letzte Therapiestunde, Ende der Therapie

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Wandelröschen
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Beitrag So., 22.02.2015, 15:55

Hallo Alienia,
Alienia hat geschrieben: Die letzte Stunde an sich fand ich eigentlich nie so schlimm. Eher so die Monate davor, wenn ich eben wusste, dass es bald zuende sein würde. Da fiel mir das zwischenzeitlich schon extrem schwer. Und die ersten zwei Woche nach Therapieende waren auch nicht so toll.
Diese Phase kenne ich auch, aber aus einer anderen Therapie, nicht von meiner jetzigen. Für mich ist klar, warum dem so ist. Denn das „normale“ Ende von Therapien (normal in dem Sinne, weil es die meisten betrifft), ist ja, dass das Ende von außen vorgegeben ist. Das Ende wird wohl von den wenigsten frei selbstbestimmt. In der Regel ist sie dann zu Ende, wenn die bewilligten Stunden der KK aufgebraucht sind, der Therapeut meint, dass genug sei, das kein weiterer Fortschritt zu erwarten sei, das die Familie Druck macht, äußere Faktoren wie Umzug, Krankheit…, oder man bricht ab wegen schlechtem Therapieverlauf … . Und wenn man tief im Innern fühlt, dass man doch noch nicht so weit ist, ja, dann wird es schwer …
Alienia hat geschrieben: Aber danach war ich auch froh, mich nicht mehr so in der Art mit mir selbst beschäftigen zu müssen, mehr Zeit zu haben usw.
Ja, das ist definitiv gut, und rückschauend fragt man sich dann, wo habe ich eigentlich nur die Zeit für Therapie hergenommen?
Gruß
Wandelröschen

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Beitrag So., 22.02.2015, 15:57

Hallo Lilliput,
Lilliput hat geschrieben: Ich denke mir, man kann schon einen gewissen Rahmen schaffen - so etwa wie Gelli - aber allzu viel würde ich mir nicht "vornehmen", sondern erst direkt in der Stunde schauen, was Dir jetzt akut wichtig ist!
Denn da denk ich mir, es würde nicht so viel selbstauferlegter Druck entstehen und es wäre noch eine gewisser Spielraum da, der Spontanität zulässt!
Das mit dem Spielraum für Spontanität ist gut, werde ich beherzigen, hatte ich zwar so nicht daran gedacht, passt aber absolut zu dem, wie unsereins inzwischen „drauf“ ist. Danke für´s Betonen.
Gruß
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Beitrag So., 22.02.2015, 16:01

Hallo Lia17,
ja, diese Abschlussphase, von der du schreibst, ist wohl üblich bei Theras, also dass die Abstände der letzten zur Verfügung stehenden Therapiestunden gedehnt werden, als Abnabelungsprozess und Übungsphase für das „Alleinelaufen“, sich Lösen aus der engen Beziehung zu dem Therapeuten. Ja, für ein (wie ich schon schrieb) nicht freies, selbstbestimmtes Ende der Therapie.
In meiner ersten Therapie gab es nach Verlängerungen auf einmal das starke Gefühl in mir (ich hatte also noch einige bewilligte Stunde, ein vorgegebenes Ende stand also noch nicht an), so, und jetzt ist es erst einmal gut, ich kann jetzt (erst einmal) ohne Therapie. Das war ein sehr starkes Gefühl in mir, trotz Wissen, dass es noch Leichen im Keller gab. Wir haben dann, als ich dieses meiner Thera gegenüber äußerte, noch ein paar Stunden im gewohnten wöchentlichen Rhythmus weiter gemacht, eher aus meiner Sicht „smaltalk“ und etwas Reflektion – sie traute dem Braten nicht, deswegen weiter wöchentlich – und dann habe ich beendet. Zu dem Zeitpunkt funktionierte ich nämlich wieder ganz gut, hatte mein Leben aus meiner Sicht heraus wieder im Griff. Und so war es dann auch. Es war aber für unsereins klar, soviel Realist sind wir schon gewesen, dass das nicht für immer so bleiben wird (wegen der noch vorhandenen Leichen). Aber es war wirklich erst einmal gut, ohne Wehmut, Trauer, …

Auch mein jetziger Thera sprach von dieser Abnabelungsphase. Und als er merkte, es ansprach und ich bestätigte, dass für mich der Punkt erreich sei, dass es gut wird, wollte er bei uns auch so vorgehen. Es hat uns etwas Mühe gekostet, ihn davon zu überzeugen, dass das bei uns nicht notwendig sei, wir also genau den Zeitpunkt merken, wann es gut ist, und dann von jetzt auf gleich beenden können und alleine laufen können, ohne das Dehnen der Zeitabstände. Das hat auch etwas mit Vertrauen seinerseits zu tun, also dass er uns vertrauen kann, woran er auch (für sich) arbeiten musste. Und so war es dann im vergangenen Herbst. Als ich ihm das mitteilte, wollte er schon noch die Zeitabstände zwischen den Stunden, die ich noch zum Reflektieren haben wollte, dehnen, konnte ihn aber davon überzeugen, dass wir die im gewohnten wöchentlichen Rhythmus machen. Diese Stunden waren sowohl für uns als auch für unseren Thera sehr gewinnbringend. Er erfuhr vieles, was für uns dienlich bzw. kontraproduktiv war, wir fragte sehr viel über unsere Therapie, bekamen Antworten, auch ließ er wirklich „die Hosen runter“, es war eine ganz andere Ebene, auf der wir uns austauschten. Und die Anzahl dieser Stunden, die für unsereins auch sehr wichtig waren, um die Therapie für uns rund zu machen, konnte wir auch selbst bestimmen.
Das ging dann bis in die zweite Novemberhälfte. Dann legten wir einen Wiedersehenstermin auf Mitte Januar, der dazu diente, ihm zu erzählten, wie es uns so in der Zeit ohne Therapie ging (er staunte nur Bauklötze). Ja, und da haben wir den Termin für die letzte Stunde ausgemacht, jetzt Ende der Woche. Und es lebte sich wirklich gut, ohne Wehmut, Trauer, Verlustängste, hab ich ja schon geschrieben.
Gruß
Wandelröschen

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Wandelröschen
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Beitrag So., 22.02.2015, 16:04

Hallo chaosfee,
chaosfee hat geschrieben: Mir wäre es am wichtigsten gewesen, mich bewusst und ehrlich zu bedanken. Nicht unbedingt mit einem Geschenk, eher mit Worten und Blicken.
Ja, das war mir auch wichtig, ist in diesen erwähnten Reflektionsstunden geschehen.
chaosfee hat geschrieben: Ich denke, ein Geschenk hat ja in erster Linie den Zweck, dass man sich in Erinnerung behält. Ich habe bei meinem Therapeuten ein paar Mal einen neue Pflanzen stehen sehen, ich vermute, von Patienten, und ich dachte mir, dass ich das nicht wollen würde, auf diese Art und Weise in anderen Therapien anwesend zu sein.
Das geht mir genauso. Aber doch, im Sommer hatte ich ihm auch zu einem gegebenen Anlass ein Geschenk gemacht, ein sehr persönliches. Es hatte ihn so gerührt/ging ihm so nahe, dass er feuchte Augen bekam. Das hatte ich bei ihm noch nie gesehen. Und er sagte mir, dass er so etwas noch nie geschenkt bekommen hatte. (es war nichts zum Verstauben, essen, angucken…)
chaosfee hat geschrieben: Schön fand ich auch die Vorstellung, einfach noch einmal zusammen zu schweigen, um die Atmosphäre dort ganz bewusst in mir aufzunehmen.
Das ist ´ne gute Idee.
chaosfee hat geschrieben: Für danach hätte ich mir etwas vorgenommen, weil ich finde, dass ein solch einschneidender Moment im Leben auch besondere Beachtung verdient hat. Ich wäre in ein besonders schönes Cafe gegangen
Ja, diese Idee werde ich wohl auch aufgreifen, da gibt es wirklich ein schönes Cafe in de Nähe, noch etwas Zeit lassen, ehe der Alltag und die Routine uns wieder hat …
chaosfee hat geschrieben: Ich wünsche dir alles Gute für deine letzte Stunde und die Zeit danach.
Danke

Eine Idee habe ich schon, ich hätte an ihn einen Wunsch für die letzte Stunde, glaube, ich werde ihn Morgen anrufen und diesen Wunsch äußern (von alleine kommt er da nie drauf, kann ja keine Gedanken lesen – auch wenn ich ihn das manchmal schon unterstellt habe - ist halt ein Mann, muss man konkreter werden ). Ob er diesem Wunsch nachkommt, weiß ich nicht, die Ungewissheit muss ich aushalten – wieder ein reelles Übungsfeld. Der Wunsch ist aber so, dass er nicht einengt und auch ihn viele Optionen offenlässt.

Und an alle anderen,
erzählt ruhig auch mal, wie bei euch die letzte Stunde war oder wie ihr sie euch wünscht.
Gruß
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kaja
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Beitrag So., 22.02.2015, 16:20

Der Therapeut zu dem ich ging hatte auch angefangen die Abstände zwischen den Stunden zu erhöhen.
Wir haben dann offen über das Ende gesprochen und ich habe mich bewusst entschieden zu gehen bevor alle bewilligten Stunden verbraucht waren.
Die Stunde war wie alle anderen Stunden auch, evtl. etwas ruhiger, aber alles wie immer. Sie endete - und das war wichtig für mich - wie sonst auch. Kein Tamtam, keine große Abschiedsszene, nichts besonderes, keine Geschenke. Ich war nie ein Kuschelklient und deshalb war dieses Ende ein ehrliches, eines was zur Beziehung gepasst hat und trotzdem ein gutes Ende war.

Ich ging als würden wir uns in 14 Tagen wieder sehen.
After all this time ? Always.

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Beitrag So., 22.02.2015, 19:25

kaja hat geschrieben: war dieses Ende ein ehrliches, eines was zur Beziehung gepasst hat
ja, das ist ein guter Ausdruck, ein Ende, das zur Beziehung passt, werde ich mir mal zur Gemüte ziehen/auf mich wirken lassen, dann wird´s schon.
Gruß
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Teekesselchen
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Beitrag Fr., 27.02.2015, 10:16

Hallo Wandelröschen,
auch ich mache mir Gedanken über das Ende meiner Therapie, habe Sorge, wie ich das schaffen soll, wieder ohne Unterstützung unterwegs zu sein, überlege, was hilfreich sein könnte für einen guten Abschied...
Ein wenig Zeit habe ich allerdings noch....
Magst du hier berichten, wie es dir diese Woche ergangen ist?
Ich wäre dir sehr dankbar!
Und wünsche dir alles alles Gute für den "neuen Lebensabschnitt"!

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Wandelröschen
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Beitrag Sa., 28.02.2015, 23:52

Hab jetzt noch ein bisschen Zeit gebraucht, unsere letzte Stunde noch ein wenig nachwirken lassen.
Sie war einfach schöööön, nah, berührend, tiefgängig, …
Sie war etwas, an die wir gerne zurückdenken …
Sie war eine Stunde zum Genießen …

Ich glaub, ich hab schon erzählt, dass ich inzwischen mit beiden Beinen fest im Leben stehe, für mich meine Therapie seit letzten Herbst eigentlich beendet ist. So haben wir dann schon bis Ende November einige Stunden zum Reflektieren genutzt, auch er hat meine diversen Fragen beantwortet und teilweise – so seh ich es inzwischen – ganz gewaltig die „Hosen runter gelassen“. So war Reflexion in dieser letzten Stunde nicht notwendig (eine hätte mir ja eh nicht gereicht).

Thema Wiedersehen:
Das wird bestimmt der Fall werden. Denn schon in der Anfangszeit, bevor ich das Thema ansprach, gab es eine Situation, wo er mir etwas ausleihen wollte, ich könne es ihm ja bei Gelegenheit vorbei bringen. Und kurz vor Schluss sprach er mich wieder darauf an und wollte es mir gerne schon mal mitgeben (wer will denn da einen wiedersehen?). Klar, sagte er auch, dass ich mich jederzeit mal melden dürfe, denke dass das jeder Thera seinen Patienten sagt. Aber wie er es sagte, und was er noch so als Zusatz brachte, ist schon klar, dass er das auch genau so meint.

Anfang der Woche hab ich in angerufen, nicht direkt am Telefon gehabt, so also nur auf denn AB gesprochen und einen Wunsch (betreff des äußeren Rahmens) geäußert. Er hatte ihn nicht nur einfach erfühlt, sondern sogar „übererfühlt“.

