(Entschuldigung, ist etwas sehr lang geworden - man möge es mir nachsehen

Ich denke zur Zeit darüber nach, ob meine Mutter narzisstische Tendenzen haben könnte. So eine richtig ausgekochte Narzisstin ist sie glaube ich nicht. Aber ich sehe durchaus auch Tendenzen. Vielleicht sind es aber auch nur Charakterschwächen?
Ich war als Kind in beim Kinder-Therapeuten (kostenlose Therapie, Lebensunterstützung, die von der evangelischen Kirche angeboten wurde). Meine Mutter musste also doch recht verzweifelt gewesen sein, dass sie sich Hilfe gesucht hat. Denn eigentlich spricht sie immer sehr lobend von sich, in der Art, dass sie ja immer alles kann und meistert und ihr niemand das Wasser reichen kann. Wo wir auch schon mitten im Thema wären. Sätze wie "was ich alles schon geleistet habe" oder "was ich immer alles machen/arbeiten muss, dass kann sich keiner Vorstellen", haben mich regelrecht verfolgt. Am Allermeisten kamen mir Sätze wie "man hat ja auch für nichts Zeit" zu den Ohren wieder raus! Noch heute reagiere ich allergisch auf solche Aussagen. Es war die allgegenwärtige Entschuldigung/Ausrede für einfach alles. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals einen Moment gab oder eine Situation, wo sie irgendeine Einsicht gezeigt hätte. Bei einem Streit oder einer Auseinandersetzung waren immer alle anderen "Schuld" daran. Wenn etwas besonders offensichtlich war, also wirklich direkt auf einen von ihr gemachten Fehler zurückzuführen war, dann hat sie sich nicht entschuldigt oder etwas ähnliches, sondern dann kam die "emotionale Abwehr". Plötzlich ging es dann nicht mehr um den Inhalt, oder das Problem, sondern nur noch um ihre Gefühle. "Kannst du dir vorstellen, wie ich mich dabei fühle" ? und solche Sätze kamen dann. Wenn man sich weigerte, darauf einzugehen und versuchte, wieder zur Sachebene zurückzulenken, dann war die zu tiefst verletzt und zog sich beleidigt zurück. Fälschlicherweise habe ich als Teenager immer gedacht, dass es ja eigentlich gut ist, in Ich-Botschaften und über die eigenen Gefühle zu sprechen. Erst jetzt mit 30 Jahren rattert es langsam bei mir im Kopf. Ich fange an ein paar Dinge neu zu betrachten.
Alles fing damit an, dass ich erkannte, dass sie häufiger mal lügt. Erst wollte ich es nicht so recht glauben, aber nachdem ich in den letzten 2 Jahren mehrere ihrer Lügen mitbekommen habe, fingen sich meine Gedanken an zu mobilisieren. Sie nennt das Notlügen. Ich kann nicht einschätzen, ob es Notlügen sind. Ich sprach sie mal darauf an (weil ich Lügen sehr stark ablehne und auch keine Notlügen im meinem Leben brauche), daraufhin sagte sie, dass jeder Mensch lügen würde und jeder Notlügen hätte, weil das gar nicht anders gehen würde.

Wenn ich richtig drüber nachdenke, dann habe ich da einfach dieses Gefühl in mir, dass sich am Ende doch immer alles um sie gedreht hat. Um ihre Gefühle, um ihre Emotionen, um ihre Arbeit, um ihre Leistungen usw. Ich fühlte mich oft übergangen, nicht wahrgenommen und oft auch nicht ernst genommen.