Verwirrung durch Diagnose

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Federchen
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Beitrag Mi., 06.03.2019, 16:14

Auch wenn für den TE alles gegessen zu sein scheint, wollte ich auch nochmal was dazu schreiben. Ich fand die Diagnose für mich hilfreich und wollte auch eine haben. Auch da gab es hier im Forum natürlich die Frage, warum ich die denn unbedingt bräuchte. Bei mir hängt das sicher auch damit zusammen, dass ich kein wirkliches Selbstbild habe und wenn, dann ein negatives.

Aber ich habe die Diagnose schon gebraucht, um zu realisieren, dass gewisse Verhaltensweisen von mir einfach nicht „normal“ sind und ich da anders drauf schauen muss. Sonst vertraue ich ja immer dem, was ich empfinde. Und manchmal geht das eben nicht, weil genau da mein Problem liegt. Ich verstehe natürlich den Satz „du bist mehr als eine Diagnose“ und das stimmt auch. Man muss immer den Menschen dahinter sehen, mit seinen einzigartigen „Problemen“ und „Mustern“. Aber eine Diagnose kann schon helfen zu sehen, dass man selbst vielleicht einfach ne verzerrte Wahrnehmung hat und sich nicht in allem trauen kann.

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blackdog
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Beitrag Mi., 06.03.2019, 16:31

Hallo Federchen,

gegessen ist noch lange nichts, ich möchte nur mal über die bisherigen Antworten nachdenken.

Mir war, so wie auch von dir beschrieben, eine erstmalige Diagnose wichtig um mein bisheriges Verhalten besser zu verstehen, vor allem wie bei dir auch aufs "Selbst"bild bezogen. Selbstbild unter Anführungsstrichen, weils eigentlich eher ein von mir übernommenes Fremdbild ist :)

Ein bisschen sehe ich mein Attest als Entschuldigung für gewisse Verhaltensweisen in meiner Vergangenheit - ob das gültig ist oder ob ichs mir diesbezüglich zu leicht mache, weiss ich nicht.

Bevor ich mich nun weiter verstricke, erstmal Punkt.

Beste Grüsse, B.

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blackdog
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 18:36

Hallo nochmal,

also ich hab nachgedacht.

Aktuell hänge ich an einer Frage, und zwar:

Bin ich wirklich seit meiner Kindheit erkrankt und hab mich dadurch ins psychische Chaos manövriert?
Oder hab ich mein Leben aufgrund normalen charakterlichen Schwächen (zb Alkoholmissbrauch) nicht auf die Reihe bekommen und stecke deshalb selbstverschuldeten im Schlamassel?

Vor allem:Erkennt der Psychiater wirklich den Unterschied?

Ich hoffe das war verständlich.

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Pianolullaby
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 18:39

Spielt das grundsätzlich eine Rolle? Ich denke es ist die Auswirkung welche entscheidend ist. Und wie Du nun vorgehen willst, um Dich dem zu stellen.
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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blackdog
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 18:44

Danke für die Antwort.

Für mich würds schon eine Rolle spielen: Wenns wirklich die Krankheit ist würd ich Medikamente nehmen.
Wenns selbstverschuldet ist, würd ich einen anderen Weg einschlagen müssen.

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Annica
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 18:49

Die "Schuldfrage" ist in der Tat erstmal egal und nicht mit einem entweder oder zu beantworten

So einfach wie du denkst ist das nicht. Auch eine Krankheit, die durch Umstände ausgelöst wurde, kann eine medikamentöse Behandlung notwendig machen. Und meist sind es verschiedene Faktoren, die zu psychischen Problemen führen.

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Thread-EröffnerIn
blackdog
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 18:58

Danke Annica,

aber das Thema Schuld ist für mich das belastenste an dem ganzen Zustand. Ich mach mir durchgehend Vorwürfe ein Versager, faul zu sein, weil ich Dinge nicht hinkrieg die für andere normal sind beispielsweise, und es wird zunehmend schlimmer.
Laut Psychiater liegt das eben an dem Krankheitsbild, welches seit meiner Kindheit besteht und nie behandelt wurde.

Wenn das stimmt könnt ich die ständigen Schuldgefühle ablegen. Wenns nicht stimmt und ich die Schuldgefühle trotzdem ablege, hab ich nix gelernt aus den Fehlern. Oder so.

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Annica
Helferlein
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 19:02

Das Problem ist: so einfach wirst du die Schuldgefühle nicht ablegen können. Dein Arzt hat dir ja schon gesagt, dass die Krankheit seit der Kindheit besteht. Damit würde dich keine Schuld treffen. Du zweifelt aber trotzdem.

Ich habe nicht den ganzen Thread gelesen. Aber hast du darüber nachgedacht eine Psychotherapie zu machen? Nur Medikamente finde ich meist nicht so sinnvoll, es wäre ja wichtig, zu schauen, wo kommen deine Schuldgefühle her und was kannst du machen, damit sie an Vehemenz verlieren. Und wie gesagt, ich glaube, es würde nicht reichen, wenn dir jemand sagt, dass du nicht Schuld hast. Weil das ja dein Arzt quasi schon gesagt hat...


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 5037

Beitrag Mo., 11.03.2019, 19:02

Hallo blackdog,

ich kann deinen Gedankengang verstehen. Bei Kindheit ist schnell der Gedanke da "Ist nicht meine Schuld, sondern Schuld meiner Eltern". Wenn man jedoch bedenkt, dass es auch Kinder gibt, die unbeschadet aus einer schlechten Kindheit hervorgehen (Stichwort "Resilienz"), dann wird schnell klar, dass der Gedanke so nicht stimmen kann. Es hat auch was mit einem selbst zu tun, mit dem eigenen Charakter, mit Genen, mit Bewältigungsstrategien (z.B. wie man mit der Vergangenheit umgeht, ....), ... ob man Schaden erleidet oder nicht.
Bei Alkoholmissbrauch entsteht hingegen schnell der Gedanke "Selbst Schuld". Da gibt es scheinbar keine Eltern, denen man die Schuld zuschieben kann. Doch so einfach ist das nicht. Schlechte Kindheitserfahrungen können auch zu Alkoholmissbrauch führen.
Egal welche Erklärung nur stimmt und welche nicht - vielleicht stimmen ja auch beide - , Ziel könnte für dich sein zu lernen mit Problemen anders umzugehen als durch Alkoholmissbrauch und Ziel könnte sein mit deiner Kindheit abzuschließen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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blackdog
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Beitrag Mo., 11.03.2019, 19:09

Nochmal Danke Annica, ich bin aktuell auf der Suche nach einem passenden Therapeuten. (mir wurde gesagt dass es äusserst wichtig ist, den richtigen mit den richtigen Techniken zu finden) dann wirds dann eh besser.

Danke auch Jenny Doe für den Input, Kindheit abschliessen bzw. mit Eltern versöhnen wird sicher im Vordergrund stehen.

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Annica
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Beiträge: 86

Beitrag Mo., 11.03.2019, 19:14

Es ist wichtig, den mit der passenden Technik, wie du es nennst, zu finden aber ebenso wichtig ist einer, bei dem du dich wohlfühlst. Viel Erfolg bei deiner Suche

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