Wie komme ich aus der Opferrolle?
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Wie komme ich aus der Opferrolle?
Hallo zusammen,
ich bin neu hier, also entschuldigt bitte, falls das Thema schonmal irgendwo so genau beleuchtet wurde. Ich habe auf die Schnelle jetzt nichts dergleichen gefunden.
Zunächst einmal ist mir dieses Thema wirklich peinlich und ich schäme mich schon wieder fast so sehr, dass ich noch nicht weiß, ob ich diesen Text wirklich absenden werde. Aber hier fällt es mir auf jeden Fall leichter, diese Gedanken zu teilen als im persönlichen Gespräch mit meinem Therapeuten.
Und zwar bemerke ich immer wieder, dass ich gerne in der Vergangenheit "rumwühle", schlechte Erfahrung erneut durchlebe, Dinge nicht abschließen kann und einfach mal Gut sein lassen kann. Ja, ich suhle mich regelrecht in meiner Opferhaltung und gebe mir insgeheim dennoch selbst die Schuld für meinen Zustand. Ich bin mir mein eigenes Opfer, sozusagen.
Habt ihr Ideen wie ich aus diesem Teufelskreis ausbrechen kann? Wie schaffe ich es, meine Opferhaltung abzulegen und endlich wirklich proaktiv eine Besserung meines Zustandes anzustreben? Wie schaffe ich es, mir nicht für alles die Schuld zu geben, ohne anderen für alles die Schuld zu geben und wieder in die Opferhaltung zu geraten?
Es fällt mir unglaublich schwer, meine Gedankengänge zu kontrollieren oder mich zum umdenken zu bringen. Meine Gedankenstrukturen sind so festgefahren, dass ich glaube, dass selbst mein Therapeut innerlich verzweifeln muss, weil wir gewisse Dinge bestimmt schon zum 100sten Mal so oder so ähnlich besprochen haben. Wenn ich versuche, meine Gedanken positiv umzuformulieren, komme ich mir vor wie eine Heuchlerin, weil ich mir selbst das überhaupt nicht abnehme.
Einerseits bedrückt es mich, dass es mir so schlecht geht und ich sehne eine Veränderung herbei und auf der anderen Seite versinke ich häufig in diesen schlechten Gefühlen und Gedanken und bemitleide mich selbst, weil es mir ja so schlecht geht. Und dann bemitleide ich mich, weil ich mich bemitleide und mir es dadurch noch schlechter geht usw.
Das Ganze blockiert meine Fähigkeit, wirklich eine Besserung herbeizuführen, weil ich mich einfach nicht aus dieser Opferrolle rausbewegt bekomme und nicht weiß, wie ich das anstellen soll. Jeder sagt, man muss sich aus der Opferrolle rausbewegen, aber WIE geht das? Was muss ich tun, um endlich diese Gedankengänge aufzubrechen?
Ich hoffe, mir kann irgendwer einige Tipps geben und ihr findet mich nicht jetzt schon total schräg.
Gedankenmeer
ich bin neu hier, also entschuldigt bitte, falls das Thema schonmal irgendwo so genau beleuchtet wurde. Ich habe auf die Schnelle jetzt nichts dergleichen gefunden.
Zunächst einmal ist mir dieses Thema wirklich peinlich und ich schäme mich schon wieder fast so sehr, dass ich noch nicht weiß, ob ich diesen Text wirklich absenden werde. Aber hier fällt es mir auf jeden Fall leichter, diese Gedanken zu teilen als im persönlichen Gespräch mit meinem Therapeuten.
Und zwar bemerke ich immer wieder, dass ich gerne in der Vergangenheit "rumwühle", schlechte Erfahrung erneut durchlebe, Dinge nicht abschließen kann und einfach mal Gut sein lassen kann. Ja, ich suhle mich regelrecht in meiner Opferhaltung und gebe mir insgeheim dennoch selbst die Schuld für meinen Zustand. Ich bin mir mein eigenes Opfer, sozusagen.
Habt ihr Ideen wie ich aus diesem Teufelskreis ausbrechen kann? Wie schaffe ich es, meine Opferhaltung abzulegen und endlich wirklich proaktiv eine Besserung meines Zustandes anzustreben? Wie schaffe ich es, mir nicht für alles die Schuld zu geben, ohne anderen für alles die Schuld zu geben und wieder in die Opferhaltung zu geraten?
Es fällt mir unglaublich schwer, meine Gedankengänge zu kontrollieren oder mich zum umdenken zu bringen. Meine Gedankenstrukturen sind so festgefahren, dass ich glaube, dass selbst mein Therapeut innerlich verzweifeln muss, weil wir gewisse Dinge bestimmt schon zum 100sten Mal so oder so ähnlich besprochen haben. Wenn ich versuche, meine Gedanken positiv umzuformulieren, komme ich mir vor wie eine Heuchlerin, weil ich mir selbst das überhaupt nicht abnehme.
Einerseits bedrückt es mich, dass es mir so schlecht geht und ich sehne eine Veränderung herbei und auf der anderen Seite versinke ich häufig in diesen schlechten Gefühlen und Gedanken und bemitleide mich selbst, weil es mir ja so schlecht geht. Und dann bemitleide ich mich, weil ich mich bemitleide und mir es dadurch noch schlechter geht usw.
Das Ganze blockiert meine Fähigkeit, wirklich eine Besserung herbeizuführen, weil ich mich einfach nicht aus dieser Opferrolle rausbewegt bekomme und nicht weiß, wie ich das anstellen soll. Jeder sagt, man muss sich aus der Opferrolle rausbewegen, aber WIE geht das? Was muss ich tun, um endlich diese Gedankengänge aufzubrechen?
Ich hoffe, mir kann irgendwer einige Tipps geben und ihr findet mich nicht jetzt schon total schräg.
Gedankenmeer
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Vielleicht geht es auch erst einmal darum zu akzeptieren, was einem passiert ist oder wo es einem schlecht geht, dies anzuerkennen? Ich kann das natürlich nicht beurteilen, weil ich Dich gar nicht kenne und möchte auch gar nichts falsch interpretieren.
Aber oft ist es zunächst wichtig zu lernen, sich selbst zu akzeptieren, sich selbst "zu mögen" mit allem, was vielleicht auch nicht so ist, wie man es sich idealerweise vorstellt (sich selbst "zu lieben" will ich gar nicht schreiben, weil das so ein starker Begriff ist).
Es gibt ja auch einen Grund/oder mehrere, warum Du in die Opferrolle kommst. Oder es ist der gewohnte eingeübte Weg. Da hilft am Besten: immer wieder üben einen anderen Weg zu denken.
Aber oft ist es zunächst wichtig zu lernen, sich selbst zu akzeptieren, sich selbst "zu mögen" mit allem, was vielleicht auch nicht so ist, wie man es sich idealerweise vorstellt (sich selbst "zu lieben" will ich gar nicht schreiben, weil das so ein starker Begriff ist).
Es gibt ja auch einen Grund/oder mehrere, warum Du in die Opferrolle kommst. Oder es ist der gewohnte eingeübte Weg. Da hilft am Besten: immer wieder üben einen anderen Weg zu denken.
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"schlechte Erfahrung erneut durchlebe, Dinge nicht abschließen kann und einfach mal Gut sein lassen kann."
Ich würde sagen das tut dein Hirn, eben weil es eine Lücke hat und es nicht zu Ende und in Reihenfolge gebracht werden kann.
Kannst du eine Situation beschreiben, über die du immer und immer wieder nachdenkst im Gedankenkreisel oder wie du es beschreiben würdest?
Ich würde sagen das tut dein Hirn, eben weil es eine Lücke hat und es nicht zu Ende und in Reihenfolge gebracht werden kann.
Kannst du eine Situation beschreiben, über die du immer und immer wieder nachdenkst im Gedankenkreisel oder wie du es beschreiben würdest?
..:..
Hallo Gedankenmeer,
doch es gibt da einen sehr "verwandten" Thread : viewtopic.php?t=46459&sid=a67b72ad3dd71 ... b09baf6a00
Ob der nun sehr hilfreich ist, weiß ich nicht, aber du kannst ihn ja durchstöbern. Auf jeden Fall scheint es deiner Problematik sehr zu entsprechen.
Ansonsten weiß ich nicht wie engmaschig du unter ärztlich psychologischer "Kontrolle" bist, aber ein Psychiater ggf. Medikamente UND deine Therapie könnten vielleicht im ersten Schritt helfen.
Viele Grüße
candle
doch es gibt da einen sehr "verwandten" Thread : viewtopic.php?t=46459&sid=a67b72ad3dd71 ... b09baf6a00
Ob der nun sehr hilfreich ist, weiß ich nicht, aber du kannst ihn ja durchstöbern. Auf jeden Fall scheint es deiner Problematik sehr zu entsprechen.
Ansonsten weiß ich nicht wie engmaschig du unter ärztlich psychologischer "Kontrolle" bist, aber ein Psychiater ggf. Medikamente UND deine Therapie könnten vielleicht im ersten Schritt helfen.
Viele Grüße
candle
Now I know how the bunny runs!
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Du hängst vielleicht emotional noch zu sehr in der Beziehung zum Täter fest. Solange du in der Opferhaltung bleibst, ist da die meist vergebliche Hoffnung, daß sich die Beziehung wieder herstellen läßt, daß der Täter seinen Mißbrauch erkennt und bereut, daß alles wieder gut wird. Die Schuld sich selbst zu geben kann ein verzweifelter Versuch sein, die schmerzhafte Realität, daß der Täter nicht wirklich am eigenen Wohlergehen interessiert ist, emotional nicht zuzulassen. Bei mir war Wut mit Angst verbunden, so daß ich Schwierigkeiten hatte mir diese Emotion zuzugestehen. Sobald die Gefühle in Fluß gekommen sich, hat sich auch die Abhängigkeit gelöst.
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vielleicht könnte es dir helfen wenn du zunächst mal an einzelne, konkrete Situationen rangehst.Gedankenmeer hat geschrieben: ↑Do., 10.08.2023, 20:41
Ich hoffe, mir kann irgendwer einige Tipps geben und ihr findet mich nicht jetzt schon total schräg.
Also weg von diesem "ich bin IMMER in der Opferrolle" und "ich kann NIE anders handeln".
Such dir eine leichtere Situation bzw. einen Menschen mit dem du dich anders verhältst. Plan das, auch mit dem Therapeuten genau. Überleg was du da tun kannst, was dir hilft, was klappt, was nicht.
Schau dir das auch hinterher möglichst wertfrei genau an. Wenn es nicht klappt dann versuch dich nicht dafür zu verurteilen, sondern versuch es nochmal. Oder übe eine andere Strategie.
Zum einen dauert sowas einfach, das bewältigt man nicht mit "ab jetzt ist das anders".
Das muss man in kleinen Schritten und oft üben und machen
Zum anderen kann das Vorgehen des Therapeuten für dich nicht passend sein. Schaut euch das an, es gibt da immer andere Möglichkeiten heranzugehen! Da musst du auch erst das für dich passende finden
Vielleicht hilft es, etwas zu ändern, wenn du dir die Vorteile deiner "Opferhaltung" bewusst machst?
Dahinter stehen vielleicht Bedürfnisse, die auch auf andere Weise erfüllt werden könnten.
Dahinter stehen vielleicht Bedürfnisse, die auch auf andere Weise erfüllt werden könnten.
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka
Franz Kafka
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Vielen Dank erstmal für die vielen Antworten und dass ihr euch meinem Problem angenommen habt.
Meistens gibt es einen Auslöser, der das Ganze ins Rollen bringt. Das kann einfach nur eine kleine Bemerkung von jemandem sein. Gestern hat z. B. mein Vorgesetzter mehr oder weniger scherzhaft gesagt, ich könne mir eine Scheibe von der forschen Art eines Mitarbeiters abschneiden. Er hat vor einigen Monaten im Mitarbeitergespräch angesprochen, dass ich zu unkommunikativ mit den anderen Kollegen bin und doch einfach mal ein "Pläuschen" halten soll (ich mache da ein Praktikum). Und durch diese Mini-Bemerkung ging es in meinem Kopf dann wieder los und ich grüble über all die anderen Situationen nach, in denen meine sozialen Schwierigkeiten mir bereits Probleme bereitet haben. Und dann mache ich mir selbst Vorwürfe, warum ich nicht einfach "normal" sein kann und rutsche wieder in diese kontraproduktive Opferhaltung. Vielleicht ist Opferhaltung auch nicht ganz das richtige Wort, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst bezeichnen soll. Würde ich die Bemerkung einfach so hinnehmen und mir ganz nüchtern sagen können: "Ja, da hat er wahrscheinlich recht" und abhaken, wäre mir auf jeden Fall schonmal geholfen. Aber so mische ich meine Gefühle ja immer wieder durch die negativen Erinnerungen auf und stürze mich in sie hinein, sodass kein normaler Umgang mit der kleinen Bemerkung möglich ist und auch keine Veränderung stattfindet, da ich so von diesen Gedanken und Gefühlen gelähmt bin.
Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
LG,
Gedankenmeer
Ja, ich denke, da hast du einen ziemlich guten Punkt getroffen. Mir fällt es schwer, meine Vergangenheit zu akzeptieren, weil da immer diese Selbstvorwürfe und Schuldgefühle mitschwingen und ich mir selbst da nicht vergeben kann, wenn man so ausdrücken möchte. Hast du einen Tipp wie ich nachsichtiger mit mir sein kann?Gespensterkind hat geschrieben: ↑Fr., 11.08.2023, 06:11 Vielleicht geht es auch erst einmal darum zu akzeptieren, was einem passiert ist oder wo es einem schlecht geht, dies anzuerkennen?
Auch hier vermutlich recht treffend beschrieben: Ich denke, es ist der gewohnte, eingeübte Weg, mich in diese Haltung zu begeben. Es ist eben schwer und anstrengend diese gewohnten Muster zu durchbrechen und aktiv zu werden. Aber genau das will ich ja endlich irgendwie hinbekommen. Ich werden auf jeden Fall noch einmal mehr darauf achten, meine automatischen Gedankengänge zu hinterfragen.Gespensterkind hat geschrieben: ↑Fr., 11.08.2023, 06:11 Es gibt ja auch einen Grund/oder mehrere, warum Du in die Opferrolle kommst. Oder es ist der gewohnte eingeübte Weg.
Das können ganz alte Erinnerungen aus meiner Jugend sein, aber auch noch recht frische. Meistens geht es in diesen Gedankenkreiseln mehr um mich als um die Situation an sich. Das merke ich jetzt, wo ich drüber nachdenke erst so richtig.Sinarellas hat geschrieben: ↑Fr., 11.08.2023, 08:15 Kannst du eine Situation beschreiben, über die du immer und immer wieder nachdenkst im Gedankenkreisel oder wie du es beschreiben würdest?
Meistens gibt es einen Auslöser, der das Ganze ins Rollen bringt. Das kann einfach nur eine kleine Bemerkung von jemandem sein. Gestern hat z. B. mein Vorgesetzter mehr oder weniger scherzhaft gesagt, ich könne mir eine Scheibe von der forschen Art eines Mitarbeiters abschneiden. Er hat vor einigen Monaten im Mitarbeitergespräch angesprochen, dass ich zu unkommunikativ mit den anderen Kollegen bin und doch einfach mal ein "Pläuschen" halten soll (ich mache da ein Praktikum). Und durch diese Mini-Bemerkung ging es in meinem Kopf dann wieder los und ich grüble über all die anderen Situationen nach, in denen meine sozialen Schwierigkeiten mir bereits Probleme bereitet haben. Und dann mache ich mir selbst Vorwürfe, warum ich nicht einfach "normal" sein kann und rutsche wieder in diese kontraproduktive Opferhaltung. Vielleicht ist Opferhaltung auch nicht ganz das richtige Wort, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst bezeichnen soll. Würde ich die Bemerkung einfach so hinnehmen und mir ganz nüchtern sagen können: "Ja, da hat er wahrscheinlich recht" und abhaken, wäre mir auf jeden Fall schonmal geholfen. Aber so mische ich meine Gefühle ja immer wieder durch die negativen Erinnerungen auf und stürze mich in sie hinein, sodass kein normaler Umgang mit der kleinen Bemerkung möglich ist und auch keine Veränderung stattfindet, da ich so von diesen Gedanken und Gefühlen gelähmt bin.
Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.
LG,
Gedankenmeer
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Hallo candle, danke für den Link, ich muss mich wohl noch etwas mit der Suchfunktion vertraut machen. Aber ich habe auf jeden Fall schon einmal reingelesen, muss es mir aber nochmal in Ruhe genauer durchlesen. Vielleicht schreibe ich dazu noch einmal etwas.
Zu der Frage nach der psychologischen Betreuung: Ich gehe seit zwei Jahren alle zwei Wochen zur kognitiven Verhaltenstherapie. Bin mit sozialer Phobie diagnostiziert. Über Medikamente haben wir nie gesprochen, ob das sinnvoll sein könnte, aber ich habe schon öfter mal drüber nachgedacht, da ich häufig so ängstlich und antriebslos bin, sodass ich meine "Hausaufgaben" nicht mache (also verschiedene Übungen durchführen). Sollte ich das Thema mal ansprechen und wenn ja wie?
Hallo Takli, das ist ein guter Gedanke, jedoch glaube ich, dass er auf mich nicht ganz zutrifft. Mit den Personen, die an meinen tiefsten Verletzungen in meiner Jugend beteiligt waren, habe ich m. E. schon lange abgeschlossen. Das "Problem" ist nur, dass ich auch mich selbst als "Täter", also als Schuldiger für diese Verletzungen ansehe. Es handelte sich dabei nämlich um Ablehnung meiner Person von mehreren bis dahin geglaubten Freunden. Und irgendwie hat mein Verhalten sie ja dazu gebracht, sich abzuwenden, oder? Auch wenn ich rational weiß, dass mein Verhalten eigentlich nicht schlimm war.
Danke für deine Idee. Das mit dem Absolutismus ist bei mir wirklich ein Problem. Ich werde mir auf jeden Fall mal nähere Gedanken zu deinem Vorschlag machen und das Ganze mal ausprobieren. Danke.chrysokoll hat geschrieben: ↑Fr., 11.08.2023, 10:02 vielleicht könnte es dir helfen wenn du zunächst mal an einzelne, konkrete Situationen rangehst.
Also weg von diesem "ich bin IMMER in der Opferrolle" und "ich kann NIE anders handeln".
Ich denke, das hat viel mit dem zu tun, was Gespensterkind geschrieben hatte: Die Opferhaltung ist halt irgendwie der bequeme und eingeübte Weg. Der Vorteil, den ich daraus ziehe, ist vermutlich, dass ich so die Verantwortung von mir schieben kann, nach dem Motto "Da kann ich nichts für, deshalb kann ich auch nichts ändern" und ich so eben nichts ändern muss. Dass das auf Dauer ungesund ist, da ich mit meiner momentanen Situation ja eigentlich nicht zufrieden bin, ist einleuchtend. Nur: Wie trete ich mir endlich in den Hintern? Weil dieses "Bedürfnis" scheint mir doch ein solches zu sein, welches man besser nicht auf andere Weise erfüllt.
LG,
Gedankenmeer
"Wie trete ich mir endlich in den Hintern?", fragst du. Du musst dir nicht in den Hintern treten, nur warten, bis der Leidensdruck gross genug ist.
Der Mensch tickt nun mal so, dass er freiwillig trotz Erkenntnisse nichts verändert/verändern will. Es braucht den Leidensdruck.
Und dann gibt es noch die Möglichkeit des Paradigmenwechsels, der besagt, es gibt keine Opfer und keine Täter. Nur, dahin, bis man dahin in seinem Geist kommt, hat man alle Wege des Opferseins durchschreiten müssen und durchschritten. Es gibt keine Abkürzung.
Der Mensch tickt nun mal so, dass er freiwillig trotz Erkenntnisse nichts verändert/verändern will. Es braucht den Leidensdruck.
Und dann gibt es noch die Möglichkeit des Paradigmenwechsels, der besagt, es gibt keine Opfer und keine Täter. Nur, dahin, bis man dahin in seinem Geist kommt, hat man alle Wege des Opferseins durchschreiten müssen und durchschritten. Es gibt keine Abkürzung.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling
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"Gestern hat z. B. mein Vorgesetzter mehr oder weniger scherzhaft gesagt, ich könne mir eine Scheibe von der forschen Art eines Mitarbeiters abschneiden."
Dir ist also die Meinung des Vorgesetzten sehr wichtig und nimmst du dir sehr zu Herzen, erst mal nicht schlimm und auch völlig normal. Jedoch wie es weiter geht, das wäre also der Knackpunkt.
Versuche umzudenken.
"Hm, okay so nimmt er mich wahr, was fange ich mit dieser Information an? Stimmt, er hat Recht, ich würde mir auch wünschen etwas mehr Initiative ergreifen zu können oder ... oder Hm, nö seh ich ganz anders, ich bin so und das ist meine Persönlichkeit".
Bei ersterem: Was kann ich tun, damit ich mehr dahin komme wo ich persönlich hinwill (will ich denn das wirklich oder will ich der Erwartung eines anderen entsprechen? Darüber nachdenken), bei zweiterem: Fell wachsen lassen. Schutzpanzer aufbauen, damit du nicht so verletzlich wirst (aus deiner Perspektive).
Ich würde prüfen: Was genau zeigt mir das grübeln und intensive Nachdenken über lapidare Äußerungen? Was will dir dein Gehirn denn damit sagen, dass es darum kreiselt? Hat ja einen Sinn, sonst wärs nicht so.
hast du eigentlich einen Gesprächspartner für solche Situationen?
Für mich klingt es so, als wärst du damit eher alleine - kann mich aber auch täuschen.
Dir ist also die Meinung des Vorgesetzten sehr wichtig und nimmst du dir sehr zu Herzen, erst mal nicht schlimm und auch völlig normal. Jedoch wie es weiter geht, das wäre also der Knackpunkt.
Versuche umzudenken.
"Hm, okay so nimmt er mich wahr, was fange ich mit dieser Information an? Stimmt, er hat Recht, ich würde mir auch wünschen etwas mehr Initiative ergreifen zu können oder ... oder Hm, nö seh ich ganz anders, ich bin so und das ist meine Persönlichkeit".
Bei ersterem: Was kann ich tun, damit ich mehr dahin komme wo ich persönlich hinwill (will ich denn das wirklich oder will ich der Erwartung eines anderen entsprechen? Darüber nachdenken), bei zweiterem: Fell wachsen lassen. Schutzpanzer aufbauen, damit du nicht so verletzlich wirst (aus deiner Perspektive).
Ich würde prüfen: Was genau zeigt mir das grübeln und intensive Nachdenken über lapidare Äußerungen? Was will dir dein Gehirn denn damit sagen, dass es darum kreiselt? Hat ja einen Sinn, sonst wärs nicht so.
hast du eigentlich einen Gesprächspartner für solche Situationen?
Für mich klingt es so, als wärst du damit eher alleine - kann mich aber auch täuschen.
..:..
Sie hätten auch anders reagieren können. Jeder macht mal Fehler. Sie hätten dich freundlich darauf ansprechen können und dir die Gelegenheit geben können dich zu erklären. Stattdessen haben sie sich offenbar von dir abgewendet und dich mit Mißachtung gestraft. Mir erscheint das unverhältnismäßig, wenn dein Verhalten eigentlich nicht schlimm war. Du bist nicht Schuld daran, daß sie sich so unfair verhalten haben.Gedankenmeer hat geschrieben: ↑Fr., 11.08.2023, 15:41 Das "Problem" ist nur, dass ich auch mich selbst als "Täter", also als Schuldiger für diese Verletzungen ansehe. Es handelte sich dabei nämlich um Ablehnung meiner Person von mehreren bis dahin geglaubten Freunden. Und irgendwie hat mein Verhalten sie ja dazu gebracht, sich abzuwenden, oder? Auch wenn ich rational weiß, dass mein Verhalten eigentlich nicht schlimm war.
hätte, wäre, könnte, sollte, müsste ... all diese Worte aus dem Wortschatz streichen.
"Jeder Mensch sucht nach Halt. Dabei liegt der einzige Halt im Loslassen." Hape Kerkeling
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In der Opferrolle zu verharren lenkt vom eigentlichen Problem ab - der Ohnmacht, die kaum bis gar nicht auszuhalten ist.
Eigentlich mag ich aber nicht mehr die Formulierung "in der Opferrolle zu verharren", denn das ist extrem abwertend für einen großen Schmerz und für mich eher das, was Menschen sagen, wenn sie keine Ahnung haben, wie ein Mensch in solch eine anscheinend auswegslose Situation geraten kann.
Eigentlich mag ich aber nicht mehr die Formulierung "in der Opferrolle zu verharren", denn das ist extrem abwertend für einen großen Schmerz und für mich eher das, was Menschen sagen, wenn sie keine Ahnung haben, wie ein Mensch in solch eine anscheinend auswegslose Situation geraten kann.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)
Ich glaube, dass das ganz ganz viel mit Selbstliebe zu tun hat. Wenn du dich selbst liebst, dann fühlt sich die Opferrolle nicht mehr richtig an, weil du dich nicht mehr zum Opfer machen lässt.
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