Stillstand in Psychotherapie

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Betti
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 00:00

Liebe RoboCat, Shukria, Prinzessin 27 und Giraffenkind_86,

herzlichen Dank für eure raschen Antworten. Bei mir ist gerade ziemlich viel los, deshalb dauert es immer etwas bis ich mir wirklich die Zeit nehmen kann um in Ruhe zu antworten.
RoboCat hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:34 Das bringt mich aber auf eine Idee bezüglich dir und deiner Therapeutin: Wie ist das mit dem "Bezahlen für Hilfe und Zuwendung" bei euch? Hast du den EIndruck, die Therapeutin tut sich schwer damit, Geld zu nehmen? Was glaubst du wie sie zu der Aussage kommt "Ich habe mich nicht gemeldet weil ich nicht wollte dass Sie denken, ich brauche ihr Geld?" Ich finde, diese Aussage hat etwas Verletzendes. Es geht erst um das Geld, dann um den Menschen?
Hmm, irgendwie vermittelt sie mir schon den Eindruck, dass es ihr schwerfällt das Geld anzunehmen. Dass diese Aussage etwas Verletzendes haben könnte, daran habe ich noch gar nicht gedacht. :neutral:
RoboCat hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 08:44 Hast du den Eindruck, dass die Therapeutin dich mag? Hat sie das vielleicht sogar mal gesagt? So wie du sie beschreibst habe ich den EIndruck, dass sie sehr stark distanziert ist und unbedingt Abstand halten möchte.
Ich habe schon das Gefühl, dass sie mich "mag", aber sie hat es nie erwähnt. Sie macht öfter Aussagen wie "ich mag ihren (Parfum)Duft so sehr" - das hat sie sogar schon sehr oft erwähnt. Letztens hat sie mich gefragt ob ich gerne Lavendel (aus ihrem Garten) haben möchte, da sie so viel hat. Sie hat mir schon mal ein Buch geborgt, ... aber das sehe ich alles nicht als problematisch an. Wären das Anzeichen dafür, dass sie mich mag und mich deshalb auf Distanz halten will? Bin gerade total verunsichert?

Shukria hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 10:35 Mir hat der WEchsel von der alten zur neuen Therapeutin auch erstmal ganz schön zu schaffen gemacht. Es hat sich unempathisch angefühlt, nach Distanz und Ablehnung. Inzwischen merke ich, sie macht sich zwischen den Stunden echt nen Kopf um mich aber sie mürde mir halt nie nachlaufen und mich dadurch in eine Abhängigkeit bringen. Es muss wirklich alles von mir selbst kommen.
Genauso fühle ich mich zum Teil auch. Die alte Thera hat mich auch sehr bemuttert und ist mir immer sehr entgegen gekommen. Wie es scheint zu meinem Nachteil.
Bei der neuen Thera fühle ich mich mittlerweile in der Stunde wohl, aber ich mache mir eben immer noch Gedanken darüber ob ich ihr ansonsten komplett egal bin. Klar muss sie ihre Grenzen wahren, soll mich in keine Abhängigkeit bringen etc. Aber irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass sie sich eben einfach nie bei mir gemeldet hätte, hätte ich nicht diese Mail geschrieben.
Giraffenkind_86 hat geschrieben: Mi., 20.06.2018, 14:42 Also bei meinem Therapeuten ist es grundsätzlich so, dass er mir das Angebot gemacht hat, dass ich mich immer melden kann zwischen den Stunden sollte mich etwas belasten. Wobei grundsätzlich das Ziel darin besteht, dass ich mich selbst stabilisieren kann soweit wie möglich.
...
Dann gab es auch Phasen in denen es mir so schlecht ging, dass wir feste Telefonate eingeplant hatten zwischen den Stunden.
Bei meiner alten Thera haben wir das auch so gehandhabt. Sollte es mir zwischendurch sehr schlecht gehen, konnte ich mich melden. Im Notfall sogar, wenn sie auf Urlaub im Ausland ist (was ich selber immer sehr grenzüberschreitend fand und nie in Betracht gezogen hätte). Es kam dann in den 2,5 Jahren bei ihr auch hin und wieder dazu, dass ich sie anrief und wir eben per Telefon kurz klärten ob ein Gespräch reicht, ein Zusatztermin eingeschoben werden sollte oder Notfalls eben die Klinik aufgesucht werden muss. Letzteres war dann Gott sei Dank nie notwendig und dafür war ich ihr doch sehr dankbar. Mit ihrer Hilfe habe ich es immer wieder geschafft, dass ich in meinem Umfeld bleiben konnte, was für meine Stabilität sehr wichtig war. Zum Teil hat sie auch von selbst bei mir angerufen und nachgefragt wie es mir geht, wenn die Stunde ganz schlecht verlaufen ist.
Mir ist schon klar, dass vieles davon kontraproduktiv war und mich eben in diese vermeintliche Abhängigkeit gebracht hat. Aber die neue Thera fragt nach 6 Wochen eben nicht einmal nach und das verunsichert eben auch. Ist alles etwas verwirrend...

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RoboCat
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 07:10

Hallo Betti,
ich schreibe nur nach dem, was mein persönlicher Eindruck ist. Davon solltest du dich nicht allzu irritieren lassen, denn ich kann die Situation nur unzureichend beurteilen.

Wenn es dir in der Situation nicht verletztend vorkam ("Ich bin nicht auf ihr Geld angewiesen" + Meldet sich in sechs Wochen nicht) dann war es das auch nicht. Es tut mir grad leid, dass ich dir mit meinen Vermutungen eine Vorlage gegeben habe, die dich jetzt womöglich an ihrer "Zugewandtheit" zweifeln lässt.

hm, das mit dem "Sie riechen so gut" finde ich (persönlich) etwas unpassend (in einer Therapie), würde es aber durchaus so deuten, dass sie dich wohl mag. Auch dass du den Eindruck hast, dass es ihr nicht so leicht fällt, dein Geld anzunehmen oder es zumindest eine kleine Restbetroffenheit gibt - die es ja de facto nicht geben müsste, denn sie leistet ja auch etwas für dich - passt dazu.

Generell ist es schon so, dass Therapeuten möchten, dass der Patient selbst kommt, wenn was ist. Du hast es auch anders kennengelernt, bei deiner alten, und bist vielleicht darum besonders gekränkt, dass es nun anders ist? Grundsätzlich haben die anderen schon recht: Ein Therapeut, der dir zu sehr nachrennt, tut dir keinen gefallen, langfristig. Andererseits kann ich aber deine Verletztheit nachempfinden darüber, dass sie sich so lang nicht geregt hat von sich aus.

Mein Tipp wäre, diese Verletztheit noch mal anzusprechen und schauen, was dann passiert. Das wird nicht einfach sein denke ich, aber du wirst den größten Vorteil daraus ziehen, wenn du darüber gesprochen hast.

Alles Gute!
:axt:

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Shukria
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 07:24

Mein Tipp wäre, diese Verletztheit noch mal anzusprechen und schauen, was dann passiert. Das wird nicht einfach sein denke ich, aber du wirst den größten Vorteil daraus ziehen, wenn du darüber gesprochen hast.

Das hätte ich auch gesagt. Die Gefühle hierzu ansprechen, die dahinter stehenden Erwartungen und vor allem aber Deine, dem zu Grunde liegenden Bedürfnisse anzuschauen - gemeinsam mit ihr und wertfrei.
Dann könnt ihr in Ruhe schauen wie du die gut erfüllt bekommst.
Lg

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Betti
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 20:21

Danke für eure Antworten,

@ RoboCat: Das mit dem Geld finde ich jetzt nicht verletzend. Dass sie sich 6 Wochen lang nicht gemeldet hat hingegen sehr. Das hat mir eben das Gefühl vermittelt, dass ich ihr außerhalb der Stunden völlig egal bin. Ich erwarte mir nicht, dass sie gleich angelaufen kommt und mich bemuttert. Das war von der alten Thera sicher nicht die beste Art und Weise für mich (auch wenn ich das doch gemocht habe). Aber dass sie schließlich nicht mal um ein Abschlussgespräch gebeten hätte, hat mich doch verwundert.

Wir haben ja damals in der Stunde nach der Pause auch darüber "gesprochen". Oder besser gesagt, sie hat mir eine Antwort auf die Frage in meiner Mail gegeben. Und da hat sie eben kurz und bündig gesagt, dass es eben ihre Arbeitsweise ist und sie sich nicht meldet, wenn ein Patient die Stunde verlässt und nichts mehr hören lässt. Ich war mit dieser Antwort alles andere als zufrieden. Da ich mir eben ständig denke, was wenn wieder so eine Situation auftaucht?

Aber ja, wie ihr eben schon geschrieben habt, es ist wohl das beste dieses Thema noch mal zur Sprache zu bringen, auch wenn mir das total schwer fällt. Schließlich wird sie auf meinen Wunsch nicht eingehen (können). Aber wahrscheinlich muss man überlegen, was dahinter steckt etc.

Abgesehen davon ist es aber noch immer so, dass ich mich momentan in den Stunden bei ihr wohl fühle und ich eben plötzlich "reden" kann. Das ist für mich einfach ein riesengroßer Fortschritt.

Danke für euer Mitlesen und Dasein.

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mio
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 20:33

Betti hat geschrieben: Mo., 25.06.2018, 00:00 Aber irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass sie sich eben einfach nie bei mir gemeldet hätte, hätte ich nicht diese Mail geschrieben.
Und wäre das schlimm wenn Du es Dir nicht wünschen würdest? Wie würdest Du es dann "erleben"?

Mal als Beispiel:

Mein - mittlerweile ehemaliger - Zahnarzt hat die "Angewohnheit" entwickelt sich nicht nur für jeden vereinbarten Termin einige Tage vorher eine erneute Terminbestätigung per mail "einholen zu wollen" bei mir sondern mir auch regelrecht mit seinem "Behandlungsangebot" hinterherzulaufen... Da brauchen Sie auch gar keine Bewilligung der KK...das können wir auch sofort angehen (ja klar, weil ich selbst dafür zahlen muss :pfeifen: ).

Also ich kann verstehen, dass so ein "Hinterherlaufen" durchaus auch "negativ" ankommen kann.

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Betti
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 20:46

mio hat geschrieben: Mo., 25.06.2018, 20:33 Und wäre das schlimm wenn Du es Dir nicht wünschen würdest? Wie würdest Du es dann "erleben"?
Sorry, irgendwie ist für mich unklar wie du das meinst? Nicht wünschen? Sprich "ok, sie meldet sich nicht mehr, Pech gehabt?"

Ich kann auch verstehen, dass das "Hinterherlaufen" unangenehm sein kann - von beiden Seiten. Aber ich würde es nicht als ein Hinterherlaufen bezeichnen, wenn man sich nach mehreren Wochen mal erkundigt, wie es dem Patienten geht, wenn dieser fluchtartig, in einem miserablen Zustand die Stunde verlässt. Das wäre für mich nur menschlich.
Aber das ist nur meine Sicht der Dinge. Ich würde vermutlich so handeln wäre die Situation umgekehrt. Und dabei würde es mir nicht ums Geld sondern um den Menschen gehen, der dahinter steckt.


mio
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 20:57

Betti hat geschrieben: Mo., 25.06.2018, 20:46 "ok, sie meldet sich nicht mehr, Pech gehabt?"
Ich meine das so, dass Du mal die "andere Perspektive" der Geschichte ankucken könntest.

Du "fliehst" vor ihr/der Situation. Wäre es da nicht auch irgendwie "übergriffig" wenn sie Dir dann noch "nachstellen" würde?

Stell Dir mal eine "andere Situation" vor in der es ebenso wäre:

Irgendjemand bedrängt Dich Nachts auf der Straße. Du läufst weg, weil Du Angst bekommst. Wäre es Dir dann auch "angenehm" wenn der Dir dann noch "nachstellt" um mit Dir drüber zu "sprechen" dass Deine Angst vollkommen "unnötig" ist? Und er schon gerne verstehen würde warum Du jetzt wegläufst...

Ich meine halt dass es Dich vor allem deshalb stört weil Du eigentlich gar nicht "weg" von ihr wolltest. Aber dann ist es halt auch Deine Aufgabe "zurückzukommen" und nicht ihre Dich "zurückzuholen".

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Betti
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Beitrag Mo., 25.06.2018, 21:13

Danke mio,
diese Sichtweise finde ich wirklich interessant. Daran hätte ich noch nie gedacht. Ich bin vor ihr "geflohen" und sie will mich nicht bedrängen bzw. mir dann noch "nachstellen".
Und stimmt, ich wollte sicher nicht weg von ihr. In der Situation sah ich aber einfach keinen anderen Ausweg. Und innerlich habe ich mir sicher immer gewünscht, sie würde mich eben "zurückholen".

Schön langsam glaube ich zu begreifen, warum ich so agiere und welche Anteile in mir da wach gerüttelt werden.
Früher hat mich auch nie jemand "zurückgeholt", wahrscheinlich verspüre ich deshalb den Wunsch jetzt so stark. Aber auch jetzt wird er mir nicht erfüllt (im therapeutischen Setting). Ich merke immer mehr, dass ich das wirklich dringend ansprechen sollte.

Danke, danke für die vielen Denkanstöße.

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RoboCat
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Beitrag Di., 26.06.2018, 14:40

Betti hat geschrieben: Mo., 25.06.2018, 20:21 ...dass ich mich momentan in den Stunden bei ihr wohl fühle und ich eben plötzlich "reden" kann. Das ist für mich einfach ein riesengroßer Fortschritt.
Könnte das nicht auch ein positiver Effekt davon sein, dass sie sich so lang nicht gemeldet hat? Dass du quasi "verstanden" hast, wenns von dir nicht kommt, kommts von keinem?

Nur ein Gedanke ;)

Abgesehen davon, ja, ich fände es auch befremdlich wenn ich wüsste, mein Therapeut würde sich nicht melden von sich aus und auch nicht um ein Abschlussgespräch bitten. Aber da ist jeder anders und sie wird diesbezüglich sicher so ihre Erfahrungen gemacht haben. Wäre ich Therapeutin und läge mir ein Patient am herzen, könnte ich das nicht. Andererseits finde ich aber gut, dass sie dir ihre Hintergründe erklärt hat.
:axt:

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Kirchenmaus
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Beitrag Mi., 27.06.2018, 12:04

Hallo Betti,

du schreibst, dass du Angst davor hast, dass sich so eine Situation wiederholt: Du läufst weg und sie meldet sich nicht. Habe ich das richtig so verstanden?

Eigentlich musst du gar keine Angst davor haben, denn du kannst dich ja jederzeit wieder bei ihr melden und den Kontakt wiederherstellen.

Sagt jetzt mal ganz nüchtern
die Kirchenmaus
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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