Aber wer eine (sexuelle) Beziehung mit einer Frau eingeht, riskiert eben, sich eine Verantwortung für ein Kind aufzuladen.
Und das sehe ich als möglichen Ausdruck einer Bindungsangst, eben die Angst vor Verantwortung, die ein Bindung mit sich bringen würden. Und wenn ein Kind da ist hat man eben stärkere Verantwortung, die eine solche Angst meines Erachtens zu reaktivieren vermag. Ebenso soll es Menschen geben, die aus Bindungsängsten heraus kurz vor oder kurz nach der Ehe (die stärker werdende) Bindung wieder auflösen.
Du meinst also, Bindungsangst hat sehr verschiedene Ursachen?
Vorweg: Ich meine (ebenfalls?) mehr oder weniger latente Bindungsängste zu haben... deswegen beschäftigte ich mich mal mit dem Thema. Mit das beste Buch, was mir dazu in die Finger kam, ist folgendes:
Nah und doch so fern - Beziehungsangst und ihre Folgen. Und ja, ich meine durchaus, dass Bindungsängste verschiedene Ursachen haben können... in jedem Fall aber hat Bindungsangst verschiedene Facetten: Eine nennst du ja bereits:
Abstriche wären für mich kein Problem, wenn ich im voraus wüsste, wie weit diese gehen, und ob ich mich dagegen zur Wehr setzen kann.
Das erscheint mir recht stimmig: Wer Angst hat (vielleicht wie ein nice guy), dass er sich nicht gut durchsetzen kann, meidet vielleicht Bindungen. (Vielleicht weil damit etwas wie Selbstaufgabe assoziert wird - die eben aus nicht so ausgeprägtem Durchsetzungsvermögen resultiert).
Und genau deswegen ritt ich in den ersten Postings so sehr auf dem Begriff "nett" herum... denn mit "nett" hat das ja wenig zu tun (auch wenn das so wirkt), sondern eben mit einem weniger ausgeprägtem Durchsetzungsvermögen. Oder mit der Schwierigkeit Grenzen zu setzen (und mithin der Angst seine Integrität/Individualität o.ä. in einer Beziehung verlieren zu können). Daran arbeiten kann man aber nur, wenn man sich eingestehen kann, dass man hier Schwierigkeiten hat. Finde ich daher klasse, dass du dir Bindungsängste eingestehen kannst... denn so kannst du ggf. an deinem Durchsetzungvermögen arbeiten! Nicht hingegen derjenige, der (nur) die Frauen dafür verantwortlich macht, dass sie schuld sind, dass sie keine "netten Typen" lieben.
Was genau hinter den Bindungsängsten steckt, kann von Person zu Person unterschiedlich sein, vermute ich mal. Ich habe es für meinen Teil auch noch nicht sooo klar. Das gilt es jedenfalls herauszufinden. Ist aber nicht leicht, da das wohl auch teils unbewusst abläuft.
Und in dem Zusammenhang sehe ich (neuerdings) Bindungsangst und Verlustangst als zwei Seiten einer Medaille: Man vermeidet Bindung von vorneherein, um keinen Verlust zu erleben. Mit Verlust meine ich nicht nur Trennung, sondern das kann meines Erachtens auch Angst vor Anlehnung sein à la: Weil ich Angst habe, dass mich die Frau ablehnt, vermeide ich Bindung (unbewusst) von vorneherein (denn sonst würde die Ablehnung seitens der Frau mein ohnehin nicht so stark ausgeprägtes Selbstwertgefühl zu stark angreifen).
Oder: Man hat Angst vor Abhängigkeit in einer Beziehung (weil man abhängige Persönlichkeitszüge in sich trägt). Und man vermeidet deswegen eine Bindung (wie eine "nice" guy, der alles macht, um eine Frau nicht zu verlieren. Aber wie gesagt: Als "nett" finde ich das nicht... sondern als abhängige Wesenszüge).
Oder Angst vor Kontrollverlust (z.B. weil man eigene Bedürfnisse nicht wahren/durchsetzen kann): Daher geht man lieber eine reine Sexbeziehung oder flüchtige ein, weil man hier die Macht behält, die Beziehung jederzeit zu beenden (bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen).
Sicher können auch frühere (lebensgeschichtliche) Erfahrungen bei Bindungsproblemen hineinspielen (z.B. Eltern als Vorbild oder auch nicht... oder frühere Beziehungen, die nicht so optimal verliefen). Ich denke, mit Bindungsschwierigkeiten gehen auch Nähe-Distanz-Schwierigkeiten einher (was schon wieder ein eigenes Thema wert wäre). In dem Buch sind auch verschiedene "Distanzierungsstrategien" beschrieben, die eine Bindung verhindern können (die z.B. aus der Schwierigkeit Grenzen zu setzen resultieren können).
Oder: Narzisstische Bindungsschwierigkeiten, wenn das eigene Selbstwertgefühl an die Vorstellung gekoppelt ist, dass man der perfekte Partner ist. Menschen mit narzisstischen Neigungen nehmen Abweichungen von Wunschvorstellungen zum Anlaß, potentielle Partner vorschnell abzuweisen, statt vernünftige Maßstäbe anzulegen - wie es in dem Buch heißt.
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