Beendigung der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

spirit-cologne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 51
Beiträge: 1435

Beitrag Mi., 05.09.2018, 00:38

mio hat geschrieben: Mi., 05.09.2018, 00:00 Aber sie war es doch, die es "beendet" hat? Er hat doch nur "eingewilligt"? (Was ich logisch konsequent und auch richtig finde, also dass da dann nicht zum hundertstenmal die Hand gereicht wird.)
Ja, er hat nur eingewilligt, aber in einer Art und Weise, die ihr erst mal keine Hintertür offen lässt und somit hat er auch einem vielleicht gar nicht so endgültig gemeintem Kontaktabbruch einen endgültigen gemacht.
mio hat geschrieben: Mi., 05.09.2018, 00:00 Und von daher wäre es doch eine "Neuerung" wenn sie jetzt aufrichtig "zu Kreuze" kriechen würde und sagen: Hmmm, hab ich zwar so gesagt, aber an sich doch nicht so gewollt oder gemeint...war einfach unüberlegt von mir und es tut mir leid, dass ich Sie da so "angegriffen" habe. EIGENTLICH wünsche ich mir was ganz ganz anderes...
Da bin ich mir eben nicht so sicher, ob das wirklich so eine Neuerung ist. Ich kenne einige Menschen, die genau nach einem solchen Muster Beziehungen gestalten. Und bei denen ist es eigentlich fast ausnahmslos so, dass es ihnen nach dem "Knall", manchmal sogar schon in dem Moment wo es gerade passiert, leid tut. Und nach meiner Einschätzung ist das in dem Moment auch ehrlich empfunden, also keine Show oder Taktik. Und sie entschuldigen sich auch bei den betroffenen Menschen. Nur ist die Reue halt nicht so stark, dass sie diese Leute vorsichtiger machen und vor dem nächsten Knall schützen würde. Wie z.B. ein Mann, der seinen Frust und seine Überforderung an seiner Frau auslässt, indem er sie schlägt und sich dann am nächsten Tag total zerknirscht mit Blumen oder einem Geschenk entschuldigt. (Nicht dass ihr das falsch versteht, ich will Südländerin keinesfalls mit einem prügelnden Ehemann vergleichen, soll nur ein allgemeines, gut nachvollziehbares Beispiel für so ein destruktives Beziehungsmuster sein.) Diesen Männern tut es oft aufrichtig Leid, was sie getan haben, schaffen es beim nächsten mal aber trotzdem nicht, ihre Impulse zu kontrollieren. Ein solches Muster kann nur durchbrochen werden, wenn die Frau aussteigt und nicht mehr "verzeiht". Genauso gefährden manche Menschen regelmäßig ihre Beziehungen durch impulsive Kontaktabbrüche (z.B. bei on-off-Beziehungen), die ihnen unmittelbar danach zutiefst Leid tun.

Ich weiß nicht, ob das auf Südländerin zutrifft, das kann sie wahrscheinlich nur selbst beurteilen, aber es ist ein nicht selten zu beobachtendes Muster, das oft zu großem Leid bei den Betroffenen führt.
It is better to have tried in vain, than never tried at all...

Werbung


Landkärtchen
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 80
Beiträge: 453

Beitrag Mi., 05.09.2018, 06:03

Hallo spirit- cologne,

meine Erachtens hinkt der Vergleich. Es handelt sich um keine Ehe (zwischen Südländerin und ihrem Therapeuten), sondern um eine therapeutische Beziehung in der solche Muster erkannt und anschließend darüber gesprochen werden sollte (falls es dieses Muster überhaupt gibt).
Von daher finde ich es wichtig, dass es gerade nach solchen impulsiven Therapieabbrüchen immer noch einmal die Möglichkeit gibt darüber zu reden. Vielleicht mit ein paar Wochen Abstand und mit dem gleichen Ergebnis, aber mit mehr Verständnis für das was da passierte.

LG-Landkärtchen
Was wäre das Leben, hätten wir nicht den Mut, etwas zu riskieren?

Vincent van Gogh

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Südländerin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 39
Beiträge: 198

Beitrag Mi., 05.09.2018, 07:04

Landkärtchen hat geschrieben: Mi., 05.09.2018, 06:03 Hallo spirit- cologne,

meine Erachtens hinkt der Vergleich. Es handelt sich um keine Ehe (zwischen Südländerin und ihrem Therapeuten), sondern um eine therapeutische Beziehung ....
Danke für die treffenden Worte Landkärtchen. Das ist das was ich mir wünsche, wenn etwas Zeit vergangen ist.
Zuletzt geändert von Elfchen am Mi., 05.09.2018, 08:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Bitte keine Fullquoten, siehe Netiquette, danke!

Benutzeravatar

Schnuckmuck
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 49
Beiträge: 1767

Beitrag Mi., 05.09.2018, 07:36

Mio,
In diesem Falle, in meinen Augen, darauf habe ich mich bezogen, ist es ein Kreislauf. Der verschärft wurde und nicht zu dem gewünschten Ergebnis gekommen ist.

In dem Falle muss man dann so vernünftig sein, die Reißleine ziehen. Wenn die Therapie wieder startet, wird die Te in ein paar Monaten wieder da sein, wo sie im Juli war. Ich sehe keinen Willen zur Veränderung, sondern den Willen, den Therapeuten zu verändern.

Und es wird dann bald nur noch geantwortet, wenn die gewünschte Reaktion erfolgt.

Werbung

Benutzeravatar

RoboCat
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 80
Beiträge: 551

Beitrag Mi., 05.09.2018, 16:04

Völlig richtig, es ist eine Therapeut-Klienten-Beziehung, sollte also zum Alltag gehören. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass hinter jedem Therapeuten auch ein Mensch steckt: Über die Feiertage ist er dir sehr entgegen gekommen, mehr als er gemusst hätte (denn für akute Notfälle ist die ambulante Therapie, eigentlich, nicht da). Dann jetzt der Vorwurf, das sei eine schädigende Beziehung für dich gewesen. Was ich an seiner Stelle noch schwierig fände, ist der Umstand, dass mit einer weiteren Therapeutin alles besprochen wurde, was ja so erst mal kein Problem ist. ABer ehrlich geagt, da hätte ich mich vollkommen bedeckt gehalten. Wolltest du damit sagen "Sehen Sie, die sagt das auch, und sie ist ein Profi wie sie!"? Zeigt ihm ja vermutlich, dass du ihm wirklich nicht vertraust. Ohne Vertrauen, keine Therapie.

Ist schon alles nicht ohne, aber wenn er sich doch noch mal auf dich einlässt weißt du zumindest, einen ziemlich guten Therapeuten zu haben, der seinen Job macht und seine persönlichen Befindlichkeiten hintan stellt - so wie es ja eigentlich auch sein sollte.

Du hast natürlich immer die Alternative, dir jemand anderes zu suchen. Wäre auch weniger zu Kreuze kriechen, wie es jetzt angesagt ist. Ich könnte das nicht, würde mich immer als kleine Bittstellerin bei ihm fühlen, wenn er einwilligen würde, doch weiter zu machen...
:axt:

Benutzeravatar

Fairness
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1704

Beitrag Mi., 05.09.2018, 19:53

Ich kann diese Problematik relativ gut nachvollziehen. Da sind unterschiedliche Meinungen, wie man damit umgehen sollte...

Ich glaube, in der Therapie sollte es möglich sein, zeitlang bestimmte Verhaltensmuster auszuhalten. Schon Freud hat davon geschrieben, erstmal kommt Verliebtheit, dann Wut und Hass, ich habe daran erstmal nicht geglaubt, aber für mich stimmt das - und ich glaube, das ist nichts ungewöhnliches in der Therapie, es ist sogar gut, wenn sie so läuft dass sie genau die schmerzhaften Stellen berührt, bei jedem sind sie etwas anders... diese Stellen sind der Punkt wo man etwas über sich lernen kann.

Dafür braucht das aber einen Zustand in dem Patienten und auch im Therapeuten, der das ermöglicht dass sie darüber später konstruktiv reden können, ...den Schmerz zu akzeptieren als Teil sich selbst. Das kann etwas dauern, basiert darauf wie intensiv die Gefühle auf beiden Seiten sind. Und da ist auch die Sache mit der Abstinenz und auch überhaupt ihrem Thematisieren. Ich denke das ist eine Herausforderung, vor allem für den Patienten, den Zustand auszuhalten dass nichts erklärt wird. Da hilft nur Akzeptanz... und zu versuchen, den Weg weiterzugehen. Ich glaube jede Beziehung, auch therapeutische, lässt sich verbessern wenn da nochmal produktive Atmosphäre entstehen kann, wenn man bei der inneren Wachstum unterstützt wird und weniger "kontrollierten Ablauf" erfahren wird...sondern, es wird ermöglicht, dass der Patient sich so entwickelt, wie er das für sich braucht und dass dieses Recht von dem Therapeuten auch akzeptiert wird... damit meine ich, den Patienten auf die Nase fallen zu lassen, seine Kränkungen zeigen zu lassen und dann diese Gefühle in der Therapie zu bearbeiten.

Bei Südländerin war das Verhalten halt so, wie es war, und hat gezeigt, was in ihrer Welt das Wort "beziehungskrank" bedeutet. Therapeut hat sie kennengelernt in weiterem Licht und könnte sich sein Bild von ihrer Krankheit verbessern. Eigentlich ein guter auch wenn unangenehmer Schritt, in der Therapie.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Südländerin
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 39
Beiträge: 198

Beitrag So., 24.03.2019, 07:52

Deinen Text habe ich viele Male gelesen, er hat mir sehr geholfen zu verstehen was Therapie überhaupt ist.Danke
Firewalker

Benutzeravatar

goody27
sporadischer Gast
sporadischer Gast
männlich/male, 30
Beiträge: 12

Beitrag Mi., 08.05.2019, 21:33

Ich würde lisbeth in allen Punkten zustimmen. (auf der ersten Seite)

sorry hab jetzt nicht gesehen das der Thread 4 Seiten hat....

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag