Bin ich meiner Therapeutin zu nahe getreten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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VeniVici
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Bin ich meiner Therapeutin zu nahe getreten?

Beitrag Mi., 25.07.2018, 02:50

Hallo Zusammen,

ich befinde mich seit ca 4 Jahren in Therapie und habe ein relativ gutes Verhältnis zu meiner Therapeutin.
Nun ist es so, dass ich ihr zum ersten Mal eine „Dankes-Mail geschrieben habe auch mit dem Inhalt, dass sie ein e „ wundervolle Person ist und ich mich noch nie so Wohlfühlend bei jemand fremdes gefühlt habe“..

Vorweg, es besteht keine Abhängikeit oder ähnliches. Es war wirklich nur sehr nett gemeint.

Nun habe ich mir die Mail ein paar mal im Nachhinein durchgelesen und bei jedem mal kommt die Mail noch bescheuerter vor..Ich habe Angst, auf ihre Reaktion, dass sie es falsch verstehen könnte oder sagt, dass sie die Therapie nicht mehr weiter machen kann...:/

(Hinweis Admin: Betreffzeile etwas präzisiert)

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Schnuckmuck
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 04:58

Ichfindees sehr schön, dass es in der heutigen Zeit noch Menschen gibt, die sich jede man können. Das es manchmylvielleicht u nbeholfen geschieht, liegt in der Natur der Sache. Wir zeigen Gefühle. Und da sind Wir nicht immer die Geschicktesten Wesen auf diesem Planeten,

Sie wird genau einschätze könne, wie du es gemeint hast, schliesslich kennt sich dich, vielleicht besser als andere oder du dich selbst.

Alles wird bestimmt gut.


isabe
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 06:11

Kommt halt darauf an, worum es dir geht:

Es werden in deinem Beitrag ja mehrere Dinge thematisiert, die man alle betrachten könnte:

- das "relativ" gute Verhältnis
- die "wundervolle Person"
- die Feststellung, dass "keine Abhängigkeit" besteht
- die Feststellung, dass es "nur sehr nett gemeint" war
- die Tatsache, dass dir das jetzt immer bescheuerter vorkommt
- die Angst vor ihrer Reaktion bzw. vor einem Rauswurf ("relativ gutes Verhältnis"?)
- die Angst davor, sie könnte es "falsch" (wie denn?) verstehen
- die "Feststellung", dass du ihr zu nahegetreten bist

Es ist leicht, dir zu versichern, dass nichts Schlimmes passieren wird. Aber wenn es dabei bliebe, ginge das ganze Material verloren, das in dir ist und darauf wartet, betrachtet zu werden.

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Schnuckmuck
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 06:33

Und ich glaube, wir brauchen nicht der Theras Arbeit machen. Sie wird es schon entsprechend mit der TE bearbeiten.

Und dann wäre da noch, d ass man nicht alles analysieren muss.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 06:34

Vorab: Ich hab auch schon die eine oder andere ziemlich überschwängliche Dankesmail geschrieben. Und einmal - als ich in der Luft hing - eine sehr sehr unterwürfige Rückfrage, die mich auch heute noch erschaudern lässt. Durch diese Mails ist die Welt nicht untergegangen. Und die Therapie wurde deshalb auch nicht beendet.

Wenn du es schaffst, das in der Stunde anzusprechen, was du hier geschrieben hast, können sich daraus viele "wertvolle" Themen ergeben. Allein deine Angst, dass du ihr zu nahe getreten sein könntest... Ist doch interessant, man könnte das auch so sehen: In dieser Mail hast du dich ein Stückweit entblößt und 'wirklich' gezeigt. Und jetzt hast du Angst, dass du damit auf Ablehnung stößt. Könnte ein bekanntes Muster sein, oder?

Da steckt viel drin in so einer schnöden Dankesmail (siehe isabe weiter oben) - ob du es nutzen kannst und willst, liegt allein an dir.
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― Anne Lamott

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lisbeth
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 06:36

Schnuckmuck hat geschrieben: Mi., 25.07.2018, 06:33 Und ich glaube, wir brauchen nicht der Theras Arbeit machen. Sie wird es schon entsprechend mit der TE bearbeiten.
Naja, kann aber auch sein, dass die Therapeutin von sich aus solche Dinge gar nicht anspricht sondern wartet, dass VeniVici das auf den Tisch bringt. Und wenn sie sich wegen dieser Mail so sehr schämt, dann kann es auch sein, dass sie am liebsten gar nicht drüber sprechen will sondern am liebsten "vergessen", dass sie diese Mail geschrieben hat. Von daher finde ich es schon wichtig, ihr Mut zu machen, das nicht unter den Tisch fallen zu lassen...
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― Anne Lamott


isabe
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 06:40

Schnuckmuck:
Ich wollte mich natürlich nicht bedanken, sondern es eigentlich zitieren: Ich weiß schon ganz gut selbst, was ich schreibe; daher werde ich deine "Anweisungen" als das betrachten, was sie sind.

Deinen "Beitrag" habe ich ja auch nicht kommentiert...


isabe
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 06:49

Wenn du eine Psychotherapie machst, werden halt genau solche Dinge wichtig, und der Unterschied zum "Kaffeekränzchen" ist eben, dass die Themen, die IN einem Menschen sind, nicht übergangen werden, selbst wenn der Patient das möchte. Es kann daher nicht um einen Austausch von Nettigkeiten gehen ("Sie sind wundervoll" - "danke, wie schön"), sondern genau um die Frage, die kommt, wenn die Nettigkeit "gesendet" wurde. Du "fragst" es dich ja eigentlich selbst, hast es nur noch nicht ausformuliert: Irgendwas daran ist "komisch", und genau an diesem Punkt solltest du ansetzen, wenn du wirklich etwas in deinem Leben verändern möchtest.

Nicht die (vermeintlichen) Peinlichkeiten wegmachen, sondern GENAU DORT, wo es peinlich wird, am Ball bleiben. Das ist die Chance. Und so wird auch die Therapeutin nicht nur denken: "Ach, wie nett" (sonst wäre es keine Therapeutin, sondern eine Kaffeekranztante), sondern sie wird überlegen, WAS du eigentlich sagen wolltest. Diese Überlegung kannst du auch anstellen, und dann könnt ihr darüber reden, was HINTER der Botschaft steckt.

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Anna-Luisa
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 06:55

Schnuckmuck hat geschrieben: Mi., 25.07.2018, 06:33 Und dann wäre da noch, d ass man nicht alles analysieren muss.
Ich finde, man MUSS ziemlich wenig machen. Aber man KANN ziemlich viel tun.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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RoboCat
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 07:26

Ich bin auch der Ansicht, dass man nicht alles zu Tode analysieren muss. Mag ja sein, dass Thrapie kein Kaffeekränzchen ist, ganz bestimmt sogar. Ja ach, ich weiß nicht, vielleicht bin ich auch ein gebranntes Kind, weil ich nie einen beinharten Analytiker hatte, sondern es immer auch den Menschen dahinter gab - was ich explizit nicht gleichsetze mit einer Freundesbeziehung oä.

Zu der Mail: Ich würde mich freuen, wenn mir jemand schreibt, "Sie sind eine wundervolle Person" - wer würde das nicht, wenns doch ehrlich gemeint ist? Kann aber auch verstehen, dass man sich etwas eierig fühlt, nachdem man so etwas zugestellt hat. Nun ist das Kind eh in den Brunnen gefallen. Wenn du Pech hast, verliert die Therapeutin darüber nur kein Wort von sich aus. Es kann gut sein dass sie erwartet, dass du es selbst thematisierst, solltest du dazu noch diskussionsbedarf haben. Da darfst du dann nicht allzu entäuscht sein und solltest auch nicht zögern, es von dir aus zu thematisieren, im Sinne von "wie haben Sie denn meine Zeilen aufgefasst?".

Also rauswerfen wird sie dich ganz sicher nicht!
:axt:

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Schnuckmuck
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 14:35

Kann ein DANKE denn nicht einfach dass sein, was es ist?
Ein Kompliment,ein Kompliment?
Muss man immer etwas damit bezwecken?
Steckt ein Hintergedanken oder ein näher zu analysierenden Grund in allem?
Wie leben denn diese alles zerfleddernden Menschen im Alltag? Wird da alles auf die goldwaage gelegt oder hinterfragt?

Ein unperfektes aufrichtiges herzlich gemeintes Danke, ausformuliert und begründet muss doch nicht immer eine tiefere und unterschwellige Aussage haben, als eben das was es ist.

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Anna-Luisa
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Beitrag Mi., 25.07.2018, 19:49

Schnuckmuck hat geschrieben: Mi., 25.07.2018, 14:35 Wie leben denn diese alles zerfleddernden Menschen im Alltag? Wird da alles auf die goldwaage gelegt oder hinterfragt?
Natürlich kann ein Danke einfach ein Danke sein. Und ich finde an dieser Mail überhaupt nichts Ungutes. Nicht einmal etwas Ungewöhnliches. Ich weiß von verschiedenen Menschen, dass sie ihren Therapeuten schon Dankesmails geschrieben haben. Interessant ist es vermutlich dennoch: Derartige Komplimente (via Mail) bekommen Kieferorthopäden, Augenärzte und Allergologen vermutlich bedeutend weniger.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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