Therapeut macht 5 Wochen Pause

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Prinzessin27
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Therapeut macht 5 Wochen Pause

Beitrag Sa., 22.07.2017, 09:58

Hallo,

mein Therapeut geht 5 Wochen in Urlaub. Für mich klingt das sooooo...... laaaaaaaaannnnng....

Ich dachte vielleicht geht es euch auch so, dass eure Therapeuten in der Ferienzeit weg sind und man sich hier vielleicht austauschen kann was das mit einem macht, wie man die Zeit füllt und damit umgeht?

Ich bin da sehr schwankend. Einerseits denke ich mir: "Toll, ich werde sooooo viel Zeit haben!" Ich sehe ihn normalerweise dreimal die Woche und mit 40 Stunden-Woche plus Hobbies, Freunde und Sport ist mein Leben echt voll. Einerseits finde ich die Pause gut - andererseits löst das ganz viel in mir aus.
Ich habe Angst vor der Zeit, denke er könnte mich vergessen oder dass danach alles anders sein wird. Es ist nicht so, dass ich befürchte nicht alleine klar zu kommen - aber ich fühle mich irgendwie total allein gelassen und irgendwie auch "verarscht". Es hat so lange gedauert bis ich ihm vertrauen konnte und ich mich an ihn gewöhnt habe - auch an die therapeutische Nähe, die mir zu Beginn Angst machte. Nun, ist es soweit, dass ich ihm vertraue und mich gut und aufgehoben fühle und jetzt geht er einfach 5 Wochen weg. Es kommt mir "gefühlt" so vor als wäre es ein halbes Jahr oder so. :-((

Die Gefühle wechseln ständig und überkommen mich immer ganz plötzlich. Schwierig gerade. Nächste Woche sehe ich ihn noch, aber irgendwie habe ich mich schon "vorab" innerlich distanziert und weiß gar nicht, ob wir so nochmal drei Stunden arbeiten können?

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 10:45

Also, das ist ganz normal, was Du empfindest. Das geht den meisten so. Am Anfang vergeht die Zeit ganz langsam und dann fängst Du an Dich dran zu gewöhnen und plötzlich ist es schon wieder vorbei und Du denkst Dir, soooo schlimm war es ja gar nicht.

Es gibt unter "Vertrauliches" ein Thema dazu, dahat nur sehr lange schon niemand mehr geschrieben, es heisst "mein Thera ist in Urlaub" - kann sein, dass Dein Thema dahin verschoben wird. Da kannst Du Dich ja mal durchlesen. Wirst sehen, Du bist damit nicht allein.
LG, CrazyChild

***stay strong***

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Lia.
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 12:41

HAllo,
bei mir ist es Momentan ähnlich. Meine Thera war 3 Wochen nicht da. Montag geht es wieder los. Ich sehe sie nur 2 statt 3 mal Wöchentlich. Also bei mir ist es so, das ich ihr im Urlaub Mails schicken kann. Sie guckt zwar nicht täglich aber immerhin und antwortet dann auch ganz kurz. Ich habe das Angebot dankend angenommen.

Wie ist das denn bei euch geregelt? Ansonsten schreib deinem thera doch auch ( kann ja auch auf einem Blatt papier sein was du dann aber für dich behälst ) Mir hilft sowas immer

Gruß, Lia
Es gibt nichts schlechtes das nicht auch für irgendwas gut ist

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Prinzessin27
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 13:46

Hallo CrazyChild, hallo Lia,

danke für eure Antworten. Hast du ihr in der Zwischenzeit geschrieben Lia?
Nein, das Angebot gibt es bei mir nicht. Glaube eher, dass er eher konservativ in so Dingen ist - auf seiner Homepage steht noch nicht mal eine E-Mailadresse. Wenn was ist, rufe ich an und er zurück. Bei uns gibt es normalerweise in Urlaubszeiten keinen Kontakt (und zwischen den Stunden auch nicht - außer mit ging es schlecht und ich rief an wegen einer Zusatzstunde).

Wir haben schon 4-5 Mal über die Pause gesprochen und über die Gefühle, die das in mir auslöst. Irgendwie komme ich mir da so kindlich und anhänglich vor - obwohl ich eigentlich sehr selbstständig bin. Aber so richtig deutlich habe ich das noch nicht formuliert als ich bei ihm war.

CrazyChild: Das Thema unter "Vertrauliches" kann ich nicht lesen. Irgendwie habe ich auf den Forumsbereich wohl keinen Zugriff.

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saffiatou
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 13:47

Klar, ist das anfangs schwer, von so einer intensiven Therapie ins "Nichts" zu fallen, aber vielleicht kannst Du Dir klarmashchen, daß auch er mal eine Auszeit braucht und dann wieder frisch und erholt da ist und wieder gut mit Dir weiterarbeiten kann.

Ich konnt meinem Thera oft ansehen, daß er Urlaubsreif war und ich habe ihm das von Herzen gegönnt, mal etwas "Schönes " machen zu können und nicht immer nur meine belastenden Geschichten anhören zumüssen.


Außerdem wird auch Dir das guttun, Du kannst intensiv an den Dingen arbeiten, die Ihr bisher erreicht habt, kannst etwas überlegen, was Du ansprechen willst etc.


Alles Gute,
Saffia
never know better than the natives. Kofi Annan

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Lia.
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 13:56

Ja ich habe ihr geschrieben. Weil ich vor einer Woche wieder in einem heftigen Tief war und einige Wochen davor unfreiwillig auf der Akutstation.
Die ganze letzte Woche hatten wir aber keinen Kontakt mehr und das war auch absolut ok.

5 Wochen finde ich auch schon echt ne lange Zeit. Meine thera macht immer höhstens 4 oder 3.

Gruß, Lia
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Sehr
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 13:59

Therapeuten brauchen auch mal Urlaub fürs Gehirn. Du packst das schon.
[wegzudenken, mehr nicht]

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Prinzessin27
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 18:50

Darum geht es ja auch nicht - natürlich braucht er auch mal Urlaub. Und er darf auch Urlaub machen und eine gute Zeit haben, Erholung usw. Nur ist es eben schwierig für mich, da es eine so lange Zeit ist. Ich merke, dass mir die Therapie was bringt und ich Fortschritte mache.
Ich weiß auch, dass ich es schaffen werde die Zeit zu überstehen - nur macht es eben etwas mit mir. Das zu erkennen und zu formulieren, finde ich auch wichtig und einen guten Schritt. Die ganzen Ängste sind trotzdem da.

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sandrin
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Beitrag Sa., 22.07.2017, 18:52

Bei mir sind es auch 5 Wochen.
Aber ich sehe das inzwischen konstruktiver, wie hier schon angedeutet wurde. Diese Pause ist auch eine Chance, mal Abstand zu gewinnen, zu schauen, wie man im Alltag so klarkommt und sich bewusst zu machen, dass das Leben eigentlich ja ohne Therapie laufen sollte. Wo es konkret noch hakt, merkt man ja gerade in solchen Pausen. Nach der Pause kann man dann verstärkt dran arbeiten mit dem Ziel, immer selbstständiger zu werden.

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Prinzessin27
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Beitrag Mo., 24.07.2017, 15:26

sandrin hat geschrieben: Sa., 22.07.2017, 18:52 Aber ich sehe das inzwischen konstruktiver, wie hier schon angedeutet wurde. Diese Pause ist auch eine Chance, mal Abstand zu gewinnen, zu schauen, wie man im Alltag so klarkommt und sich bewusst zu machen, dass das Leben eigentlich ja ohne Therapie laufen sollte.
Das stimmt! Das ist wirklich eine Chance. Für mich ist es nur das "erste" Mal quasi, dass es so eine lange Pause gibt. Wir haben gefühlt gerade erst durchgestartet und ich habe das Vertrauen und die Nähe gerade erst zulassen können. Daher fällt es mir umso schwerer, jetzt einen emotionalen Cut zu haben

Gab es bei dir auch "Pausen" in denen es dir schwerer fiel?

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sandrin
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Beitrag Di., 25.07.2017, 04:52

Ja, die gab es. Gerade, wenn man, wie du es sagst, gerade in einer guten Therapiephase war. Da waren die Stunden auch sowas wie mein Halt.
Es ist auch ganz in Ordnung dass man sich so fühlt. Mit hat es geholfen, im Laufe der Zeit zu erkennen, dass eine Therapie guttun darf, sie aber gleichzeitig ja eine Behandlung ist, die sich im Grunde überflüssig machen soll.
Und ich bin froh, wenn ich einen guten Kontakt zu meiner Therapeutin habe, weiß aber auch, dass eine allzu enge emotionale Bindung (für mich) nicht angebracht ist, weil es sich um eine Art Arzt-Patient-Beziehung handelt, das sowieso irgendwann zu Ende ist. Insofern investiere ich inzwischen lieber in die Beziehung zu mir selbst :-)

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Prinzessin27
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Beitrag Di., 25.07.2017, 16:47

Da hast du recht. Es ist und bleibt eine Arzt-Patienten-Beziehung. Aber eine die sehr intensiv ist. Ich fühle mich ihm schon sehr nahe und er ist mir sehr wichtig geworden. Deshalb trifft mich diese erste Pause auch so sehr - es ist so als würde er mich "verlassen" und nie mehr wiederkommen. Was ja aber quatsch ist. Mein Kopf sagt mir, dass er wieder kommt, aber die ganzen Gefühle habe ich trotzdem.
Wir haben jetzt den ganzen Juli darüber gesprochen. Das "Verlassen-Werden" ist echt ein Problem für mich. Es ist jedes Mal gut, wenn wir darüber gesprochen haben, trotzdem geht das Gefühl nicht ganz weg.
Ich schätze da muss ich durch....aber wenn Vertrauensaufbauch schon gefühlte 100 Stunden dauert, dann gerade da ist und dann unterbrochen wird....hm...irgendwie ist es nicht einfach für mich

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sandrin
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Beitrag Di., 25.07.2017, 18:33

Ich glaube, es ist immer auch sinnvoll, die Gefühle richtig einzuordnen. Es sind eigentlich Gefühle, die zu anderen Situationen gehören. So, wie du dich jetzt fühlst, hast du dich vermutlich in deinem Leben immer wieder gefühlt. Das ist völlig in Ordnung und normal, dass das jetzt auftaucht. Mir hat das aber unglaublich weitergeholfen, mir klar zu machen, dass die Gefühle sich nicht unbedingt auf die konkrete Situation beziehen, sondern einen anderen Hintergrund haben.

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 26.07.2017, 01:04

Von meiner 1. Thera bekam ich zu Ihren Urlauben (die dauerten auch 4 Wochen)
einen kleinen Edelstein geschenkt. Sie hat diese mit Ihrer Energie aufgeladen,
so konnte ich Sie "spüren", ich habe in diesen Wochen auch jeden Tag etwas dazu geschrieben,
was ich ihr gerne gesagt hätte, und nach dem Urlaub haben wir das zuammen angeschaut-
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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Strandkind
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Beitrag Mi., 26.07.2017, 09:58

Mein Thera hat jetzt ja auch (zum glück nur!) 3 Wochen Urlaub und mir fällt es auch echt schwer. Dabei ärgert mich das total, dass es mir so schwer fällt, weil ich von Anfang an gedacht habe "ich will solche Gefühle nicht in der Therapie" - ich will nicht vermissen, mich verlassen fühlen. Ich will nicht, dass er mir wichtig ist.

Tja, nun ist der 1. Urlaub da und genau die Gefühle haben sich eingestellt.

Ich schreibe viele Dinge auf, einiges werde ich ihm dann vielleicht nach dem Urlaub vorlesen.
Tu, wo du bist, was du kannst, mit dem, was du hast

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