Abgrenzung in Therapie

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Broken Wing
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Beitrag Do., 31.05.2018, 14:29

Rosenfeld hat geschrieben: Do., 31.05.2018, 10:04 Nun ist aber von ihr aus die Initiative gekommen, dass ich mal "lockerer" werden müsse, man zusammen Kaffee trinken (in der Therapieküche) oder ein Gesellschaftsspiel machen könnte und nicht ständig über Therapiepläne reden sollte. Eine Stunde ist bereits so verlaufen.
Ich überlege mir bei sowas immer, ob ich dafür, also für einen gewöhnlichen Kaffee aus der Maschine + unverbindliches Gelaber, 80-100 € ausgeben würde.
Nein, das wäre meine Ansicht dazu. Frag sie mal, ob sie auch auf das Honorar verzichten würde, wenn sie wieder einmal 0 Bock auf Therapieziele hat. Ob Kaffee und Gesellschaftsspiele zur TFP gehören, weiß ich nicht. Viele Therapeuten machen in der Tat viel Kaffee, schließlich wird der Sut zum Lesen benötigt, aber nur, so lange die Kasse zahlt.
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stern
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Beitrag Do., 31.05.2018, 14:38

Ich denke, wenn du darstellst, wie es dir geht, so ist deine Unentspanntheit für sie zumindest besser nachvollziehbar. So schiebt sie diese mglw. auf Übereifer, obwohl der Wind (auch) aus einer anderen Richtung weht. Und es sollte auch in ihrem Sinne sein, wenn sie nicht bedeutsamer wird als sie ist und die Therapie nicht in eine ungute Richtungen abgeleitet.
Ich denke schon, dass ich die Sache auch wieder "eingefangen" bekomme, wenn es auf die vorherige Ebene zurückkehrt.
Das Setting sollte das unterstützen können... und evtl. ziehen dann auch die Emotionen nach.
Wenn es aber in die andere Richtung geht, fürchte ich, dass ich in Schwierigkeiten gerate. Keine Ahnung, ob das letztens nur eine Experimentierstunde war, aber bzgl. des verlorenen Spiels hat sie schon mit schelmischem (?) Unterton "Revanche" angekündigt. Mich irritiert dieser Bruch mit dem Vorherigen. Wenn ich nun aber spekuliere, dass sie Nähe sucht, ist das von mir aufgrund meiner Sympathien hineinprojiziert und von daher schon als Überlegung unbrauchbar.
Von ihrer Seite aus, sollte die therapeutische Ebene immer erhalten bleiben... das liegt in ihrer Hand und Verantwortung. Mein Eindruck ist, dass sie den Grund für deine Unentspanntheit anders interpretiert... weil sie nicht um deine Sympathien weiß.
Dennoch frage ich mich natürlich, was sie sich von der ganzen Sache therapeutisch verspricht. Lernen zu entspannen? Training von Sozialkompetenz? Verhaltensbeobachtung im Spiel? Schauen, ob ich mich gegen ihre Entscheidung, den Therapieverlauf jetzt mal zu diktieren, auflehne? Ihre freundliche Unnachgiebigkeit als ich äußerte, lieber doch in der Therapie fortzufahren, könnte da hin deuten.
Das sollte in der Tat klar sein und würde ich unbedingt erfragen. Und wie gesagt: Wenn der Kaffeeklatsch ungut auf dich wirkt, so ist es legitim, sich abzugrenzen. Zu spekulieren bringt nicht viel. Vllt. sieht sie es auch als Ausweichen, sie die Hintergründe anders interpretiert. Daher reden.

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Thread-EröffnerIn
Rosenfeld
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Beitrag Do., 31.05.2018, 14:54

Also ich bin männlich, wird das nicht im Profil angezeigt?
Eigentlich sollte schon aus meinem Eröffnungsbeitrag deutlich geworden sein, dass die Sympathien groß genug sind um sie, wenn man sich unter ganz anderen Umständen begegnet wäre, als Beziehungspartner in Erwägung zu ziehen. Aber das passiert ja immer wieder mal im Leben, nicht nur in einer Psychotherapie. Die Konsequenz jedenfalls, dann mit diesen Personen keinen Umgang mehr zu pflegen, würde ich jedenfalls doch etwas als "reaktionär-mittelalterlich" empfinden. Es braucht nur das richtige Maß an Abgrenzung.

Bisher in der Therapie stellte sich das Problem, sich abgrenzen zu müssen, für mich nicht, nun eben wohl doch aufgrund des ungewohnten "Stilbruchs". Und die Abgrenzung auch zu verbalisieren würde ich doch recht offen tun, wenn nicht die Befürchtung im Raume stünde, dass dann die Therapie beendet wird. Und für dieses Dilemma suche ich nach einer Lösung.

Ich glaube, ich werde einfach nochmal genau nachfragen, was mit diesem therapeutischen Handeln bezweckt wird und zugleich deutlich machen, lieber zielgerichteter vorzugehen. Und wenn es dann immer noch so weitergeht, dass es mir zu vertraut anmutet, vorsichtig versuchen, das ausreichend diplomatisch anzusprechen.

Danke für eure interessanten Beiträge!

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candle.
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Beitrag Do., 31.05.2018, 15:12

Rosenfeld hat geschrieben: Do., 31.05.2018, 14:54 Eigentlich sollte schon aus meinem Eröffnungsbeitrag deutlich geworden sein, dass die Sympathien groß genug sind um sie, wenn man sich unter ganz anderen Umständen begegnet wäre, als Beziehungspartner in Erwägung zu ziehen.
Ich meine, da gab es auch schon Threads. Wenn man gleich "verliebt" ist in den Therapeuten, ob es überhaupt Sinn macht die Therapie dort zu beginnen?!
Die Konsequenz jedenfalls, dann mit diesen Personen keinen Umgang mehr zu pflegen, würde ich jedenfalls doch etwas als "reaktionär-mittelalterlich" empfinden. Es braucht nur das richtige Maß an Abgrenzung.
Wenn du das im realen Leben so kannst, prima! Aber in Therapie??? Was hat das überhaupt mit Abgrenzung zu tun? Das sehe ich nicht. Das heißt ja eher, dass du die Gefühle entweder so aushalten mußt ohne der Therapeutin was zu sagen oder du sagst es ihr mit natürlich teilweise unbekannter Konsequenz.
Ich glaube, ich werde einfach nochmal genau nachfragen, was mit diesem therapeutischen Handeln bezweckt wird und zugleich deutlich machen, lieber zielgerichteter vorzugehen. Und wenn es dann immer noch so weitergeht, dass es mir zu vertraut anmutet, vorsichtig versuchen, das ausreichend diplomatisch anzusprechen.
:thumbsup:

Ich bin gespannt wie es weiter geht, wenn du denn berichten magst.

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stern
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Beitrag Do., 31.05.2018, 15:16

nun, Gefühle lassen sich nicht immer so leicht umstellen, so dass manche Abstand doch auch räumlich herstellen...

Ob sie beenden wird, kann niemand sagen... aber schau' mal: Es geht doch darum, eine ungute Entwicklung nicht herbeizubeschwören. Also es ist ja nicht so, dass du die Therapieebene verlassen willst... im Gegenteil. Nur fürchte ich, dass du dazu schon etwas deutlicher werden müsstest, wenn du nicht in Gefahr laufen willst, dass sie das falsch interpretiert. Sonst sieht sie sich vllt. noch mehr veranlasst, dass du lockerer wirst...
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Waldschratin
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Beitrag Do., 31.05.2018, 15:24

Rosenfeld hat geschrieben:Ich glaube, ich werde einfach nochmal genau nachfragen, was mit diesem therapeutischen Handeln bezweckt wird und zugleich deutlich machen, lieber zielgerichteter vorzugehen.
Find ich einen guten Anfang, lässt sich aber gut erweitern : Mal nicht so "faktisch-verkopft" zu analysieren, was deinen Sicherheiten dient oder nicht. Sondern gleich mal ihr mit zu sagen, was diese neue Nähe und Vertrautheit alles auslöst in dir an Bedenken und v.a. Ängsten. (Gefühlen!)
Und die musst du nicht von vorneherein "beherrschen" können oder gleich mal "eliminieren" zwischen euch. Die dürfen sein und sind sicher einer näheren Betrachtung für dich wert! :ja:

Das richtige Maß an Abgrenzung zu finden für dich - versteh ich, dass du da von vorneherein gerne die Konsequenzen abschätzen möchtest und es am liebsten in ner "feste Form" der Sicherheit haben möchtest.
Du klingst mir aber im Moment eher nach dem gewohnten, dir vertrauten Maß.
Und da seh ich, bei allen Bedenken, die du hast (und auch andere hier), schon auch ne Chance für dich. Mal dich auf "unbekanntes Terrain" zu wagen, Neues auszuprobieren - nur so kann "Weiterentwicklung" stattfinden.

Das gehört sich natürlich vorneweg gut und ausgiebig abgesprochen.
MMn auch weitaus mehr, als das deine Thera bisher machte.
Aber dafür springst ja DU grade drauf an, merkst deinen Wunsch nach Sicherheiten und verlässlichen Grenzen. Das an sich ist schon sehr wertvoll für dich!
Nimm das ernst und setz es ihr entgegen. :ja:

Zu deiner Angst, sie könnte die Therapie beenden : Das kann sie jederzeit auch aus anderen Gründen.
Z.B., wenn sie denkt, dass sie dir nicht weiterhelfen kann.

Also bleibt nur : Reden, reden, reden für dich. Dich "offenbaren".
So offen und deutlich und mit Fokus auf deine Gefühle, wie es dir nur möglich ist.

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Kaonashi
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Beitrag Do., 31.05.2018, 15:53

kaja hat geschrieben: Do., 31.05.2018, 12:23In meiner Therapie war durchaus auch mal Raum für ein Gesellschaftsspiel und der Therapeut ist nicht mit seinem Hintern am Sessel festgewachsen. Das hat mit z.B. Ergotherapie so gar nichts zu tun und war immer eingebettet in den therapeutischen Kontext. In einer VT nicht so unglaublich ungewöhnlich und gehört dazu.

Mir hat es z.B. sehr geholfen beim sprechen noch etwas anderes zu tun und so besser am Thema arbeiten zu können.
Ich glaube, mir würde das auch sehr helfen, um lockerer zu werden. Beim Spielen kann ich mich z.B. sehr gut und schnell entspannen. Dann wären anschließend viel bessere (entspanntere) Gespräche möglich.

Für mich persönlich würde ich das also gar nicht verkehrt finden, aber es ist sicher eine Typfrage.

Das Problem hier scheint ja mehr zu sein, dass die verstärkte Nähe, die bei so einem lockeren Umgang entsteht, Angst macht. Das sollte man ansprechen.

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stern
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Beitrag Do., 31.05.2018, 16:16

Plus:
Eigentlich sollte schon aus meinem Eröffnungsbeitrag deutlich geworden sein, dass die Sympathien groß genug sind um sie, wenn man sich unter ganz anderen Umständen begegnet wäre, als Beziehungspartner in Erwägung zu ziehen.
mit der Angst, dass sie wichtiger werden könnte als die Therapieziele... was nicht gänzlich unrealistisch sein dürfte, wenn sich das intensiviert.

Den Nutzen einer unglücklichen Verliebtheit und eventueller negativen Therapieeffekte schätze ich nicht sonderlich hoch ein. Daher tendiere ich dazu, dass das zu begrenzen ist, aber (FALLS das ein Thema ist *) Nähe (im therapeutischen Rahmen) trotzdem zugelassen werden kann, vgl. auch Waldschratin. Ist vermutlich eine Gratwanderung. Therapeut als potentieller Beziehungspartner = Tendenz des Verlassenes des therapeutischen Rahmens.

*) Dass man evtl. unentspannt ist, wenn man jemanden (mehr als) "sympathisch" findet und derjenige auch noch Therapeut ist, der eine "lockere" Atmosphäre herstellen, will, fände ich normal... also vllt. liegt das, was die Therapeutin als mangelnde Lockerheit sieht, auch vornehmlich daran (ohnehin schon vorhandenen Gefühlen für sie).
mein Problem ist nur wie oben geschildert, dass das eine Art von Nähe im Kontakt ist, mit der ich ganz persönlich nicht so gut umgehen kann. Nicht weil ich sie nicht mag, sondern gerade, weil sie mir sympathisch ist.
Liebe Grüße
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