Selbstschädigende Handlungsmuster trotz Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Claude
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Selbstschädigende Handlungsmuster trotz Therapie

Beitrag Mi., 19.06.2019, 19:10

... wenn der Therapeut euch einen Ratschlag gibt, euch sagt was ihr tun sollt ihr es aber nicht umsetzen könnt weil ihr innerlich zu blockiert seid (aus den verschiedensten Gründen)?

Kennt ihr, dass wenn ihr in der Therapie herausfindet, was das beste (zu tun) wäre ihr aber denkt: "Das schaffe ich eh nicht!"?

Kennt ihr das wenn ihr in negativen Handlungsmustern drin seid euer Therapeut es aber nicht schafft diese selbstschädigenden Handlungsmuster zu verändern?

Kennt ihr das, wenn ihr die Hoffnung verliert und denkt "Ich schaffe es eh nie aus diesen Scheibenkleister raus. Ich habe schon viel zu viele Jahre, Jahrzehnte gekämpft, so viel versucht und nichts hat geholfen. Auch ein Therapeut kann mir nicht mehr helfen, meine Baustellen liegen über mein Leben wie ein Fluch"?

Vielleicht könnte ich noch mehr dazu schreiben, aber irgendwie habe ich gerade Schwierigkeiten mich zu konzentrieren.
Danke im Vorraus für eure Antworten.

Liebe Grüße :hallo:
Zuletzt geändert von Tristezza am Do., 20.06.2019, 07:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mi., 19.06.2019, 20:26

Ja, kenn ich. Also, dass man das Gefühl hat sich selbst schaden zu müssen. usw. usw. usw. ... usw.

Es ist eben die Frage welche so große Vorteile/Nutzen usw. diese Verhaltensweisen haben, dass man sich so an ihnen festkrallen muss und sie auf keinem Fall gehem lassen möchte. Zumindest ein Teil in einem.


Und ob es nicht doch bessere Alternativen gäbe auf die man sich irgendwann einlassen will, weil man fühlt und erkennt, dass es für einen selbst der bessere Weg ist.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 22:12

und v.a. es nicht der Therapeut ist, der Dich davon abhalten musst, sondern Du die Lösungen suchen musst, welche Dir wichtiger als das dich schädigende Verhalten ist. Das kann ein Therapeut nicht, das wirst Du selber tun müssen.
Es muss Deine Entscheidung sein, ob Du das Verhalten verändern möchtest, oder ob Du noch immer einen Nutzen ziehst, der verhindert, dass Du weitergehen kannst.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Montana
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Beitrag Mi., 19.06.2019, 22:23

Mein Therapeut sagt mir nicht, was ich tun soll. Noch nicht einmal, wenn ich darum bitte. Zitat: "Ratschläge sind auch Schläge." Und inzwischen bin ich darüber sehr froh.
Ich habe nie etwas herausgefunden, was ich TUN MUSS. Ich habe erfahren, wer ich bin. Und dass das so in Ordnung ist. Ich bin freier geworden und habe wieder von mir aus Wünsche und Ziele.
Ein Therapeut hat nicht die Aufgabe, Handlungsmuster zu verändern. Du bist doch kein dressiertes Tier. Wenn du ein ungutes Muster hast, dann hat das einen Grund. Das ist nicht vom Himmel gefallen. Es muss erst eine machbare Alternative da sein, damit du da raus kommst. Offenbar gibt es die (noch) nicht. So wie du schreibst, scheitert es am "machbar"? Dann ist es entweder nicht die richtige Idee gewesen oder dir fehlen noch Fähigkeiten oder du hast eigentlich alles, aber du siehst es nicht. Die Sache ist also doch ein wenig komplizierter. Dass du schon lange kämpfst glaub ich dir ja, aber gräbst du mit einem Löffel oder einem Bagger? Kämpfst du für deine eigenen Ziele oder versuchst du, Erwartungen zu erfüllen?
Vielleicht hast du es rausgehört: ich habe eine ausgeprägte Aversion gegen Verhaltenstherapie. Du bist für mich das Paradebeispiel für einen erfolglosen Umerziehungsversuch. Und dabei fühlst DU dich auch noch schlecht. Weil dir jemand sagt, was du tun sollst und du es nicht kannst. Aber wenn du ein schlechter Matheschüler bist und dein Lehrer sagt: "jetzt lern doch endlich Mathe", hilft das? Und wer lernt besser, der Schüler mit Angst vor dem Sitzenbleiben wegen einer fünf in Mathe oder der mit einer entfesselten Neugier und Faszination für das, was man damit alles machen kann? Der mit der fünf hält sich für zu blöd, obwohl er das sicher nicht ist, und hat schon bei dem Gedanken an Mathe Bauchschmerzen. So ähnlich wie du jetzt.

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Beitrag Do., 20.06.2019, 11:33

Ich kenne beide Therapieformen, Verhaltenstherapie und tiefenpsych. fundierte Therapie (mache ich jetzt gerade).

Ich finde die Kombination aus beidem gut.

Ich persönlich habe Verhaltenstherapie aber nie als Umerziehen oder das Geben von Ratschlägen erlebt.

Es ging z. B. eher darum erst mal zu verstehen, was Gefühle überhaupt sind, durch was sie ausgelöst werden (Gedanken usw.) zu welchen Verhaltensweisen sie führen usw. Das hat mir schon weiter geholfen Zusammenhänge besser zu verstehen. Nur, was einem bewusst ist und was man im Detail versteht, kann man auch ändern.
Es standen nie Ratschläge im Vordergrund. Sondern man erkennt dann ja selbst, durch das Verständnis fast von allein, was man vielleicht ändern könnte oder wo man ansetzen könnte. Man erarbeitet das zusammen mit dem Therapeuten.
Klar gibt es auch mal Tipps, wie Entspannungsübungen oder Übungen, die einen erst mal aus krassen emotionalen Zuständen rausbringen.
Aber auch wenn das nichts für mich war diese Tipps hatte ich nie das Gefühl, ich wäre ein schlechter "Schüler".
Meine Therapeutin hat mir immer gesagt, dass wenn eine Sache bei mir nicht hilft, wir eben etwas anderes ausprobieren. Das es normal ist, wenn man verschiedene Dinge ausprobiert, weil Menschen unterschiedlich sind.

Wenn hier der Therapeut das Gefühl vermittelt, dass Ratschläge angenommen werden müssen und der Therapeut irgendwas ändern kann, kann ich mir nicht so richtig vorstellen, dass es tatsächlich ein ausgebildeter Verhaltenstherapeut ist (=psychologische Psychotherapeut).

Zumindest hat mir meine Therapeutin damals mal einen Vortrag gehalten, warum Ratschläge zu Abwehr führen und in der Therapie in der Form nicht vorkommen sollte. Also so, dass der Therapeut einem direkt sagt, was zu tun ist. Das wäre ein No-Go.. Als ich das Thema mal ansprochen hatte. Das ist ja Basiswissen jedes Therapeuten egal, welcher Therapierichtung.
Deshalb nur diese Vermutung, dass es kein "psycholog. Psychotherapeut" ist.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf


Jenny Doe
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Beitrag Do., 20.06.2019, 11:52

Hallo Claude
... wenn der Therapeut euch einen Ratschlag gibt, euch sagt was ihr tun sollt ihr es aber nicht umsetzen könnt weil ihr innerlich zu blockiert seid (aus den verschiedensten Gründen)?

Kennt ihr, dass wenn ihr in der Therapie herausfindet, was das beste (zu tun) wäre ihr aber denkt: "Das schaffe ich eh nicht!"?
Das liest sich für mich so, als würden da ein paar Zwischenschritte fehlen. Zu wissen was das Beste ist und Ratschläge zum Umsetzen zu bekommen, reicht zuweilen nicht. Jeder in der Welt weiß, dass es das Beste wäre auf Kriege zu verzeichten, und trotzdem schaffen es die Menschen nicht friedlich zusammen zu leben, aus den verschiedensten Gründen.
Der Weg zum Ziel geht nicht ohne Arbeit an den "aus den verschiedensten Gründen" und Beseitigung der Blockaden, die der Zielerreichung im Weg stehen.
Ich würde, wenn ich Du wäre, einen Schritt zurückgehen und erst mal an dem arbeiten, was dir im Weg steht. Wenn du die Hindernisse beseitigt hast, dann kannst du auch die Ratschläge umsetzen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Montana
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Beitrag Do., 20.06.2019, 12:39

~~~ hat geschrieben: Do., 20.06.2019, 11:33 Sondern man erkennt dann ja selbst, durch das Verständnis fast von allein, was man vielleicht ändern könnte oder wo man ansetzen könnte. Man erarbeitet das zusammen mit dem Therapeuten.
Da ist der Unterschied zu Ratschlägen aber nur marginal. Der Therapeut gibt keine Handlungsanweisungen, sondern man gibt sie sich selbst. Hm. Das Ergebnis ist was? Geändertes Verhalten, oder?
Meiner Meinung nach ergibt sich eine Verhaltensänderung aber aus einer veränderten inneren Haltung. Dann ist sie auch echt und dauerhaft und wirkt weder auf einen selbst noch auf andere künstlich oder "geschauspielert". Nach einer bewusst durchgeführten Verhaltensänderung kann sich natürlich auch die innere Haltung entspreched ändern. Als Folge eines sehr positiv erlebten Erfolges. Zum Beispiel, dass man sich etwas getraut hat und dadurch das Selbstvertrauen wächst. Das ist ja auch super und hat auf jeden Fall seine Berechtigung, aber die Möglichkeiten dieser Methode sind doch irgendwo begrenzt. Kompliziertere Zusammenhänge bekomme ich darüber nicht verändert. Beispiel von mir: "Ja, ich KANN das und das und ich KANN beruflich erfolgreich sein, alles schön, aber das liegt ja nur daran, dass mich andere Menschen nicht wirklich kennen und mein verdorbenes Inneres nicht sehen." Damit blieb mir die Freude über meine Erfolge verwehrt. Ich fühlte mich vielmehr als würde ich betrügen. Das ist ein sehr plakatives Beispiel. Die subtileren Dinge würden sich als Beispiele sicher besser eignen, aber das ist schwerer zu beschreiben.

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Beitrag Do., 20.06.2019, 19:25

Montana hat geschrieben: Do., 20.06.2019, 12:39 Das ist ja auch super und hat auf jeden Fall seine Berechtigung, aber die Möglichkeiten dieser Methode sind doch irgendwo begrenzt. Kompliziertere Zusammenhänge bekomme ich darüber nicht verändert.
Ja, das stimmt. Es ist nicht die passende Therapiemethode für jedes Problem.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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