Körperkontakt in Therapie
Hallo falls das hier überhaupt noch jemand liest. Ich kann nicht glauben, dass die Sache schon über ein Jahr her ist. Ich muss sagen, dass ich von den Beiträgen hin und hergerissen war und die Situation dann mit mir selbst ausgemacht habe (tut mir leid, dass ich inaktiv wurde). In der Therapie habe ich das Ganze nie angesprochen, die Therapiesituation wurde ohnehin etwas schwierig. Berührungen gab es seither keine mehr, ich hätte mir zwischendurch öfter eine Wiederholung gewünscht, habe mich aber nie getraut es anzusprechen. Der Wunsch danach wieder in dem Arm genommen zu werden (wie im Post beschrieben) ist mittlerweile aber so groß, dass es weh tut. Seit dem Erlebnis damals hab ich so etwas nämich nicht mehr bekommen (von niemanden). Es ist als wäre damals "die Gier" in mir geweckt worden. Ich schäme mich unglaublich dafür und musste mich sehr überwinden das hier zu schreiben. Hat vielleicht jemand einen Rat? Ansprechen kann ich es in der Therapie sicher nicht, meine Thera kann sich bestimmt nicht mal mehr daran erinnern.
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Es wäre aber wichtig, dass du ihr das sagst - wenn es nicht besprechbar ist, dann läuft da was nicht richtig.
Im übrigen hat, wenn ich recht erinnere, H.-J. Maaz genau das auch mal in einem seiner Bücher geschrieben: Dass es riskant ist, diese alten Bedürfnisse zu befriedigen, einfach, weil dann eine große Wunde aufgerissen werden kann. Und eben weil eben all der Mangel nicht einfach ausgeglichen werden kann (also kindlicher). Stattdessen empfiehlt er, diesen Mangel zu betrauern.
Aber das wird dir jetzt, wo es so präsent ist, auch nicht viel nützen...warum genau kannst du nicht mit ihr darüber reden?
Im übrigen hat, wenn ich recht erinnere, H.-J. Maaz genau das auch mal in einem seiner Bücher geschrieben: Dass es riskant ist, diese alten Bedürfnisse zu befriedigen, einfach, weil dann eine große Wunde aufgerissen werden kann. Und eben weil eben all der Mangel nicht einfach ausgeglichen werden kann (also kindlicher). Stattdessen empfiehlt er, diesen Mangel zu betrauern.
Aber das wird dir jetzt, wo es so präsent ist, auch nicht viel nützen...warum genau kannst du nicht mit ihr darüber reden?
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
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Ob sich deine Thera dran erinnert oder nicht, find ich kein bissl relevant, grade jetzt für deine Situation nicht.Senseless hat geschrieben:Es ist als wäre damals "die Gier" in mir geweckt worden. Ich schäme mich unglaublich dafür und musste mich sehr überwinden das hier zu schreiben. Hat vielleicht jemand einen Rat? Ansprechen kann ich es in der Therapie sicher nicht, meine Thera kann sich bestimmt nicht mal mehr daran erinnern.
Es ist jetzt ja grade so, wie es nunmal ist. Und mag sein, es ist durch dieses Erlebnis damals "auf den Weg gebracht" worden, aber diesen Weg bist du ja nun schon ein Jahr lang gegangen, also hat sich da auch "irgendwas" entwickelt und somit kannst du dich auf dieses Erlebnis von damals, klar, beziehen, aber was im Jetzt grade ist, ist doch wieder "neu" irgendwie.
Die "Gier" geweckt : Ja, ist so.
Ich weiß nicht, ob da "ganz oder gar nicht" so der beste Weg damit ist...
Ich krieg da immer "Fell-Aufstellen", wenn ich so "extreme" Empfehlungen da hör : Bitte jaaaaa nicht dran rühren, lieber "schlummern" lassen und nicht ins Bewusste holen!
Da hab ich meist spontan die Reaktion : Naja, nur weil mans ausblendet, ist es ja nicht "weg". Und "treibt" halt dann im Unbewussten so allerhand. "Inaktiv" ist es ja nicht, nur weil mans nicht ins Bewusste holen mag/kann.
Aber die andere Seite, wenn sie dann da ist und einen umtreibt, diese "Gier", sich nur und ausschließlich auf "unbedingte Erfüllung" zu konzentrieren, find ich erst recht nicht "heilsam".
Erstmal kann das keiner mehr, da ist die "richtige Zeit" dafür einfach vorbei, da drum führt kein Weg.
Und dann führt sowas gerne mal zu nem regelrechten "Suchtverhalten", was bedeutet, dass man erst recht keine "echten" Beziehungen, kein tatsächliches Miteinander mit anderen Menschen findet, das einen erfüllen könnte, sondern schlichtweg zu "benutzen" anfängt.
Schämen dafür : Ja, kenn ich auch nur zu gut...
Ist aber eigentlich ne Reaktion, die am deutlichsten das "Ungesunde" anzeigt, das man da erlebt hat als "Grundlage" dafür.
Ich weiß, deshalb ist die Scham noch lange nicht überwunden. Ich hab das so gemacht, dass ich die Scham (Die bei mir generell ein Grundproblem ist) als "zu bearbeitendes Material" und Thema mit in den Mittelpunkt der Therapie gestellt hab. Also nicht mehr um die Burg das Schämen rauszuhalten und zu verbergen, sondern ganz im Gegenteil : "Schön" öffentlich vor dem Thera das Schämen ausbreiten und durchexerzieren, mit allem dabei, was man nicht haben möchte, aber eben dadurch es auch "durcharbeiten" und verändern zu können. Braucht natürlich eine/n Thera dazu, der das auch packt und mitgehen kann. Scham "steckt an", auch nen Thera, das ist gar kein soooo einfaches Thema, auch bei erfahrenen Theras nicht unbedingt.
Was diese "Gier" nach Berührung/gehalten werden etc. angeht : Ich hab das für mich in ein Bild gepackt : Das ist, wie wenn einer sein Leben lang durch die "Wüste" musste und entsprechend "ausgetrocknet" ist und irgendwann an ne "Oase" kommt und das erste Mal "richtig viel Wasser" entdeckt.
Wenn der jetzt einfach sich da reinstürzt und massig in sich reintrinken würde, würde er dran sterben.
Ein Verdurstender muss mit "Lippen benetzen" anfangen, mit viel Pause dazwischen. Tut ja auch erstmal ganz schön weh, mit Wasser in Kontakt zu kommen, wo alles so "offen" und spröde und entzündet ist.
Von daher seh ich da schon auch den Weg, den Philosophia anspricht : Erstmal im Jetzt bleiben, die Gefühle dazu erstmal zulassen. Und da ist halt in erster Linie Scham, wahrscheinlich ganz viel Traurigkeit und damit auch Trauer und Trauerarbeit, und vielleicht auch jede Menge Wut und Empörung, und Ohnmacht, im Stich gelassen worden zu sein etc.pp.
Anstatt sich nur und ausschließlich auf die "Gier" und die "Sucht nach" zu konzentrieren und nur noch "den nächsten Schuss, die nächste Dosis" sich zu verpassen zu suchen.
Du sagst so völlig überzeugt : Das kannst du eh nicht deiner Thera sagen.
Vielleicht kannst du da ja ansetzen : Was gäbe es für "Zwischenschritte", Unterstützendes und Hilfreiches, um das doch angehen zu können?
Welche "Alternativen" zu "aussprechen" vielleicht oder sowas?
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Ja, ich stimmt, Wald, ich wollte das von Maaz nur sagen, damit deutlich wird, wie sensibel das Thema ist. Ich selbst habe auch die Wundenaufreißmethode erlebt und fand das zwar sehr schmerzhaft aber heilsam. Doch ich konnte darüber reden. Das war echt wichtig.
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Danke für Eure Antworten. Ihr habt wahrscheinlich Recht. Ich hab nur gar keine Ahnung wie ich es ansprechen soll, zumal der "Auslöser" ja auch schon lange her ist. Hinzu kommt, dass irgendwas in mir noch die Hoffnung hegt irgendwann wieder in den Arm genommen zu werden und dieser Teil in mir hat Angst, dass das durch das Ansprechen verhindert wird. Der Rest von mir empfindet wie schon gesagt hauptsächlich Scham. Mein eigentliches Problem wegen dem ich in Therapie bin, ist schon sehr viel besser geworden und so krank es klingt aber manchmal habe/hatte ich den Gedanken, wenn es mir wieder schlechter ginge, würde ich vielleicht wieder in den Arm genommen werden. Ich weiß das klingt verrückt, aber irgendwie denke ich je schlechter es mir geht, desto mehr Aufmerksamkeit/Zuwendung bekomme ich. Es fühlt sich so durcheinander an, es gehen mir so viele verschiedene Gedanken und Gefühle durch den Kopf.
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Och, das ist nicht verrückt, so funktioniert doch die Welt oft. Es muss erst was passieren, damit jemand hilft.
Aber es ist gut, dass du die Gedanken von dir so wahrnehmen kannst. Sie könnten nämlich dazu führen, dass du deine Therapie boykottierst, indem du machst, dass es dir wieder schlechter geht, damit du eine Umarmung bekommst. Sprich mit ihr über all das. Nicht nur Umarmungen können berühren, sondern auch Worte. Tatsächlich haben mich bestimmte Worte der Analytikerin genau so tief berührt wie die eine körperliche Berührung, die ich erhielt. Ich hatte das im übrigen zuweilen auch, dass ich noch mal Berührung von ihr herbeisehnte. Als es sich mir einmal sehr ausdrängte, hab ich es ihr gesagt. Das tat gut - sie sagte, dass sie mich dann zurückweisen müsste, und tatsächlich hat mich persönlich das beruhigt. So konnte die eine Ausnahme die Ausnahme bleiben, trotzdem heilsam bleiben. Und wir konnten über den Schmerz dahinter sprechen. Es ist wichtig, dass ihr eure Rollen behaltet - alles andere zerstört nämlich ggf. die Therapie. Das heißt nicht, dass es schlimm ist, dass sie duch umarmt hat, aber es wäre vermutlich nicht gut, wenn sie das wiederholt. Dein Wunsch danach ist trotzdem verständlich und auch gesund. Es ist wichtig, das eigene Begehren für sich wieder zu haben, auch wenn nicht alles erfüllt werden kann. Nur wer die eigenen Bedürfnisse kennt, kann zu sich selbst gut sein.
Aber es ist gut, dass du die Gedanken von dir so wahrnehmen kannst. Sie könnten nämlich dazu führen, dass du deine Therapie boykottierst, indem du machst, dass es dir wieder schlechter geht, damit du eine Umarmung bekommst. Sprich mit ihr über all das. Nicht nur Umarmungen können berühren, sondern auch Worte. Tatsächlich haben mich bestimmte Worte der Analytikerin genau so tief berührt wie die eine körperliche Berührung, die ich erhielt. Ich hatte das im übrigen zuweilen auch, dass ich noch mal Berührung von ihr herbeisehnte. Als es sich mir einmal sehr ausdrängte, hab ich es ihr gesagt. Das tat gut - sie sagte, dass sie mich dann zurückweisen müsste, und tatsächlich hat mich persönlich das beruhigt. So konnte die eine Ausnahme die Ausnahme bleiben, trotzdem heilsam bleiben. Und wir konnten über den Schmerz dahinter sprechen. Es ist wichtig, dass ihr eure Rollen behaltet - alles andere zerstört nämlich ggf. die Therapie. Das heißt nicht, dass es schlimm ist, dass sie duch umarmt hat, aber es wäre vermutlich nicht gut, wenn sie das wiederholt. Dein Wunsch danach ist trotzdem verständlich und auch gesund. Es ist wichtig, das eigene Begehren für sich wieder zu haben, auch wenn nicht alles erfüllt werden kann. Nur wer die eigenen Bedürfnisse kennt, kann zu sich selbst gut sein.
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Da bin ich auch ganz bei Philo : Sprich mit der Thera drüber!
Da bist du wahrscheinlich an einem ganz wichtigen Thema für dich selber, das auf jeden Fall ne gründlichere Betrachtung "verdient" hat.
Ich finds auch toll, dass du das so mitkriegen und dir eingestehen kannst! Ist doch schon die halbe Miene!
Da bist du wahrscheinlich an einem ganz wichtigen Thema für dich selber, das auf jeden Fall ne gründlichere Betrachtung "verdient" hat.
Ich finds auch toll, dass du das so mitkriegen und dir eingestehen kannst! Ist doch schon die halbe Miene!
Ihr seid so lieb, vielen Dank dafür. Ich werde mir überlegen müssen wie ich das Thema am besten anspreche. Es erscheint vom Logischen her so einfach, aber vom Gefühl her ist es alles andere. Irgendwie fühle ich mich auch schlecht, dass ich nicht schon früher darüber gesprochen habe, so als wäre ich selbst schuld, dass es mir nicht gut geht damit.
Philosophia: Ich habe tatsächlich schon mit dem Gedanken gespielt, dass es doch toll wäre wenn es mir wieder schlechter geht. Ich hab auch darüber nachgedacht hierbei etwas nachzuhelfen. Ich weiß, dass ist alles andere als gesund.
Philosophia: Ich habe tatsächlich schon mit dem Gedanken gespielt, dass es doch toll wäre wenn es mir wieder schlechter geht. Ich hab auch darüber nachgedacht hierbei etwas nachzuhelfen. Ich weiß, dass ist alles andere als gesund.
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Liebe Senseless, aus einer bestimmten Sichtweise, ist es schon "gesund", nämlich weil deine Seele sich holen möchte, was sie braucht. Wichtig ist aber zu verstehen, dass sie das, was sie braucht nicht bekommen wird, selbst wenn die Therapeutin dem noch einmal nachgeben würde. Sie hat dich einmal feste gedrückt - das kann trotzdem ein Geschenk sein, denn es ist real passiert und du kannst immer an dieses Gefühl denken, wie es war. Aber, wie du schon sagtest, es hat auch Schmerz ausgelöst und Sehnsucht. Wenn die Therapeutin dich umarmt, muss auch sie mit den Konsequenzen leben - nämlich, dass es für dich auch nicht nur positiv ist und du sie dann konfrontierst. Auf alle Fälle musst du damit nicht allein bleiben, finde ich. Gerade auch wenn es darum geht, den Schmerz der Sehnsucht zuzulassen. Und vielleicht bist du ja auch ein bissl sauer, dass sie das ausgelöst hat, oder enttäuscht, dass es einmalig bleibt. All das darfst du bei ihr platzieren. Und dass du nicht eher darüber geredet hast, ist auch verständlich - du wolltest eben, wie du schon sagtest, dass es wieder passiert - und du hättest dir alle Möglichkeiten genommen, nötigenfalls eine so schlimme Situation zu kreieren, dass es wieder passieren "muss".
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Ich finde es ganz grundsätzlich kritisch, wenn Psychotherapeuten Körperkontakt geben, über Hände schütteln hinaus. Aber gut passiert ist passiert. Auch in der Therapie gibt einem das Leben nicht immer das, was optimal ist und was ist schon optimal.
Ich finde es jetzt garnicht so schlimm, dass dieses Bedürfnis geweckt wurde. Es ist in meinen Augen eine starke, lebendige Kraft, die man nutzen kann.
Bedürfnisse rufen uns auf befriedigt zu werden. Du bist schüchtern, sagst du. Vielleicht verpasst du so manches im Leben. Und es ist jetzt ein Aufruf ins Leben zu gehen und dich zu öffnen, was es da draußen gibt. Berührung ist ja nicht nur körperlich.
Ich bin mir sicher, so wie das Gehirn kaum zwischen körperlichen Verletzungen und seelischen Verletzungen unterscheidet, so unterscheidet es auch nicht zwischen körperlicher und seelischer Berührung.
Es ist überall da draußen und je mehr man sich öffnet, umso mehr bekommt man und umso mehr kommt man mit Menschen in Kontakt. Man knüpft leichter Beziehungen und hat so wiederum noch mehr Möglichkeiten.
Ich finde es jetzt garnicht so schlimm, dass dieses Bedürfnis geweckt wurde. Es ist in meinen Augen eine starke, lebendige Kraft, die man nutzen kann.
Bedürfnisse rufen uns auf befriedigt zu werden. Du bist schüchtern, sagst du. Vielleicht verpasst du so manches im Leben. Und es ist jetzt ein Aufruf ins Leben zu gehen und dich zu öffnen, was es da draußen gibt. Berührung ist ja nicht nur körperlich.
Ich bin mir sicher, so wie das Gehirn kaum zwischen körperlichen Verletzungen und seelischen Verletzungen unterscheidet, so unterscheidet es auch nicht zwischen körperlicher und seelischer Berührung.
Es ist überall da draußen und je mehr man sich öffnet, umso mehr bekommt man und umso mehr kommt man mit Menschen in Kontakt. Man knüpft leichter Beziehungen und hat so wiederum noch mehr Möglichkeiten.
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