Opfer von Terroranschlägen

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
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Sternchennebel
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Opfer von Terroranschlägen

Beitrag Mo., 27.06.2022, 21:11

Hallo,

Gibt es hier Opfer/Überlebende von Terroranschlägen (Amoktaten würde ich auch dazu zählen)? Ich habe die Suchfunktion genutzt aber absolut nichts gefunden.

Ich meine Verletzte/Betroffene/Augenzeugen.

Wie geht es euch? Wie geht ihr damit um? Gibt es Interesse an Austausch hier? Dann schreib auch ich mehr zu mir. Ich hab nur Angst, dass ich hier ganz alleine bin und trau mich nicht, so ganz neu, so ganz offen zu sein.

Ganz liebe Grüße,
Sternchennebel

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Sternchennebel
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Beitrag Di., 28.06.2022, 14:13

Bin ich wirklich ganz alleine hier? :-(
Irgendwie bin ich überall alleine, ich finde gar keine Anlaufstelle, wo Betroffene zusammenkommen können.

Ihr könnt auch erstmal nicht schreiben wann/wie usw.
Ich würde nur gerne wissen, ob ich alleine bin?

Ich kann dann auch erstmal was zu mir schreiben. Oder eben wie ihr mögt.

Naja vielleicht findet sich ja noch jemand :)

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Gespensterkind
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Beitrag Di., 28.06.2022, 14:42

Hallo Sternchennebel,
nein, ich bin nicht betroffen von Terroranschlägen oder Amoktaten.
Vielleicht ist diese Art von Trauma zu speziell? Vielleicht könntest Du die Frage „erweitern“ auf „von Menschen gemachte Ein-Mal-Traumata“?

Es tut mir leid, wenn Du jetzt nicht genau die passenden Gesprächspartner finden solltest. Evtl. würde es vielleicht aber auch schon hilfreich sein, wenn Du nicht Menschen mit genau demselben Trauma suchst, sondern eine Fragestellung oder einen Wunsch dazu formulierst?

Nur mal als Beispiel: ich bin Betroffene ritueller Gewalt in einer Sekte. Wenn ich jetzt hier nach Menschen mit genau diesem Trauma suchen würde, würde ich vermutlich keinen finden.
Dennoch bin ich hier nicht allein. Weil ich mit meinen Ängsten, Sorgen, Fragen, Erinnerungen, Albträumen, etc. etc. ganz ganz viele Ähnlich- oder Gleichgesinnte finde. Und das hilft sehr!

Vielleicht schaust Du Dich unter einer anderen Fragestellung um?

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Kirchenmaus
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Beitrag Di., 28.06.2022, 15:19

Hallo Sternchennebel,

ich würde auch empfehlen, ein bisschen Geduld zu haben. Das Thema ist ja auch ganz frisch eingestellt. Vielleicht meldet sich ja noch jemand.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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candle.
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Beitrag Di., 28.06.2022, 15:43

Hallo Sternchennebel!
Sternchennebel hat geschrieben: Mo., 27.06.2022, 21:11 Ich meine Verletzte/Betroffene/Augenzeugen.
Weder Terror noch Amoklauf, aber durchaus ein "Unfall" als Augenzeuge. Letztlich ist es eine Traumatisierung eine Traumatisierung und wirkt wohl wie alle Katastrophen aus.

Ich weiß nicht was dir widerfahren ist, aber gab es da keine psychologische Hilfeleistung vor Ort?

LG candle
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stern
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Beitrag Di., 28.06.2022, 16:12

Alleine bist du sicherlich nicht. Gibt es ja. Aber nicht soo häufig hierzulande. Und ob Betroffene dann ausgerechnet ein/dieses Forum aufsuchen: hmmm.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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Sternchennebel
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Beitrag Di., 28.06.2022, 16:33

Hallo :-)

Ach wie schön, dass ich Antworten habe. War gerade ganz erstaunt. Vielen Dank euch allen.

Ich bin auch betroffen von anderen schweren früheren Gewaltübergriffen (da weiß ich aber noch nicht, ob ich mich traue, darüber zu schreiben). Aber eben auch davon und momentan ist das mein "Hauptanliegen". Am meisten hätte ich mir auch einen Austausch über Behörden und Hilfsmöglichkeiten gewünscht. Das ist etwas kompliziert.

Manchmal fühl ich mich halt abgesehen davon so allein auf der Welt damit. Mit meinen anderen Traumatas, da gibt's noch Austausch usw. (Obwohl auch wenig, aber es gibt ein paar kleine Anlaufstellen).
Aber irgendwie fühl ich mich so alleine mit dem Anderen. Dabei gibt es ja eigentlich doch so viele Taten, also prozentual natürlich extrem wenig, aber trotzdem gibt es ja bei einem Amoklauf usw. auch immer viele Zeugen. Deshalb dachte ich. Aber vielleicht kommen auch alle Anderen besser damit klar als ich :(
Mir wird immer gesagt, ich soll mich nicht vergleichen, jeder ist individuell. Aber manchmal fehlen mir da schon Ansprechpartner.

Aber vielleicht sollte ich wirklich einfach offener Fragen. Ich denk mal drüber nach.

Ich hätte nur auch gerne gefragt, was und wie die Hilfe auf behördlicher Seite für andere Betroffene gelaufen ist. Das kann mir schwer jemand anderes beantworten fürchte ich.

Hm. Vielleicht geh ich wirklich nochmal in mich und denk darüber nach, ob ich eher über das schreibe was ich fühle usw., als "nur" Menschen zu suchen, die ähnliches erlebten. Ihr habt recht.

Es ist nur manchmal so, als Beispiel (wirklich nur ein Beispiel), wenn man z.b. von häuslicher Gewalt betroffen wäre, dann tut es manchmal so gut zu hören, es gibt da auch Andere und die haben es inzwischen geschafft und waren vielleicht vorher im Frauenhaus usw.
Es gibt das Gefühl nicht ganz alleine zu sein.

Zumindest mit dieser Erfahrung bei mir, hab ich das Gefühl ganz allein zu sein. Ich dachte hier in so einem großen Forum gibt es da vielleicht Mitbetroffene.

Ich schau mal ob irgendwann jemand noch antwortet und sonst nutz ich den Thread vielleicht wirklich um über mich zu reden :)
Vielleicht hilft mir das auch.

Danke jedenfalls für euer Verständnis.

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peppermint patty
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Beitrag Di., 28.06.2022, 16:37

Hallo Sternchennebel,
ich bin letzten Monat Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls geworden, möchte mich hier aber nicht großartig darüber äußern, da ich ich darüber ganz allgemein nicht mehr gerne spreche.
Die erste Woche hatte ich einen starken Rededrang darüber, weil ich fürchterlich konfus war und absolut nichts einordnen konnte. Auch jetzt hapert es noch ordentlich mit dem Einordnen und Gefühle dazu zulassen. Jetzt allerdings ist darüber reden, nur mehr ein Hervorholen.
Gestern musste ich zur Kripo Täterbilder „gucken“, dass war sehr schwierig.
Mir hat die Polizei jede Menge Prospekte in die Hand gedrückt, an wen ich mich zur Unterstützung alles wenden kann. Das war einiges, aber dort müsste ich reden 😵‍💫. Da ich seit sechs Wochen eine neue Therapeutin (zum Glück Traumatherapeutin, da bereits reichlich vorbelastet) habe und die dieses Thema immer wieder anspricht, reicht mir das vollkommen.
Hast du nicht so ein Paket bekommen? In mehr oder weniger jeder größeren Stadt gibt es Anlaufstellen für Opfer/Betroffene, hast du es da schon probiert?
Letztendlich kannst du auch telefonisch Kontakt zu solchen Einrichtungen aufnehmen. Vielleicht wäre das ein erster Anlaufpunkt für dich? Und dann peu a peu weitersuchen.
Dir alles Gute für die Verarbeitung
pp

Ich habe mir mein Paket ehrlich gesagt gar nicht genau angeschaut, aber ich glaube über die Polizei gibt es auch Selbsthilfegruppen, also mit Menschen die ähnliches erlebt haben. Nur für mich noch zu früh.

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Sternchennebel
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Beitrag Di., 28.06.2022, 16:39

stern hat geschrieben: Di., 28.06.2022, 16:12 Alleine bist du sicherlich nicht. Gibt es ja. Aber nicht soo häufig hierzulande. Und ob Betroffene dann ausgerechnet ein/dieses Forum aufsuchen: hmmm.


Wieso sollten sie nicht? Ich bin ja auch hier. Ist das so ungewöhnlich dieses Forum zu finden?
Muss gerade über deine Frage nachdenken, wieso sollte man nicht dieses Forum aufsuchen?

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Sternchennebel
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Beitrag Di., 28.06.2022, 16:48

peppermint patty hat geschrieben: Di., 28.06.2022, 16:37 Hallo Sternchennebel,
ich bin letzten Monat Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls geworden, möchte mich hier aber nicht großartig darüber äußern, da ich ich darüber ganz allgemein nicht mehr gerne spreche.
..............

Erstmal tut mir das sehr leid für dich! Gut, dass du eine Therapeutin hast! Ich hoffe, sie kann dir helfen das Erlebte etwas zu verarbeiten!

Hoffentlich bekommen sie den Täter auch! Ich drücke die Daumen!

Doch ich habe auch Flyer bekommen, eigentlich läuft alles sehr gut was Hilfe organisieren angeht von staatlicher Seite. Jedenfalls bisher. Aber es geht eben auch um Entschädigungen (Therapie) und da wird man sehen, wie es weiter geht.
Ich fühle mich momentan gut versorgt. Aber es ist längere Zeit her und es war damals alles weniger professionell und gut organisiert als inzwischen. "Mein" Erlebniss war ja so der Inbegriff von Fehlleistungen mit Opferumgang damals. Seitdem wurde auch genau deshalb viel geändert. Ich hab damals nicht so gute Hilfe bekommen wie inzwischen. Ich leide aber noch sehr sehr stark unter dem Geschehen und vorallen hab ich aber keinen Kontakt zu anderen Betroffenen.

Danke für den Tipp der Selbsthilfegruppen über die Polizei. Da werde ich mich mal informieren.

Ich hoffe dir wird irgendwie gut geholfen!

Jedenfalls geht es mir momentan gar nicht gut mit all dem. Es kommt viel wieder hoch und ich kämpfe mich wirklich von Tag zu Tag.
Zuletzt geändert von Pauline am Di., 05.07.2022, 19:32, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Komplettzitate sind zu vermeiden. Bitte an die Netiquette halten.

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peppermint patty
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Beitrag Di., 28.06.2022, 16:56

Danke für deine lieben Wünsche.

Wenn du auch Unterlagen von der Polizei bekommen hast, dann weißt du ja auch sicherlich, dass du einen Antrag nach dem OEG stellen kannst.
Da du Langzeitfolgen hast, wäre das doch eine Option, um weitere Hilfe zu erhalten.
Hast du das schon getan? Oder spielst du mit dem Gedanken?
Therapie ist ja auch eine Leistung die bezahlt wird. Wie lange ist denn dein „Erlebnis“ her?

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stern
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Beitrag Di., 28.06.2022, 16:59

Nicht überbewerten. Das war schlicht eine quantitative Perspektive, weil diese Art von Taten seltener ist als andere. (Unfall, Überfall oder häusliche/familäre Gewalt, Sexualdelikte o.ä werden häufiger sein). Und davon sicherlich auch nicht alle ein Forum aufsuchen. Ein Teil braucht vllt. gar keine Hilfe, ein andere Teil erhält vllt. direkt Hilfe vor Ort oder in einer Therapie, die ausreicht, usw. Statistisch heißt es, dass Traumata eher überwunden können, wenn Täter keine nahestehenden Personen waren, nicht man-made waren oder eine erwachsen Person da ist konfrontiert wird. Schwerer unter Umständen, wenn jemand schon eine Traumavorgeschichte hat. Wie bei dir. Schlicht als Annährung, warum diese Taten hier weniger repräsentiert sein könnten, obwohl es sie gibt.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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lisbeth
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Beitrag Di., 28.06.2022, 18:48

Hast du dich mal an den Weißen Ring gewandt? Ich glaube, die beraten genau zu diesen Themen...
Vielleicht können die dir auch Kontakt zu anderen Betroffenen-Gruppen vermitteln?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Pianolullaby
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Beitrag Mi., 29.06.2022, 20:58

Gespensterkind hat geschrieben: Di., 28.06.2022, 14:42
Nur mal als Beispiel: ich bin Betroffene ritueller Gewalt in einer Sekte. Wenn ich jetzt hier nach Menschen mit genau diesem Trauma suchen würde, würde ich vermutlich keinen finden.
hmmm, meld
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 02.07.2022, 19:25

Mir geht es so, dass es mir genügt, wenn der Kontext (psychische Gewalt, sexuelle Gewalt, körperliche, nicht-sexuelle Gewalt, Konfrontation mit dem Tod) stimmt, und ich nichts ablehnen würde, nur weil es nicht zu 100 % passt.

Es ist schwer genug, Menschen zu finden, die schon mal in Lebensgefahr waren, ich würde da nichts ablehnen, nur weil es eine Amoktat statt ein Überfall etc. war.

Aber ich kenne die Angst, abgelehnt zu werden, besonders, wenn es um nicht-öffentliche Gewalt geht.

Und das kann natürlich sein, gerade bei Amoktaten.
Aber es ist längere Zeit her und es war damals alles weniger professionell und gut organisiert als inzwischen.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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