Außenwirkung der Störung

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Dampfnudel
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Außenwirkung der Störung

Beitrag Di., 19.02.2013, 22:16

Hallo Ihr Lieben,

ich eröffne diesen Thread jetzt mal unter "Sonstige Problembereiche", weil sich meine Frage auf keinen konkreten Problembereich bezieht, sondern m. E. "störungsübergreifend" ist, nämlich:
Wie geht Ihr üblicherweise mit den Symptomen Eurer Probleme um? Kriegt Eure Umwelt das mit? Wenn ja, absichtlich oder unabsichtlich? Wenn unabsichtlich, wie reagieren sie, und wie geht Ihr damit um? Und wenn absichtlich, wie erklärt Ihr, was da los ist?

Bei mir war es lange so, dass ich versucht habe, meine Depression und später auch die Angstzustände, die dann dazu kamen, zu verbergen. Ich weiß nicht, wie gut es mir gelungen ist - ein Kollege meinte mal, dass sie das bei der Arbeit durchaus gemerkt und überlegt hätten, wie sie mich unterstützen könnten. Von anderen, die ebenfalls dort gearbeitet haben, wurde ich aber in einer sehr schwierigen Zeit auch gefragt, wie ich das eigentlich hinkriegen würde, dass ich immer noch so fit und leistungsfähig und gut drauf sei. Die haben also anscheinend gar nichts mitbekommen und nur die leistungsstarke Powerfrau gesehen. Letzteres habe ich von anderen hier im Forum auch schon gelesen, also dass sie so wahrgenommen werden und wahrscheinlich keiner denken würde, dass sie eine Therapie machen.

Jetzt bin ich seit einem Jahr in einer Weiterbildung, die alle paar Wochen am Wochenende stattfindet. Ich hatte, als ich damit angefangen habe, gedacht, ich sei wieder ziemlich stabil, habe dann aber gemerkt, dass ich stabil mit im Alltag funktionsfähig verwechselt habe. In dieser Gruppe ist es schon ein paarmal passiert, dass ich entweder in ein Loch gefallen bin, wieder große Angst hatte oder "weggedriftet" bin (solange ich mir über den Dissoziationsbegriff so unsicher bin, verwende ich ihn jetzt mal nicht), alles davon in einem Maße, dass die anderen wohl auch zumindest mitbekommen haben, dass es mir nicht gut ging (abgesehen davon gibt es auch zum Anfang und zum Ende immer ein "Blitzlicht", in dem jeder sagt, wie es ihm geht). Ich hab versucht, das nicht so zu thematisieren, weil es mir unangenehm ist, dass es immer wieder vorkommt, aber einige hatten gerade damit zeitweise ein echtes Problem, weil sie das wahrscheinlich nicht richtig einordnen konnten und wohl das Gefühl hatten, ich wolle damit mehr Aufmerksamkeit oder mehr Raum erzwingen (das hat mal eine von ihnen gemeint).

Nach einem Selbsterfahrungswochenende, an dem wir alle ziemlich viel übereinander erfahren haben, sind mir jedenfalls viele ganz anders begegnet und haben auch gesagt, dass sie jetzt vieles besser verstehen und besser damit umgehen können. Sehr tolerante Leute zum Glück, ich nehme an, dass nicht jeder so damit umgehen würde. Mein Fazit war, dass ich also am besten sehr offen damit umgehe und möglichst viel erkläre, damit keiner verunsichert und deshalb verärgert ist, wenn sie mein Verhalten komisch finden.

Nun gibt es aber manchmal Situationen, wo die Angst kommt oder ich eben auch wegdrifte, ohne dass ich überhaupt weiß, warum. Da kann ich also auch nicht wirklich was erklären. Und vor allem dieses Wegdriften zu erklären, scheue ich mich auch sowieso, weil ich denke, dass das auf Leute, die es nicht kennen, wahrscheinlich schon sehr komisch wirkt und ich ja auch keine richtigen Worte dafür finde. Deshalb würde ich das eigentlich schon lieber verbergen. Ich kann solche Zustände aber manchmal einfach nicht komplett überspielen und verhalte mich schon irgendwie anders als normal, und die Leute da sind ziemlich aufmerksam, so dass sie eben auch viel mitkriegen. Ich habe deshalb Sorge, dass es wieder zu diesem Unmut kommt, weil sie eben nicht verstehen, warum ich so komisch bin. Einfach zu sagen: "Sorry, ich bin gerade ein bisschen abgedreht und weiß auch nicht, warum" traue ich mich aber auch nicht.

Wie ist das bei Euch, und habt Ihr vielleicht eine Idee, was Ihr in dieser Situation machen würdet?

Herzliche Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Beitrag Do., 21.02.2013, 13:09

Liebe Dampfnudel

Bei mir ist es so, dass ich vieles mit meiner Schmerzkrankheit erklären kann, d. h. ich muss nicht unbedingt das Psychische erwähnen. Es wäre wohl auch das Beste, wenn ich wirklich nichts weiter erzähle, sogar dann nicht, wenn ich mit meinem zwanghaft exakten Verhalten auffalle. Aber manchmal möchte ich einfach auch richtig verstanden werden, konnte deshalb auch bei den falschen Leuten teilweise den Mund nicht halten. Allerdings lohnt es sich bei wichtigen netten Bezugspersonen, weil einfach mehr Verständnis entsteht, was wiederum eine schöne Erfahrung ist. Ich würde sagen: bei den richtigen Leuten ja, sonst eher überspielen versuchen. Selbstschutz ist auch wichtig, damit es nicht gegen einen verwendet wird.
Lieben Gruß
elana

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Dampfnudel
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Beitrag So., 24.02.2013, 22:37

Liebe elana,

danke für Deine Antwort! Mensch, wofür doch auch schlimme Dinge (Schmerzkrankheit) manchmal gut sein können! Ich muss mir glatt mal überlegen, ob mir vielleicht auch sowas einfällt.
Bisher hatte ich Glück, glaube ich, mit den Menschen, denen ich davon erzählt habe, die Dissoziationen habe ich allerdings bisher eher für mich behalten. Thera1 meinte dazu mal: "Das muss nicht jeder wissen. Nur Sie, Ihr Tagebuch und Ihre Therapeutin."
Manchmal würde ich schon gern darüber reden, wahrscheinlich vor allem, weil ich es so erleichternd fand, als ich angefangen habe, über die Depression zu reden und diejenigen, mit denen ich darüber gesprochen habe, auch gut reagiert haben. Aber das ist halt auch was Bekannteres, worunter die meisten Leute sich was vorstellen können. Dinge, unter denen andere sich nichts vorstellen können, wirken leicht "verrückt" nicht so richtig zurechnungsfähig. Spätestens dann kann's wahrscheinlich problematisch werden.

Liebe Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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Beitrag Mo., 25.02.2013, 12:42

Huhu liebe Dampfnudel

"Depression" klingt wirklich nicht nach einer Störung, das ist schon eher akzeptabel, haben ja auch viele. Ich denke auch, dass Du mit dieser Diagnose nicht unbedingt Angst haben musst, stigmatisiert zu werden, da es irgendwo eine Volkskrankheit ist mit unterschiedlichen Abstufungen. Nur wird der Laie den Unterschied wohl kaum erkennen. Als "verrückt" wirst Du deswegen wohl kaum angesehen werden.

Ich selbst rede wie gesagt von meiner Schmerzkrankheit und von meinem Schmerztherapeuten, was aber nicht gelogen ist, denn mein Thera ist wirklich auf Schmerzpatienten spezialisiert und meine psychische Verfassung hat ja auch wirklich mit meiner Schmerzkrankheit zu tun, das bedingt sich gegenseitig bei mir. Es ist nicht nötig, da ins Detail zu gehen. Das macht ja auch niemand mit sonst einer körperlichen Krankheit.
Lieben Gruß
elana

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Dampfnudel
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Beitrag Mo., 25.02.2013, 16:05

Stimmt, mit Depression habe ich auch keine Probleme mehr,damit kann ich gut umgehen. Kopfzerbrechen bereiten mir eher dissoziative Zustände.
Alles hat seine Zeit.

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