Eigenartige Körpersprache oder nur demütigend gemeint?

[Traube]

Hallo,

ich habe hier im Forum schon mal darüber geschrieben, dass ich schon seit meiner Kindheit immer abgelehnt wurde.
Ich war immer ein sehr ruhiges und introvertiertes Mädchen, nur in fremder Umgebung konnte ich schon mal "aus der Rolle fallen".
Die ständige Ablehnung ist ein Grund, warum ich sehr wenig Selbstwertgefühl entwickelt habe.
Manchmal denke ich, andere suchen förmlich etwas, womit sie mich runtermachen können. Denn auch heute im Erwachsenenalter machen sich viele über mich lustig.
Das geht soweit, dass ich glaube, nicht nur seelisch, sondern auch geistig irgendwie einen Knacks zu haben!
Denn irgendwie scheint an mir nichts so richtig zu passen.

Ganz oft fällt mir auf, dass andere sich nicht nur über meine Schüchternheit amüsieren, sondern auch über meine Körpersprache.

Mir ist aufgefallen, dass wenn ich Leute anlächele, oft ein grimassierendes Lächeln zurückkommt. Vielleicht wollen sie damit spiegeln, wie es von mir rüberkommt. Also irgendwie unnatürlich wahrscheinlich.
Desweiteren wurde mir gesagt, dass wenn ich zur Seite blicke, mein Blick so merkwürdig starr ist.
Eine Bekannte amüsiert sich oft darüber, dass ich sie im Gespräch so erwartungsvoll ansehe. Sie erklärte es mir so, wie eine Frau vielleicht einen Mann ansieht, die von ihm wissen möchte: Wird das jetzt was mit uns beiden oder nicht?
Also gar nicht passend zu der betreffenden Situation, weil ich ja in dem Moment mit einer Frau im Gespräch bin!
Da ich ein eher gehemmter Mensch bin, verwende ich kaum Gestik. Ich habe mir aber vor langer Zeit wenigstens ein Kopfnicken zur Bestätigung angewöhnt. Beim Kopfnicken musste ich allerdings erst die richtig "Dosierung" lernen, denn bei mir dauerte diese Geste anscheinend zu lange. Es war mir selbst gar nicht bewusst bis man mir dann einige Male genervt gesagt hat, dass ich jetzt wirklich mal aufhören könne mit dem Kopf zu wackeln!

In meiner Kindheit wurde mir auch manchmal gesagt, dass ich komisch gucke.
Da ich immer sehr verträumt war, habe ich als Kind zum Starren geneigt.
Einmal sagte die Freundin meiner Mutter so gehässig, als wir sie mal besuchten, ich müsse noch lernen, mich in fremden Wohnungen nicht so auffällig umzusehen.
Ein Lehrer schrie mich mal an, ich solle aufhören zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Dabei wartete ich nur nervös auf die Rückgabe der Klassenarbeit.

Ich weiß nicht, ob es tatsächlich bei mir so schlimm ist oder ob andere mich nur negativ darstellen wollen, weil sie mich nicht leiden können.
Jedenfalls verunsichert mich das ganze.

Habt ihr auch schon mal so komische Bemerkungen in Bezug auf eure Körpersprache gehört oder ist euch so etwas bei anderen aufgefallen?

Liebe Grüße,
Traube

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[luftikus]

Habt ihr auch schon mal so komische Bemerkungen in Bezug auf eure Körpersprache gehört oder ist euch so etwas bei anderen aufgefallen?

Hin und wieder habe ich sowas auch schon erlebt - früher noch öfter als heutzutage. Beispielsweise hieß es manchmal, ich würde so unvermittelt zwischen einem Lächeln und einem ernsten Gesicht wechseln (was mir selber nie aufgefallen ist).

Außerdem bekomme ich recht oft gesagt, dass ich doch "so wahnsinnig ruhig" sei. Das ist eine Aussage, die ich selber kaum nachvollziehen kann, denn meine Eigenwahrnehmung ist deutlich anders. Doch sogar dann, wenn ich den Eindruck hatte, überdurchschnittlich stark aus mir herausgegangen zu sein, heißt es hinterher: "Der Luftikus war ja mal wieder total ruhig heute!"

[Dampfnudel]

Hallo Traube,
ja, gerade Unsicherheit führt schon öfter zu auffälliger oder "komischer" Körpersprache, finde ich. Ich kenne jemanden, der mal mit einer Körpertherapeutin ausprobiert hat, verschiedene Stimmungen, Situationen usw. nonverbal darzustellen. Das gab wohl einige Aha-Erlebnisse, und ich finde, dass er seitdem weniger auffällig auftritt, wahrscheinlich, weil er besser spüren und einschätzen kann, wie was wirkt.

LG
Dampfnudel

[Traube]

Hallo Traube,
ja, gerade Unsicherheit führt schon öfter zu auffälliger oder "komischer" Körpersprache, finde ich. Ich kenne jemanden, der mal mit einer Körpertherapeutin ausprobiert hat, verschiedene Stimmungen, Situationen usw. nonverbal darzustellen. Das gab wohl einige Aha-Erlebnisse, und ich finde, dass er seitdem weniger auffällig auftritt, wahrscheinlich, weil er besser spüren und einschätzen kann, wie was wirkt.

LG
Dampfnudel

Hallo Dampfnudel,

vielleicht sollte ich mich auch mal von einer Körpertherapeutin beraten lassen.

Mich belastet es sehr, dass ich nie so richtig für vollgenommen werde.
Ich könnte mir vorstellen, dass so eine Körpersprache auch etwas dümmlich und naiv auf andere wirkt? Oder wie hast du es bei demjenigen empfunden, bei dem es da Auffälligkeiten gab?

Das Problem ist ja, dass anscheinend fast alles an mir komisch wirkt.
Mir wurde auch gesagt, dass ich einen trippelnden Gang habe und sich meine Sprechweise gestelzt anhört.
Früher wurde mir auch schon mal gesagt, dass ich beim Sprechen manche Vokale so lang ziehe, vor allem das "e". Heute machen sich nur ab und zu noch fremde Menschen darüber lustig, dass mein "Nein" wie Neieeeen" klingt.

Ich hatte schon desöfteren Angst, dass das neurologische Auffälligkeiten sind, die sich ja dann nicht abstellen ließen.
Vielleicht ist die Ursache für all das ja wirklich reine Unsicherheit.

Liebe Grüße,
Traube

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[stern]

Ich weiß nicht, ob es tatsächlich bei mir so schlimm ist oder ob andere mich nur negativ darstellen wollen, weil sie mich nicht leiden können.
Jedenfalls verunsichert mich das ganze.

Ich würde sagen, das lässt sich wirklich schwer sagen. Bereits für dich selbst, wenn du selbstkritisch bist (weil du siehst dich und deine Körpersprache ja nicht selbst. Und was andere zurückmelden, ist deren Einschätzung, die auch nicht jeder so teilen muss. Und es stimmt: Manche sagen vielleicht auch etwas, um zu verletzen oder weil sie ärgerlich sind oder weil sie einen Ausdruck fehlinterpretieren, etc.).

Insofern tendiere ich auch in Richtung Körpertherapie (z.B. auch in der Gruppe) oder dass du vielleicht irgendwie einen Kontext schaffen kannst, in dem du dich mal auf Video siehst. Letzteres finde ich echt furchtbar, ist aber sozusagen die reinste Form der eigenen Wirkung. Oder hilfsweise, dass du gute Freunde (die dir nichts böses wollen, aber trotzdem kritisch sein dürfen) dir ihre Eindrücke zurückmelden können.

Vielleicht ist deine Körpersprache ja absolut normal... und bist wegen mancher negativer Erfahrungen nur übersensibilisert. Aber um dir da selbst einen Eindruck zu verschaffen, fände ich ein objektiveres Bild hilfreich, z.B. über Video oder Freunde, die dir eine Rückmeldung geben. Aber letzteres kann schon wieder verfälschter sein, weil bei einem Freund ein Blick oder ein Geste auch Wirkung hinterlassen kann bzw. das in den falschen Hals kommen kann, weswegen die Rückmeldung dann doch nur pseudoneutral ist. Hach, kann es gerade nicht gut formulieren.

[stern]

Das Problem ist ja, dass anscheinend fast alles an mir komisch wirkt.
Mir wurde auch gesagt, dass ich einen trippelnden Gang habe und sich meine Sprechweise gestelzt anhört.
Früher wurde mir auch schon mal gesagt, dass ich beim Sprechen manche Vokale so lang ziehe, vor allem das "e". Heute machen sich nur ab und zu noch fremde Menschen darüber lustig, dass mein "Nein" wie Neieeeen" klingt.

Meine Erfahrung: Nicht jeder Mensch nimmt die gleichen Phänomene auch gleich wahr. Das meinte ich im Vorposting mit Verzerrung. Also andere stören sich daran vielleicht überhaupt nicht bzw. finden das mglw. nichtmal auffällig.

Im Grunde gibt es 2 Möglichkeiten: Entweder dir gefällt dein Gang selbst nicht und willst ihn ändern (das würde ich dann aber nicht auf Basis der Einschätzung anderer tun, sondern nur wenn du selbst überzeugt bist, dass das sozusagen änderungswürdig ist). Oder dich juckt es nicht, dass andere deinen Gang trippelnd finden, weil du befindest, er gehört eben zu dir und Punkt. Hat auch was. Relativ schwer finde ich die 3. Version, sich zu verstellen. Denn das wird dann, behaupte ich, oft erst recht augenfällig.

[Dampfnudel]

Entweder dir gefällt dein Gang selbst nicht und willst ihn ändern (...). Oder dich juckt es nicht (...). Relativ schwer finde ich die 3. Version, sich zu verstellen. Denn das wird dann, behaupte ich, oft erst recht augenfällig.

Das sehe ich auch so. Um das entscheiden zu können, ist es aber im Grunde erstmal wichtig, sich selbst und seine Körpersprache irgendwie wahrnehmen und einschätzen zu können.

Wenn Du Dir unsicher bist, ob es was mit neurologischen Auffälligkeiten zu tun hat, würde ich das mal abklären lassen. Wenn es tatsächlich so wäre (ich will nicht den Teufel an die Wand malen, aber unmöglich ist das ja nicht), könnte dann zumindest auch eingegriffen und der weitere Verlauf besser kontrolliert werden.

Wenn es nichts mit neurologischen Ausfällen zu tun hat, dann ist diese Unsicherheit zumindest schonmal aus dem Weg geräumt, und Du kannst Dich in Ruhe um das Unsicherheitsthema kümmern - das ja auch in beide Richtungen wirken kann: auf Deine Körpersprache und auf Deine Wahrnehmung dessen, was andere Dir rückmelden.

Mich belastet es sehr, dass ich nie so richtig für vollgenommen werde.
Ich könnte mir vorstellen, dass so eine Körpersprache auch etwas dümmlich und naiv auf andere wirkt? Oder wie hast du es bei demjenigen empfunden, bei dem es da Auffälligkeiten gab?

Kann ich mir gut vorstellen, das würde mich auch ganz schön belasten! Derjenige, von dem ich schrieb, wirkte nicht dümmlich, aber ein bisschen naiv vielleicht schon. Mir kam es immer wie ein nonverbales "Ich bin der kleine XY, ich bin ganz lieb, bitte tu mir nichts und sei auch lieb zu mir und verlang bloß nicht zu viel von mir!" vor. Das fing schon bei der Begrüßung an. Inzwischen empfinde ich seine nonverbale Botschaft bei der Begrüßung als "Hallo, ich bin angekommen; schön, dass wir uns sehen." Ein großer Unterschied, und sehr viel angenehmer.

Für ihn hat sich das mit der Körpertherapeutin echt gelohnt, hab ich den Eindruck. Wenn Du Dir sowas auch vorstellen kannst, wäre es ja einen Versuch zumindest mal wert.

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