Kurzes Festhalten der Gedanken

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h2o
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Kurzes Festhalten der Gedanken

Beitrag Do., 22.05.2008, 11:11

Irgendwann erkannte ich dass es möglich ist sich selbst umzubringen. Davor bin ich sogar dafür zu blöd gewesen. Irgendwo habe ich auch gelesen es sei oft eine spontane Entscheidung - nach einer reifen Überlegung würde man es gar nict machen, WOMÖGLICH. So plante ich mir damit bis 30 abzuwarten und ein paar eher große Veränderungen noch über mich ergehen zu lassen. Es ist schon viel Zeit vergangen. Wahrscheinlich warte ich wegen meiner Mutter, weil ich es ihr nicht antunn will ohne etwas anderes zuvor versucht zu haben. Bis 30 bleiben mir etwas mehr als 2 Jahre. Die Zeit ist nicht gerade erträglich. Ich versuche es irgendwie zu überbrücken aber es klappt nicht gut. Ich kann mich kaum auf das Studium konzentrieren, bin gleichgültig und habe vor vielen Altäglichkeiten Angst. Ich kann mit niemanden darüber reden. Ich kann mit niemanden reden, es ist niemand da. Alle sind irgendwie ich weiß auch nicht. Ich bin in Russland gebohren, seit der Migration habe ich die Sprache am besten drauf und habe auch den höchsten Abschluß in der Familie. Ich mag es nicht wahrzunehmen dass meine Eltern langsamer sind und es auch nie anders gewesen ist.
Ich habe mir diese Woche frei genommen, bin ein wenig krank. Plündere fleißg die Videothek aus und schaue die Filme allein bei meinen Eltern an. Ich gehe lange ziellos durch die Stadt spazieren und versuche den Anderen nach Möglichkeit nicht in die Augen zu sehen. Ich versuche die Zeit zu überbrücken die mir noch geblieben ist und es ist so ätzend.
Früher war ich ein Niemand, für die einen dumm und für die anderen dünn und schwach. Heute weiß ich sehr viel, sehe ziemlich gut aus und habe eine kaputte Einstellung zu allem. Aber vor allem bin ich wütend auf alle. Weil sie mich früher schlecht behandelt haben, als ich schwach war als ich Hilfe brauchte oder zumindest in Ruhe gelassen werden wollte. Natürlich kann es nicht sein dass alle so sind - sind sie ja nicht. Aber mir fällt es schwer zu selektieren oder vielleicht mich zurückzuhalten, vielleicht ist es weil mir fast schon so gut wie nichts wichtig ist.
Nach einem langen und schweren Leben (10 Jahre Sibirien) sagte mein Großvater "ich glaube an das Geld", ich habe gelesen "das Leben sei einfacher wenn man dumm ist" und nach dem eigenen Tot kann man nichts mehr bedauern weil man einfach nicht mehr da ist - ist mein eigenes Gedanke den ich davor nicht irgendwo gelesen habe. Das sind glaube ich die Sachen die für mich halbwegs fest sind. Ich weiß nicht was "glücklich sein" ist, vielleicht werde ich auch nie jemanden lieben können und niemanden an mich heranlassen. Mit meiner Bildung fühle ich mich zu hoch angesiedelt und total deplaziert im Vergleich zu dem was davor war. Ich verlange nach irgenwas einfach um einen Schein zu bewahren dass ich noch etwas will, dass ich noch menschlich bin. Ich will auf andere doch noch menschlich wirken. Ich will aber nur, dass alles vorbei ist. Ich bin so müde zu warten.

Die Zeit muss überbrückt werden und darum auch geschrieben.

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jusi
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Beitrag Do., 22.05.2008, 12:32

hallo

ich selbst habe einige selbsmordversuche (manche sehr halbherzig) hinter mir und ich kann viele deiner gedanken gut nachvollziehen. und weil auch ich versuche zeit zu überbrücken habe ich mir gedacht ich antworte dir hier.
h2o hat geschrieben:Irgendwann erkannte ich dass es möglich ist sich selbst umzubringen. Davor bin ich sogar dafür zu blöd gewesen. Irgendwo habe ich auch gelesen es sei oft eine spontane Entscheidung - nach einer reifen Überlegung würde man es gar nict machen, WOMÖGLICH.
ich war bei meinem ersten versuch so ca. 10 oder 12, weiß nicht mehr genau, ich hab es mit tabletten versucht aber ich hab dann plötzlich panik bekommen und mich absichtlich übergeben.....danach hab ich mir auch immer vorwürfe gemacht, nach jedem versuch, dass ich zu blöd bin oder zu feig bin um das durchzuziehen....aber ich weiß nicht ob das so ist und ob man das so sagen kann....wahrscheinlich hängt es von vielen äußeren faktoren und von persönlichen, auch unbewussten, faktoren ab...keine ahnung
h2o hat geschrieben:Ich will aber nur, dass alles vorbei ist. Ich bin so müde zu warten.
diesen gedanken teile ich mit dir und kann das sooo gut verstehen....ich bin des lebens auch müde aber ich habe in der letzten zeit gelernt dass man nicht immer alles beeinflussen kann...ich glaube man wird in ein schicksal hineingeboren und kann dieses bis zu einem gewissen grad beeinflussen aber nie zu hundertprozent ändern....man kann weder sein leben noch seinen tod vollständig kontrollieren....leider

liebe grüße
jusi
„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ L. Wittgenstein

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Dornröschen Dorn
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Do., 22.05.2008, 12:50

Oh ich schliesse mich vollkommen euren momentanen ansichten an.
jusi hat geschrieben:danach hab ich mir auch immer vorwürfe gemacht, nach jedem versuch, dass ich zu blöd bin oder zu feig bin um das durchzuziehen....
Ja ich mir auch bisher immer!
jusi hat geschrieben:h2o schrieb:Ich will aber nur, dass alles vorbei ist. Ich bin so müde zu warten.

diesen gedanken teile ich mit dir und kann das sooo gut verstehen....ich bin des lebens auch müde
Und ich erst!!
jusi hat geschrieben:ich glaube man wird in ein schicksal hineingeboren und kann dieses bis zu einem gewissen grad beeinflussen aber nie zu hundertprozent ändern....
ja leider.man kann es nur versuchen per therapie zu verarbeiten und zu akzeptieren und aus seinem restlichen leben das beste heraus zu holen.und letztendlich doch wieder nur zu scheitern an den belastenden erinnerungen und ereignissen die noch auf einen hereinstürzen..
jusi hat geschrieben:man kann weder sein leben noch seinen tod vollständig kontrollieren....leider
ja leider.manchmal wünschte ich mir auch soo sehr das das sterben soo einfach wäre.aber wäre es das,würde es wohl auch nicht mehr soo viele menschen geben...
shit happenz.
Lieben Gruss!
Erfahrungen sind die Schlüssel zu noch mehr Glück und Vollkommenheit, für alle Schlösser, die das Leben mir noch bringen wird..



Lieben Gruss und bis bald!

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Ragenir
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Beiträge: 80

Beitrag Fr., 23.05.2008, 00:53

Hallo!

Bevor ich hier mit einstimme, denn h2o schrieb mir teilweise aus dem Herzen, möchte ich eines anmerken: Es gibt auch ruhige Augenblicke.

Ich sag weder schön, noch glücklich, noch friedvoll.

Es sind die ruhigen Momente, die mich am Leben halten. Ich hatte zwar lange schon keine mehr, aber ich weiss, dass mir das gut tut.

Ragenir
Dankbarkeit. Demut. Liebe.

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h2o
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Beitrag Mo., 08.09.2008, 17:41

Kotzen und heulen und das werde ich scheint mir jedes mal nach dem Mittagessen machen wenn ich das Essen jetzt nicht unten behalten werde. Es ist schon alles für die Katz aber das wäre das Schlimmste. Mir gehts nicht gut, habe seit zich Wochen nicht tranieren können und das zieht mich nach unten wie ein Stein. Liege den größten Teil der Zeit im Bett und arbeite an der Abschlußarbeit überhaupt nicht. Bald muss ich die abgeben aber es ist kein Problem. Es gibt eigenitlich überhaupt kein Problem denn nichts ist wichtig. Nur dass der Sommer endlich vorbei ist und es kalt wird und ich frieren kann.
Noc hein Bisschen und ich werde alles fallenlassen und von hier wegfahren. Irgendeine Großstadt. Wo ich niemanden kenne und mich niemand kennt. Keine falschen Hoffnungen mehr, nur ich.
Nachts Albträume auf die ich mich freue, morgens das tägliche Ritual den ich hasse, dann das Altag zu dem ich mich momentan nicht zwingen kann und abends ins Bett und an irgendwas Schönes in den Minuten vor dem Einschalfen denken. Eine Welt in der es keine anderen Menschen und Tiere gibt, wo ich auf der Autobahn zu Fuß gehen könnte oder Reifen den Berg stoßen würde um zu sehen wie sie hinunterrollen. Wenn ich kalte Luft sein könnte und die Dächer der Häuser streifen würde. Wenn alles aus Asphalt wäre und es ständig regnen würde. Ich stelle mir vor wie ich in einer dieser Welten einschlafe während ich in dieser das gleiche tue. Es gibt nichts mehr was ich gerne tun würde außer mit dem Auto lebensgefährlich schnell zu rasen. Und mir wird schlecht wenn ich glückliche Menschen sehe, weil ich nie so sein werde wie sie es sind.

Ruhige Momente ja die gibts. Leider viel zu selten aber die gibt es tatsächlich und ich bin überglücklich wenn die da sind. Ich bin dann ein komplett anderer Menschund und die Zeit scheint ausfüllbar zu sein. Die meißte Zeit fühlt sich aber alles an als ob mit längst alles ausgegangen ist einschlißend aller Gefahren und Wunder und alle Menschen blind sind beim Erfüllen ihrer Wünsche.

Ich kann es kaum abwarten, dass es richtig kalt wird.

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frozen rabbit
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Beitrag Fr., 07.11.2008, 23:38

h2o hat geschrieben:Ich kann mit niemanden darüber reden. Ich kann mit niemanden reden, es ist niemand da. Alle sind irgendwie ich weiß auch nicht. Ich bin in Russland gebohren, seit der Migration habe ich die Sprache am besten drauf und habe auch den höchsten Abschluß in der Familie. Ich mag es nicht wahrzunehmen dass meine Eltern langsamer sind und es auch nie anders gewesen ist.
Hast du Vorbilder?

In jeder Familie gibt es einen der durch sein Handeln eine Oberlatte gesetzt hat. Diese zu erreichen kann für manche leichter sein als sie bedeutend zu überschreiten. Man hat niemanden mehr an dem man sich orientieren kann, niemanden der einen unterstützen kann, vielleicht auch niemanden der einschätzen kann, wie schwer diese zusätzlichen kleinen Schritte sein können.

Statt sich innerhalb der Familie zu orientieren wird es vernünftiger sich ein Vorbild außerhalb zu suchen, dessen Errungenschaften weder zu nah noch zu weit entfernt sind, um die richtige Motivation zu finden.

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