Der Sündenbock
Der Sündenbock
Hallo zusammen, ich bin neu hier und wusste nicht genau, in welches Thema ich meine Fragen einordnen soll.
(Entschuldigung, ist etwas sehr lang geworden - man möge es mir nachsehen Und Zeit und Freude am Lesen mitbringen. Hoffentlich auch hilfreiche Tipps und Gedanken.
Ich denke zur Zeit darüber nach, ob meine Mutter narzisstische Tendenzen haben könnte. So eine richtig ausgekochte Narzisstin ist sie glaube ich nicht. Aber ich sehe durchaus auch Tendenzen. Vielleicht sind es aber auch nur Charakterschwächen?
Ich war als Kind in beim Kinder-Therapeuten (kostenlose Therapie, Lebensunterstützung, die von der evangelischen Kirche angeboten wurde). Meine Mutter musste also doch recht verzweifelt gewesen sein, dass sie sich Hilfe gesucht hat. Denn eigentlich spricht sie immer sehr lobend von sich, in der Art, dass sie ja immer alles kann und meistert und ihr niemand das Wasser reichen kann. Wo wir auch schon mitten im Thema wären. Sätze wie "was ich alles schon geleistet habe" oder "was ich immer alles machen/arbeiten muss, dass kann sich keiner Vorstellen", haben mich regelrecht verfolgt. Am Allermeisten kamen mir Sätze wie "man hat ja auch für nichts Zeit" zu den Ohren wieder raus! Noch heute reagiere ich allergisch auf solche Aussagen. Es war die allgegenwärtige Entschuldigung/Ausrede für einfach alles. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals einen Moment gab oder eine Situation, wo sie irgendeine Einsicht gezeigt hätte. Bei einem Streit oder einer Auseinandersetzung waren immer alle anderen "Schuld" daran. Wenn etwas besonders offensichtlich war, also wirklich direkt auf einen von ihr gemachten Fehler zurückzuführen war, dann hat sie sich nicht entschuldigt oder etwas ähnliches, sondern dann kam die "emotionale Abwehr". Plötzlich ging es dann nicht mehr um den Inhalt, oder das Problem, sondern nur noch um ihre Gefühle. "Kannst du dir vorstellen, wie ich mich dabei fühle" ? und solche Sätze kamen dann. Wenn man sich weigerte, darauf einzugehen und versuchte, wieder zur Sachebene zurückzulenken, dann war die zu tiefst verletzt und zog sich beleidigt zurück. Fälschlicherweise habe ich als Teenager immer gedacht, dass es ja eigentlich gut ist, in Ich-Botschaften und über die eigenen Gefühle zu sprechen. Erst jetzt mit 30 Jahren rattert es langsam bei mir im Kopf. Ich fange an ein paar Dinge neu zu betrachten.
Alles fing damit an, dass ich erkannte, dass sie häufiger mal lügt. Erst wollte ich es nicht so recht glauben, aber nachdem ich in den letzten 2 Jahren mehrere ihrer Lügen mitbekommen habe, fingen sich meine Gedanken an zu mobilisieren. Sie nennt das Notlügen. Ich kann nicht einschätzen, ob es Notlügen sind. Ich sprach sie mal darauf an (weil ich Lügen sehr stark ablehne und auch keine Notlügen im meinem Leben brauche), daraufhin sagte sie, dass jeder Mensch lügen würde und jeder Notlügen hätte, weil das gar nicht anders gehen würde.
Wenn ich richtig drüber nachdenke, dann habe ich da einfach dieses Gefühl in mir, dass sich am Ende doch immer alles um sie gedreht hat. Um ihre Gefühle, um ihre Emotionen, um ihre Arbeit, um ihre Leistungen usw. Ich fühlte mich oft übergangen, nicht wahrgenommen und oft auch nicht ernst genommen.
(Entschuldigung, ist etwas sehr lang geworden - man möge es mir nachsehen Und Zeit und Freude am Lesen mitbringen. Hoffentlich auch hilfreiche Tipps und Gedanken.
Ich denke zur Zeit darüber nach, ob meine Mutter narzisstische Tendenzen haben könnte. So eine richtig ausgekochte Narzisstin ist sie glaube ich nicht. Aber ich sehe durchaus auch Tendenzen. Vielleicht sind es aber auch nur Charakterschwächen?
Ich war als Kind in beim Kinder-Therapeuten (kostenlose Therapie, Lebensunterstützung, die von der evangelischen Kirche angeboten wurde). Meine Mutter musste also doch recht verzweifelt gewesen sein, dass sie sich Hilfe gesucht hat. Denn eigentlich spricht sie immer sehr lobend von sich, in der Art, dass sie ja immer alles kann und meistert und ihr niemand das Wasser reichen kann. Wo wir auch schon mitten im Thema wären. Sätze wie "was ich alles schon geleistet habe" oder "was ich immer alles machen/arbeiten muss, dass kann sich keiner Vorstellen", haben mich regelrecht verfolgt. Am Allermeisten kamen mir Sätze wie "man hat ja auch für nichts Zeit" zu den Ohren wieder raus! Noch heute reagiere ich allergisch auf solche Aussagen. Es war die allgegenwärtige Entschuldigung/Ausrede für einfach alles. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals einen Moment gab oder eine Situation, wo sie irgendeine Einsicht gezeigt hätte. Bei einem Streit oder einer Auseinandersetzung waren immer alle anderen "Schuld" daran. Wenn etwas besonders offensichtlich war, also wirklich direkt auf einen von ihr gemachten Fehler zurückzuführen war, dann hat sie sich nicht entschuldigt oder etwas ähnliches, sondern dann kam die "emotionale Abwehr". Plötzlich ging es dann nicht mehr um den Inhalt, oder das Problem, sondern nur noch um ihre Gefühle. "Kannst du dir vorstellen, wie ich mich dabei fühle" ? und solche Sätze kamen dann. Wenn man sich weigerte, darauf einzugehen und versuchte, wieder zur Sachebene zurückzulenken, dann war die zu tiefst verletzt und zog sich beleidigt zurück. Fälschlicherweise habe ich als Teenager immer gedacht, dass es ja eigentlich gut ist, in Ich-Botschaften und über die eigenen Gefühle zu sprechen. Erst jetzt mit 30 Jahren rattert es langsam bei mir im Kopf. Ich fange an ein paar Dinge neu zu betrachten.
Alles fing damit an, dass ich erkannte, dass sie häufiger mal lügt. Erst wollte ich es nicht so recht glauben, aber nachdem ich in den letzten 2 Jahren mehrere ihrer Lügen mitbekommen habe, fingen sich meine Gedanken an zu mobilisieren. Sie nennt das Notlügen. Ich kann nicht einschätzen, ob es Notlügen sind. Ich sprach sie mal darauf an (weil ich Lügen sehr stark ablehne und auch keine Notlügen im meinem Leben brauche), daraufhin sagte sie, dass jeder Mensch lügen würde und jeder Notlügen hätte, weil das gar nicht anders gehen würde.
Wenn ich richtig drüber nachdenke, dann habe ich da einfach dieses Gefühl in mir, dass sich am Ende doch immer alles um sie gedreht hat. Um ihre Gefühle, um ihre Emotionen, um ihre Arbeit, um ihre Leistungen usw. Ich fühlte mich oft übergangen, nicht wahrgenommen und oft auch nicht ernst genommen.
Zuletzt geändert von Josephin am Do., 27.07.2017, 14:12, insgesamt 1-mal geändert.
- Werbung
[Letzte Beobachtungen:
Ich testete bei einer Auseinandersetzung an Weihnachten noch mal an, ob ich mit meinen Vermutungen richtig liegen würde. Es kam zu einem diffusen Streit (den Grund weiß ich nicht mehr). Ich glaube, sie war überfordert mit den Vorbereitungen und fühlte sich nicht unterstützt. Schon morgens konnte man ihr eine "Anspannung" anmerken. Dann ist sie unfair und zieht einen mit ihrer schlechten Laune regelrecht runter. Im laufe des Tages spitzte es sich dann immer mehr zu. Sie machte mir Vorwürfe, ich würde ihr nicht helfen und nichts tun usw. Ich hielt dagegen und sagte, dass ich das anders sehen würde. Wir diskutierten eine Weile darüber. Ich legte ihr die Fakten vor (zählte auf was ich alles schon gemacht hatte und war auch liebevoll, indem ich sagte, dass es ok ist, wenn sie Hilfe bräuchte und ich sie ja unterstützen würde). Doch stattdessen verließ sie wieder die Sachebene und fing an über ihre Emotionen zu sprechen. Vermischt mit kleineren und größeren Vorwürfen. Wieder die Standard-Sätze "Verstehst du nicht wie ich mich fühle?" Um damit auszudrücken, dass sie ganz allein ist und niemand sie versteht. Diesmal hatte ich mich vorher informiert bzw. mir überlegt, wie ich mich verhalten würde, falls es zu einem Streit kommen würde. Ich blieb also ruhig und sagte ihr ganz sachlich vor den Kopf, dass sie vom Thema ablenken würde (Denn die Gefühle über die sie sprach, die hatten etwas mit meinem Vater zu tun, und natürlich auch mit uns Kindern, mit den Wörtern "Immer" , "nie" und waren fernab vom Ursprungsthema). Daraufhin fing sie an zu weinen und knallte die Tür hinter sich zu. Sie wollte, dass ich Mitleid mit ihr habe. Es war eine komische Situation. Als würde ich mich von außen beobachten. Ich wollte dieses mal nicht nachgeben. Und ich wollte keine "Schuldgefühle" haben oder mir ein "schlechtes Gewissen" machen lassen. Mein Vater mischte sich später ein. Er kam zu mir und sagte "Immer gibt es Ärger mit dir" und "Dass ihr euch immer Streiten müsst". Auch hier wollte ich meiner neuen Linie treu bleiben und fragte ihn daher ganz sachlich "Wieso sagst du das eigentlich immer nur mir? Liegt es ausschließlich in meiner Verantwortung, den Hausfrieden zu wahren und zu managen?" Etwas verblüfft hielt er inne und meinte, ich hätte recht. Ihm war der Wind aus den Segeln genommen worden. Er hat ein Wort, dass er manchmal für meine Mutter verwendet, wenn es wieder einmal zu Konflikten mit ihr kommt. Er nennt sie dann "unfair". Und ich finde das sehr passend formuliert. Also sagte ich ihm "sie ist unfair gewesen" und er nickte. Unfair bedeutet bei uns, dass meine Mutter gestresst ist und schlecht gelaunt und dies dann an anderen in der Familie auslässt. Also der Grund eigentlich woanders liegt. An meinem Vater hat sie das auch oft ausgelassen. Sie brauchte einen Sündenbock in diesem Moment und ich sollte dafür herhalten. Für mich war das ein Schlüsselmoment, weil ich es tatsächlich schaffte, meinem Vater klar zu machen, dass er sich nicht zum Mittäter machen solle. Und er war einsichtig und nahm mich in den Arm. Noch heute nervt es mich, dass sie oft schlecht über meinen Vater spricht. Auch bevormundet sie ihn sehr stark. Als ich zu Besuch war zu seinem Geburtstag und wir mit den Verwandten am Esstisch saßen, fiel mir so deutlich auf, wie meine Mutter ihn überging und überredete und immer wieder das Gespräch an sich riss, dass ich kurzzeitig überlegte, ein Wort dazu zusagen vor versammelter Mannschaft. Konnte es mir aber verkneifen. Erst am nächsten Tag beim Frühstück (mein Vater war nicht anwesend), als sie anfing sich über ihn zu beschweren, dass er ja kein guter Gastgeber wäre und eine echte Schlaftablette, platze mir der Kragen. Ich sagte zwar nichts dazu und ignorierte sie einfach. Aber als ein paar Übernachtungessgäste dazukamen und auch mein Vater, und sich das Schauspiel wie am Abend zuvor erneut zum Besten gab, sagte ich innerhalb von 20 Minuten ganze zwei mal "Lass Papa doch mal ausreden" und "ich habe Papa gefragt, er weiß sicherlich besser, was er an dem Tag gemacht hat und kann das selbst erzählen". Nun wirklich er redete auf einmal wie ein Wasserfall. Lachte und Scherzte dabei. Mein Verhalten war nur deswegen möglich, weil ich vorher schon stark selbst-reflektiert zu dem Besuch gefahren bin. Ich wollt nur mal "beobachten" und mir nicht unbedingt eine Meinung bilden. Einfach nur mal genau "hinsehen" und "hinhören".
Ein weiteres Ereignis das sich zutrug, was letztes Weihnachten, als ich zu Besuch war.
Ich testete bei einer Auseinandersetzung an Weihnachten noch mal an, ob ich mit meinen Vermutungen richtig liegen würde. Es kam zu einem diffusen Streit (den Grund weiß ich nicht mehr). Ich glaube, sie war überfordert mit den Vorbereitungen und fühlte sich nicht unterstützt. Schon morgens konnte man ihr eine "Anspannung" anmerken. Dann ist sie unfair und zieht einen mit ihrer schlechten Laune regelrecht runter. Im laufe des Tages spitzte es sich dann immer mehr zu. Sie machte mir Vorwürfe, ich würde ihr nicht helfen und nichts tun usw. Ich hielt dagegen und sagte, dass ich das anders sehen würde. Wir diskutierten eine Weile darüber. Ich legte ihr die Fakten vor (zählte auf was ich alles schon gemacht hatte und war auch liebevoll, indem ich sagte, dass es ok ist, wenn sie Hilfe bräuchte und ich sie ja unterstützen würde). Doch stattdessen verließ sie wieder die Sachebene und fing an über ihre Emotionen zu sprechen. Vermischt mit kleineren und größeren Vorwürfen. Wieder die Standard-Sätze "Verstehst du nicht wie ich mich fühle?" Um damit auszudrücken, dass sie ganz allein ist und niemand sie versteht. Diesmal hatte ich mich vorher informiert bzw. mir überlegt, wie ich mich verhalten würde, falls es zu einem Streit kommen würde. Ich blieb also ruhig und sagte ihr ganz sachlich vor den Kopf, dass sie vom Thema ablenken würde (Denn die Gefühle über die sie sprach, die hatten etwas mit meinem Vater zu tun, und natürlich auch mit uns Kindern, mit den Wörtern "Immer" , "nie" und waren fernab vom Ursprungsthema). Daraufhin fing sie an zu weinen und knallte die Tür hinter sich zu. Sie wollte, dass ich Mitleid mit ihr habe. Es war eine komische Situation. Als würde ich mich von außen beobachten. Ich wollte dieses mal nicht nachgeben. Und ich wollte keine "Schuldgefühle" haben oder mir ein "schlechtes Gewissen" machen lassen. Mein Vater mischte sich später ein. Er kam zu mir und sagte "Immer gibt es Ärger mit dir" und "Dass ihr euch immer Streiten müsst". Auch hier wollte ich meiner neuen Linie treu bleiben und fragte ihn daher ganz sachlich "Wieso sagst du das eigentlich immer nur mir? Liegt es ausschließlich in meiner Verantwortung, den Hausfrieden zu wahren und zu managen?" Etwas verblüfft hielt er inne und meinte, ich hätte recht. Ihm war der Wind aus den Segeln genommen worden. Er hat ein Wort, dass er manchmal für meine Mutter verwendet, wenn es wieder einmal zu Konflikten mit ihr kommt. Er nennt sie dann "unfair". Und ich finde das sehr passend formuliert. Also sagte ich ihm "sie ist unfair gewesen" und er nickte. Unfair bedeutet bei uns, dass meine Mutter gestresst ist und schlecht gelaunt und dies dann an anderen in der Familie auslässt. Also der Grund eigentlich woanders liegt. An meinem Vater hat sie das auch oft ausgelassen. Sie brauchte einen Sündenbock in diesem Moment und ich sollte dafür herhalten. Für mich war das ein Schlüsselmoment, weil ich es tatsächlich schaffte, meinem Vater klar zu machen, dass er sich nicht zum Mittäter machen solle. Und er war einsichtig und nahm mich in den Arm. Noch heute nervt es mich, dass sie oft schlecht über meinen Vater spricht. Auch bevormundet sie ihn sehr stark. Als ich zu Besuch war zu seinem Geburtstag und wir mit den Verwandten am Esstisch saßen, fiel mir so deutlich auf, wie meine Mutter ihn überging und überredete und immer wieder das Gespräch an sich riss, dass ich kurzzeitig überlegte, ein Wort dazu zusagen vor versammelter Mannschaft. Konnte es mir aber verkneifen. Erst am nächsten Tag beim Frühstück (mein Vater war nicht anwesend), als sie anfing sich über ihn zu beschweren, dass er ja kein guter Gastgeber wäre und eine echte Schlaftablette, platze mir der Kragen. Ich sagte zwar nichts dazu und ignorierte sie einfach. Aber als ein paar Übernachtungessgäste dazukamen und auch mein Vater, und sich das Schauspiel wie am Abend zuvor erneut zum Besten gab, sagte ich innerhalb von 20 Minuten ganze zwei mal "Lass Papa doch mal ausreden" und "ich habe Papa gefragt, er weiß sicherlich besser, was er an dem Tag gemacht hat und kann das selbst erzählen". Nun wirklich er redete auf einmal wie ein Wasserfall. Lachte und Scherzte dabei. Mein Verhalten war nur deswegen möglich, weil ich vorher schon stark selbst-reflektiert zu dem Besuch gefahren bin. Ich wollt nur mal "beobachten" und mir nicht unbedingt eine Meinung bilden. Einfach nur mal genau "hinsehen" und "hinhören".
Ein weiteres Ereignis das sich zutrug, was letztes Weihnachten, als ich zu Besuch war.
Wir gerieten selbstverständlich aneinander. Wiedereinmal. Selbes Schema. Sie ist direkt morgens schlecht gelaunt schon kurz nach dem Aufstehen. Sie erwartet Gäste für Silvester. Sie hatte mich überredet, Silvester mit meinen Eltern zu verbringen. Das ganze Eskalierte am späten Nachmittag irgendwann. Sie machte mir Vorwürfe, dass ich nicht in die Puschen käme und nichts tun würde. Ich blieb erstmal ruhig und sagte ihr, dass sie mir schon kommunizieren müsse, wenn sie eine Bitte hätte, was ich tun/helfen soll. Darauf ging sie aber nicht ein. Nur emotionales Blabla - fernab des eigentlichen Themas. Ich blieb stur. Ging nicht darauf ein und sagte daher einfach immer wieder "Was genau möchtest du von mir" . Sie ging kein einziges mal darauf ein. Sie redete immer weiter auf mich ein und machte mir Vorwürfe. War "verletzte" und beleidigt. Keiner versteht sie. (Dazu: Sie waren gerade umgezogen und ich hatte Tagelang zuvor Kartons geschleppt und aufgeräumt, geputzt und mir dabei den Rücken sehr schmerzlich verhoben und war nun auch müde und etwas überanstrengd). Umso mehr traf mich ihr Vorwurf, ich würde sie nicht unterstützen. Und dann fiel ich in mein altes Verhaltensmuster zurück. Plötzlich war da wieder diese Ohnmacht in mir, nicht zu wissen, wie überhaupt noch eine Kommunikation mit ihr möglich wäre. Es gab für mich kein "durchdringen" mehr bei ihr. Ihre Mauern waren nicht zu durchbrechen. Und weil ich erkannte, dass ich in alte Verhaltensstrukturen zurückgefallen war, nahm ich reiß aus. Ich packte meine Sachen und setzte mich ins Auto. Führ mehrere Stunden Autofahrt zurück zu mir nach Hause und verbrachte Silvester allein, weil ich mich zu kurzfristig jetzt auch nicht mehr auf einer Feier bei Freunden anmelden wollte und keine Lust auf Fragen hatte. Natürlich war ich nun wiedereinmal die "Böse". Ich denke auch aus Sicht meines Vaters, war ich wiedereinmal diejenige, die "überreagiert" hatte und für den Streit verantwortlich ist. ]
Aus diesen Erlebnissen heraus (und weiteren) zog ich den Schluss, dass es meiner Familie (auch mir selbst) an Kommunikationsfähigkeit fehlt. Dass wir keine vernünftige Streitkultur miteinander haben. Ich überlegte lange. Kam aber zu dem Entschluss, dass hauptsächlich meine Mutter wenige Kompetenzen in der Konfliktfähigkeit besitzt. Statt Konflikte konstruktiv zu lösen, werden irgendwelche "Mechanismen" aktiv. Vorwürfe, Schuldzuweisungen, beleidigt und zu tiefst verletzt sein. Dazu: Ich war in der Kinder-Therapie, weil ich keine vernünftige Konfliktfähigkeit besaß. Das war zu der Zeit, wo ich den Kindergarten besuchte. Die Erzieherinnen machten meine Mutter mehrfach darauf aufmerksam. An dieser Stelle schloss sich also irgendwie der Kreis für mich. Ich konnte endlich einen Zusammenhang herstellen. Erst im Alter von 30 Jahren. Es war als würde eine Last von mir fallen. Ich hatte mich so viele Jahre, vorallem als Teenager, damit im Kreis gedreht. Besonders schmerzlich dabei war, dass immer mir die Schuld gegeben wurde. Ich war das "auffällige Kind" das nicht der Norm entspricht. Ich fragte meine Mutter ein paar mal, weshalb ich denn zum Kinder-Therapeuten müsse (damals schon als Kind und später als Teenager). Zunächst war ihre Antwort "Weil du nicht mit anderen Kindern umgehen kannst". Eine harte Du-Botschaft die mich lange tief erschütterte. Später wurde daraus "Weil deine Oma zu viel auf dich aufgepasst hat und dich auf einen Thron gehoben hat". Diese Variante hielt sich viele Jahre. Meine Oma war die Schuldige. Irgendwann als ich älter wurde, kam dann "weil ich zu wenig Zeit für dich hatte", als Antwort. Nicht ohne den Zusatz "aber ich hatte ja nicht mal genug Zeit für mich selber". Der Zeitmangel ist tatsächlich ein Element meiner Kindheit. Ich war viel bei meiner Oma und diese hat mich über alles geliebt. Aber auch so, hatte meine Mutter (mein Vater übrigens auch!) wenig Zeit für mich. Alles musste immer schnell gehen und ich musste immer "mitlaufen" und "teamfähig" sein. Das ging dann teilweise so weit, dass ich gänzlich und grundsätzlich unterordnen musste. Ich hielt das für normal. Kinder müssen sich unterordnen und Folge leisten. Kinder sind unwichtig und halt einfach nur da. Ich stand nie im Mittelpunkt (außer bei meiner Oma, da war ich zentraler Mittelpunkt). Was mich rückblickend schmerzt, ist, dass so oft meine Bedürfnisse ignoriert wurden. Auch, dass meine Gefühle nicht beachtet wurden und völlig unwichtig waren. Ich war sowieso gegenüber meiner Familie stark introvertiert. Wenn ich mir ein Herz fasste, ein Gefühl anzusprechen/auszusprechen (nach langer Überlegung!), dann wurde nicht darauf eingegangen. Stattdessen erzählte mir meine Mutter dann ausgiebig, wie SIE sich fühlen würde. Machte mir ein schlechtes Gewissen und die Sache war abhakt. Darin war ich immer wieder ohnmächtig. Auch die Ambivalenz hat mir immer wieder schwer zu schaffen gemacht. Zum einen vernachlässigte sie mich (weil ja Zeitmangel und so), zum anderen hatte sie genügend Zeit, mir nachzuschnüffeln und mich zu kontrollieren. Sie laß mein Tagebuch, durchwühlte Schubladen. Ich durfte mein Zimmer nicht abschließen. Auf meinen mehrfachen Hinweis (als Teenager) man möge doch bitte anklopfen, gab es keine Reaktion. Sowohl meine Mutter, als auch meine ältere Schwester platzen immer wieder einfach so herein. Meine Schwester hier auch auf Seiten meiner Mutter, machte oft bei solchen Sachen mit, und tat es meiner Mutter gleich. Einzig mein Vater respektierte meine Aussage. Er klopfte fortan immer an meine Tür, statt einfach einzutreten. Wenn ich dann sagte "gleich, in 5 Minuten" (weil man sich gerade umzog oder ähnliches) respektierte er das und wartete. Es klingt vielleicht überempfindlich, aber dass "nicht abschließen können" war für mich sehr traumatisierend. Ich hatte keinen Rückzugsort. Ich fühlte mich der ständigen Gefahr ausgesetzt, nirgendwo sicher zu sein. Ich schloss mich daher manchmal im Bad ein, die einzige Tür, die einen Schlüssel besaß. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, aber mir ist da so eine komische Ambivalenz aufgefallen in ihrer Erziehung. Zum einen vernachlässigte sie mich, zum anderen fühlte ich mich oft auch überbehütet. Ich kann das nicht so richtig einordnen.
- Werbung
Meine Schwester und ich, wir haben kein geschwisterliches Verhältnis zueinander - bis heute. Wir sehen uns ab und zu auf Familien-Veranstaltungen oder zu Besuch. Dann gebe ich mir Mühe, einfach zu lächeln und "auf Durchzug" zu stellen, um den Frieden zu wahren. Ich denke dann immer daran, dass es nur eine kurze Zeit ist und ich dann wieder "abreisen" kann. Einfach durchhalten. Als wir Teenager waren, unterstützte sie immer meine Mutter. Oder sie verpetzte mich, missbrauchte mein Vertrauen. Schon im Alter von ungefähr 10 Jahren, vermied ich es tunlichst, ihr irgendwelche Geheimnisse anzuvertrauen oder Gefühle und verbarg mich so gut es ging vor ihr. Sie verwendete alles gegen mich, sobald ein geeigneter Zeitpunkt kam. Ich grenzte mich also von ihr ab. Ging ihr, wenn möglich, aus dem Weg. Blöd daran war, dass meine Mutter mir zum Vorwurf machte, ich würde mich nicht in die Familie involvieren und könne doch mal netter zu meiner Schwester sein. Wenige Male weinte meine Schwester vor meiner Mutter und sagte, sie fände meine "Ablehnung" ihr gegenüber so traurig - und gab dem dann noch mal so richtig Futter. Ich versuchte daraufhin sogar noch 3-4 Mal mich auf sie zuzubewegen und wieder mehr mit ihr in Kontakt zu treten, aber sie missbrauchte mein Vertrauen von Neuem. Ich war ihr gegenüber ebenfalls völlig ohnmächtig. Für meine Eltern war sie immer das "Selbstläufer-Kind". Gut in der Schule und ohne Probleme. Außerdem immer fröhlich und freundlich. USW. Ich gestehe ihr auch diese Eigenschaften zu. Das ist etwas dran. Die Motivation dahinter: Anerkennung, Erwartungen der Eltern erfüllen. Das kann sie übrigens bis heute noch sehr gut. Manchmal hat sie schwache Momente scheinbar. Meine Mutter erzählte mir, dass sie sich beklagt hätte bei ihr, dass sie überfordert wäre und zu wenig Zeit hätte (halbtagsjob, 1 Kind, 1 Ehemann der viel Geld verdient und liebevoll umsorgt, sich eigentlich um alles kümmert). Meine Mutter hatte natürlich Verständis dafür. Ich muss mir das öfter anhören. Ich glaube, dieses "Beklagen" ist Ausdruck dessen, dass sie es allen Recht machen muss und eine Perfektionistin ist. Das war schon als Teenager bei ihr so. Bedenklich finde ich, dass jetzt, (sie ist Mitte 30) langsam narzisstische Züge hinzukommen, die vorher nicht so deutlich da waren. Sie spricht vor anderen häufig lobend von sich selbst. Oft bin ich davon peinlich berührt (Glaubenssatz: Eigenlob stinkt). Sie tut das in einer Weise, die mich regelrecht erschaudern lässt. Desweiteren neigt sie mehr und mehr dazu, andere "vorzuführen". Bei mir hat sich das bei 3 von 5 Treffen auch gemacht und versucht. Wirklich deutlich aufgefallen ist mir das durch einen Zufall. Ich zappte durchs Tv Programm und schaute kurz bei GNTM rein. Es wurden die Freunde, der Kandidatinnen vorgestellt. Und ich war ein bisschen neugierig. Die Szene die sich dann abspielte, fand ich aber fürchterlich perfide. Die Klum führte einen der Jungen vor. Ich war peinlich berührt davon. Er tat mir irgendwie leid. Er wehrte sich zu Anfang noch ganz gut dagegen, doch die Klum war so selbstsicher und übermächtig, dass er keine Changse hatte. Diese Selbsterhöhung von ihr und das Abwerten dieses armen Menschen waren grausam, und vorallem live im TV! Mit triggerte das irgendwie total.
Zuletzt geändert von Josephin am Do., 27.07.2017, 14:42, insgesamt 1-mal geändert.
Und als ich meine Schwester und meinen Schwager das nächste mal sah, ereignete sich auf die gleiche, selbe Art, dieses "Vorführen". Meine Mutter ist am Telefon immer der Überzeugung, ich müsse mich schlecht fühlen und einsam sein. Sie macht sich dann permanent Sorgen um mich. Aber eigentlich will sie nur schlechte Gefühle in mir einpflanzen. Ich machte einmal den Fehler, ihr zu sagen, dass ich nicht einsam wäre, Freundinnen hätte und mich auch zur Zeit mit einem Mann treffen würde, sie dass aber für sich behalten solle. Das war ziemlich dumm von mir. Denn daraus wurde direkt "Tratsch". Meine Schwester posaunte es vorallen aus und wollte mich aufziehen damit. Mein Schwager stieg gleich mit ein und sagte Dinge, die mich peinlich berührten. Um der Harmonie Willen, stellte ich auf Durchzug, wechselte geschickt das Thema. Ich denke nicht, dass ich "überempfindlich" bin. Es war die Art und Weise, wie Sätze formuliert werden und die entsprechenden Gesten dazu. Auch dieses Lachen dabei. Mir macht das nicht allzuviel. Schlimm daran ist eigentlich etwa anderes, nämlich dass meine Mutter es nicht "sieht". Wenn ich sie in einer ruhigen Minute unter zwei Augen darauf angesprochen hatte, kam immer zur Antwort "Sie hat einfach nur echtes Interesse an dir. Freu dich doch, dass sie sich für dich interessiert. Du hast da etwas falsch interpretiert". Sie deckt meine Schwester Viel mehr noch, meine Mutter erhöht sie dann, indem sie sagt, dass meine Schwester ja so ein freundlicher und kommunikativer Mensch wäre und ich mir mal eine Scheibe davon abschneiden könne. Ich will mir aber keine Scheibe davon abschneiden, weil ich Oberflächlichkeit zu tiefst ablehne. Und auch, weil mich dieser ganze Small Talk in den Wahnsinn treibt. Wirklich interessante Gespräche ergeben sie nie! Nur mit meinem Vater habe ich manchmal gute Gespräche über Gott und die Welt, über die Politik oder über Technik, Computerprogramme usw. Wir haben gemeinsame Themen. Das war nicht immer so. Ich habe hart darum gekämpft in der Gunst meines Vater aufzusteigen. Ich war ja immer der Sündenbock, auch für einen Vater. Aber nach und nach schaffte ich es im Erwachsenenalter, ihn von meinen "guten Eigenschaften" zu überzeugen. Er holt immer öfter meinen Rat ein. Vorallem bei technischen Fragen. Seit einigen Jahren kümmere ich mich um seinen Internet- und Mobilfunkvertrag, warte den PC und die Drucker im Büro. Verwalte Passwörter usw. Dadurch bringt er mir inzwischen Respekt und Achtung entgegen und Wertschätzung. Auslöser, für seinen Gedankenumschwung, mag aber auch ein Brief gewesen sein, den ich ihm als Teenager in seine Nachttisch-Schublade legte. Ich entschuldigte mich Seiten lang dafür, dass es so schwierig mit mir wäre und dass er mir verzeihen möge. Dass ich nichts mit Absicht täte und dass ich sehr viel von ihm halten würde. Dass ich großen Respekt davor habe, was er alles leistet. Ich schrieb nicht, dass ich mir wie ein Sündenbock vor käme. Aber ich umschrieb es - ohne das eigentliche Thema zu nennen. Er verlor nie ein Wort darüber. Aber ein paar Wochen später änderte sich ein bisschen seine Haltung mir gegenüber. Er ergriff immer seltener Partei für meine Mutter. Heute, da ich erwachsen bin, haben wir ein ganz gutes Verhältnis zu einander. Wenn es mir wichtig vorkommt, dann nehme ich meinen Vater vor meiner Mutter und auch meiner Schwester in Schutz. Das sind dann aber nur "kleine Sätze" mit wohlüberlegten Formulierungen.
Warum schreibe ich das alles?
Weil ich mir nicht sicher bin mit meiner "Deutung" oder "Analyse" der Sachlage. Ich zweifele an mir selbst. Das ist ein "Urthema" aus Teenager-Tagen. Ich war schon immer stark selbstreflektiert. Als Teenager sah ich das als "Schwäche" an. Ich dachte, mit mir stimmt irgendwas nicht. Ich mache mir zu viele Gedanken oder wäre gar "zu tiefsinnig" . Und ich wollte nicht tiefsinnig sein, weil ich Angst davor hatte, das könnte "depressiv" wirken. Doch immer wieder war ich damit konfrontiert - nicht zu wissen - "sind die anderen bloß oberflächlich"? - oder "bin ich zu tiefsinnig"? Ich wusste nicht was richtig und falsch ist. Ich zeigte zunehmend auch Einzelgängertum. Mal hatte ich mehr Freunde, mal sehr wenige bis keine. Das wechselte sich so ab. Ich quälte mich mit der ständigen Frage "Was stimmt nicht mit mir?" Ich war oft monatelang davon überzeugt, mit mir stimme etwas nicht. Genährt wurde das auch davon, dass ich als Kind schon in Therapie gewesen war. In Zeiten des "Einzelgängertums" und starker Introvertiertheit, neigte ich dann aber auch wieder dazu, mich zu erhöhen gegenüber anderen. Dann kamen mir Gedanken wie, dass ich mich um einiges "reifer" oder "erwaschsener" fühlte, als zb meine Klassenkameraden. Ich hatte das Gefühl, mit diesen keine interessanten Gespräche führen zu können. Die Dinge dich mich interessierten, die interessierten niemanden. Ich hatte viele Interessen und Hobbies. Spielte Geige und Klavier, war im viel Sportverein (Schwimmtraining, Leistungsturnen usw), im Chor und im Orchester. Hatte somit auch einen ziemlich vollen "Wochenplan". Doch viel es mir schwer, Freundschaften zu knüpfen. Jedoch hatte ich jahrelang eine beste Freundin. Mit ihr war es möglich gute Unterhaltungen zu führen. Wir konnten uns über alles austauschen. Sie war 3 Jahre älter als ich, und durch Einwanderung nach Deutschland in eine niedere Klasse versetzt worden, weil sie erst Deutsch lernen musste. Sie war sehr schlau. Hatte gute Noten und vorallem Mathematik konnte sie. Sowieso war sie für mich hochintelligent. Das nährte wiederum meine Vermutung, alle anderen wäre nicht auf meinem gedanklichen "Niveau" (Selbsterhöhung?). Ich quälte mich wirklich viele Jahre mit dieser Frage. Stimmt etwas mit mir nicht? Oder stimmt etwas mit den anderen nicht? Ich tendierte stark dazu, dass etwas mit mir nicht stimmt und ich mich mehr anpassen müsse. Etwas gradliniger sein, etwas mehr "mitlaufen" und anpassen. Denn die Vorstellung, ich könne su erhaben ein, zu glauben, mit den anderen stimme etwas nicht (weil ja in der Mehrzahl), behagte mir überhaupt nicht. Mein Logik war daher, dass "die anderen" schon recht hätten und ich die "merkwürdige Person" bin.
Weil ich mir nicht sicher bin mit meiner "Deutung" oder "Analyse" der Sachlage. Ich zweifele an mir selbst. Das ist ein "Urthema" aus Teenager-Tagen. Ich war schon immer stark selbstreflektiert. Als Teenager sah ich das als "Schwäche" an. Ich dachte, mit mir stimmt irgendwas nicht. Ich mache mir zu viele Gedanken oder wäre gar "zu tiefsinnig" . Und ich wollte nicht tiefsinnig sein, weil ich Angst davor hatte, das könnte "depressiv" wirken. Doch immer wieder war ich damit konfrontiert - nicht zu wissen - "sind die anderen bloß oberflächlich"? - oder "bin ich zu tiefsinnig"? Ich wusste nicht was richtig und falsch ist. Ich zeigte zunehmend auch Einzelgängertum. Mal hatte ich mehr Freunde, mal sehr wenige bis keine. Das wechselte sich so ab. Ich quälte mich mit der ständigen Frage "Was stimmt nicht mit mir?" Ich war oft monatelang davon überzeugt, mit mir stimme etwas nicht. Genährt wurde das auch davon, dass ich als Kind schon in Therapie gewesen war. In Zeiten des "Einzelgängertums" und starker Introvertiertheit, neigte ich dann aber auch wieder dazu, mich zu erhöhen gegenüber anderen. Dann kamen mir Gedanken wie, dass ich mich um einiges "reifer" oder "erwaschsener" fühlte, als zb meine Klassenkameraden. Ich hatte das Gefühl, mit diesen keine interessanten Gespräche führen zu können. Die Dinge dich mich interessierten, die interessierten niemanden. Ich hatte viele Interessen und Hobbies. Spielte Geige und Klavier, war im viel Sportverein (Schwimmtraining, Leistungsturnen usw), im Chor und im Orchester. Hatte somit auch einen ziemlich vollen "Wochenplan". Doch viel es mir schwer, Freundschaften zu knüpfen. Jedoch hatte ich jahrelang eine beste Freundin. Mit ihr war es möglich gute Unterhaltungen zu führen. Wir konnten uns über alles austauschen. Sie war 3 Jahre älter als ich, und durch Einwanderung nach Deutschland in eine niedere Klasse versetzt worden, weil sie erst Deutsch lernen musste. Sie war sehr schlau. Hatte gute Noten und vorallem Mathematik konnte sie. Sowieso war sie für mich hochintelligent. Das nährte wiederum meine Vermutung, alle anderen wäre nicht auf meinem gedanklichen "Niveau" (Selbsterhöhung?). Ich quälte mich wirklich viele Jahre mit dieser Frage. Stimmt etwas mit mir nicht? Oder stimmt etwas mit den anderen nicht? Ich tendierte stark dazu, dass etwas mit mir nicht stimmt und ich mich mehr anpassen müsse. Etwas gradliniger sein, etwas mehr "mitlaufen" und anpassen. Denn die Vorstellung, ich könne su erhaben ein, zu glauben, mit den anderen stimme etwas nicht (weil ja in der Mehrzahl), behagte mir überhaupt nicht. Mein Logik war daher, dass "die anderen" schon recht hätten und ich die "merkwürdige Person" bin.
Ich treffe mich zur Zeit mit einem Mann regelmäßig, seit ca. 6 Monaten. Ich war mir erst nicht sicher, ob ich mich darauf einlassen soll. Irgendwas in mir ließ meine innere Alarmanlage aufschrecken. Doch mit der Zeit erkannte ich ein Potenzial in dieser Freundschaft. Er spiegelt mich so stark, dass ich mich selbst erkennen kann. Es fasziniert und erschreckt mich gleichermaßen. Er ist ein 100% Einzelgänger (ich bin inzwischen kein Einzelgänger mehr und habe gute Freundschaften, großenteils aus Uni-Zeiten). Und er hat eine manisch-depressive Mutter, mit schizoiden Zügen (also zb Kontrollwahn und Paranoide Vorstellungen). Er erzählte mir, dass sie manchmal so depressiv war, dass sie den ganzen Tag nicht gesprochen hat und nur vor sich hingestarrt und das das für ihn als Kind sehr hart war. Sein sehr viel älterer Bruder ist in Frührente und in psychologischer Behandlung. Er hat ebenfalls Kontrollwahn. Mein Freund erzählte mir auch, dass in seiner Familie nur lautstark gestritten würde und man keine 10 Minuten ohne Streit gemeinsam am Tisch sitzen könne. Er entwickelte eine Abneigung dagegen (in der Kommunikation ohnmächtig) lernte er ein "Fluchtverhalten". Sobald irgendwie ein kleinerer Streit oder nur kleinste Differenzen zwischen uns auftauchen, macht er dich und mauert bzw. zieht sich zurück. Geht aus dem Konflikt raus. Das war der eigentliche Beginn meiner Selbsterkenntnis. Ich sprach mit ihm darüber, ob wir versuchen wollen, besser miteinander zu kommunizieren und nicht einfach nur den Rückzug anzutreten (er stimmte zu und wir üben miteinander unsere Konfliktfähigkeit auch mit vielen kleinen Erfolgen). Er erzählte mir ziemlich viel. Sagte auch irgendwann einmal, ich wüsste schon so viel über ihn, wie kein anderer Mensch der ihn kennen würde. Er käme sich schon ganz nackt vor. Ich analysierte ihn, ich konnte das einfach nicht unterdrücken. Das ist irgendwie ein Teil meiner Persönlichkeit. Was aber entscheidend war, alles was ich mir über ihn zusammenreimte, traf auch irgendwie auf mich zu. Er war überbehütet worden von seiner Mutter, gleichzeitig aber auch auf Distanz gehalten worden (die Depression der Mutter ließ keine echte Nähe zu). Ambivalent. Und plötzlich machte es nochmal "ping" in meinem Kopf. Er war nicht fähig, Nähe zuzulassen (unsicherer Bindungstyp). Das trieb mich um. Ich wollte es verstehen. Inzwischen verstehe ich so viel, dass ich daran zweifele, ob ich damit richtig liege? Mir ist die Angst zu eigen, sich in irgendwelchen psychologischen Konzepten zu verlieren. Ich versuche das so kritisch wie möglich zu bewerten. Bin aber sehr unsicher. Umso häufiger wir uns treffen, umso mehr wir einander kennenlernen, um so stärker bewusst wird mir, wie sehr wir einander gegenseitig spiegeln.
Zuletzt geändert von Josephin am Do., 27.07.2017, 14:52, insgesamt 3-mal geändert.
Ich habe mich 10 Jahre lang mit einem (echten) Egoisten in einer Beziehung abgemüht und bin schier daran verzweifelt. Ich dachte, wenn ich die beste und tollste Partnerin bin, dann müsse er mich doch irgendwann lieben können, so, wie ich es mir wünsche. Aber ich sehe heute ein, dass ich da komplett auf dem Holzweg war. Und ärgere mich auch noch ein bisschen über mich selbst, dass ich das so lange mitgemacht habe. Ein Jahr lang (nach der Trennung) war ich einfach nur wütend auf ihn. Zwischenzeitlich habe ich ihn regelrecht gehasst. Mir war währenddessen absolut bewusst, dass ich mich von dieser Wut lösen muss und dass sie schon viel zu lange andauert. Ich redete mich damit raus, das 1o Jahre nunmal auch keine "Kurzbeziehung" darstellen und man dann eben länger braucht, um alles zu verarbeiten. Ich konnte mich irgendwann von dieser Wut befreien, als ich meinen eigenen Anteil daran erkannte. Ich neige dazu, altruistisch zu sein. Gleichzeitig vermute ich eine "passive Bindungsangst" bei mir. Es zeichnete sich mehr und mehr ab, dass ich immer Beziehungen hatte (zb Fernbeziehung) die gar keine echte tiefe Nähe zuließen - obwohl ich paradoxerweise doch genau danach suchte. Nun bin ich wieder an einen Mann geraten, der vom unsicheren Bindungstyp ist und eine Nähe/Distanz-Problem hat. Ich habe immer wieder überlegt, ob ich diese Verbindung aufgeben soll oder nicht. Was mich daran hindert zugehen, ist schier die Tatsache, dass er mir gut tut. Er spiegelt mich sehr kraftvoll wieder und ich habe das Gefühl, etwas über mich zu lernen dabei. Viele meiner Gedanken-Knoten hat er dadurch schon lösen können. Ein bisschen traurig machte es mich schon, dass wir wahrscheinlich nie eine Beziehung führen werden/können. Und irgendwann der Zeitpunkt kommt, da ich gehen muss und mich von ihm abwenden. Ich habe keine Hoffnung, oder nur sehr wenig, dass wir da eine Kurve kriegen könnten, weil beide vom unsicheren Bindungstyp. Er ist ein "aktiver Bindungsverweigerer" ich bin ein "passiver Bindungsverweigerer". Ganz schlechte Konstellation.
Was haltet ihr von meinen Gedanken? Psychoanalysiere ich zu viel? Oder liege ich wohl möglich doch richtig? Ich bin total verunsichert diesbezüglich. Ich traue mir irgendwie nicht so recht selbst über den Weg.
Ich habe ihn mal gefragt, wie er mich sieht. Er meinte ich wäre ein selbstreflektierter Mensch und das Gegenteil von oberflächlich. Er sagte auch einmal, dass er froh sei, sich aus seiner Familien-Installation "herausgewunden" zu haben und als einziger "überlebt" zu haben. Ich fragte ihn, wie er sich da so sicher sein könne. Er sagte bestimmt, aber mit milder Stimme "Mit mir ist alles in Ordnung" (mit den anderen stimmt etwas nicht). Ich finde diese tiefe Überzeugung, dass seine "Wahrheit" die richtige ist und nicht in Frage gestellt werden muss, beeindruckend. Denn genau damit habe ich ein Problem Ich möchte mir keine "passenden Ausreden" zurecht legen, um mich selbst zu entlasten. Ich möchte die Wahrheit wissen. Und bei "einseitiger Betrachtung" (denn das ist es nunmal) , fehlt mir die andere Seite der Medaille. Mit der anderen Seite kann ich aber nicht darüber kommunizieren. Ergo bleib ich wieder nur bei meiner Sichtweise/Perspektive. Das macht mich verrückt. Was ist richtig, was ist falsch? Ich weiß es einfach nicht
Was haltet ihr von meinen Gedanken? Psychoanalysiere ich zu viel? Oder liege ich wohl möglich doch richtig? Ich bin total verunsichert diesbezüglich. Ich traue mir irgendwie nicht so recht selbst über den Weg.
Ich habe ihn mal gefragt, wie er mich sieht. Er meinte ich wäre ein selbstreflektierter Mensch und das Gegenteil von oberflächlich. Er sagte auch einmal, dass er froh sei, sich aus seiner Familien-Installation "herausgewunden" zu haben und als einziger "überlebt" zu haben. Ich fragte ihn, wie er sich da so sicher sein könne. Er sagte bestimmt, aber mit milder Stimme "Mit mir ist alles in Ordnung" (mit den anderen stimmt etwas nicht). Ich finde diese tiefe Überzeugung, dass seine "Wahrheit" die richtige ist und nicht in Frage gestellt werden muss, beeindruckend. Denn genau damit habe ich ein Problem Ich möchte mir keine "passenden Ausreden" zurecht legen, um mich selbst zu entlasten. Ich möchte die Wahrheit wissen. Und bei "einseitiger Betrachtung" (denn das ist es nunmal) , fehlt mir die andere Seite der Medaille. Mit der anderen Seite kann ich aber nicht darüber kommunizieren. Ergo bleib ich wieder nur bei meiner Sichtweise/Perspektive. Das macht mich verrückt. Was ist richtig, was ist falsch? Ich weiß es einfach nicht
Hallo Josephin,
den ersten Text habe ich noch gelesen, danach habe ich aufgehört. Ist nicht böse gemeint, aber verwende doch nächstes Mal ein paar Absätze. Das macht das Lesen einfach leichter und erhöht die Chance, dass du auch Feedback erhältst.
Deine Mutter hat offensichtlich narzissistische Züge, wie meine auch. (das zeigt auch deine spätere Parterwahl, die du im letzten Abschnitt ansprichst). Es ist gut, dass du jetzt ein Verhalten gefunden hast um zu signalisieren: So (künftig) nicht mehr mit mir!
LG
den ersten Text habe ich noch gelesen, danach habe ich aufgehört. Ist nicht böse gemeint, aber verwende doch nächstes Mal ein paar Absätze. Das macht das Lesen einfach leichter und erhöht die Chance, dass du auch Feedback erhältst.
Deine Mutter hat offensichtlich narzissistische Züge, wie meine auch. (das zeigt auch deine spätere Parterwahl, die du im letzten Abschnitt ansprichst). Es ist gut, dass du jetzt ein Verhalten gefunden hast um zu signalisieren: So (künftig) nicht mehr mit mir!
LG
Ja das ist mir auch schon aufgefallen. Ich kann jetzt leider die Beiträge nicht mehr "bearbeiten".
Ja genau das ist mein Problem. Ob ich das richtig sehe? Ob das die richtige "Wahrheit" ist. Obwohl ich mir dessen bewusst bin, dass es nicht DIE Wahrheit gibt. Ich wäge mich immer noch in dem Gedanken, dass sie mich ja eigentlich geliebt hat und liebevoll zu mir war. Das passt irgendwie nicht zusammen. Ich glaube auch, dass ich (zum Glück) das "Urvertrauen ins Leben" mit auf den Weg bekommen habe. Ich frage mich daher, wie mir das vermittelt werden konnte? Ich bin emotional stabil. Hatte nie Depressionen oder sowas. Auch war der Leidensdruck relativ gering. Phasenweise war für mich die "Opferrolle" unerträglich. Aber ich habe das irgendwann (18/19 Jahre) relativ gut überwunden. (Glaube ich).RoboCat hat geschrieben: ↑Do., 27.07.2017, 15:18 Deine Mutter hat offensichtlich narzissistische Züge, wie meine auch. (das zeigt auch deine spätere Parterwahl, die du im letzten Abschnitt ansprichst). Es ist gut, dass du jetzt ein Verhalten gefunden hast um zu signalisieren: So (künftig) nicht mehr mit mir!
Was meinst du mit "Verhalten" ? Also ich bin mir überhaupt nicht sicher, wie ich mich jetzt verhalten soll. Auch in Bezug auf Partnerschaften und Beziehungen. Ich fühle mich nicht dazu in der Lage, den "schädlichen Gegenpart" auszusortieren. Ich gerate immer wieder an den selben Typ. Deswegen habe ich jetzt etwas resigniert. Und mich mit dem jetzigen Freund arrangiert. Zumindest besitzt er ebenfalls starke Selbstreflexion (war bei meinen Partnern bisher nicht der Fall, alles Ignoranten mit Null Einsicht). Es tut mir zur Zeit ganz gut, dass endlich mal jemand auf mich eingeht und er ist auch in Zeiten der Nähe sehr zugewandt und liebevoll. Macht sehr viele Dinge für mich. Ist hilfsbereit. Für mich eine völlig neue Erfahrung. Nur die Bindungs-Angst von ihm, tja, die steht leider im Wege.
- Werbung
-
- Vergleichbare Themen
- Antworten
- Zugriffe
- Letzter Beitrag
-
- 6 Antworten
- 7846 Zugriffe
-
Letzter Beitrag von kreon