Hallo,
Ich hatte eine relativ schwierige Kindheit, was mir scheinbar jetzt erst richtig bewusst wird. Ich habe vor 5 Monaten einen kleinen Sohn zur Welt gebracht und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich seitdem meine Kindheit noch mal ein 2. mal durchleben muss und dabei sind noch mal viele schlimme Erlebnisse hochgekommen, die ich scheinbar bisher immer nur verdrängt habe....nach der Geburt meines Sohnes habe ich mir ernsthafte Gedanken gemacht, wie mein Partner und ich ihn erziehen wollen und was wir besser oder anders machen wollen, als z.B. meine Eltern damals.
Ich erinnere mich, daß ich von unserem früheren Vater ab und an geschlagen wurde, aber da muss ich so ca. 4 Jahre alt gewesen sein. Es kam nicht oft vor, aber ich erinnere mich noch an die Hämatome, die ich an den Schenkeln z.B. hatte....ich habe es mein Leben lang als "war ja nicht so schlimm" abgetan...dann die Trennung/Scheidung (bzw. die Zeit davor) meiner Eltern als ich 6 Jahre alt war. Ich musste mit ansehen, wie sich meine Eltern geprügelt haben....dann kam meine Mutter eines Abends nach Hause und erzählte uns, dass sie meinen Vater gerade inflagranti mit ihrer besten Freundin erwischt hätte...ich war 6 und habe zwar verstanden, dass er was schlechtes getan hat, aber ich bin der Meinung, sowas kann ein so junges Mädchen noch nicht wirklich "verarbeiten". Dann kam die Scheidung und der Rosenkrieg wurde auf den Rücken unserer Kinder ausgetragen.
Das Sorgerecht hatte meine Mutter behalten und um dieses hatte mein Vater ebenfalls gekämpft. Meine Mutter hatte jeglichen Kontakt zu unserem Vater unterbunden (und trotz allem hing ich sehr an meinem Vater - war halt ein "Papakind")...ich habe ihn von da an also nicht mehr sehen dürfen und sehr unter diesen Verlust gelitten. Meine Mutter hat kurze Zeit später wieder geheiratet und wir haben Jahre gebraucht, um wieder Vertrauen zu fassen und ein gutes Verhältnis zu unserem Stiefvater aufzubauen.
Zu diesem Mann hatten wir dann sogar mehr Vertrauen, als zu unserer eigenen Mutter....
Meine Mutter hatte uns, wenn sie mit uns nicht mehr fertig wurde, auch geschlagen. Ich erinnere mich noch, wie sie z.B. mit einem Besenstiel auf mich losgegangen ist, weil ich frech zu ihr war.
Während meine Mutter für 3 Kinder Unterhalt und Kindergeld erhalten, was nicht wenig war, da mein Vater gut verdient hatte, musste ich während meiner Schule und meiner Berufsausbildung zeitweise bis zu 4 Nebenjobs haben, da trotz Unterhalt und Kindergeld nie Geld für uns Kinder da war und wir alles selber finanzieren mussten, wie Klassenreisen, Schulsachen, Kleidung etc.
Dadurch konnte ich mich selbstverständlich nicht mehr so gut auf die Schule konzentrieren, bin aber trotzdem meinen Weg gegangen und habe mein Fachabitur gemacht und eine Berufsausbildung als Reiseverkehrskauffrau begonnen. Als meine Mutter von meiner Ausbildung erfahren hatte, bekam ich nur zu hören, dass der Beruf doch nichts wert sei, da man da nicht so viel Geld verdient. Es ging ihr immer nur ums Geld, hat aber nie im Leben selber gearbeitet....bis heute nicht.
Ich habe meine ganze Kindheit und Jugend immer nur Druck bekommen, nie war etwas gut genug was ich gemacht habe, aber dabei scheint sie zu vergessen, dass ich immer hart dafür gearbeitet habe, um ihr alles recht zu machen....ich habe sogar bis vor kurzem immer zu ihr gehalten. Nun macht sie gerade ihre 2. Scheidung (von unserem Stiefvater) durch und wollte mir kürzlich sogar den Kontakt zu ihm verbieten und unser Sohn dürfe nicht "Opa" zu ihm sagen.....danach scheint es "Klick" bei mir gemacht zu haben und ich habe mich von ihr distanziert bzw. den Kontakt ganz abgebrochen.
Nun bombardiert sie mich täglich mit irgendwelchen bösen Mails und ich macht weiterhin Druck oder versucht mich, mit gewissen Dingen zu erpressen. Ich möchte doch nur meine Zeit mit meinem Sohn genießen und meine Beziehung zu meinem Partner, der sehr verständnis- und liebevoll ist, leidet auch schon darunter. Es ist übrigens die erste Beziehung, die seit 4,5 Jahren bestand hat. Vorher waren meine Beziehungen immer sehr schwierig und haben nie länger als 2 Jahre gehalten. Ich hatte mich schon als Beziehungsunfähig eingestuft...vielleicht auch ein Resultat aus meinen Erfahrungen?
Ich kann einfach nicht mehr, bin täglich nur am heulen und dabei will ich am liebsten einfach alles vergessen, was geschehen ist, aber andererseits habe ich das Gefühl, dass ich dies ohne professionelle Hilfe nicht mehr schaffe. Sollte ich mich in Therapie begeben oder erscheinen mir meine Erfahrungen schlimmer, als sie waren?
Eine Anmerkung habe ich noch....ich habe damals Jahrelang Drogen (Hasch) genommen. Könnte dies eine Art gewesen sein, meine Erfahrungen zu verdrängen?
Ich würde mich sehr über ein Feedback freuen.
Vielen Dank im Voraus!
Meloenchen
Kindheitsbewältigung - brauche ich eine Psychotherapie?
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Hallo Meloenchen,
Alles Gute !
Du weisst es eigentlich schon selber indem Du das Gefühl hast es ohne professionelle Hilfe nicht zu schaffen. Ich finde dein Leidensdruck ist gross, aber ob Du eine Therapie machen sollst oder nicht, das wage ich mich nicht zu beurteilen. Ich an deiner Stelle würde mir einfach mal einen Therapeuten suchen und zu einem Erstgespräch gehen (Dir stehen von der Krankenkasse eh 5 Probestunden zu und vielleiucht reichen die ja schon ?!) Dann kannst Du immer noch entscheiden und der Therapeut kann Dir dann sagen ob du Therapie machen solltest oder nicht.habe ich das Gefühl, dass ich dies ohne professionelle Hilfe nicht mehr schaffe. Sollte ich mich in Therapie begeben oder erscheinen mir meine Erfahrungen schlimmer, als sie waren?
Ich denke schon, daß Drogenkonsum eine Art ist mit Gefühlen und Problemen umzugehen, ja man könnte es auch verdrängen nennen. Du hattest keine schön Kindheit, möglich daß dein Drogenkonsum eine Folge davon war. Ich hoffe Du nimmst jetzt keine mehr, wo das Kind da ist ?!!.ich habe damals Jahrelang Drogen (Hasch) genommen. Könnte dies eine Art gewesen sein, meine Erfahrungen zu verdrängen?
Alles Gute !
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Liebe Dakota,
vielen Dank für Deine schnelle Antwort!! Du hast Recht, im Grunde kenne ich die Antwort selber und sollte mich wohl wirklich einer Psychotherapie unterziehen. Das mit den von der Kasse übernommenen Probestunden war mir nicht bekannt und ist ein toller Rat, den ich auf jeden Fall in Anspruch nehmen werde.
Meine damalige Drogensucht habe ich zum Glück schon längst überstanden (diese war während meiner Jugend) und wir haben einen kerngesunden und wundervollen Jungen bekommen.
Ich wünsche Dir auch weiterhin von Herzen alles Liebe und Gute!!
vielen Dank für Deine schnelle Antwort!! Du hast Recht, im Grunde kenne ich die Antwort selber und sollte mich wohl wirklich einer Psychotherapie unterziehen. Das mit den von der Kasse übernommenen Probestunden war mir nicht bekannt und ist ein toller Rat, den ich auf jeden Fall in Anspruch nehmen werde.
Meine damalige Drogensucht habe ich zum Glück schon längst überstanden (diese war während meiner Jugend) und wir haben einen kerngesunden und wundervollen Jungen bekommen.
Ich wünsche Dir auch weiterhin von Herzen alles Liebe und Gute!!
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