Wieviel Vergesslichkeit ist normal? Thera dement?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Joa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1171

Wieviel Vergesslichkeit ist normal? Thera dement?

Beitrag Fr., 20.04.2018, 04:56

Hallo zusammen,

ich mache mir Sorgen, dass meine Therapeutin dement wird und möchte gerne wissen, wieviel Vergesslichkeit bei einem Therapeuten noch normal ist. Es ist meine erste Therapie und schwer für mich abzuschätzen, was noch im grünen Bereich ist, schließlich haben Theras ja mehrere Klienten und müssen sich viel merken. Bei ihr dürften es momentan erst so 10-15 sein.

Bin seit Anfang des Jahres bei ihr, sie ist um die 70 Jahre alt und aufgrund eines Umzuges erst kürzlich zu einer Kollegin in die Praxis dazugestoßen.

Auslöser meiner Frage ist Folgendes: Sie hat schon immer mal (auch tw. nicht ganz unwesentliche) Details vergessen. Was mich aber noch nicht übermäßig alarmiert hat, Notizen macht sie sich ja nicht. Jetzt ist es so, dass ich vor mehreren Wochen wegen einer Terminänderung angefragt hatte. Wir haben ca. drei mal darüber gesprochen, als sie mir vor zwei Wochen sagte, der kommende Termin (also vorige Woche) sei noch wie immer, aber diese Woche würde der Termintausch stattfinden.

Folglich bin ich letzte Woche noch zur alten Zeit hin. Sie war komplett überrascht mich zu sehen, hatte einen anderen Herren erwartet. Sie musste erstmal ihren Terminplan durchschauen und versuchte zu verstehen, was sie da durcheinandergebracht hatte. Sagte, sie wäre nicht gut bei solchen Dingen.
War ihr peinlich und sie wusste nicht, ob der Herr eventuell auch noch auftauchen würde. Der kam dann nicht.

Wir haben dann festgehalten, dass der Tausch definitiv ab dieser Woche stattfindet.
Tja, bin dann natürlich nicht mehr zu meinem alten Termin erschienen, sondern habe mich auf Freitag eingestellt. Bekomme dann abends eine SMS, was denn los sei - ich hätte Termin gehabt. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Habe ihr geantwortet, dass wir das anders vereinbart hatten und meine Stunde erst am Freitag wäre...

Sie antwortete kurz später, entschuldigte sich und bot mir einen Ersatztermin an. So, im ersten Moment dachte ich (wie schon letzte Stunde) an Demenz. War für mich ziemlich klar. Je mehr ich aber darüber nachdenke, desto unsicherer werde ich, eben weil ich ja nicht die einzige Klientin bin. Aber.... hätte sie sich nicht zumindest an ihre Verwirrung bezüglich letzter Woche erinnern sollen, spätestens, nachdem ich nicht aufgetaucht bin?

Uff... Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger weiß ich noch, ob sowas denn mal passieren kann oder ob das höchst alarmierend ist... Fürchte nämlich schon, dass da Defizite einsetzen bei ihr.

Wäre dankbar für eure Meinungen!

LG Joa

Werbung

Benutzeravatar

RoboCat
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 80
Beiträge: 551

Beitrag Fr., 20.04.2018, 08:57

Hi,
okay, du hast nach Meinungen gefragt, darum hier meine: Ich würde woanders Therapie machen. Für mich ist es so, ich bin in der Lage vieles zu verzeihen, aber von einem Therapeuten erwarte ich mir, dass er/sie ein Gedächtnis hat wie ein Elefant. Für mich war und ist das ganz wichtig für den Vertrauensaufbau, weil ich mir nur so ernst genommen fühle.

Notizen machen finde ich da als Ergänzung echt hilfreich, schade dass deine sich keine macht.

Also was ich tun würde: Offen das Problem ansprechen, denn es ist ganz augenscheinlich eines für dich. Frage doch auch ruhig, warum sie sich keine Notizen macht. Rechne aber damit, dass sie doof drauf reagiert "in dem Alter", da lässt man sich nicht gerne von irgendwelchen Küken belehren. Für dich wird ein Schuh draus, denn du hast deine berechtigten Ansprüche, die sie dann eben nicht erfüllen kann. "Ich bin ja nicht die einzige Klientin", das mag sein, aber du hast einen professionellen Umgang verdient, den sie, vielleicht altersbedingt, dir nicht (mehr) bieten kann.

So wie es jetzt läuft sollte es nicht weiter gehen, da verschwendest du auch deine Zeit. Denke mal das mit den verschluderten Terminen zieht sich ja auch sonst durch die Therapie. Nee, also das ätzt mich schon aus der Ferne betrachtet komplett an. Wäre da echt extrem genervt...
:axt:

Benutzeravatar

~~~
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 26
Beiträge: 1670

Beitrag Fr., 20.04.2018, 16:52

Joa hat geschrieben: Fr., 20.04.2018, 04:56 Wäre dankbar für eure Meinungen!

Also das mit den Terminen ist so eine Sache, dass könnte ich persönlich nur tolererieren, wenn das sehr, sehr selten vorkommt. Also wenn ab jetzt alles für mehr als 8 Monate perfekt laufen würde oder so. Also jeder hat da wohl so vom Gefühl her einen andere Toleranzgrenze.... aber ich brauche das Verlässlichkeit und wenn sie da ständig so verpeilt ist, komme ich damit nicht klar. Ich hatte eine eher junge Therapeutin, die auch ziemlich verpeilt war, deshalb weiß ich genau wo meine Toleranzgrenz liegt. :-D

Ansonsten kommt es halt darauf an, ob sie mir in den Therapiestunden wirklich weiter helfen kann. Ich meine im Alter lässt einfach auch die Intelligenz nach... dafür hat man natürlich sehr viel Erfahrung, aber wenn man halt so eine Altersschusseligkeit an den Tag legt, ist halt die Frag in wie weit mir dann die Therapie was bringt, wenn sie so verpeilt ist.
Ob es jetzt Demenz ist oder nicht. Aber in dem Alter ist Vergesslichkeit auch normal...

Letztendlich immer so eine Art Kosten-Nutzenanalyse...
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf


Fighter1993
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 27
Beiträge: 433

Beitrag Fr., 20.04.2018, 22:17

Puh, das wäre nix für mich. Gerade wie du selbst ja schreibst, nach der ersten Verwirrung mit dem augenscheinlich doppelt vergeben Termin, sollte doch dann nach einer klaren Abmachung - die es gab so wie ich das jetzt verstanden habe - laufen. Also ich hätte an deiner Stelle auch erwartet, dass sie sich direkt im Kalender einträgt, wann dein nächster Termin ist. Bei mir würde da jetzt jede Woche die Angst mitschwingen, mit einem andren Klienten gemeinsam vor der Tür zustehen, weil wieder Doppelbelegung oder so. Ne, das wäre nix für mich. Ich brauche das Verlässlichkeit. Ich wäre da weg, die organisation meiner Therapeutin sollte funktionieren, das ist mir durchaus wichtig.
Ich habe einen festen Termin(und auch da hock ich jede Woche im Zug und bin verunsichert ob ich zur richtigen Zeit bin, obwohls echt immer Freitags 9Uhr ist....) bei meiner Therapeutin und gerade heute haben wir geschaut, was in den nächsten 6 Wochen terminlich bei ihr und mit ansteht, welcher Termin verschoben werden muss oder gar ausfällt. Und da hat sie sich direkt Notizen gemacht, wann sie mir bezüglich eines Ersatztermines Rückmeldung geben kann. Das wäre nächste Woche, also da will sie mir Bescheid geben. Ich bin gespannt. Aber generell ist meine nicht wirklich vergesslich, sie notiert sich viel und kann sich an vieles erinnern.
Kämpferin Glückskind Wunderfinder

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Joa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1171

Beitrag Sa., 21.04.2018, 08:08

Hallo ihr drei,

vielen lieben Dank für eure Antworten.

Ja, ich kann den Standpunkt verstehen, wenn ihr sagt, dass das nix für euch wäre. Ich habe hald sonst keine Therapieerfahrung, also keine Vergleichsmöglichkeit. Davon abgesehen bin ich jemand, der recht viel Toleranz besitzt, wenn es um Fehler und Versehen geht und es gibt Einiges, was für sie spricht.

Richtig, eine Kosten-Nutzen-Abwägung.... Es läuft momentan unter Kurzzeittherapie, d.h ich muss mich derzeit nicht auf einen zu langen Zeitraum festlegen. Ich werde es mir noch eine Weile anschauen, sehen, wieviel es bringt und ob es noch mehr Zeichen für Demenz gibt.

Denn das, auch wenn es nicht "vernünftig" ist, war der Hauptgrund für meine Frage. Dass ich mir Sorgen mache, es geht mir gerade weniger um mich, sondern vielmehr um die menschliche Seite - ein Mensch, der vielleicht langsam dement wird und eventuell schon eine gewisse Ahnung hat. Jemand, der möglicherweise sehr darunter leidet, es aber noch verdrängt. Sie wirkt irgendwie so bedrückt auf mich. Keine Ahnung, kann ja 1000 Gründe haben. Oder das ist hald einfach die Folge eines langen Lebens. Aber dann gibt es auch wieder eine ganz andere, sehr positive Seite an ihr.

Nein, darüber sollte ich mir keine Gedanke machen, sondern an mich selbst denken. Klar.... Wenn es zu krass wird, muss ich auch irgendwelche Konsequenzen ziehen. Aber bis dahin werde ich vermutlich noch einige Zeit schwanken. Eben darauf zielte meine Frage in erster Linie ab, weil ich's nicht mehr recht sagen kann - ob es denn grundsätzlich überhaupt möglich ist, dass jemand bzw. ein Therapeut mit mehreren Klienten derart mit Terminen durcheinander kommt, ohne dass Demenz im Spiel ist....

Ich kann nicht nur an mich denken, wenn da womöglich ein menschliches Drama vor meinen Augen abläuft. Ihr gegenüber kann und werde ich es keinesfalls ansprechen, denn sollte sie wirklich krank sein, würde das glaube ich keinen Sinn machen. Sollte es zu auffällig werden, spiele ich eher mit dem Gedanken, mich mit ihrer Praxiskollegin in Verbindung zu setzen. Die beiden scheinen ein sehr gutes Verhältnis zu haben.

LG Joa


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 4971

Beitrag Sa., 21.04.2018, 08:44

Hallo Joa,

es muss ja nicht gleich Demenz sein. Dass man mit 70 Jahren Dinge vergisst, das Arbeitsgedächtnis nicht mehr so dolle funktioniert, ... ist ein Stück weit auch normal. Der kognitive Verfall beginnt bereits um die 40 Jahre.

Wenn ich Du wäre, dann würde ich erst mal abwarten, wie es sich weiter entwickelt. Sie sagt ja selbst von sich, dass sie in solchen Organisationsdingen nicht gut ist. Vielleicht liegt darin einfach ihre schwäche, so wie meine Ex-Therapeutin ein Problem damit hat, sich Namen zu merken, auch am Ende der Therapie noch.
Meiner Thera sind auch Doppelbelegungsfehlerunterlaufen. Weniger weil sie dement ist, sondern eher weil sie enormen Stress hat. Vielleicht gibt es ja auch bei Deiner Therapeutin Gründe dafür, warum sie solche Dinge grad nicht so gut hinkriegt.

Was ich mich noch frage: 70 Jahre alt, noch nicht in Rente und weiterhin Kassentherapeutin?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Joa
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
anderes/other, 80
Beiträge: 1171

Beitrag Sa., 21.04.2018, 21:23

Hi Jenny Doe,

auch dir danke für die Antwort. Dein Beitrag macht mir gerade Hoffnung, dass es eben nicht gleich krankheitsbedingt sein muss. Hoffe es wirklich sehr. Ja, werde erstmal abwarten und sehen, wie es sich weiterentwickelt.

Wegen dem Alter - ja, genau so ist es. Weiß nicht wie das ist, ob es eine Altersbeschränkung gibt von Kassenseite. Sie ist ansonsten komplett wach, abgesehen von oben erwähntem. Mich interessiert es aber auch und ich werde sie mal fragen, warum sie noch arbeitet.

Dank dir Jenny, lg Joa :->

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag