bewusste Selbstsabotage

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anarchiemaus
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bewusste Selbstsabotage

Beitrag Fr., 09.09.2022, 18:05

Ende 2019 habe ich angefangen, mich mit einer Rasierklinge selbst zu verletzen. Ich mache es bis heute, allerdings zum Glück nur sehr selten - vielleicht einmal alle drei Monate, weil ich zu viel Angst habe, dass meine Eltern es erneut sehen und sich wieder anfangen Sorgen zu machen.

Dafür aber habe ich andere Wege gefunden, um mich selbst zu zerstören; zum Beispiel esse ich manchmal mehrere Tage nichts, nehme meine Antidepressiva unregelmäßig oder auch mal tagelang gar nicht (dadurch werde ich z.B. sehr müde und antriebslos), bleibe viel zu lange wach an Schultagen, damit ich umso müder bin. Ich habe letztes Jahr geraucht, trinke Alkohol bis ich eine Vergiftung bekomme (ist mir zweimal passiert bis jetzt) und konsumiere mittlerweile auch Drogen - und ich bin bereit dafür, noch einen Schritt weiter zu gehen. Und das alles mache ich, gerade weil ich mich zerstören will; das ist und bleibt der einzige Grund, für all diese Taten.

Ein großes Problem habe ich auch mit zwischenmenschlichen Beziehungen, zum Beispiel mit meinen Freunden - ich "warte" praktisch auf Dinge, die ich gegen sie halten könnte, zum Beispiel einen Vertrauensbruch oder dass sie über mich lästern. Ich glaube nicht, dass sie es tun, aber in meinem Kopf besteht trotzdem diese Angst. Ich neige auch sehr zu Streitigkeiten, die teilweise nicht einmal gerechtfertigt sind. Einmal ging es so weit, dass ich völlig aus dem Nichts den Kontakt mit ihnen abbrechen wollte, mit der Begründung "das zwischen uns klappt einfach nicht mehr", obwohl nichts vorgefallen ist. Dabei habe ich nur ihnen die Schuld zugeschoben, obwohl bin ich das einzige Problem.

Ich bin ein Self-victimizer - und das gebe ich offen zu. Ich gebe anderen immer die Schuld und stelle mich selbst als Opfer da. Und ich verabscheue diese Art. Ich bin ein schrecklicher Mensch, eine tickende Zeitbombe, und ich frage mich, ob es nicht einfach besser wäre, dass ich aus den Leben meiner Freunde endlich verschwinde.

Mich plagen auch "suizidale" Gedanken, aber nicht etwa, weil ich sterben möchte. Ganz im Gegenteil, denn ich möchte überleben. Zwei Versuche hatte ich schon in die Wege geleitet. Einmal im März 2021, wodurch ich für 12 Wochen in die Psychiatrie für Jugendliche eingewiesen wurde (Diagnose: Soziale Phobie und mittelschwere Depression (???)) und März 2022, also dieses Jahr. Ich war danach nur kurz eine Krisenintervention, aber nach einem Tag war ich wieder zu Hause, wow.

Ich gehe immer sicher, dass ich die Opferrolle spiele, dass meine Mitmenschen mir deswegen verzeihen. Vor einigen Jahren war es so schlimm, dass ich mir gewünscht habe, dass mir schlimme Dinge passieren (wie bspw. der Tod einer nahestehenden Person), damit ich nach wie vor in das Bild des Opfers passe. Ich stelle schlimme Dinge, die ich einst tat, dar, als wäre ich das Opfer dabei gewesen. Zum Beispiel war ich ein sehr, sehr schlimmer Mensch in der Grundschule, und ich habe mir immer wieder selbst eingeredet, dass ich zu all dem nur gezwungen wurde und dass ich das eigentliche Opfer bin, aber das war nie der Fall, das weiß ich heute.

Ich weiß, dass ich ein grauenhafter Mensch mit einer ekelhaften Persönlichkeit bin, das braucht mir keiner zu sagen. Ich denke, dass ich meine Freunde nicht verdient habe (und dabei wünsche ich mir, dass sie mir die Freundschaft kündigen, damit ich wieder in Selbstmitleid versinken kann...) und ich hasse mich selbst am meisten. Ich hasse es, in den Spiegel zu schauen, ich hasse es, diese Worte zu schreiben und besonders hasse ich, wie ich mich gerade wieder als Opfer darstelle.

Ich brauche Hilfe, aber keiner will mir mehr helfen. Einige versuchten es, aber ich habe sie bloß vor den Kopf gestoßen und die Hilfe abgelehnt.

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 09.09.2022, 18:38

Du bist im Moment also in keiner Therapie?

Falls du es nicht bist, würde ich dir ganz dringend Nahe legen, einen langfristigen Therapie Platz zu suchen.
Alleine wirst du eher nicht aus deiner Opfer Rolle finden.
Es gibt extra Therapeuten für Jugendliche, dies würde ich dir empfehlen.

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Malia
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Beitrag Sa., 10.09.2022, 10:19

Ich brauche Hilfe, aber keiner will mir mehr helfen. Einige versuchten es, aber ich habe sie bloß vor den Kopf gestoßen und die Hilfe abgelehnt.
Was gibt dir diese lieblose Einstellung zu dir selbst?
Worin besteht der Vorteil?
Bei einem gewissen Stande der Selbsterkenntnis und bei sonstigen für die Beobachtung günstigen Begleitumständen wird es regelmäßig geschehen müssen, dass man sich abscheulich findet.
Franz Kafka

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