Extremhoher Erwartungsdruck an mich selbst

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Jaella
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Extremhoher Erwartungsdruck an mich selbst

Beitrag Fr., 13.04.2012, 08:56

Hallo zusammen,

ich brauch jetzt mal andere Meinungen vielleicht sogar den ein oder anderen Tip, wie ich mit meinem Problem zurechtkomme, denn die Aussage von meiner Therapeutin: "Sie müssen das Problem erkennen und dann beheben" hilft mir nicht weiter, da ich das Problem erkannt habe, aber nicht weiß, wie ich es beheben soll! Und langsam schlägts auf die Gesundheit!
Also folgendes:
Ich habe einen extremhohen Erwartungs- und Leistungsdruck an mich selbst. Ich mach die Ausbildung zur Erziehern (meine mittlerweile 4. Aus-Weiter-Bildung, allerdings liegt schon System dahinter, ich mach das nicht nur, weil ich mich nicht entscheiden kann, was ich arbeiten will, sondern ich hab schon ein Ziel, wo ich hin will). Auf alle Fälle kann ich im Rahmen dieser Ausbildung auch das Abitur mitmachen, was ich gleich nutze.
So, auf jedenfall ist es so, dass alle Noten, die ich bekomme und die schlechter sind wie eine 1 bei mir für mich nicht anerkannt sind. Wenn Schulfreunde eine 2 bekommen, kann ich mich total für sie freuen, aber wenn ich eine 2 oder noch schlimmer eine 3 bekomm, dann ist das für mich ein Weltuntergang. Ich weiß, dass es aus meiner Schulzeit herrührt, da mir meine Eltern immer meine Cousinen und meine kleinere Schwester vorgehalten haben, wie gut die doch in der Schule sind, die immer gute Noten mit nach Hause bringen, und ich war damals nicht so.
Ich weiß, dass das totaler Humbug ist und auch 2er und 3er gute Noten sind, aber auf mich umsetzten kann ich das nicht. Und langsam mach ich mir halt so einen Druck deswegen, dass ich mittlerweile total im Lernen blockiert bin, unausstehlich bin, Stress-Symptome wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Fressanfälle hab und auch meine Panik-Attacken wieder zurückgekommen sind.

Aber ich weiß einfach nicht, wie ich aus diesem Leistungsdruck aussteigen kann und mich auch über andere Noten wie 1er freuen kann und es anerkennen kann, was ich schon alles geschafft habe und was ich alles leiste!

Vielleicht gehts/gings ja jemandem ähnlich oder es hat sonst jemand Ratschläge, denn ich bin echt langsam am verzweifeln, da ich mir selbst so im Weg stehe und einfach auch keine Freude mehr an der Ausbildung und auch an meinem Privatleben hab, denn das schlägt sich da ja auch nieder.

Schon mal Danke und liebe Grüße
Jaella

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 13.04.2012, 09:39

Jaella hat geschrieben:denn die Aussage von meiner Therapeutin: "Sie müssen das Problem erkennen und dann beheben" hilft mir nicht weiter, da ich das Problem erkannt habe, aber nicht weiß, wie ich es beheben soll! Und langsam schlägts auf die Gesundheit!

Da würde ich ihr mal auf die Füsse treten, denn es ist ihr Job, mit dir Strategien zu erarbeiten wie du das machen sollst, und auch rauszufinden woher das kommt. Weil das ist so allgmeineplatzmässig, daß du dazu nicht einen Spezialisten für 80 Euro die Stunden benötigst, das kann sich jeder einigermassen intelligente Mensch auch selbst denken. Aber so einfach ist es leider nun mal nicht psychische Probleme loszuwerden.

Wenn sie dazu unfähig ist hast du einen inkompetenten Therapeuten und dann solltest du dir schleunigst einen besseren suchen. (Und die User hier kassieren inzwischen die 80 Euro für die Hilfe die sie dir offenbar nicht gibt. Weil was besseres als das wirst du hier ziemlich sicher bekommen )

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Hiob
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Beitrag Mi., 25.04.2012, 16:28

von Jaella: Aber ich weiß einfach nicht, wie ich aus diesem Leistungsdruck aussteigen kann und mich auch über andere Noten wie 1er freuen kann und es anerkennen kann, was ich schon alles geschafft habe und was ich alles leiste!
Liebe Jaella.

Vermutlich wird es dir nichts nutzen, wenn jemand von außen sagt "du brauchst nicht so streng mit dir selbst zu sein" oder "du bist doch ok so" oder "das genügt doch so". Das wirst du selber wissen.

Ich vermute, du kommst aus diesem Regelkreis der Sollwert-Istwert-Abgleichung nur heraus, wenn du so stark unter diesen Dingen leidest, dass du dich gezwungen siehst, dich daimt tiefer zu beschäftigen, wie es geschehn ist, dass "du" diese Erwartungen "an dich" hast und wer hier eigentlich hinter dem "du" stecken könnte. Kannst du damit etwas anfangen?

Bei mir war es so, dass ich einfach keine andere Wahl hatte, als dem auf den Grund zu gehen. Es lohnt sich aber. Und es lohnt sich, herauszufinden, wer davon profitiert, dass du so streng zu dir bist. Vielleicht begegnen dir auf diesem Wege auch einige Methoden, wie man dich dazu brachte. Ziemlich fiese Methoden? Unmenschliche? Die Veränderungen in dir werden nicht zeitgleich mit diesen Erkenntnissen eintreten, die Wirkung wird aber aus meiner Sicht dadurch entspannter und gesünder sein, als wenn du irgendein (neues) Mantra von einem Arzt annimmst, nach dem Motto "schonen sie sich", und der Reaktion "ok, ich muss mich schonen". Sich selbst die Erkenntnis zu erarbeiten und ganz in Ruhe in dir wirken zu lassen. Manchmal dauert es Monate und Jahre nach dieser im Denken formulierten Erkenntnis, bis es wirklich wirkt, aber das halte ich für eine recht friedliche und dauerhafte Methode.

Heute währe ich nicht mehr in der Lage eine Prüfung abzulegen, ich bin deshalb froh all die Abschlüsse hinter mir zu haben (und im Schrank vor sich hin dümpeln zu lassen)...aber einen Menschen ernst nehmen, der von mir verlangt, dass ich das nachahme, was er schon weiß oder glaubt zu wissen (Prüfung).......das kommt mir vor wie das zu essen, was ein anderer schonmal gegessen hat. Aus meiner Sicht ist es nicht nährstoffreicher als dieses Bild, einen "Abschluss" zu schaffen. Ich kann dir nur vorschlagen, dich von lebendigen Dingen zu ernähren. Vielleicht kannst du mit diesem Vergleich etwas anfangen.

Liebe Grüße
Hiob

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candle.
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Beitrag Mi., 25.04.2012, 17:25

Hallo Jaella!

Wieso tust du dir das denn (noch) an mit den Weiterbildungen? Vielleicht ist das einfach zu viel für dich? Wieso nicht einfach nur arbeiten, denn mit den Fortbildungen bleibt der Druck ja erhalten. Ich hatte mir da auch mal meine Gedanken gemacht, nicht wegen der Noten, aber irgendwann die Frage wozu man sich das noch antut, statt "gemütlich" vor sich hinzuarbeiten?

Mit 28 Jahren ist man ja auch im Prinzip "fertig" und muß sich keinen Prüfungen mehr unterziehen.

Also der Druck fängt schon viel weiter vorher an, nicht erst bei den Noten, aber wieso?

Viele Grüße!
candle
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josh1
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Beitrag Mi., 25.04.2012, 20:33

vielleicht solltest du zur tiefenpsychologie wechseln - du hast den biographischen kontext angesprochen:
a la mama/papa haben dich zur leistung angespornt,
leistung als mittel zur liebe
eventuell bist du/fühlst du dich gerade allein, und bist um so mehr auf leistung aus (weil diese mit liebe/zuwendung/geborgenheit? verknotet ist).

grüße -
josh

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Jaella
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Beitrag Sa., 28.04.2012, 06:08

Erstmal herlichen Dank für eure Antworten!

@Hiob:
Das mit der Soll-Ist-Abgleichung hab ich verstanden und ich denke, das ist mit Sicherheit so. Nur, wie schaff ich es, das heraus zu finden? Vom Verstand her weiß ich alles, wie es funktioniert, quasi Über-Ich entthronen, die von der Umgebung aufgenommenen Gefühle/Gedanken/Erwartungen hinterfragen und notfalls ablegen. Nur die Praxis ist nicht so einfach!
Wie war das bei dir? Wie hast du es geschafft?
Hiob hat geschrieben:aber einen Menschen ernst nehmen, der von mir verlangt, dass ich das nachahme, was er schon weiß oder glaubt zu wissen (Prüfung).......
Das müssen wir nicht, das wär einfach! Etwas auswendig lernen und dann Fragen beantworten, das wär easy, dann würd ich mir glaub gar keinen solchen Stress machen, dann würd ich wissen, dass ichs kann!
Wir lernen natürlich die verschiedensten Sachen der Pädagogik, Psychologie, Heilpädagogik, etc. was vorausgesetzt wird, dass wir als Erzieher wissen. ABER die Klausur besteht dann darin, dass wir entweder das gelernte anweden, also einen Fall bearbeiten, wie wir in der Praxis dann mit dem "Problem" umgehen (was noch das leichtere ist) ODER wir müssen uns dann über das Thema eine Meinung bilden und diese zu Papier bringen im Bezug auf uns selbst und unsere Kindheit. Und das wird dann benotet.


@candle:

Warum ich mir das noch "antue"?
Zum einen kann ich in dem Beruf, den ich als erstes gelernt habe nicht mehr arbeiten, zum Anderen wollte ich schon immer die Möglichkeit haben, evtl Selbstständig zu sein und mich niemandem unterordnen zu müssen, und zum dritten will ich eine Arbeit, die sich mit Familie und Kinder gut vereinbare lässt. Ich konnte noch nie "einfach vor mich hinarbeiten" das wird mir schnell langweilig, deswegen hab ich nebenbei das Fachstudium und eine Weiterbildung gemacht, wobei ich da nicht das Noten-Problem hatte, denn es gab da nur eine Abschlussprüfung ohne Noten. Erst diese Umschulung ist jetz ein großes Projekt, wo ich doch nochmal so richtig Schule inkl. Noten habe.
Mein Ziel ist eigentlich irgendwann (so mit Ende 40) eine eigene Präventions-Praxis mit Schwerpunkt auf Entspannung für Kinder und Jugendliche zu haben.

Ich hab mir schon manchmal gedacht, vielleicht muss ich diesen Druck jetzt erleben und aufarbeiten um später besser mit meinen Klienten arbeiten zu können...


@josh1:

Ich bin bei einer Tiefenpsychologin und wurde auch eine Zeit lang tiefenpsychologisch behandelt. Eigentlich ist die Therapie nach 5 Jahren, die natürlich nicht nur Tiefenpsychologisch waren, nun am auslaufen.

Deine Denkanstöße sind gut, denen werd ich mal nachgehen...



Liebe Grüße
Jaella

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 28.04.2012, 09:03

Jaella hat geschrieben: Mein Ziel ist eigentlich irgendwann (so mit Ende 40) eine eigene Präventions-Praxis mit Schwerpunkt auf Entspannung für Kinder und Jugendliche zu haben.

Dir ist schon klar daß du hier Leuten etwas vermitteln willst das du selbst nicht zustandebringst? Ich glaube nicht daß das in irgendeiner Weise sinnvoll ist so lange du es nicht selbst schaffst deine eigenen Probleme (einen irgendwann stattfindenden Zusammenbruch an Überforderung) zu präventieren und dich selbst zu entspannen.

Was du ausprobieren könntest ist Shamata (ruhiges Verweilen) Meditation. Da geht es explizit darum seinen Geist so zu lassen wie er ist und aus dem ich muss dies und das und jenes Hamsterrad auszusteigen und einfach nur zu sein. Man kann aber mit einer Einstellung wie deiner selbstverständlich auch das zu einem Leistungstrip umfabrizieren und damit den Sinn der Übung völlig verdrehen, ich würde dir also raten dir hierzu wirklich fachkundige Anleitung zu holen.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 28.04.2012, 09:04

Jaella hat geschrieben: Ich bin bei einer Tiefenpsychologin und wurde auch eine Zeit lang tiefenpsychologisch behandelt. Eigentlich ist die Therapie nach 5 Jahren, die natürlich nicht nur Tiefenpsychologisch waren, nun am auslaufen.
Hast du das Problem dort angesprochen, und wenn ja, warum hat die Therapie da scheints so wenig geholfen dagegen?

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Jaella
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Beitrag Sa., 28.04.2012, 19:35

Dieses Problem kam erst jetzt raus, wie ich wieder in die Schule kam und da war die Thera schon am Beginn des Auslaufens. Also wird tiefenpsychologisch mit Hilfe eines Therapeuten momentan zumindest da nix zu machen sein.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 28.04.2012, 19:49

Du machst jahre lange tiefenpsychologische Therapie und so ein zentrales Problem (das ja auch garnicht so selten vorkommt, du bist mit einem überzogenen Perfektionismusanspruch ja nun wahrlich nicht die einzige Person hier in der Republik!!) ist nicht zum Thema geworden dabei

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