik, wo viele Patienten alles möglichen nicht aushalten können, werden sicherlich auch nicht nur therapeutische Hintergründe handlungsleitend sein, sondern weil unmöglich alles organisiert werden könnte, was zig Patienten annehmbarer finden würden (im Hinblick auf ihre zweifelsfrei belastenden Symptome). Gibt halt echt alles mögliche...

Spaziergänge hatten dort manchmal einen schnöden organisatorischen Hintergrund... weil es manchmal mit den Räumlichkeiten eng wurde. Wenn man zum Spazierengehen erst in den Wald oder den Park fahren muss, ist es auch eine organisatorische Frage. Z.B. 50 Min. ausreichend? Behandlung der Fahrtzeit?
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stern
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Beitrag Mi., 05.02.2020, 10:00

Sich bei einer fremden Person aber einfach so auf die Couch zu legen und zu sagen, was einem so durch den Kopf geht, das findet niemand befremdlich?
By the way: Hier könnte man übrigens genauso so sagen: Es macht einen Unterschied das Setting der Therapie dient oder ob ein Therapeut das vielmehr nutzt um irgendeine Neugierde oder ein sonstiges voyeuristisches Bedürfnis zu befriedigen. In letzterem Fall läge genauso eine Abstinenzverletzungen vor. Das ist einigermaßen anerkannt. Wobei nicht in jeder Therapie Abstinenz den gleichen Stellenwert hat... was ein Grund für unterschiedliche Sichtweisen sein kann (manches wäre in keinerlei Therapie statthaft).

Solche Unterscheidungen kann man nun zur Kenntnis nehmen oder geflissentlich übergehen... ;)

Was Spazierengehen angeht: Wenn zum Bleistift der Blickkontakt Schwierigkeiten bereitet, dann ist das aufgehoben (umgangen), solange man neben- oder nacheinander geht. Aber wenn man sich gegenüber setzt, ist es ja wieder das gleiche Thema?
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chrysokoll
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Beitrag Mi., 05.02.2020, 11:55

wobei man ein Problem mit dem Blickkontakt ja schon durch schräg Stellen der Stühle lösen könnte.
Das kann sogar nur der Patient tun und schon blickt er am Therapeuten vorbei wenn er mag.
Da muss keiner spazieren gehen.
Das kenne ich auch nicht aus der Therapie, ich hab es allerdings auch noch nie vorgeschlagen, das fände ich persönlich komisch und ich hab da keinen Bedarf

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stern
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Beitrag Mi., 05.02.2020, 16:15

Genauso sind zukünftig sicherlich auch einige Spaziergänge (zwecks Exposition) durch Virtual-Reality Brillen ersetzbar ;) . Das ist keine Utopie oder Zynismus, sondern die erste Krankenkasse übernimmt bereits Expositionstherapien, die über Virtual Reality-Elemente verfügen. Hier kann der Patient dann sogar komplett in seinem sicheren und gewohnten Umwelt bleiben... und muss sich dann gar keinem unbehaglichen Therapie-Setting mehr aussetzen. An anderer Stelle meine ich gelesen zu haben, dass eine einzige Exposition vor Ort höchstens noch der krönende Abschluß dieser Angsttherapie sein bräuchte. Was den Datenschutz angeht, braucht es hier dann eher sichere Server.
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