Etwas aus meinem Besitzt habe ich ihm überlassen: die Lebenskarten, die ich mir in der Anfangszeit meiner Therapie bei ihm mal gekauft hatte, nachdem mir eine Freundin davon erzählt hatte. Ich dachte mir, dass er damit vielleicht mit anderen Patienten arbeiten kann, er ließ sich erzählen, wie ich damit gearbeitet hatte. Es gab mit diesen Karten jetzt aber noch eine Besonderheit in dieser Stunde. Ich hatte sie ja schon lange nicht mehr in Benutzung und sah sie mir zu Hause so zwei Tage vor der letzten Stunde an. Dann gab es da eine Karte, bei der überlegte ich, ob ich die für mich behalten solle, zögerte lange, tat sie dann aber doch zurück in die Schachtel. Er sah jetzt alle Karten durch und dann nahm er aus den großen Stapel genau diese Karte heraus, gab sie mir und sagte: „die behalten sie aber“. Ja, ich habe sie behalten.

Den Kleinen hat er aus einem neuen Bilderbuch vorgelesen, mit dem Pubertierenden „Scheiß gelabert“, jeder wurde nochmal gesehen und ernst genommen, konnte sich verabschieden.

Ein materielles Geschenk habe ich ihm nicht gemacht. Aber ihn trotzdem etwas geschenkt mit vielen Wünschen für ihn. Während ich es ihm darbrachte und ihn dabei von der Seite ansah, merkte ich, dass er feuchte Augen bekam. Er sagte dann hinterher, dass ihn das sehr nahe gegangen sei und er so etwas Schönes noch nie geschenkt bekommen habe. (da hab ich dann ja ins Schwarze getroffen).

Kurz vor Schluss äußerte ich dann denn Wunsch, dass ich ihn jetzt aber mal gerne in den Arm nehmen wolle. Er guckte mich nur mit seinen großen, warmen Augen an und sagte, dass er das auch gerne wolle. Naja, so standen wir halt auf und nahmen uns in den Arm und es war schön und passend. Und als wir danach noch so dicht gegenüber standen, mogelten sich da doch zwei Tränchen aus meinen Augen. Das ist ja ok.

Dann gab es noch etwas organisatorischen zu klären. Inzwischen war der nächste Patient gekommen – überzogen hatten wir schon – und er bot mir an, in seinem Wartezimmer noch eine kleine Geschichte zu lesen, die er für mich ausgesucht hatte. Er gab mir das Buch und ich las sie dann noch, ließ noch ein bisschen die Stunde auf mich wirken, nahm noch mal alle Farben, Gerüche, Geräusche intensiv wahr, ehe ich dann ging.

Traurigkeit, Wehmut? Nein, das hat sich nicht bei mir breit gemacht, es ist ein schönes Gefühl in mir, so eines, dass ich auch einer Freundin von mir gegenüber empfinde, die ich (räumlich bedingt) höchsten einmal im Jahr sehe.

Das war jetzt ein kleiner Einblick in meine letzte Stunde.
Mich würde schon auch noch interessieren, wie bei euch so die letzte Stunde war. Ja, ich weiß, viele sind ja noch mittendrin, aber vielleicht gibt´s ja doch den ein oder anderen, der was schreiben mag, würde mich freuen.
Gruß
Wandelröschen

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Lilliput
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Beiträge: 75

Beitrag So., 01.03.2015, 07:37

Liebes Wandelröschen;

es ist jetzt 7.30 am Morgen u. die Sonne blinzelt beim Fenster herein...
Danke, dass Du uns daran teilhaben hast lassen, denn beim Lesen ist mir unendlich warm ums Herz geworden. Du hattest einen wunderschönen Abschluss - ich freue mich einfach mit u. für Dich!!!
Weitere Worte würden nur den "Zauber" zerstören....

Alles Liebe u. einen schönen Sonntag;
Lilliput

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abendrot79
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Beiträge: 596

Beitrag So., 01.03.2015, 20:38

Wandelröschen hat geschrieben:Das war jetzt ein kleiner Einblick in meine letzte Stunde.
Ein kleiner, aber wie ich finde wunderschöner Einblick. Vielen Dank dass du so offen davon erzählst .... Besonders schön finde ich, dass du nicht direkt gehen musstest, sondern im Wartezimmermit mit der Geschichte "nochmal" Abschied nehmen durftest!

Ich werde dieses Jahr ebenfalls Abschied nehmen und bastelt schon an ein paar Ideen. Ich möchte auch den äusseren Rahmen für die letzte Stunde umgestalten, einfach weil es eine besondere Stunde werden soll. Mal schauen welche meiner Ideen ich noch umsetze ....

Dir alles Gute für die "neue Freiheit" ohne Therapie ....
Weil Kakao an Bäumen wächst, ist Schokolade irgendwie auch Obst! (gelesen auf einem Frühstücksbrettchen)

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mondlicht
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Beitrag Mi., 04.03.2015, 00:34

Liebe Wandelröschen und alle anderen Mitredenden,

ich befinde mich seit längerem in der abschließenden Phase einer recht langen Therapie (über zehn Jahre). Die bewilligten Stunden sind schon lange vorbei (seit fast 3 Jahren), ich gehe aber in unterschiedlich großen Abständen weiter hin und bezahle etwas Geld dafür. Meine Therapeutin ist Analytikerin und spricht selbst das Ende der Therapie nie an. Ich wiederum habe mit Abschieden ein Problem und möchte daher auch nicht darüber reden. So allmählich habe ich das Gefühl, wir haben unseren Abschied ausgesessen. So, als könnte ich eben immer öfter wegbleiben. Der Charakter unserer Gespräche hat sich auch verändert. Sie gehen nicht mehr so in die Tiefe, sie sind verschwommener. Am liebsten möchte ich mir das Gefühl bewahren, im Notfall zu ihr gehen zu können. Sie hat mir das auch schon vor längerer Zeit eingeräumt (allerdings ist sie auch nicht mehr die jüngste, und so wird diese Option an eine natürliche Grenze stoßen). Für mich müsste es eine "letzte Stunde" nicht geben, ich kann mir nicht vorstellen, was das sein soll. Erst recht kann ich mir nicht vorstellen, sie mit einer Zeremonie zu begehen (Geschenk, Kuchen etc.). Irgendeine Stunde wird die letzte Stunde gewesen sein, das ist gewiss. Aber es reicht mir, das dann rückblickend zu erkennen - sofern ich selbst dazu noch im Stande bin.

War denn Deine letzte Stunde jetzt schon, Wandelröschen?

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diesoderdas
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Beitrag Mo., 18.03.2019, 12:47

Nachdem hier einige Jahre Stillstand war, mache ich wieder einen Anfang.

Ich habe letzte Therapiestunden bei Therapeuten unterschiedlich erlebt.
- in einer Therapie, in der es menschlich null gepasst hatte (aber ein Wechsel - da Klinik - nicht möglich war): völlig unspektakulär, keine Trauer meinerseits, Stunde war wie immer. Habe ein Geschenk mitgebracht, aber eher weil das dort so die Norm war, nicht weil ich das von Herzen gewollte hätte. Kein Vermissen nachher. So unspektakulär und unberührt wie die ganze Therapie

- in einer Therapie, die menschlich auch nicht 100% gepasst hatte (aber auch keine wirklichen negativen Gefühle dem Therapeuten gegenüber da waren), die ich aber insgesamt als ok bezeichnen würde und die mir am meisten gebracht hat: da kann ich mich nichtmal mehr an die letzte Stunde erinnern. Auch kein Vermissen oder so danach. Es wurde einfach beendet und war in Ordnung für mich, ich kam klar

- in einer Therapie, die zwischenmenschlich sehr nah ging, die aber insgesamt auch richtig schief ging, wo es einen üblen Mix aus Sympathie und Wut, Enttäuschung und Hass gab: katastrophales Ende. Ich wollte noch Ungereimtheiten zwischen uns aus der Welt räumen, was leider wieder unmöglich war. Endete mit Wut und Enttäuschung, die bis heute spürbar ist für mich. Die Stunde habe ich verschwommen in Erinnerung. Traurig war ich darüber, dass mir Wochen vorher eine Abschiedsumarmung (etwas indirekt) in Aussicht gestellt wurde.
Wozu es nicht kam. Da war alles nur noch negativ am Schluss. Seither habe ich es absolut nicht mehr mit Ärzten, Therapeuten usw.

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