Tagesstruktur...ich verblöde vollends

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
ingwer75
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 113

Tagesstruktur...ich verblöde vollends

Beitrag Mo., 21.09.2015, 07:06

Hi!

Ich war nun einige Monate nicht hier.
Seit ca. 5 Monaten gehe ich nun in eine Tagesstruktur. Ich gabe und gebe mir sehr Mühe mich von meinen negativen Gedanken und Gefühlen nicht runterziehen zu lassen, aber seit einigen Wochen ist es für mich zum Schreien.
Obwohl ich niemanden verurteile oder als Mensch abwertend finde, treiben mich die Klienten, die schwer beeinträchtigt sind noch mehr in die Verzweiflung, als dass ich irgendwie gestärkt und "stabil" werden sollte.
Es ist als würde mein Gehirn von Tag zu Tag schrumpfen.
Obwohl es besser für mich ist, als diese Tage mit mir alleine zuhause zu verbringen.
Vielleicht können mich motivierende Worte aufbauen.
Oft erhoffe und erwarte ich mir etwas von der Zukunft.....manchmal ist es einige Minuten später schon wieder vorbei damit.
So............dann richte ich mich mal für die Tagesstruktur.

Werbung

Benutzeravatar

Hiob
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 78
Beiträge: 2424

Beitrag Mo., 21.09.2015, 10:35

Was machst du denn da den lieben langen Tag "in der Tagesstruktur"?

Es gab mal eine Trickfilmserie (Rockos modernes Leben) , mit einem Bieber und einer Kuh als Hauptdarsteller.
Der Bieber holte einen Zettel mit seinem Tagesprogramm raus und las vor und hakte ab, was er schon erledigt hatte:

Aufstehn
Anziehn
Snacks
Baden
Ausruhn
Snacks
Mittagessen
Sonnenbad
Snacks...

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
ingwer75
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 113

Beitrag Di., 22.09.2015, 05:09

Ach... generell ist die Struktur ja gut und auch abwechslungsreich.
Es gibt. z. B. eine Kochgruppe, Arbeiten in einer Glaswerkstatt, Metallwerkstatt. Gedächtnistraining, Bewegung, Basteln mit Perlen, Schnüren, Weben, Spiele und so. ...
... Vielleicht ist mein Wunsch nach einem "normalen Job" einfach zu groß ?!
Auch die Unterhaltung mit den anderen Klienten treibt mich nahezu in den Wahnsinn.
Gestern hatte ich das Gefühl, dass ich echt tatsächlich bald platzen würde, wegrennen müsse .... alles nicht mehr sehen und hören wollen.
Im Laufe der Jahrzente wurde mir auch immerwieder klar gemacht: Otto-Normalbürger bin ich nicht, psychisch krank, sodass ich mich daran/darin verliere auch nicht......
Was bin ich, wo gehöre ich hin? Klar kann man sagen oder fragen, ob das denn so wichtig ist.
Für mich jedenfalls schon!
Diesen Hin und Herschubsen und Einstufen hat aus mir einen Menschen gemacht, der sich selbst über nichts mehr im Klaren ist. Ich kann nicht mal eine eindeutige Antwort darauf geben, ob ich es mir wünsche, dass das Rehab.geld im Februar weiter bewilligt wird oder ob ich in einen Alltag einsteigen möchte.
Mit Alltag meine ich so einen durchschnittlichen Otto-Normalbürger-Alltag.
Job (muss wohl eher nur Teilzeit sein - wenn dies finanziell machbar ist), Familie, leben.
Ohne stundenlang nachzudenken, was der tiefe Sinn dahinter ist! Grrrrrrrrrr

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
ingwer75
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 113

Beitrag Mi., 18.11.2015, 08:22

Liebe Leute!

Mag mir wer motivierende Worte zukommen lassen?
Ich vegetiere von einen Tag zum anderen.....die Schwere, die auf mir lastet, stampft mich in den Boden.
Wenn ich im Bett liege und weine, kann ich immer nur warten und hoffen, dass ich einschlafe und dass es beim Erwachen vielleicht besser ist.

Werbung

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Mi., 18.11.2015, 10:49

Ich kenne das auch, ich nutze so eine Tagesstätte, weil die da eine Werkstatt haben, wo ich für umsonst töpfern kann, ich gehe da aber nur ein, zwei Mal die Woche hin, um eben zu töpfern, danach ncoh einen Tee zu trinken und noch einen Schwatz zu halten, irgendwer den ich nett finde ist doch meistens da. Das Essen dort ist auch recht gut und sehr günstig.

Die sind zwar alle miteinander supernett, aber dieses "Kindergarten für Erwachsene" Ambiente, das die dort bieten finde ich insgesamt eher runterziehend, darum halte ich mich von den meisten Aktivitäten dort fern, ich mag bei meinem Freizeitaktivitäten eigentlich überhaupt nicht auch noch ständig daran erinnert werden, dass ich eine Krankheit habe und das Niveau dort ist mir auch zu unterirdisch.

Da kann ich dir also leider auch nicht helfen, ich kann nur sagen, nein, es liegt nicht an dir, dass dich das in den Wahnsinn treibt. Diese Dinger sind für ein Klientel ausgelegt, das aufgrund von Krankheit oder Medikamenten schon fast auf dem Stand eines geistig behinderten ist.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15219

Beitrag Mi., 18.11.2015, 11:32

Hallo Ingwer!



Ich weiß jetzt nicht, ob du aus Österreich oder Deutschland bist?

Jedenfalls kenne ich die Situation ähnlich aus der Tagesklinik wo es ja auch um Tagesstruktur ging. Ich hatte da sehr stark das Bedürfnis mich mit normalen Leuten zu umgeben.

Hast du denn einen Ansprechpartner? Gibt es möglicherweise für dich andere Alternativen? Ist das so eine längere Rehabilitation?

Halt die Ohren steif!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Mi., 18.11.2015, 11:59

candle. hat geschrieben: Gibt es möglicherweise für dich andere Alternativen?


Tja, das Problem ist halt, dass für mich passende Aktivitäten auf dem freien Markt halt nicht unerheblich Geld kosten würden, das ich nicht habe. Das trifft für die meisten Menschen zu, die ich in dieser Tagesstätte so antreffe.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15219

Beitrag Mi., 18.11.2015, 12:04

münchnerkindl hat geschrieben: Tja, das Problem ist halt, dass für mich passende Aktivitäten auf dem freien Markt halt nicht unerheblich Geld kosten würden, das ich nicht habe. Das trifft für die meisten Menschen zu, die ich in dieser Tagesstätte so antreffe.
Da mich das Problem ja auch betrifft, habe ich oft schon überlegt irgendwie ein Alternativprogramm zu überdenken, aber dazu fehlt mir dann auch das Kleingeld. So als Idee einen Betrieb zu gründen mit Arbeitsplätzen für unsereiner, die wollen, nur begrenzt können, Geld verdienen und eben vernünftige Arbeit tun dürfen. *träum

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Mi., 18.11.2015, 12:07

candle. hat geschrieben: Jedenfalls kenne ich die Situation ähnlich aus der Tagesklinik wo es ja auch um Tagesstruktur ging. Ich hatte da sehr stark das Bedürfnis mich mit normalen Leuten zu umgeben.

Jepp. Tagesstruktur ist ja auch schön und gut, nur muss der Tag dann halt auch mit Aktivitäten strukturiert sein, die den eigenen Interessen entsprechen, und die sind nun mal unterschiedlich, wenn man eine Gruppe erwachsener Menschen nimmt.


Ich finde es sowieso die Pest unserer Gesellschaft, dass "Randgruppen" alle schön in der Seggregation gehalten werden, damit Kinder, alten Leute, psychisch kranke etc alle schön und ordentlich, getrennt vom Rest der Bevölkerung in ihrem Ghetto eingepfercht werden können

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9792

Beitrag Mi., 18.11.2015, 12:11

candle. hat geschrieben:
münchnerkindl hat geschrieben: Tja, das Problem ist halt, dass für mich passende Aktivitäten auf dem freien Markt halt nicht unerheblich Geld kosten würden, das ich nicht habe. Das trifft für die meisten Menschen zu, die ich in dieser Tagesstätte so antreffe.
Da mich das Problem ja auch betrifft, habe ich oft schon überlegt irgendwie ein Alternativprogramm zu überdenken, aber dazu fehlt mir dann auch das Kleingeld. So als Idee einen Betrieb zu gründen mit Arbeitsplätzen für unsereiner, die wollen, nur begrenzt können, Geld verdienen und eben vernünftige Arbeit tun dürfen. *träum

Bei mir ist es zB so, dass ich als "Stätter" im Grunde nichts tauge und mich eigentlich gerne im landwirtschaftlichen Bereich betätigen würde. Es geht einfach nix drüber, morgens, noch vor dem Frühstück erst mal 1, 2 Stunden Stall ausmisten, Tiere versorgen, so schön knackig arbeiten, dass man körperlich spürt, dass man was wirklich handfestes, sinnvolles getan hat und dann mit Genuss in das Frühstücksbrot beissen kann. Eine Nordic Walking Gruppe für psychisch kranke, sorry, verarschen kann ich mich selbst!!!!

Ich höre mir auch gerne auf Youtube Kanälen von Universitäten Vorträge über Anthropologie, Verhaltensforschung & co an, ich hätte gerne Leute, die sich auch für solche Dinge interessieren.

Oder Leute, mit denen man die Frage, "welche Keramikglasur für diesen oder jenen Effekt" kompetent bequatschen kann.

Was soll ich da mit dem dummen Blabla, das sie in diesen Psycho-Ringelpiezgruppen Marke "wie gehts uns denn heute" so abziehen und was soll ich mit "betreutes Kochen"??????


Auf meinen Grabstein können sie irgendwann mal schreiben "sie hat sich zu Tode gelangweilt"

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15219

Beitrag Mi., 18.11.2015, 14:09

münchnerkindl hat geschrieben: Ich finde es sowieso die Pest unserer Gesellschaft, dass "Randgruppen" alle schön in der Seggregation gehalten werden, damit Kinder, alten Leute, psychisch kranke etc alle schön und ordentlich, getrennt vom Rest der Bevölkerung in ihrem Ghetto eingepfercht werden können
Als Single Rentner bin ich eh die Randgruppe der Randgruppen. Da bekommt man gar nichts mehr.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
ingwer75
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 113

Beitrag Fr., 29.01.2016, 08:10

Hi!

Bitte entschuldigt, dass ich nun länger wieder nicht hier war. Leider ist einiges vorgefallen.
Meine beiden Hunde sind im Dezember verstorben. Einer war einer meiner bester Therapeuten.Weihnachten und Silvester waren somit (wieder mal) mit sehr viel Trauer verbunden.
Vor einigen Tagen habe ich erfahren, dass meine Pflegemutter Bauchspeicheldrüsenkrebs hat. Der Krebs hat schon gestreut und eine OP macht keinen Sinn mehr.
Über all meine Probleme und Sorgen überstülpt mich die Trauer und Fragen rund um den Tod.

Was die Tagesstruktur betrifft............gibt es seit einiger Zeit auch eine Lerngruppe. In der war ich auch gestern Nachmittag wieder eingeteilt und ich wurde wirklich etwas abgelenkt.
Eigentlich wollte ich zuhause bleiben, im Bett liegen. Aber ich hab mich dazu gezwungen hin zu gehen und es war echt gut so. So war ich für den Besuch bei meiner Mutter danach eher gewappnet.
Gestern begannen wir in der Lerngruppe jeder ein Buch zu lesen und berichteten anschließen darüber. In der nächsten Lernstunde lesen wir weiter, wiederholen kurz und fassen wieder zusammen.
Das finde ich echt gut. Durch Bücher kann man in eine andere Welt eintauchen finde ich und mit dieser Art und Weise lernt man gleich mehrere Bücher kennen.
Ich habe mich für "Die Farm der Tiere" entschieden.

Ich wünsche euch allen alles Liebe und Gute!


Gerdamarie
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 60
Beiträge: 2

Beitrag Mo., 01.02.2016, 16:36

Das finde ich echt gut, dass dir das Lesen gefällt und 'etwas gibt'. Mir hilft es auch oft.
Allerdings lese ich alleine, das heisst ich spreche nicht gerne darüber, mache mir selbst Gedanken dazu. Manchmal kommen mir vergleichbare Situationen in den Sinn, aber leider habe ich niemand, mit dem ich darüber sprechen könnte. Trotzdem macht mir das Lesen Freude und ich finde auch immer etwas, was mir gefällt.
Ich wünsche dir weiterhin Freude für/bei deiner Lerngruppe.

freundliche Grüße
Gerdamarie

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
ingwer75
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 113

Beitrag Mo., 01.02.2016, 17:37

Danke Gerdamarie! Hoffe ich bleibe mit Interesse dran.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
ingwer75
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 40
Beiträge: 113

Beitrag Fr., 01.04.2016, 12:45

Die Begutachtung des Psychiaters hat heute ergeben, dass ich wahrscheinlich weiter ein Jahr befristet Rehabilitationsgeld beziehen kann/darf.
Ich bin sooooooo erleichtert,hoffe auch, dass das fix ist und mir von der PVA bewilligt wird, denn ich wüsste nicht welchen Job ich packen könnte, um dieses Geld - das ich als Rehabilitationsgeld bekomme - zu verdienen.
Obwohl mich der Grundgedanke, nämlich arbeiten zu wollen, nach wie vor beherrscht.
Leider machen es mir meine Gedanken, Gefühle und die damit verbundenen Zustände echt unmöglich.
Deshalb wäre ich sehr dankbar, wenn ihr mir berichten würdet, welche Gedanken euch so Tag für Tag beschäftigen, quälen oder an euch vorrüberziehen.
Wenn ich meinen Mann frage oder auch ganz selten aus einem Gespräch heraus.....fällt mir auf, dass meine Gedanken so abartig sind oder sich zumindest so abartig anfühlen.
Deshalb bitte ich euch mir eure Gedanken näher zu bringen.
Mich beherrschen tagein, tagaus Gedanken rund um den Sinn in und an allem.
So sehe ich mir z.B. ein von Fliegenschiß bedrecktes Fenster stunden - tagelang an und frage mich, was es denn für einen Sinn hat, wenn ich es endlich schaffen würde es zu putzen? Nur deshalb, weil es dann sauber wäre, reicht mir nicht, denn ich frage mich weiter, was es denn bringt, dass es denn dann sauber wäre............. und so geht es einfach ausgedrückt den ganzen Tag, die ganzen Tage, über all die Wochen, Monate und Jahre hinweg.
Manchmal wünschte ich mir einfach ein Loch in meinen Kopf bohren zu können, um alles ausfließen lassen zu können, das nicht rein soll.
Wie auch immer, trotz allem wünsche ich euch allen viel Kraft, Energie und gutes Gelingen, wenn ihr denn was macht!

(Hinweis Admin: Zusatzfragen zum eigentlich gleichen Thema bitte im Originalthread stellen, damit andere UserInnen die Geschichte bzw. den Verlauf besser nachvollziehen können. Ihre aktuelle Frage zum Thema wurde an den anderen Thread angehängt. Des weiteren möchte ich der guten Ordnung halber darauf hinweisen, dass Beiträge in einem Forum keine Psychotherapie ersetzen können. Wenn Sie an Ihrer Situation nachhaltig etwas ändern möchten, sollten Sie daher eine solche in Angriff nehmen.)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag