Umgang mit Kranksein

Alle Themen, die in keines der obigen Foren zum Thema "Psychische Leiden und Beschwerden" passen.
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Umgang mit Kranksein

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:05

Hallo!

Ich würde gerne mal ein Thema ansprechen, mit dem ich mich eigentlich schon mein Leben lang quäle: das Akzeptieren von Kranksein und entsprechende Konsequenzen.

Das Problem ist, dass ich mir nur sehr, sehr schwer zugestehen kann, dass ich im Falle von Krankheit Ruhe und Schonung nötig habe. Das zeigt sich natürlich gerade bei psychischen Beschwerden, aber tatsächlich auch bei körperlichen Dingen.

Aktuell bin ich stark erkältet. Dazu muss ich sagen, dass ich die ganzen zwei Wochen, in denen ich Urlaub hatte, komplett krank war: zuerst Magen-Darm, dann starke Verspannungen, die extrem schmerzten und nun auch noch diese Erkältung. Alles für sich ja nicht schlimm, aber ich hätte die Zeit so sehr zum Auftanken gebraucht. Jetzt stellt sich die Frage, ob ich mich nicht noch zwei Tage krank schreiben lassen soll, weil es mir echt schlecht geht. Und genau das fällt mir schwer, ich habe immer das Gefühl, ich sei zu wehleidig, ich müsse das aushalten, sei selbstsüchtig und dergleichen.

Ich schaffe es nicht, für mich zu sorgen, was das anbelangt. Wie ist das denn bei euch? Kennt das jemand? Wie geht ihr damit um?

LG Sandrin

Werbung

Benutzeravatar

Jugendstil
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 604

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:09

Ich lasse in so einem Fall meist die Vernunft sprechen und die sagt mir, was ich jetzt zu früh wieder aufstehe, muss ich nachher bei einem Rückfall eventuell dranhängen.

Liebevolle Fürsorge für sich kann man lernen. Klein anfangen und dann gehts immer besser.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15213

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:11

Hallo sandrin!

Ich kann das absolut nachvollziehen, denn ich war fast nie krank im Sinne von krankschreiben in meiner beruflichen Laufbahn, war immer mit hohen Fieber vor Ort etc.. Und nicht selten konnte ich beobachten, dass sich andere Kollegen nie einen Kopf gemacht haben, manche machten sogar ohne Krankheit blau. Dazu kommt ja noch, dass man Kollegen einfach nicht hängen lassen will. Dieses gruselige schlechte Gewissen.

Für mich ist es in dieser ominösen Rente immer noch nicht möglich zu entspannen und den Tag so vergehen zu lassen, fühle mich einfach wertlos, wenn ich nicht für mein Einkommen sorgen kann und überlege schon die ganze Zeit wie ich das hinbekomme. Ich weiß nicht, ob wir da gemeinsam einen Weg finden?

Viele Grüße!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:16

Ich glaube, es liegt daran, dass wir das einfach nie lernen durften, für uns da zu sein. Wir mussten immer stark sein, unsere Probleme waren immer die kleineren im Vergleich zu anderen.

Bei mir ist das oft sogar so, dass in dem Moment, in dem ich im Wartezimmer sitze, meine Beschwerden "verschwinden" und ich dann anfange, meiner Wahrnehmung zu misstrauen. Und dann lieg ich zu Hause und denke mir, es wäre doch gegangen zu arbeiten und ich würde das alles hinterher bereuen.
Auf der anderen Seite signalisiert mir mein Körper so deutlich, dass es ihm zu viel wird. Ich habe mich schon Jahre nicht mehr fit gefühlt ...

Werbung

Benutzeravatar

hope_81
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 1805

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:17

Liebe Sandrin,
bevor du dich und deine Gesundheit für die Wirtschaft hinten anstellst,
rate ich dir einen Schein zu nehmen.
Diese Denkweise finde ich ganz, ganz schlimm, denn Schlussendlich ist es immer der Kranke,
der weder ein Dankeschön noch sonst etwas erhält, nein ganz im Gegenteil,
ihm wird denn bei mangelnder Leistung noch vorgeworfen, warum er so schlecht arbeitet.
Gerade in der heutigen Zeit "höher, schneller weiter" ist es so wichtig geworden auf sich und seinen Körper zu hören,
sagt der NEIN, sollte ein Nein ein Nein bleiben!
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15213

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:21

Ja, eine Tatsache gab es da schon als Kind, wenn ich was hatte, dann wurde das abgetan. Mein Vater sagte gerne: Was du immer hast, werde mal so alt wie ich. Die üblichen Kinderkrankheiten waren der einzige Faktor zum Ausruhen, weil man dann ja ganz objektiv auch nicht in die Schule hineindurfte.

Wie ich diesen fressenden Wurm loswerden soll, weiß ich auch nicht, wäre aber jetzt echt mal ganz wichtig für mich.

Später bin ich nicht mal ins Krankenhaus gegangen, sondern habe alles ambulant machen lassen, bin gegangen, kurz krank und wieder auf der Bahn wo andere sicher wochenlang in der Klinik verbracht hätten.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:24

Danke! Naja, bei mir wär's nicht mal die Wirtschaft, sondern der Staat .
Es stimmt, manche Kollegen würden sich nicht einen Deut drum kümmern, ob wir sie vertreten müssen oder nicht. Aber bei mir kommt das Pflichtbewusstsein halt immer sofort durch.
Gerade, wenn man mit Kids arbeitet, braucht man halt wirklich Kraft (auch stimmlich!), und die hab ich im Moment nicht.

@Ja, candle. Kenn ich, nur keine Schwäche aufkommen lassen. Immer die Starke sein müssen.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15213

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:30

Weißt du, wenn man sich so schlecht fühlt, ist es ja auch immer noch so ein Angang sich zum Arzt zu schleppen, also denke ich, wenn du dich zum Arzt schleppen kannst, dann kannst du dich auch zur Arbeit schleppen.

Und nein, die Arbeit wird bei mir dann auch nicht schlechter also die Qualität- mein Gott was sind wir für belastbare Wesen???

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

peppermint patty
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 1931

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:32

Hi Sandrin,

mir und einigen anderen aus meinem Bekanntenkreis geht es auch oft so. Wir haben gelernt funktionieren zu müssen, und sehen es als versagen wenn dies mal nicht geht. Und natürlich können wir unser Fehlen niemanden "antun"...
Wir telefonieren dann untereinander nach dem Motto "Du hör mal zu mir geht es zurzeit schlecht, bin krank - ich würde ja am liebsten noch ein paar Tage zu hause bleiben..." Schon bekommt die Person "den Kopf gewaschen" (aber nicht böse), danach geht es leichter mit der Krankmeldung. Es ist so als würde die Absolution durch andere uns (und damit meine ich nicht nur mich und meine Bekannte) dann etwas tun lässt, was wir uns eigentlich selber trauen sollten. Nämlich verantwortungsvoll mit uns umgehen.

LG

Benutzeravatar

hope_81
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 1805

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:34

Ähm Candle?
Das hat nichts mit Belastung sondern mit Verantwortung zu tun.
Du kannst natürlich auch krank hingehen und den ganzen laden anstecken, oder die Kinder.
Oder ich als Kellner serviere dir dein Essen lecker mit Magen- Darm Mahlzeit!
Du hast verantwortung für dich und andere, wenn du dir egal bist, dann bitte.
Die anderen auch?
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:35

Genau. Irgendwie geht es immer. Ich hab mein gesamtes Examen schwerkrank (und es war nicht nur eine Erkältung) abgelegt. Musste ja gehen. Gehen tut alles. Aber ich frage mich inzwischen auch: Wofür? Wer dankt es mir? Muss ich mich an solchen Tagen weniger ärgern? Sagen die Kids, Frau ... ist heute krank. Wir werden uns mal anständig aufführen? Nee, tun sie nicht. Ganz im Gegenteil: Ich bin leichte Beute für die Kleinen...!
Ich möchte einfach nicht klein beigeben. Ich will das jetzt lernen, so als Neujahrsvorsatz. Mich um mich selber kümmern, mich ernst nehmen. Körpersignale ernstnehmen. ICH sein dürfen, mit allem, was dazugehört. Wer macht mit???

Benutzeravatar

hope_81
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 1805

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:37

Sandrin,
genau das ist es
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:38

Ist nur, dass ich so leicht Angst vor meiner eigenen Courage bekommen

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15213

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:38

hope, das kann durchaus auch in meinen Ohren als Ausrede verstanden werden. Ich meine eine Erkältung, so schlimm sie sich für mich auch anfühlt, ist dann eh schon am rotieren. Und wenn du eh in der Medizin arbeitest, juckt es eh keinen.

Mit einer Magen- und Darmgrippe wäre ich so gut wie tot, habe ich selten, da würde sich deine Anmerkung erübrigen. Ja, so kompliziert ist die Denke...

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
sandrin
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 33
Beiträge: 3313

Beitrag Sa., 05.01.2013, 16:40

Sei froh, candle. Ich hatte das über Heiligabend. Voll gemein!!!

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag