Ich versage immer und immer wieder!

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Hummell
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Ich versage immer und immer wieder!

Beitrag Di., 28.04.2009, 11:56

Hallo liebes Forum,
ich bin verzweifelt und verachte mich für meine Unfähigkeit, die mich schon mein ganzes Leben ausmacht.
Ich kriege einfach nichts hin. Noch NIE konnte ich mich durch eigene Arbeit selbst ernähren, auch meine Kinder hängen am Tropf der Unterhaltszahlungen ihres Vaters, von dem ich seit langem getrennt bin.
In der Schule früher war ich schlecht, blieb zweimal sitzen, als sich das in der Oberstufe zu wiederholen drohte, bin ich ausgestiegen, habe die Schule geschmissen. Schon damals sagte meine Mutter zu mir: du gibst immer auf, hast keinen Ehrgeiz. Ja, wirklich, ich habe immer alles ausgegeben. Jedes Hobby, jede Freundschaft, jeden Job, jedes Praktikum - sobald Schwierigkeiten auftreten (und die treten immer auf), ziehe ich mich zurück und gebe auf.
Und nun das: nach langem Hin und Her habe ich mich zu einem weiterbildenen Studium entschlossen. Ich war so lange nicht in meinem Beruf tätig, da konnte mir eine Auffrischung und Fortbildung nur gut tun.
Kurz danach fand ich sogar eine Arbeitsstelle. Ich habe mich total gefreut, war voller Glück darüber, endlich auch mal mein eigenes Geld verdienen zu können. Ich habe mich vorbereitet auf die Arbeit (mit Behinderten Kindern) und bin mit viel Enthusiasmus in die Arbeit gegangen. Leider hatte man mir im Vorstellungsverfahren Arbeitsmöglichkeiten zugesichert, die sich in der Praxis nicht annähernd wiederfanden, so daß ich eigentlich nur Pflegearbeit machen konnte. Das war mir zu wenig, weil ich ja im Studium Dinge gelernt hatte, die ich auch umsetzen möchte. Dazu kamen noch etliche andere Dinge, die mir die Arbeit schwer machten, und ich habe (mal wieder) gekündigt. Bevor man mir kündigt, denn zufrieden war man dort nicht mit mir.
Und so geht es, solange ich denken kann. Mein erster Job nach der Schule wurde mir nach 4 Monaten gekündigt. Ich war zu passiv. Als ich als Aupair in England war, habe ich drei mal die Familie gewechselt, da entweder ich oder die Familie nicht zueinander passten. Dann machte ich meine Ausbildung, an der ich vor allem im theoretischen Teil viel Freude hatte. Die Praxis lag mir nicht so sehr. Aber immerhin schloß ich die Ausbildung mit gutem Ergebnis ab. Dann wurde ich schwanger.
Ich hatte viele kleine Jobs, als meine Kinder noch klein waren. Aber ich blieb nie lange. Meist genügte ich den Anforderungen nicht, war zu langsam oder machte Fehler. Ich war damals nicht auf das Einkommen angewiesen, mein Mann verdiente genug für uns alle.
Als ich mich von ihm getrennt hatte (er hatte eine andere), lebte ich einige Zeit von Unterhaltszahlungen und einem Minijob, der mir wohl auch geblieben wäre, falls ich keinen Unfall gehabt hätte. Damals erlitt ich ein Hirntrauma, dass mich über ein Jahr aus der Bahn warf. Danach ging es langsam wieder aufwärts, ich lebte weider nur von Unterhalt und Kindergeld und ab und zu mal einem kleinen Nebenjob.
Ich heiratete wieder, und für mein Auskommen war gesorgt. Leider starb mein Mann fünf Jahre später, und ich stand wieder vor dem Nichts. Inzwischen sind meine Kinder größer, aber sie brauchen mich noch.
Durch meine erfolgreiche Weiterbildung hatte ich davon geträumt, endlich für mich und Kinder sorgen zu können, und nun habe ich schon wieder aufgegeben.
Was ist bloß los mit mir? Ich habe immer Angst, es nicht zu schaffen.Und genau DAS tritt dann auch ein.

Ich würde mich freuen, wenn mir hier jemand antwortet. Denn so richtig erzählen kann ich das noch nicht mal meinen Kindern und Freunden. Die glauben alle, dass ich einen Job habe. Ich erzähle da immer Märchen.
LG
Hummell

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Träumer
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 18:35

Hallo,

ich kann Dir leider keinen Rat geben, da ich selber ein Versager bin (nun gut eine Arbeitsstelle habe ich nun nach Umzug, aber sonst auch nichts)

Wollt Dir nur Glück wünschen..

Evtl. kann ja jemand anders weiterhelfen.

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Eve...
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Beitrag Mi., 29.04.2009, 20:58

Hallo!

Das durchdringende Gefühl, noch nichts geleistet zu haben, kenne ich auch. Egal, ob dieses Gefühl realistisch ist oder nicht: Es ist wahrhaftig nicht einfach, von dieser "Basis" aus neu durchzustarten - und dennoch wird Dir kaum etwas anderes übrig bleiben.

Dazu kann ich Dir nur dringend empfehlen - ob Du es tust, entscheidest Du allerdings selbst -
Ich erzähle da immer Märchen
das als erstes zu ändern.

Was hältst Du davon, reinen Tisch zu machen und Deinen Freunden und Kindern die Wahrheit zu sagen? Denn zu Deiner ganzen Misere musst Du derzeit noch ständig schauspielern - schreckliche Kraftanstrengung. Steck diese Kraft lieber in eine Beratung, zu der Du gehst (Familienberatung, Caritas). Falls Du da hingehst: Sag auch dort ehrlich, was bei Dir los ist. Ehrlichkeit wird Dir eine große Erleichterung geben; höchst wahrscheinlich, dass Dich niemand verurteilen wird. Es kostet Mut, so aufrichtig zu sein, und fast immer wird dieser honoriert.

Und dann lass Dir von der Beratungsstelle helfen, sie werden Dir dort schätzungsweise Hilfe zur Selbsthilfe anbieten.

Eve

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Hummell
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Beitrag Do., 30.04.2009, 09:38

Hallo,
danke für die Antworten!
Ich kann doch nicht allen sagen, daß ich sie die ganze Zeit belogen habe?! Dann verliere ich doch völlig mein Gesicht!
Und mein Selbstwert ist sowieso schon total unten, durch jedes neue Versagen am Arbeitsplatz geht das noch weiter runter. Ich bin immer nur am wieder hochkrabbeln, versuche alles, aber ich schaffe einfach nichts. Immer mache ich dumme Fehler und bin zu langsam oder zu begriffsstutzig oder sonstwas. Dabei bin ich nicht so dumm. Mein Studium habe ich mit 1,7 abgeschlossen. Ich habe auch meine Kinder ganz gut erzogen, glaube ich. Ich kann ein paar Sachen ganz gut. Aber irgendwas ist in mir, das mich dazu bringt, dass ich im Job jedesmal blockiere. Dicht mache. Irgendwie stemme ich mich gegen die Rolle, dass ich arbeiten gehen soll. Das wollte ich nie. Ich wollte immer Hausfrau und Mutter sein. Das war ich auch. Aber heute sind meine Kinder groß und mein Mann ist tot. Da ist nichts mehr. Außerdem brauche ich Geld, wenigstens ein 400 € Job müßte sein. Aber den möchte ich mal behalten können.
Was soll so eine Beratung bei der Caritas mir bringen? Arbeitsstellen finden ist ja nicht das Problem, aber behalten! Und nicht immer alles falsch machen. Mir selbst im Weg stehen. Es ist in meinem Kopf, das weiß ich. Aber was es genau ist, ich komme nicht darauf.
Lieben Gruß,
Hummell

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Eve...
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Beitrag Do., 30.04.2009, 11:09

Ich kann doch nicht allen sagen, daß ich sie die ganze Zeit belogen habe?! Dann verliere ich doch völlig mein Gesicht!
Das eben sehe ich ganz anders!

Als Beispiel: Süchtige müssen eines Tages bekennen - auch vor sich selbst -, dass sie süchtig SIND, und wenn sie vorher Stein und Bein gelogen haben?! Genau DANN beginnt der Heilungsprozess! Und Menschen, die ein wenig davon verstehen, werden Dich daraufhin nicht geringer achten, sondern eher mehr!

Meiner Meinung nach verlierst Du duchs Lügen VOR DIR SELBST das Gesicht - das ist schlimmer!!! DAS schadet Deiner Selbstachtung und macht Dich innerlich noch kleiner.
Schon der Entschluss zur Aufrichtigkeit lässt Dich ein Stück weiter aufrichten.

Ich will Dich nicht zu etwas überreden, zu dem Du nicht stehen kannst, aber reinen Tisch solltest Du dann wenigstens EINEM Menschen gegenüber machen, und wenn es ein Berater oder eine Beraterin ist. Das ist wirklich wichtig.

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Hummell
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Beitrag So., 03.05.2009, 17:33

Hallo Eve,
ich bin nicht süchtig. Und habe noch nie jemand geschadet durch meine Lügen. Ich schaffe das höchstens beim Berater, alles zu sagen. Der kennt mich ja nicht richtig.
Aber die Caritas in der Nähe bietet nur Suchtberatung und Familienberatung an. Mehr gibts hier nicht.
Das ist blöd, wenn man auf dem Dorf wohnt.
LG
Hummell

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Eve...
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Beitrag So., 03.05.2009, 18:32

Hallo Hummell!

Keine Sorge, ich hatte Dich schon verstanden, hab auch nicht gemeint, Du seist süchtig, nur
Als Beispiel:
angeführt.

Wenn Du Dich bei der Caritas, also der Familienberatung meldest, weil Du keine andere Anlaufstelle findest, müsstest Du dort ein Beratungsgespräch bekommen.
Und habe noch nie jemand geschadet durch meine Lügen
Du schadest Dir damit selbst.

Eve

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Hummell
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Beitrag Mi., 06.05.2009, 09:02

Hallo,
in drei Wochen habe ich einen Termin. Ich habe denen am Tel erzählt, worum es so geht.
Die Frau von der Caritas meinte, da wäre wohl eher eine psycho-therapeutische Therapie angebracht.
Vielleicht bin ich da nicht richtig. Sowieso, wer soll mir da helfen? Ich bin es doch selbst. Wenn ich immer bei den ersten Schwierigkeiten alles hinschmeiße, wird sich nichts ändern. Ich kann einfach nichts.
Auch wenn ich das dem Berater erzähle, was soll er tun? Ich kann mich nur selbst ändern, oder?
Das einfachste wäre, ich lasse alles wie es ist und lebe den Rest meines Lebens von Hartz4. Besser wäre natürlich, dazu zu gehören und mein eigenes Geld zu verdienen.
Das versuche ich immer wieder, nur gelingts nicht. Alle kriegen Jobs,und wenn es nur ein 400 € Job ist. Die behalten auch alle ihre Stellen, weil sie sich anpassen können. Das kann ich nicht. Immer weiß ich alles besser und lasse mir nichts sagen. Das ist das größte Problem. Ich habe immer das Gefühl, das man mich abwatschen will, wenn jemand mich korrigiert. Wahrscheinlich traue ich mir nichts zu, oder ich traue mir zu viel zu Manchmal denke ich, dass ich etwas gut gemacht habe und dann finden andere das aber gar nicht so gut. Dann bin ich geschockt und schäme mich, ziehe mich zurück, um Kummer aus dem Weg zu gehen. Ich kann es nicht ertragen, so als Versager dazustehen.
Ich belüge mich auch selbst, das weiß ich. Aber warum schadet mir das? Es tröstet mich ein bisschen und das brauche ich schon manchmal.
LG
Hummell

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Orchideee
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Beitrag Di., 26.04.2011, 07:26

Hallo,
mir gehts wie DIr.

Nur was mir an Deinem Beitrag auffält ist, dass Du vielleicht auch viel zu lange wartest, wenn Dir was suspekt ist es auch anzusprechen.

Du hast Dich für eine Position beworben die sich anhörte als bekämst DU gute AUfgaveb und warst dann doch nur der Hiwi. Warum hast Du nicht sofort Alarmm geschagen.
Ich denke , dass hängt viel mit der Selbsteinschätzung zusammen die ja bei Dir richtig lag.

Ich habe hier auch auch gestern einen Beitrag verfasst und wurde von allen beschossen, aber weiß genau dass ich mit meiner Meinung und Einschätzung richtig liege....

Also verlasse Dich auf Deine Gefühle und Einschätzungen und handle vielleicht das nächste mal früher.


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Beitrag Di., 26.04.2011, 08:25

Hallo Hummell

Hausfrau und Mutter ist dein Traum?
Vielleicht wäre eine fundierte Beratung in Richtung eines dir entsprechenden Berufes mal wirklich gut.
Der Ansatz mit der Caritas ist doch toll!

Hast du schon mal darüber nachgedacht, eine SOS Kinderdorf Mutter zu werden?
Dort könnte jemand wie du, der so viel Liebe in sich trägt, die sie weitergeben mag, genau richtig sein.
Ist nur so eine Idee

Und mal so: du hattest einen sehr sehr schweren Einschnitt in deinem Leben. Vielleicht musst du noch lernen, mit dir auch geduldiger zu sein?
Es wird einen Grund geben, warum du den anderen etwas erzählst, was nicht stimmt. Dem könntest du ja mal versuchen, auf den Grund zu gehen? Aber mit Geduld, mit dir! Setz dich doch nicht so unter Druck.

Rosenrot

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Ratlosigkeit
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Beitrag Fr., 29.04.2011, 08:05

Was stört Dich an der "Arbeit" im klassischen Sinn? Sind es die Strukturen (geregelte Abläufe, Hierarchien, Leistungsdruck)? Ist es die Interaktion mit anderen Menschen (Angst vor Nähe, vor Kritik)?
Du scheinst einfach nicht in das 0815-shema (selbstständig, berufstätig) zu passen. Die Frage ist, ob man das muss...
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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