Sauer auf den Therapeuten nach Imaginationsübung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Anna-Luisa
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Beitrag Fr., 31.05.2019, 15:33

Mel85 hat geschrieben: Fr., 31.05.2019, 07:21 Aber diese Übungen würde es ja auch nicht geben, wenn sie nicht auch helfen würden
Es gibt allerlei Dinge, die teilweise sogar nachweislich unwirksam sind. Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass einige absurde Therapieformen nicht von der Kasse finanziert werden....
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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mio
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Beitrag Fr., 31.05.2019, 15:51

Mel85 hat geschrieben: Do., 30.05.2019, 19:32 Bin ich in Wahrheit sauer auf die Verursacher meines Leidens und es ist nur eine Übertragung auf den Thera?
Ich würde sagen: Ja und nein.

Erst mal bist Du einfach "sauer" weil Du "Schmerzen" hast. Das hat eine grundsätzlich "sinnvolle Funktion", weil Du darüber bemerkst, dass da "Deine Grenzen" überschritten wurden.

Das wird leichter verständlich, wenn man es auf die körperliche Ebene überträgt. Wenn Du oder jemand anders Dir eine Verletzung zufügt dann fühlst Du Schmerz. Würdest Du diesen Schmerz nicht fühlen, dann wärst Du in Gefahr (könntest zB. verbluten). Auf den "Verursacher" bist Du dann deshalb sauer, um Dich vor ihm zu "schützen", was im Falle eines vorsätzlichen Angriffs ja auch Sinn macht. War es kein "vorsätzlicher Angriff" dann macht es natürlich nicht so viel Sinn, das unterscheiden zu lernen fällt wohl unter "Reflektionsfähigkeit". Kleine Kinder "beschimpfen" und "beschuldigen" ja zB. auch gerne unschuldige Gegenstände, wenn sie sich an ihnen verletzen. Also zB. der "böse Stein" der ihrem Zeh Aua gemacht hat weil sie mit ihm dran geknallt sind.

Nun hat Dein Therapeut Dich ja durchaus "absichtlich" in ein "schmerzhaftes Gefühl" "eintauchen" lassen, allerdings nicht mit dem Ziel Dir zu schaden oder Dir Schmerzen zuzufügen sondern um Dir zu helfen das "schmerzhafte Gefühl" besser zu "integrieren", "bewusster" mit ihm umgehen zu können damit es so weniger "bedrohlich" oder "schädlich" werden kann. Das ist Dir ja auch bewusst.

Wenn Du zum Zahnarzt gehst und der Dir weh tun muss damit der Schmerz nachlassen kann dann ist das ja nix anderes, nicht jeder Schmerz lässt sich vermeiden oder umgehen wenn es zu einer "Heilung" kommen soll. Und Du wirst wahrscheinlich nur dann "sauer" sein, wenn der Dir unnötig weh tut. Also zB. weil er sagt: Betäubung? Pipapo, brauchen Sie nicht, wird überbewertet, das tut gar nicht so weh wie Sie vielleicht denken und Dir deshalb eine Betäubung verweigert die den Schmerz entweder ganz verhindern oder aber zumindest erträglicher machen würde.

Ich würde es mit ihm besprechen, da es wichtig ist, dass er weiss, wie belastend das für Dich war/ist und es ja nicht das Ziel einer Therapie ist dass Du in dem schlechten Gefühl "stecken" bleibst sondern dass es sich "auflösen", "abschwächen" kann und Du damit besser klar kommen kannst.

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Tristezza
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Beitrag Fr., 31.05.2019, 21:33

Vom Threadthema wegführende Diskussion ins OT verschoben.

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stern
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Beitrag Sa., 01.06.2019, 08:47

Vielleicht zunächst ein paar Fragen: Es handelt sich also um eine Verhaltenstherapie (über die Krankenkasse)? Denn die Schematherapie ist ja kein eigenes Richtlinien-Verfahren, sondern maximal in eine VT eingebettet. Ich frage deswegen:
Bin ich in Wahrheit sauer auf die Verursacher meines Leidens und es ist nur eine Übertragung auf den Thera?
Wenn ja, dann würde ich innerhalb der Methode bleiben... man kann ja auch nicht vom Bäcker erwarten, dass er mit Zement Torte backen und diese mit der Malerspachtel anschneiden und servieren kann. Sprich: Dort sind die Werkzeuge andere bzw. solche stehen dort nicht zur Verfügung... wäre also dünnes und brüchiges Eis. Die Feststellung, dass du sauer bist und ggf. worauf ist jedoch therapierelevant. Allerdings kann das niemand für dich beantworten (bei Leuten, die glauben das zu können, wäre ich skeptisch. Denn in Betracht kann verschiedenes kommen, insbes. auch Dinge, die keine Übertragung sind). Also am besten ansprechen. Und folgendes kapiere ich auch noch nicht:
Ausserdem hätte ich mir danach mehr " Halt" gewünscht,also das er mich irgendwie in den Arm nimmt oder so.
Es handelt sich lt. Überschrift um eine Imagination?! Du erwartest aber tatsächlich Erfüllung deiner Wünsche von ihm, die im Zusammenhang mit diesen Imaginationen auftauchen? Kommt er dem sonst nach durch Umarmung oder wie lernst du, dir Halt zu geben?
Allerdings war die Sitzung auch sehr aufwühlend,anstrengend,tränenreich und hinterher war ich sehr durcheinander.
Das kann in Therapien jedweder Art vorkommen. Kann man aber ansprechen... evtl. achtete er dann etwas mehr darauf. Aber es geht nicht unbedingt um Verhinderung.
Liebe Grüße
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Mel85
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Beitrag Sa., 01.06.2019, 13:06

Genau es ist eine VT,in der ST gemacht wird.
Ja, irgendwie erwarte ich gerade das mein Thera mir meine Bedürfnisse stillt.Auch wenn ich natürlich weiss dass das nicht geht.
Er hat mir noch nie eine Umarmung gegeben,ich habe es aber auch noch nie angesprochen. 
Auch das ganze Thema,dass ich mir so viel von ihm Wünsche, dass habe ich noch nie angesprochen. Werde das aber Montag aber tun 

Halt gebe ich mir, dann oft mit meinen erlernten Skills.
Aber ich merke immer wieder ,dass ich mir auch Halt von anderen Personen wünsche. Und da ist mein Thera halt gerade der Einzige ,der da so für mich da ist. Und wenn jmd. sich so um einen sorgt ,so lieb ist (also alles was ein Thera halt so macht) dann habe gleich das Gefühl " er muss mir jetzt aber alles geben" sprich Umarmung, persönliche Treffen... Also ich beanspruche ihn dann zu sehr. Da kommen dann auch so verrückte Gedanken wie " ja er weiss doch das ich ,mal wieder Sex bräuchte .Dann soll er mir das gefälligst auch geben" 
Das ist mir aber alles erst seit der letzten Sitzung so richtig klar


mio
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Beitrag Sa., 01.06.2019, 13:23

Mel85 hat geschrieben: Sa., 01.06.2019, 13:06 Aber ich merke immer wieder ,dass ich mir auch Halt von anderen Personen wünsche. Und da ist mein Thera halt gerade der Einzige ,der da so für mich da ist. Und wenn jmd. sich so um einen sorgt ,so lieb ist (also alles was ein Thera halt so macht) dann habe gleich das Gefühl " er muss mir jetzt aber alles geben" sprich Umarmung, persönliche Treffen... Also ich beanspruche ihn dann zu sehr.
Kennst Du das denn auch aus anderen nahen Beziehungen? Also Freundschaften oder Partnerschaften? Oder begegnet Dir dieses "Phänomen" zum ersten Mal?

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stern
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Beitrag Sa., 01.06.2019, 14:02

Mel85 hat geschrieben: Sa., 01.06.2019, 13:06 Genau es ist eine VT,in der ST gemacht wird.
Ja, irgendwie erwarte ich gerade das mein Thera mir meine Bedürfnisse stillt.Auch wenn ich natürlich weiss dass das nicht geht.
Zum Teil wird das dennoch der Fall sein (wie in jeder Therapie), meinetwegen Zuhören, Wertschätzung, etc. Aber je nach Wunsch ist logisch, dass das dann nicht realisierbar ist (oder auch nicht sinnvoll wäre). Aus methodischen Gründen sieht man in der Schmematherapie "Agieren" in Form z.B einer Umarmung eher nicht ganz so eng wie in psychodynamische Verfahren. Aber damit rechnen kann man mMn trotzdem nicht. In jedem Fall sollten Wünsche aber besprechbar sein... und das klingt auch so, dass das bei dir ein wichtiger Punkt ist. Grds. ist ja gut, wenn man man weiß, was man will... :) nur ist nicht unbedingt der Therapeut die Person, die wollen nachkommen kann... dafür andere Menschen. Besonders eindrücklich zeigt sich das bei sexuellen Wünschen. Und an dem Punkt, zeigt sich (aus meiner Sicht) auch, dass ich vorsichtig wäre zu rigide in Kind und Erwachsene einzuteilen (also die Zeit drehte sich ja seit der Kindheit weiter... und man ist nicht nur Kind, sondern jeder hat dann einen erwachsenen Körper, etc.). Ein Nur-Kind hätte hingegen eher keine sexuellen Wünsche. Und ich vermute, dass kann für die Therapie wichtig sein, dass man Wünsche nicht vorschnell als Kindmodi einsortiert, um die sich ein beelternder Schmematherapeut dann vorauseilend kümmert. Aber wie gesagt: Dass dir Wünsche klarer geworden ist, sehe ich als guten Ausgangspunkt an, auf den man aufbauen kann. :)
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Mel85
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Beitrag Sa., 01.06.2019, 15:28

mio hat geschrieben: Sa., 01.06.2019, 13:23
Kennst Du das denn auch aus anderen nahen Beziehungen? Also Freundschaften oder Partnerschaften? Oder begegnet Dir dieses "Phänomen" zum ersten Mal?
Das wirklich das erste Mal, dass ich so fühle/ mir das begegnet.


mio
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Beitrag Sa., 01.06.2019, 16:41

Mel85 hat geschrieben: Sa., 01.06.2019, 15:28 Das wirklich das erste Mal, dass ich so fühle/ mir das begegnet.
Dann musst Du Dir denke ich keine "Sorgen" machen, ich würde es eher als Zeichen dafür sehen dass Du Dich in der Therapie sicher und "gut aufgehoben" fühlst und so soll es ja auch sein. :)

"Nähewünsche" kommen ja vor allem dann auf, wenn Menschen sich mit einem anderen Menschen sehr wohl und sicher fühlen. Ich denke das musst Du nicht überbewerten, ich würde es auch vielmehr als "Hinweisgeber" dafür sehen was Du Dir grundsätzlich wünschst und nicht so sehr als Problem.

Ist natürlich ein bisschen blöd, weil er Dir das nicht - zumindest nicht vollumfänglich - geben kann und darf, aber es "verrät" Dir auch was über Dich selbst und das ist ja positiv. Geht ja um "Selbsterkenntnis". :)

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Mel85
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Beitrag Mo., 03.06.2019, 17:22

Ich hatte heute ja Therpie und habe ihm alles offen erzählt ,so wie ich es hier geschrieben habe.
Er war ganz verständnisvoll und hatte die richtigen Worte.
Er wollte zb.wissen was er hätte anders machen sollen in der Imagination ,wo seine Fehler waren.
Und diese Gefühle die ich für ihn habe, das war wirklich nur eine Übertragung meiner unerfüllten Wünsche.Er ist halt gerade mein sicherer Hafen und deswegen habe ich das auf ihn übertragen. Ich soll jetzt lernen , dass ich auch mein sicherer Hafen sein kann.
Und dann gehen wir noch alles an, was da sonst noch an Gefühlen hoch gekommen ist.
Es war ein sehr offenen,befreiendes Gespräch und hat mir ,mal wieder,gezeigt wie froh ich bin das er mein Therapeut ist :)
Und er hat mir auch seine Grenzen aufgezeigt,zb. findet er es unangebracht seine Patienten zu umarmen. Das ist aber ok und ich weiss jetzt endlich Bescheid,statt immer darauf zu hoffen.

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Beitrag Mo., 03.06.2019, 17:29

Toll Mel! Ich freue mich wirklich, dass es alles so gut gelaufen ist und dieser Knoten sich gelöst hat. Und bitte Fortschritte immer feiern, wie auch immer - das kann manchmal auch ganz still tief in einem selbst sein. Das ist Wertschätzung für Dich selbst für das, was Du geschafft hast. :)
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Mel85
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Beitrag Mo., 03.06.2019, 17:32

Danke,ich bin da auch sehr stolz auf mich.
Und auch mein Therapeut hat mich gelobt für meinen Mut und das er das richtig toll fand ,auch wie ich das rübergebracht habe.
Habe beim Erzählen auch gemerkt wie wohl ich mich mit ihm fühle, wie er es schafft das es weiter geht, aber ohne Druck.

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Lebenswanderin
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Beitrag Mo., 03.06.2019, 17:33

Wunderbar!!!
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