Beleidigt wegen Nichts

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Wohlmut
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Beleidigt wegen Nichts

Beitrag Di., 18.07.2017, 21:17

Hallo,
ich habe ein Problem was nicht direkt mich betrifft sondern meine Mutter. Meine Mutter war über 30 Jahre mit meinem Vater verheiratet, der vor ca. 2 Jahren verstorben ist. Meine Mutter lebt jetzt alleine in ihrem Haus und direkt nebenbei in einem eigenem Haus wohnt mein Bruder mit seiner Frau. Ich habe mir immer gedacht, dass es super ist, dass mein Bruder noch direkt neben unserer Mutter wohnt, da sie doch nicht dann wirklich ganz alleine ist. Aber leider gibt es ein Problem mit der Schwiegertochter, dass seit ca. 2 Jahren jetzt anhält. Und zwar hat das Ganze beim Begräbnis meines Vaters angefangen. Die Frau von meinem Bruder wollte nicht, dass wir alle beim Grab stehen bleiben und Beileidswünsche entgegennehmen. Warum auch immer. Das hat sie vor dem Begräbnis schon kundgetan. Doch meine Mutter und wir alle sind dann doch beim Grab stehen geblieben. Auch die Frau meines Bruders ist stehengeblieben. Dieses Ereignis dürfte aber für die Schwiegertochter meiner Mutter so unakzeptabel gewesen sein, dass sie seit dem Begräbnis mit meiner Mutter nicht mehr redet, geschweige überhaupt grüßt. Sie wurde von ihrer Schweigermama schon dreimal im laufe der zwei Jahre angesprochen, um das Problem zu klären. Sie wendet sich aber einfach ohne ein Wort ab. Geburtstagsglückwünsche vom meiner Mutter werden mit einem kurzem Danke abgefertig. Sie sehen sich ja fast jeden Tag, da sie ja Haus an Haus wohnen und jeder Blick wird von der Schwiegertochter vermieden. Meine Mutter kränkt sich dadurch sehr und gibt sich schon selbst die Schuld, weil sie beim Grab ihres Mannes stehen geblieben ist. Sie kann nicht mehr schlafen und fragt sich die ganze Zeit was sie falsch gemacht hat. Wenn Sie mir darüber erzählt kommen ihr immer die Tränen. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ist das echt ein Grund einen Menschen zu hassen, weil dieser beim letzten Abschied stehen bleiben wollte, um Beileidswünsche anzunehmen? Ich kann mir nämlich überhaubt nicht vorstellen, wegen so einem Grund angefressen zu sein und überhaupt so lange. Ich weiß nicht, was ich tun kann, ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass sich die Situation ändert. Was kann meine Mutter tun?

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Chancen
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 08:48

Hallo Wohlmut!

Was in deiner Schwägerin vorgeht und warum sie so reagiert, scheint dir und deiner Mutter ein Rätsel zu sein. Was sagt denn dein Bruder dazu? Weiß der etwa, warum seine Frau die Sache so tragisch nimmt?

Wenn jemand wegen etwas, das von außen wie "nichts" aussieht, so reagiert, dann gehe ich in der Regel davon aus, dass es für ihn tiefgreifende Gründe gibt, die man als Außenstehender nicht verstehen kann, wenn sie nicht kommuniziert werden.

Vielleicht hat sie ein Thema mit unverarbeiteter Trauer (Kindheit/Jugend), sodass ihr das Stehenbleiben am Grab zuviel war und sie es um jeden Preis vermeiden wollte. Irgendwas hat sie aber dazu bewogen, dennoch stehenzubleiben und dann ist da vielleicht eine alte Wunde aufgeplatzt, die sie veranlasst hat aus Abwehr/Schutz nicht mehr mit deiner Mutter zu sprechen. Das ganze hat sich dann vielleicht verselbständigt.
Das ist jetzt natürlich reine Spekulation. Aber dein Bruder müsste doch irgendwas dazu wissen, warum es seiner Frau so wichtig war, sich gegen ein Stehenbleiben einzusetzen, warum sie dennoch stehengeblieben ist und warum sie nun nicht darüber sprechen kann.

Für deine Mutter ist das natürlich unglaublich schwierig. Sie hat einfach nur das getan, was jeder normale Mensch tun würde: sich am Begräbnis eines geliebten Menschen so zu verhalten, wie sie es für richtig hält und anschließend zu versuchen über den Konflikt zu reden.

Zur Konfliktlösung braucht es leider immer zwei Menschen und wenn einer sich dem entzieht, ist das frustrierend. Man bleibt allein zurück mit seinem Unverständnis.

Chancen


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Wohlmut
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 09:01

Hallo Chancen,
danke für deine Antwort. Zu deiner Frage, was mein Bruder darüber sagt ist, dass seine Frau über meine Mutter enttäuscht ist. Mehr kommt leider auch nicht.

Leider ist die Situation auch so, dass meine Mutter auf keinen Fall Streitigkeiten anfangen möchte, da sie ihren Sohn nicht verlieren möchte. Es dreht sich immer alles im Kreis. Meine Mutter wollte schon zu einem Psychologen mit dieser Sache gehen, aber das traut sie sich nicht. Sie ist wegen dieser Sache auch schon ein paar Mal zusammengebrochen. Ich mache mir daher echte Sorgen. Sie nimmt sich das sehr zu Herzen, da sie sich mit jedem Menschen sehr gut versteht und mit ihrer Schwiegertochter nicht. Das kann sie einfach nicht verarbeiten.

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Chancen
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Beitrag Mi., 19.07.2017, 11:59

Wenn es deine Mutter so belastet, dass sie schon Zusammenbrüche hatte, dann würde ich ihr auf jeden Fall empfehlen, dass sie sich psychotherapeutische/psychologische Unterstützung holt.

Du schreibst, sie traue sich nicht. Was sind denn ihre Bedenken?

Vielleicht kann sie mit ihrem Hausarzt darüber sprechen.

Psychologische/psychotherapeutische Unterstützung ist immer dann hilfreich, wenn man das Gefühl hat, dass man alleine einfach nicht mehr weiß, wie man sich in einer Situation helfen kann. Wenn man z.B. von Gefühlen überwältigt wird, sich hilflos fühlt, traurig oder wütend ist, sodass man merkt, es muss etwas geschehen oder denkt: ich halte es einfach nicht mehr aus.

Auseinandersetzungen, besonders innerhalb der Familie, können SEHR belastend sein. Wenn man die Situation dann noch dazu jeden Tag vor Augen hat, ist das ein Zustand, den man alleine oft nicht bewältigen kann. Sich da dann jemand zum Reden zu suchen, der nicht involviert ist (familiär) ist da der naheliegende Schritt.

Vielleicht kannst du deiner Mutter die Bedenken vor der Inanspruchnahme einer Beratungsstunde nehmen, indem du sie ermunterst, sich einmal anzhören, was für Vorschläge eine Psychotherapeutin hätte, wie deine Mutter mit der Situation umgehen kann.

Falls deine Mutter auf keinen Fall zu einer Beratungsstunde gehen möchte, dann könntest du ihr die Nummer der Telefonseelsorge raussuchen. Dort kann deine Mutter, wenn sie sich ärgert oder aufregen muss, jederzeit, Tag und Nacht anrufen und mit jemandem über solche Dinge reden. Allein durch ein einfühlsames Gespräch tut sich oft schon viel. Und vielleicht wird sie dadurch dann auch ermutigt, sich an eine Therapeutin zu wenden, wenn sie merkt, dass es ihr gut tut darüber reden zu können.

Ich wünsche dir, deiner Mutter und eurer Familie alles Gute!

Chancen

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