Was kann ein Trauma auslösen?

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no1uknow
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Was kann ein Trauma auslösen?

Beitrag So., 02.02.2014, 14:37

Hallo,
ich hoffe, das ist das korrekte Unterforum für meine Frage.

Also, allgemein heißt es ja, ein Trauma wird durch extreme Erlebnisse wie Unfälle, Gewaltverbrechen, Naturkatastrophen usw. ausgelöst. Was ich gerne wüsste: Ist es dankbar, dass auch minderschwere Ereignisse, die keine (nicht mal potentielle) Lebensgefahr mit sich bringen, traumatisch wirken? Ich denke z. B. an eine Situation, die die betreffende Person als sehr erniedrigend und als massives Versagen ihrerseits empfindet. Ich wäre sehr dankbar, wenn mich da jemand aufklären könnte.

(Zum Hintergrund meiner Frage: Ich mache mir im Moment etwas Sorgen um eine mir nahestehende Person.)

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candle.
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weiblich/female, 56
Beiträge: 15427

Beitrag So., 02.02.2014, 16:17

Hallo no1uknow!

Willkommen im PT Forum!

Ich kann jetzt gar nicht bewerten, deiner mageren Beschreibungen folgend, ob es traumatisch ist im diagnostischen Sinne was deiner Freundin da passiert ist.
no1uknow hat geschrieben: Ich denke z. B. an eine Situation, die die betreffende Person als sehr erniedrigend und als massives Versagen ihrerseits empfindet.
Magst du näher darauf eingehen?
(Zum Hintergrund meiner Frage: Ich mache mir im Moment etwas Sorgen um eine mir nahestehende Person.)
Das ist nett von dir, nur wird ja die Frage nach einem Trauma nicht wirklich weiterhelfen- weder dir noch ihr?

Viele Grüße!
candle
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Madja
Forums-Insider
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Beiträge: 327

Beitrag Mo., 03.02.2014, 08:41

"(...)Ein Trauma ist ein gewaltvolles oder überwältigendes Ereignis, das die Bewältigungsstrategien eines Menschen überfordert, so dass dieser Mensch auf besondere Notfall- oder Überlebensstrategien zurückgreifen muss.
Häufig geht dieses Ereignis mit einer (Lebens-) Bedrohung einher, kennzeichnend ist ein ausgeprägtes Erleben von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Auslieferung. (...)

Einerseits gibt es Traumata, die durch „höhere Gewalt“ verursacht werden, wie z.B. Unfälle, Naturkatastrophen, Schicksalsschläge oder schwere Erkrankungen. Sehr viel häufiger sind andererseits so genannte „man made“ Traumata, also überwältigende Erfahrungen, die von Menschen verursacht wurden wie Angriffe, Überfälle, sexualisierte und häusliche Gewalt. Hier wird nicht nur das Leben an sich erschüttert, sondern auch das Vertrauen in andere Menschen, was den Heilungsprozess deutlich erschweren kann.

Besonders gravierend wirkt sich dies aus, wenn traumatische Verletzungen in der Kindheit (über längere Zeit) durch Bezugspersonen zugefügt werden, da das Kind naturgemäß von Erwachsenen abhängig ist und sich daher nicht in Sicherheit bringen oder wirkungsvoll zur Wehr setzen kann.

Insbesondere bei sexualisierter Gewalt kommt hinzu, dass Scham- und Körpergrenzen massiv überschritten werden, meist besteht zusätzlich ein Redeverbot, was verhindert, sich in dieser Situation Hilfe zu holen. So kommt es meist auch zur Isolation, das Erlebte kann nicht bearbeitet und bewältigt werden.

Schließlich gibt es kollektive Formen der Traumatisierung z.B. durch Kriege.
Auch Verfolgung aufgrund einer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit, aufgrund sexueller Orientierung oder politischen Engagements kann hierzu gezählt werden. Diese Form von Gewalt geht häufig mit zerstörerischer struktureller Gewalt und gravierenden Spaltungen in einem ganzen Gesellschaftssystem einher, auch kann es zu Folterungen, also gezielt eingesetztem Sadismus, kommen.(...)"

http://www.ellen-spangenberg.de/Trauma.html
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. - George Bernard Shaw

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schwindelkind
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Beiträge: 72

Beitrag Mo., 03.02.2014, 20:44

Ist es dankbar, dass auch minderschwere Ereignisse, die keine (nicht mal potentielle) Lebensgefahr mit sich bringen, traumatisch wirken?Ich denke z. B. an eine Situation, die die betreffende Person als sehr erniedrigend und als massives Versagen ihrerseits empfindet.
ja das ist möglich. V.a wenn solche oder ähnliche Situationen sich wiederholt haben und nicht bearbeitet wurden. Es muss aber nicht zwangsläufig sein, dass dadurch eine Traumatisierung zustande kommt, da der Mensch sich von vielen Erlebnissen glücklicherweise selbst erholen kann.

Also vorsicht mit pauschalen Aussagen.

Was lässt dich denn konkret an eine Traumatisierung denken? Welche Anzeichen dafür siehst du denn in ihrem oder seinem Verhalten?

LG

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chaosfee
Forums-Gruftie
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weiblich/female, 30
Beiträge: 887

Beitrag Mo., 03.02.2014, 21:03

Hallo,

was fängst du denn dann mit einem eventuellen ja/nein/vielleicht an, das du sicher mehrfach (und zwar alle 3) hier bekommen wirst (ganz abgesehen davon, dass ich in solchen Sachen nicht auf die Meinung anonymer Forenuser oder sonst irgendeiner unbekannten Quelle vertrauen würde)?

LG chaosfee
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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raue See
Helferlein
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weiblich/female, 76
Beiträge: 59

Beitrag Fr., 07.02.2014, 07:27

@no1uknow,

eigentlich bin ich auf "Urlaub", aber zu deiner Frage drängen sich mir noch "Antworten" auf, die ich dir aus meiner Sicht gern schreiben möchte...
vielleicht gibt es dir den einen oder anderen Denkanstoss, oder beantwortet es ein ? in dir.

JA - ich denke schon, dass so ein "minder schwerer Fall" sowas wie Hilflosigkeit auslösen kann,
vorallem wenn die betreffende Person sowas verinnerlicht hat durch Erfahrung und "Lernen im Leben"...
was für wen "ein Trauma" ist, denke ich, ist immer ein individueller Fall,
weil nie Jemand Außenstehender weiß, was es in der Person auslöst...
ich für mich möchte nicht sagen,
ein Trauma wird "nur" durch schwere Schläge ausgelöst,
ein tiefes Traums sitzt in allen Zellen des Körpers,
und kann wieder hoch geholt werden,
auch durch Kleinigkeiten, und vorallem weiß es die betreffende Person oft selber nicht um was es eigentlich geht, SIE FÜHLT SICH EINFACH NUR SCHLECHT und kann nicht sagen was das ist...

deine Sorgen gehen für mich in Richtung Gefühl "Mobbing" und Mobbing kann das Leben zerstören...
NICHT VERSTANDEN WERDEN, sich hilflos fühlen, gedemütigt werden, versagen = die Selbstwirksamkeit nicht spüren...

war jetzt einfach nur so ein Denkansatz von mir.
alles Gute

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Fundevogel
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Beiträge: 1302

Beitrag Mo., 06.10.2014, 19:58

Hallo steffen,

naja, wenn man das Weltgeschehen derzeit so verfolgt, kann man schon mal trübsinnig werden. In ein Trauma verfällt man aber nicht, auch nicht durch die Medien, das ist etwas anderes.

Zwanghaftes Beschäftigen mit dem Weltuntergang würde ich als Angst sehen, die Frage ist nur wovor, ich glaube, dass man manchmal unbewußt solche Ängste vor die eigentliche Angst schiebt, kann auch Lebensangst sein.

Ich finde das sehr aufmerksam von dir, dass du dir solche Gedanken um deine Schwester machst.
Und ja, du kannst etwas tun: Sprich mit ihr.
Unternimm was mit ihr, je vertrauter ihr seid, umso eher wird sie mit dir teilen, was sie im Innersten bewegt. Und ihr wird es einiges von ihrer Angst nehmen, wenn du für sie da bist.
Fundevogel

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peppermint patty
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Beiträge: 1931

Beitrag Mo., 06.10.2014, 20:23

Hallo no1unknown,

also ich finde, dass mit dem Begriff Trauma zu inflationär umgegangen wird und halte mich da lieber an der Definition im engeren Sinne (bin da also eher bei Madja).

Es sind (idR Gewalt-) Ereignisse, die das psychische Bewältigungssystem überfordern und drei mögliche Handlungsalternativen in der betreffenden Situation auslösen: Freeze, Flucht oder kämpfen. Nicht umsonst gibt es Traumatherapie, die genau darauf münzt und nicht etwa auf Erniedrigung.

Das heisst für mich aber nicht, dass es nicht auch Situationen im Leben kann, die seelisch verletzend sein können, wie bspw. Erniedrigung, Versagen oder Mobbing, Vernachlässigung,…..etc. Wenn deine nahestehende Person nicht mit dem klar kommt was sie erlebt, so ermutige sie doch, sich Hilfe zu suchen. Vielleicht wäre eine Therapie hilfreich, egal ob Trauma oder nicht??

LG,
pp


Eremit
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anderes/other, 80
Beiträge: 8876

Beitrag Mi., 08.10.2014, 01:40

peppermint patty hat geschrieben:Freeze, Flucht oder kämpfen.
"Freeze" ist auch nur eine Form der Flucht...

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